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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Spinnenthiere. Gliederspinnen.
erheben sich vom zweiten Gliede an außer je einer Seitenleiste drei dergleichen längs der Mitte.
Alle Glieder, besonders aber die Scheeren tragen lange Zottenhaare. Diese Art, durch die weit
hintenstehenden Scheitelaugen und die schön rothen, von schwarzen Linien durchzogenen, stark
behaarten Hände besonders auffällig, wird sehr ausführlich von Herbst beschrieben. Merk-
würdigerweise paßt die Beschreibung in allen Einzelnheiten auf drei Jndividuen der Halle'schen
Universitätssammlung, welche Burmeister aus Brasilien mitgebracht hat.

Die dritte Gruppe (Centrurini) vereinigt folgende Merkmale: Ein kleines, dreieckiges Brust-
bein von bedeutenderer Länge im Vergleich zu seiner Breite, dessen Seitenränder sich nach vorn
nähern und dessen Hinterrand ungetheilt ist, zwei Reihen von Zähnen am beweglichen, nur eine
Reihe am unbeweglichen Finger der Kieserfühler, ein gerader Vorderrand des Kopfbruststücks, ein
Dorn unter der Wurzel des Giststachels, je drei größere Hauptseitenaugen, eins oder zwei daneben
und spindelförmige Hände der Scheerentaster. Hierher gehört u. a. der sehr schlanke amerika-
nische Skorpion
(Centrurus americanus). Er ist in allen seinen Gliedmaßen dünn und auf
graugelbem Grunde hübsch schwarzscheckig und etwa 17 Linien lang. Von dunklerer Farbe und
kräftigerem Baue, aber gleichfalls sehr schlank erscheint der bis 4 Zoll messende Hottentotten-
Skorpion
(C. hottentottus).

Der oben vorgeführte gekielte Skorpion (Buthus occitanus), welchen Herbst auch unter
dem Namen Scorpio tunetanus beschrieb und abbildete, gehört der letzten Gruppe (Androctonini)
an, bei welcher sich das kleine dreieckige Brustbein vorn zuspitzt oder abstumpft, hinten ganzrandig
verläuft, beide Finger der Kieferfühlerscheere mit je zwei Zahureihen bewehrt, die Tasterscheeren
spindelförmig und die Athemlöcher groß sind. An den Seitenrändern des vorn gerade abgeschnit-
tenen Kopfbruststücks stehen je drei Haupt- und außerdem noch zwei Nebenseitenaugen. Die
Körperfarbe besteht bei der in Rede stehenden Art in einem lichten Gelbroth und drei Kiele laufen
über den Rücken des Hinterleibes, auf dessen letztem Gliede sich die beiden äußeren einander
nähern. Ebenso bilden Reihen perlenartiger Körnchen zierliche Figuren auf dem Rücken des Vorder-
leibes, besonders zwei von der geraden, leistenartig aufgebogenen Stirn bogenförmig aus-, zwischen
den Scheitelaugen durchlaufende und sich dahinter in einem Vogen einigende, so daß sie ungefähr
die Gestalt einer in der Mitte nicht geschlossenen 8 bilden. Hinter den Seitenaugen beginnt jeder-
seits eine andere Leiste, welche anfangs geradlinig nach hinten verläuft, sich in einem sanften Bogen
nach innen wendet und dann abermals gerade bis zum Hinterrande geht. Dieser Bildung wegen
zog ich vor, die deutschen Namen "spanischer oder französischer Skorpion", welche man ihm gegeben,
in "gekielten Skorpion" umzuwandeln, weil er nicht nur in den beiden genannten, sondern in
noch andern Ländern lebt, so auch in Egypten, von wo mir zahlreiche Exemplare vorliegen.



Jn Hinsicht auf die großen Scheeren erscheint der Bücherskorpion (Chelifer cancroides)
wie ein ungeschwänzter Skorpion, während er ohne jene in Ansehung der Größe, der Färbung
und der allgemeinen Umrisse des stark flachgedrückten Körpers an die Bettwanze erinnert. Sein
Hinterleib besteht aus elf gleichlangen Ringen, das nur mit zwei Augen versehene Kopfbruststück
erscheint querfurchig, das Tasterpaar der Unterkiefer als gewaltige Scheeren, dagegen sind die Kiefer-
fühler verkümmert, nicht zum Kauen, sondern nur zum Saugen eingerichtet. Nicht nur der
Mangel der Kämme am Grunde des Bauches und der Entwickelung von Giftdrüsen an jeder
Stelle ihres Körpers unterscheiden diese Afterskorpione von den echten Skorpionen, sondern auch
der allerdings noch nicht vollständig untersuchte innere Bau. Sie athmen nicht durch Lungen,

Die Spinnenthiere. Gliederſpinnen.
erheben ſich vom zweiten Gliede an außer je einer Seitenleiſte drei dergleichen längs der Mitte.
Alle Glieder, beſonders aber die Scheeren tragen lange Zottenhaare. Dieſe Art, durch die weit
hintenſtehenden Scheitelaugen und die ſchön rothen, von ſchwarzen Linien durchzogenen, ſtark
behaarten Hände beſonders auffällig, wird ſehr ausführlich von Herbſt beſchrieben. Merk-
würdigerweiſe paßt die Beſchreibung in allen Einzelnheiten auf drei Jndividuen der Halle’ſchen
Univerſitätsſammlung, welche Burmeiſter aus Braſilien mitgebracht hat.

Die dritte Gruppe (Centrurini) vereinigt folgende Merkmale: Ein kleines, dreieckiges Bruſt-
bein von bedeutenderer Länge im Vergleich zu ſeiner Breite, deſſen Seitenränder ſich nach vorn
nähern und deſſen Hinterrand ungetheilt iſt, zwei Reihen von Zähnen am beweglichen, nur eine
Reihe am unbeweglichen Finger der Kieſerfühler, ein gerader Vorderrand des Kopfbruſtſtücks, ein
Dorn unter der Wurzel des Giſtſtachels, je drei größere Hauptſeitenaugen, eins oder zwei daneben
und ſpindelförmige Hände der Scheerentaſter. Hierher gehört u. a. der ſehr ſchlanke amerika-
niſche Skorpion
(Centrurus americanus). Er iſt in allen ſeinen Gliedmaßen dünn und auf
graugelbem Grunde hübſch ſchwarzſcheckig und etwa 17 Linien lang. Von dunklerer Farbe und
kräftigerem Baue, aber gleichfalls ſehr ſchlank erſcheint der bis 4 Zoll meſſende Hottentotten-
Skorpion
(C. hottentottus).

Der oben vorgeführte gekielte Skorpion (Buthus occitanus), welchen Herbſt auch unter
dem Namen Scorpio tunetanus beſchrieb und abbildete, gehört der letzten Gruppe (Androctonini)
an, bei welcher ſich das kleine dreieckige Bruſtbein vorn zuſpitzt oder abſtumpft, hinten ganzrandig
verläuft, beide Finger der Kieferfühlerſcheere mit je zwei Zahureihen bewehrt, die Taſterſcheeren
ſpindelförmig und die Athemlöcher groß ſind. An den Seitenrändern des vorn gerade abgeſchnit-
tenen Kopfbruſtſtücks ſtehen je drei Haupt- und außerdem noch zwei Nebenſeitenaugen. Die
Körperfarbe beſteht bei der in Rede ſtehenden Art in einem lichten Gelbroth und drei Kiele laufen
über den Rücken des Hinterleibes, auf deſſen letztem Gliede ſich die beiden äußeren einander
nähern. Ebenſo bilden Reihen perlenartiger Körnchen zierliche Figuren auf dem Rücken des Vorder-
leibes, beſonders zwei von der geraden, leiſtenartig aufgebogenen Stirn bogenförmig aus-, zwiſchen
den Scheitelaugen durchlaufende und ſich dahinter in einem Vogen einigende, ſo daß ſie ungefähr
die Geſtalt einer in der Mitte nicht geſchloſſenen 8 bilden. Hinter den Seitenaugen beginnt jeder-
ſeits eine andere Leiſte, welche anfangs geradlinig nach hinten verläuft, ſich in einem ſanften Bogen
nach innen wendet und dann abermals gerade bis zum Hinterrande geht. Dieſer Bildung wegen
zog ich vor, die deutſchen Namen „ſpaniſcher oder franzöſiſcher Skorpion“, welche man ihm gegeben,
in „gekielten Skorpion“ umzuwandeln, weil er nicht nur in den beiden genannten, ſondern in
noch andern Ländern lebt, ſo auch in Egypten, von wo mir zahlreiche Exemplare vorliegen.



Jn Hinſicht auf die großen Scheeren erſcheint der Bücherſkorpion (Chelifer cancroides)
wie ein ungeſchwänzter Skorpion, während er ohne jene in Anſehung der Größe, der Färbung
und der allgemeinen Umriſſe des ſtark flachgedrückten Körpers an die Bettwanze erinnert. Sein
Hinterleib beſteht aus elf gleichlangen Ringen, das nur mit zwei Augen verſehene Kopfbruſtſtück
erſcheint querfurchig, das Taſterpaar der Unterkiefer als gewaltige Scheeren, dagegen ſind die Kiefer-
fühler verkümmert, nicht zum Kauen, ſondern nur zum Saugen eingerichtet. Nicht nur der
Mangel der Kämme am Grunde des Bauches und der Entwickelung von Giftdrüſen an jeder
Stelle ihres Körpers unterſcheiden dieſe Afterſkorpione von den echten Skorpionen, ſondern auch
der allerdings noch nicht vollſtändig unterſuchte innere Bau. Sie athmen nicht durch Lungen,

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[560/0596] Die Spinnenthiere. Gliederſpinnen. erheben ſich vom zweiten Gliede an außer je einer Seitenleiſte drei dergleichen längs der Mitte. Alle Glieder, beſonders aber die Scheeren tragen lange Zottenhaare. Dieſe Art, durch die weit hintenſtehenden Scheitelaugen und die ſchön rothen, von ſchwarzen Linien durchzogenen, ſtark behaarten Hände beſonders auffällig, wird ſehr ausführlich von Herbſt beſchrieben. Merk- würdigerweiſe paßt die Beſchreibung in allen Einzelnheiten auf drei Jndividuen der Halle’ſchen Univerſitätsſammlung, welche Burmeiſter aus Braſilien mitgebracht hat. Die dritte Gruppe (Centrurini) vereinigt folgende Merkmale: Ein kleines, dreieckiges Bruſt- bein von bedeutenderer Länge im Vergleich zu ſeiner Breite, deſſen Seitenränder ſich nach vorn nähern und deſſen Hinterrand ungetheilt iſt, zwei Reihen von Zähnen am beweglichen, nur eine Reihe am unbeweglichen Finger der Kieſerfühler, ein gerader Vorderrand des Kopfbruſtſtücks, ein Dorn unter der Wurzel des Giſtſtachels, je drei größere Hauptſeitenaugen, eins oder zwei daneben und ſpindelförmige Hände der Scheerentaſter. Hierher gehört u. a. der ſehr ſchlanke amerika- niſche Skorpion (Centrurus americanus). Er iſt in allen ſeinen Gliedmaßen dünn und auf graugelbem Grunde hübſch ſchwarzſcheckig und etwa 17 Linien lang. Von dunklerer Farbe und kräftigerem Baue, aber gleichfalls ſehr ſchlank erſcheint der bis 4 Zoll meſſende Hottentotten- Skorpion (C. hottentottus). Der oben vorgeführte gekielte Skorpion (Buthus occitanus), welchen Herbſt auch unter dem Namen Scorpio tunetanus beſchrieb und abbildete, gehört der letzten Gruppe (Androctonini) an, bei welcher ſich das kleine dreieckige Bruſtbein vorn zuſpitzt oder abſtumpft, hinten ganzrandig verläuft, beide Finger der Kieferfühlerſcheere mit je zwei Zahureihen bewehrt, die Taſterſcheeren ſpindelförmig und die Athemlöcher groß ſind. An den Seitenrändern des vorn gerade abgeſchnit- tenen Kopfbruſtſtücks ſtehen je drei Haupt- und außerdem noch zwei Nebenſeitenaugen. Die Körperfarbe beſteht bei der in Rede ſtehenden Art in einem lichten Gelbroth und drei Kiele laufen über den Rücken des Hinterleibes, auf deſſen letztem Gliede ſich die beiden äußeren einander nähern. Ebenſo bilden Reihen perlenartiger Körnchen zierliche Figuren auf dem Rücken des Vorder- leibes, beſonders zwei von der geraden, leiſtenartig aufgebogenen Stirn bogenförmig aus-, zwiſchen den Scheitelaugen durchlaufende und ſich dahinter in einem Vogen einigende, ſo daß ſie ungefähr die Geſtalt einer in der Mitte nicht geſchloſſenen 8 bilden. Hinter den Seitenaugen beginnt jeder- ſeits eine andere Leiſte, welche anfangs geradlinig nach hinten verläuft, ſich in einem ſanften Bogen nach innen wendet und dann abermals gerade bis zum Hinterrande geht. Dieſer Bildung wegen zog ich vor, die deutſchen Namen „ſpaniſcher oder franzöſiſcher Skorpion“, welche man ihm gegeben, in „gekielten Skorpion“ umzuwandeln, weil er nicht nur in den beiden genannten, ſondern in noch andern Ländern lebt, ſo auch in Egypten, von wo mir zahlreiche Exemplare vorliegen. Jn Hinſicht auf die großen Scheeren erſcheint der Bücherſkorpion (Chelifer cancroides) wie ein ungeſchwänzter Skorpion, während er ohne jene in Anſehung der Größe, der Färbung und der allgemeinen Umriſſe des ſtark flachgedrückten Körpers an die Bettwanze erinnert. Sein Hinterleib beſteht aus elf gleichlangen Ringen, das nur mit zwei Augen verſehene Kopfbruſtſtück erſcheint querfurchig, das Taſterpaar der Unterkiefer als gewaltige Scheeren, dagegen ſind die Kiefer- fühler verkümmert, nicht zum Kauen, ſondern nur zum Saugen eingerichtet. Nicht nur der Mangel der Kämme am Grunde des Bauches und der Entwickelung von Giftdrüſen an jeder Stelle ihres Körpers unterſcheiden dieſe Afterſkorpione von den echten Skorpionen, ſondern auch der allerdings noch nicht vollſtändig unterſuchte innere Bau. Sie athmen nicht durch Lungen,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/596>, abgerufen am 24.11.2024.