Körperfarbe des glätteren oder rauheren Körpers. Obgleich die bisher bekannt gewordenen Arten die Zahl hundert noch nicht erreichen, wurden sie doch schon früher von Ehrenberg in mehrere Gattungen zerlegt, von denen Scorpio die sechsäugigen, Buthus die achtäugigen, Centrurus die Arten mit zehn und Androctonus die mit zwölf Augen umfassen. Einige dieser Gattungen zerfallen nach der gegenseitigen Stellung der Seitenaugen oder dem Vorhandensein oder Mangel der Kiele auf den Schwanzknoten in einige Untergattungen. Peters, welcher neuerdings (Berliner Monats- berichte 1861) auf die Unbeständigkeit der Augenzahl hinwies, versuchte eine neue Eintheilung unter Berücksichtigung des Brustbeins und der Kieferfühler und stellt hiernach vier Gruppen auf. Die erste (Telegonini) umfaßt alle diejenigen Skorpione, deren Brustbein eine linienförmige Sichel bildet. Dasselbe biegt sich ein, trägt in seiner Vertiefung die Deckplatten der Geschlechtsöffnung, so daß diese unmittelbar an die Wurzel des zweiten Fußpaares zu stoßen und Theile des Brust- beines gänzlich zu fehlen scheinen. Beide Finger der Kieferfühlerscheeren sind nur mit je einer einzigen Reihe von Zähnen bewehrt und die sehr kleinen Seitenaugen auf eine Erhebung zusammen- gedrängt, ihrer zwei oder drei jederseits. Die nur in Amerika und Neuholland lebenden Arten, die sich außerdem durch eine fast glatte und glänzende Körperoberfläche auszeichnen, sind den älteren Schriftstellern nicht bekannt gewesen. Es gehört u. a. der verschiedenfarbige Skorpion (Telegonus versicolorKoch's) aus Brasilien hierher, ein glänzend schwarz- und gelbscheckiges Thierchen von nur 13 Linien Länge mit einem sehr dicken Schwanze, dessen Spitze so wie die Finger der Hände eine mehr rothe Färbung annehmen.
Zu der zweiten Gruppe (Scorpionini) gehören die bei weitem zahlreichsten, auf zwölf Gattungen vertheilten Arten. Ein großes, vier- oder fünfeckiges Brustbein, eine Zahnreihe an jedem Finger der Kieferfühler, zwei oder drei Hauptseitenaugen, ein oder zwei Nebenseitenaugen bilden die allen gemeinsamen Merkmale. Bei einigen amerikanischen Arten sind die Hände der Scheerentaster spindelförmig, nicht breiter als hoch, das Brustbein doppelt so breit als lang, die Hauptseiten- augen zu zweien, die Nebenseitenaugen einfach oder paarweise vorhanden. Sie bilden die Gattung Vaejovis, von der Koch drei Arten beschreibt. Bei allen übrigen erscheinen die Hände der Taster- scheeren breiter als hoch. Eine Anzahl von Arten hat nur zwei Hauptseitenaugen, wie der längst bekannte, dunkelbraune, am Bauche gelbe Mohren-Skorpion (Brotheas maurus). Er mißt nur 2 Zoll, gleicht in der Schwanzbildung der oben abgebildeten Art, unterscheidet sich aber, abgesehen von den bereits angegebenen Gruppenmerkmalen, durch dickere Hände der Scheeren. Die Scheitelaugen stehen vor der Mitte des Kopfbruststückes, während sie bei dem sehr ähnlichen Felsenskorpion hinter ihr sitzen. -- Auch der karpathische Skorpion (Scorpio carpathicus Linne's oder europaeusLatreille's) nebst einer Art vom Himalaya (Scorpiops Hardwicki) und eine von Neuholland (Urodacus hollandiae) gehören hierher. Der europäische mißt nur 16 Linien, ist rothbraun, an den Beinen, der Schwanzspitze und unten gelb gefärbt und verbreitet sich über das ganze südliche Europa bis zu den tyroler Alpen und Karpathen als nördliche Grenzen. Alle übrigen haben drei Hauptseitenaugen. Jch erwähne außer dem größten aller, dem schwarzen, 5 bis 6 Zoll messenden, in Afrika, Ostindien und den benachbarten Jnseln lebenden Felsen- skorpion (Scorpio afer) nur noch den capenser Skorpion (Opistophthalmus capensis), der wie alle seine Landsleute für sehr giftig gilt. Er erreicht drei Zoll Länge, ist matt röthlichgelb, vorn bis hinter die Mitte des Kephalothorax bis zu den auffällig weit zurückgerückten Scheitel- augen, so wie auf dem breiten Hintertheile der Hände lebhafter und reiner gefärbt. Die Stirn ist vorn breit rinnenförmig ausgehöhlt, so daß der Vorderrand in der Mitte ausgeschweist, an den Seiten stumpf gerundet erscheint. Seine Oberfläche ist auf der lebhaft roth gefärbten Mitte glatt und glänzend, zwischen ihr und den Seiten sehr rauh und dunkel durch schwarze warzige Hervor- ragungen, wie die Kanten der Arme, der Hände und deren Finger. Mitten auf dem Rücken jedes Hinterleibsgliedes macht sich vom zweiten ab je eine abgebrochene Erhöhung bemerklich, während die Hinterränder etwas leistenartig emporstehen. An der Unterseite des knotigen Schwanzes
Körperfarbe des glätteren oder rauheren Körpers. Obgleich die bisher bekannt gewordenen Arten die Zahl hundert noch nicht erreichen, wurden ſie doch ſchon früher von Ehrenberg in mehrere Gattungen zerlegt, von denen Scorpio die ſechsäugigen, Buthus die achtäugigen, Centrurus die Arten mit zehn und Androctonus die mit zwölf Augen umfaſſen. Einige dieſer Gattungen zerfallen nach der gegenſeitigen Stellung der Seitenaugen oder dem Vorhandenſein oder Mangel der Kiele auf den Schwanzknoten in einige Untergattungen. Peters, welcher neuerdings (Berliner Monats- berichte 1861) auf die Unbeſtändigkeit der Augenzahl hinwies, verſuchte eine neue Eintheilung unter Berückſichtigung des Bruſtbeins und der Kieferfühler und ſtellt hiernach vier Gruppen auf. Die erſte (Telegonini) umfaßt alle diejenigen Skorpione, deren Bruſtbein eine linienförmige Sichel bildet. Daſſelbe biegt ſich ein, trägt in ſeiner Vertiefung die Deckplatten der Geſchlechtsöffnung, ſo daß dieſe unmittelbar an die Wurzel des zweiten Fußpaares zu ſtoßen und Theile des Bruſt- beines gänzlich zu fehlen ſcheinen. Beide Finger der Kieferfühlerſcheeren ſind nur mit je einer einzigen Reihe von Zähnen bewehrt und die ſehr kleinen Seitenaugen auf eine Erhebung zuſammen- gedrängt, ihrer zwei oder drei jederſeits. Die nur in Amerika und Neuholland lebenden Arten, die ſich außerdem durch eine faſt glatte und glänzende Körperoberfläche auszeichnen, ſind den älteren Schriftſtellern nicht bekannt geweſen. Es gehört u. a. der verſchiedenfarbige Skorpion (Telegonus versicolorKoch’s) aus Braſilien hierher, ein glänzend ſchwarz- und gelbſcheckiges Thierchen von nur 13 Linien Länge mit einem ſehr dicken Schwanze, deſſen Spitze ſo wie die Finger der Hände eine mehr rothe Färbung annehmen.
Zu der zweiten Gruppe (Scorpionini) gehören die bei weitem zahlreichſten, auf zwölf Gattungen vertheilten Arten. Ein großes, vier- oder fünfeckiges Bruſtbein, eine Zahnreihe an jedem Finger der Kieferfühler, zwei oder drei Hauptſeitenaugen, ein oder zwei Nebenſeitenaugen bilden die allen gemeinſamen Merkmale. Bei einigen amerikaniſchen Arten ſind die Hände der Scheerentaſter ſpindelförmig, nicht breiter als hoch, das Bruſtbein doppelt ſo breit als lang, die Hauptſeiten- augen zu zweien, die Nebenſeitenaugen einfach oder paarweiſe vorhanden. Sie bilden die Gattung Vaejovis, von der Koch drei Arten beſchreibt. Bei allen übrigen erſcheinen die Hände der Taſter- ſcheeren breiter als hoch. Eine Anzahl von Arten hat nur zwei Hauptſeitenaugen, wie der längſt bekannte, dunkelbraune, am Bauche gelbe Mohren-Skorpion (Brotheas maurus). Er mißt nur 2 Zoll, gleicht in der Schwanzbildung der oben abgebildeten Art, unterſcheidet ſich aber, abgeſehen von den bereits angegebenen Gruppenmerkmalen, durch dickere Hände der Scheeren. Die Scheitelaugen ſtehen vor der Mitte des Kopfbruſtſtückes, während ſie bei dem ſehr ähnlichen Felſenſkorpion hinter ihr ſitzen. — Auch der karpathiſche Skorpion (Scorpio carpathicus Linné’s oder europaeusLatreille’s) nebſt einer Art vom Himalaya (Scorpiops Hardwicki) und eine von Neuholland (Urodacus hollandiae) gehören hierher. Der europäiſche mißt nur 16 Linien, iſt rothbraun, an den Beinen, der Schwanzſpitze und unten gelb gefärbt und verbreitet ſich über das ganze ſüdliche Europa bis zu den tyroler Alpen und Karpathen als nördliche Grenzen. Alle übrigen haben drei Hauptſeitenaugen. Jch erwähne außer dem größten aller, dem ſchwarzen, 5 bis 6 Zoll meſſenden, in Afrika, Oſtindien und den benachbarten Jnſeln lebenden Felſen- ſkorpion (Scorpio afer) nur noch den capenſer Skorpion (Opistophthalmus capensis), der wie alle ſeine Landsleute für ſehr giftig gilt. Er erreicht drei Zoll Länge, iſt matt röthlichgelb, vorn bis hinter die Mitte des Kephalothorax bis zu den auffällig weit zurückgerückten Scheitel- augen, ſo wie auf dem breiten Hintertheile der Hände lebhafter und reiner gefärbt. Die Stirn iſt vorn breit rinnenförmig ausgehöhlt, ſo daß der Vorderrand in der Mitte ausgeſchweiſt, an den Seiten ſtumpf gerundet erſcheint. Seine Oberfläche iſt auf der lebhaft roth gefärbten Mitte glatt und glänzend, zwiſchen ihr und den Seiten ſehr rauh und dunkel durch ſchwarze warzige Hervor- ragungen, wie die Kanten der Arme, der Hände und deren Finger. Mitten auf dem Rücken jedes Hinterleibsgliedes macht ſich vom zweiten ab je eine abgebrochene Erhöhung bemerklich, während die Hinterränder etwas leiſtenartig emporſtehen. An der Unterſeite des knotigen Schwanzes
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[559/0595]
Verſchiedenſarbiger, Mohren-, Karpathiſcher, Felſen-, Capenſer Skorpion.
Körperfarbe des glätteren oder rauheren Körpers. Obgleich die bisher bekannt gewordenen Arten
die Zahl hundert noch nicht erreichen, wurden ſie doch ſchon früher von Ehrenberg in mehrere
Gattungen zerlegt, von denen Scorpio die ſechsäugigen, Buthus die achtäugigen, Centrurus die
Arten mit zehn und Androctonus die mit zwölf Augen umfaſſen. Einige dieſer Gattungen zerfallen
nach der gegenſeitigen Stellung der Seitenaugen oder dem Vorhandenſein oder Mangel der Kiele
auf den Schwanzknoten in einige Untergattungen. Peters, welcher neuerdings (Berliner Monats-
berichte 1861) auf die Unbeſtändigkeit der Augenzahl hinwies, verſuchte eine neue Eintheilung
unter Berückſichtigung des Bruſtbeins und der Kieferfühler und ſtellt hiernach vier Gruppen auf.
Die erſte (Telegonini) umfaßt alle diejenigen Skorpione, deren Bruſtbein eine linienförmige Sichel
bildet. Daſſelbe biegt ſich ein, trägt in ſeiner Vertiefung die Deckplatten der Geſchlechtsöffnung,
ſo daß dieſe unmittelbar an die Wurzel des zweiten Fußpaares zu ſtoßen und Theile des Bruſt-
beines gänzlich zu fehlen ſcheinen. Beide Finger der Kieferfühlerſcheeren ſind nur mit je einer
einzigen Reihe von Zähnen bewehrt und die ſehr kleinen Seitenaugen auf eine Erhebung zuſammen-
gedrängt, ihrer zwei oder drei jederſeits. Die nur in Amerika und Neuholland lebenden Arten,
die ſich außerdem durch eine faſt glatte und glänzende Körperoberfläche auszeichnen, ſind den
älteren Schriftſtellern nicht bekannt geweſen. Es gehört u. a. der verſchiedenfarbige Skorpion
(Telegonus versicolor Koch’s) aus Braſilien hierher, ein glänzend ſchwarz- und gelbſcheckiges
Thierchen von nur 13 Linien Länge mit einem ſehr dicken Schwanze, deſſen Spitze ſo wie die
Finger der Hände eine mehr rothe Färbung annehmen.
Zu der zweiten Gruppe (Scorpionini) gehören die bei weitem zahlreichſten, auf zwölf Gattungen
vertheilten Arten. Ein großes, vier- oder fünfeckiges Bruſtbein, eine Zahnreihe an jedem Finger
der Kieferfühler, zwei oder drei Hauptſeitenaugen, ein oder zwei Nebenſeitenaugen bilden die allen
gemeinſamen Merkmale. Bei einigen amerikaniſchen Arten ſind die Hände der Scheerentaſter
ſpindelförmig, nicht breiter als hoch, das Bruſtbein doppelt ſo breit als lang, die Hauptſeiten-
augen zu zweien, die Nebenſeitenaugen einfach oder paarweiſe vorhanden. Sie bilden die Gattung
Vaejovis, von der Koch drei Arten beſchreibt. Bei allen übrigen erſcheinen die Hände der Taſter-
ſcheeren breiter als hoch. Eine Anzahl von Arten hat nur zwei Hauptſeitenaugen, wie der längſt
bekannte, dunkelbraune, am Bauche gelbe Mohren-Skorpion (Brotheas maurus). Er mißt
nur 2 Zoll, gleicht in der Schwanzbildung der oben abgebildeten Art, unterſcheidet ſich aber,
abgeſehen von den bereits angegebenen Gruppenmerkmalen, durch dickere Hände der Scheeren.
Die Scheitelaugen ſtehen vor der Mitte des Kopfbruſtſtückes, während ſie bei dem ſehr ähnlichen
Felſenſkorpion hinter ihr ſitzen. — Auch der karpathiſche Skorpion (Scorpio carpathicus
Linné’s oder europaeus Latreille’s) nebſt einer Art vom Himalaya (Scorpiops Hardwicki)
und eine von Neuholland (Urodacus hollandiae) gehören hierher. Der europäiſche mißt nur
16 Linien, iſt rothbraun, an den Beinen, der Schwanzſpitze und unten gelb gefärbt und verbreitet
ſich über das ganze ſüdliche Europa bis zu den tyroler Alpen und Karpathen als nördliche Grenzen.
Alle übrigen haben drei Hauptſeitenaugen. Jch erwähne außer dem größten aller, dem ſchwarzen,
5 bis 6 Zoll meſſenden, in Afrika, Oſtindien und den benachbarten Jnſeln lebenden Felſen-
ſkorpion (Scorpio afer) nur noch den capenſer Skorpion (Opistophthalmus capensis), der
wie alle ſeine Landsleute für ſehr giftig gilt. Er erreicht drei Zoll Länge, iſt matt röthlichgelb,
vorn bis hinter die Mitte des Kephalothorax bis zu den auffällig weit zurückgerückten Scheitel-
augen, ſo wie auf dem breiten Hintertheile der Hände lebhafter und reiner gefärbt. Die Stirn
iſt vorn breit rinnenförmig ausgehöhlt, ſo daß der Vorderrand in der Mitte ausgeſchweiſt, an den
Seiten ſtumpf gerundet erſcheint. Seine Oberfläche iſt auf der lebhaft roth gefärbten Mitte glatt
und glänzend, zwiſchen ihr und den Seiten ſehr rauh und dunkel durch ſchwarze warzige Hervor-
ragungen, wie die Kanten der Arme, der Hände und deren Finger. Mitten auf dem Rücken jedes
Hinterleibsgliedes macht ſich vom zweiten ab je eine abgebrochene Erhöhung bemerklich, während
die Hinterränder etwas leiſtenartig emporſtehen. An der Unterſeite des knotigen Schwanzes
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/595>, abgerufen am 24.11.2024.
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