nimmt. Die Gattung erkennt man aber im vollkommen entwickelten Zustande an den siebenzehn Körpergliedern, welche am Bauche ziemlich gleich, auf dem Rücken dagegen abwechselnd kürzer und länger sind, an den fünfzehn Paar Gangfüßen, an den schnurförmigen, nach der Spitze hin etwas verdünnten Fühlern, welche von 22 bis 40 Gliedern zusammengesetzt werden, und an den jederseits zwischen zehn und über zwanzig Stück enthaltenden Augengruppen. Der braune Steinkriecher (L. forficatus, auch forcipatus), wird einen Zoll lang und erglänzt am Kopfe braun, auf der Rückenseite und an den Fühlern in rothem Schimmer. Letztere sind aus zahl- reichen Gliedern zusammengesetzt und von kurzen Härchen bekleidet. Neben dieser über ganz
[Abbildung]
aDer braune Steinkriecher (Lithobius forficatus). b Die beiden ersten Glieder von Scolopendra insiguls, natürliche Größe von der Ober- und Unterseite.
Europa und die Canarischen Jnseln ausgebreiteten Art leben noch andere, zum Theil sehr ähnliche mehr im Süden des genannten Erdtheils, in Afrika, Amerika und Australien. Einige davon hat man als besondere Gattung Henicops davon abgeschieden, weil sie auf jeder Seite des Kopfes nicht eine Gruppe, sondern nur ein einzelnes Auge aufzuweisen haben.
Bandasseln, Skolopender (Scolopendra) im engern Sinne nennt man gegenwärtig diejenigen Arten, welche von den vorigen sich durch weniger Fühlerglieder, weniger Augen und zahlreichere Körperringe auszeichnen. Die Fühler sind aus 17 bis 20 Gliedern zusammengesetzt; die übrigen Hauptmerkmale bestehen in 4 Paar Augen, 21 Beinpaaren und ebensoviel Körperringen, von denen der zweite immer merklich schmäler als die folgenden ist. Die Giftzange entwickelt sich bei ihnen kräftig. Jm Einzelnen bieten die sehr zahlreichen Arten wieder so viele Besonderheiten, daß sich die Systematiker genöthigt sahen, darauf mehrere Gattungen zu begründen. Alle sind räuberische Thiere, welche vorherrschend den heißen Ländern angehören und öfter beträchtliche Größe erlangen. A. v. Humboldt sah indianische Kinder 18 Zoll lange und mehr als 1/2 Zoll breite Bandasseln aus der Erde ziehen und -- -- verzehren. Jn Deutschland kommt keine einzige Art vor, wohl aber mehrere im südlichen Europa. Lucas-Bandassel (S. Lucasii, borbonica des Blauchard) möge in einem dreifach verkleinerten Bilde die Gattung hier vergegenwärtigen. Der etwas herz- förmige Kopf und der Körper sind rostfarben, auf dem Rücken der einzelnen Glieder bemerkt man mit Ausnahme der beiden letzten, je zwei auseinandergehende Linieneindrücke, ähnliche auf der Bauchseite, welche jedoch keine zusammenhängenden Linien bilden. Die Körperseiten sind gerandet und die Seitentheile der hinten schwach gerundeten Afterklappe laufen in einen einfachen Dorn aus. Die unmerklich zusammengedrückten, verhältnißmäßig schlanken Hinterbeine sind am Schenkel- theile nach oben nicht gekantet, nur mit 2 bis 3 Dörnchen bewehrt, auf der Unterfläche mit zwei dergleichen; die Platten der beiden vordersten, dem Munde dienenden Fußpaare, sind je fünf- zähnig. Dieser Skolopender findet sich auf Jsle de France, Bourbon und auf andern Jnseln des indischen Oceans. -- Eine ähnliche Art aus Südamerika, wahrscheinlich S. Brandtiana kam mir vor Zeiten lebend in die Hände, indem sie durch Farbeholz eingeschleppt worden war.
Die Tauſendfüßler. Bandaſſeln.
nimmt. Die Gattung erkennt man aber im vollkommen entwickelten Zuſtande an den ſiebenzehn Körpergliedern, welche am Bauche ziemlich gleich, auf dem Rücken dagegen abwechſelnd kürzer und länger ſind, an den fünfzehn Paar Gangfüßen, an den ſchnurförmigen, nach der Spitze hin etwas verdünnten Fühlern, welche von 22 bis 40 Gliedern zuſammengeſetzt werden, und an den jederſeits zwiſchen zehn und über zwanzig Stück enthaltenden Augengruppen. Der braune Steinkriecher (L. forficatus, auch forcipatus), wird einen Zoll lang und erglänzt am Kopfe braun, auf der Rückenſeite und an den Fühlern in rothem Schimmer. Letztere ſind aus zahl- reichen Gliedern zuſammengeſetzt und von kurzen Härchen bekleidet. Neben dieſer über ganz
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aDer braune Steinkriecher (Lithobius forficatus). b Die beiden erſten Glieder von Scolopendra insiguls, natürliche Größe von der Ober- und Unterſeite.
Europa und die Canariſchen Jnſeln ausgebreiteten Art leben noch andere, zum Theil ſehr ähnliche mehr im Süden des genannten Erdtheils, in Afrika, Amerika und Auſtralien. Einige davon hat man als beſondere Gattung Henicops davon abgeſchieden, weil ſie auf jeder Seite des Kopfes nicht eine Gruppe, ſondern nur ein einzelnes Auge aufzuweiſen haben.
Bandaſſeln, Skolopender (Scolopendra) im engern Sinne nennt man gegenwärtig diejenigen Arten, welche von den vorigen ſich durch weniger Fühlerglieder, weniger Augen und zahlreichere Körperringe auszeichnen. Die Fühler ſind aus 17 bis 20 Gliedern zuſammengeſetzt; die übrigen Hauptmerkmale beſtehen in 4 Paar Augen, 21 Beinpaaren und ebenſoviel Körperringen, von denen der zweite immer merklich ſchmäler als die folgenden iſt. Die Giftzange entwickelt ſich bei ihnen kräftig. Jm Einzelnen bieten die ſehr zahlreichen Arten wieder ſo viele Beſonderheiten, daß ſich die Syſtematiker genöthigt ſahen, darauf mehrere Gattungen zu begründen. Alle ſind räuberiſche Thiere, welche vorherrſchend den heißen Ländern angehören und öfter beträchtliche Größe erlangen. A. v. Humboldt ſah indianiſche Kinder 18 Zoll lange und mehr als ½ Zoll breite Bandaſſeln aus der Erde ziehen und — — verzehren. Jn Deutſchland kommt keine einzige Art vor, wohl aber mehrere im ſüdlichen Europa. Lucas-Bandaſſel (S. Lucasii, borbonica des Blauchard) möge in einem dreifach verkleinerten Bilde die Gattung hier vergegenwärtigen. Der etwas herz- förmige Kopf und der Körper ſind roſtfarben, auf dem Rücken der einzelnen Glieder bemerkt man mit Ausnahme der beiden letzten, je zwei auseinandergehende Linieneindrücke, ähnliche auf der Bauchſeite, welche jedoch keine zuſammenhängenden Linien bilden. Die Körperſeiten ſind gerandet und die Seitentheile der hinten ſchwach gerundeten Afterklappe laufen in einen einfachen Dorn aus. Die unmerklich zuſammengedrückten, verhältnißmäßig ſchlanken Hinterbeine ſind am Schenkel- theile nach oben nicht gekantet, nur mit 2 bis 3 Dörnchen bewehrt, auf der Unterfläche mit zwei dergleichen; die Platten der beiden vorderſten, dem Munde dienenden Fußpaare, ſind je fünf- zähnig. Dieſer Skolopender findet ſich auf Jsle de France, Bourbon und auf andern Jnſeln des indiſchen Oceans. — Eine ähnliche Art aus Südamerika, wahrſcheinlich S. Brandtiana kam mir vor Zeiten lebend in die Hände, indem ſie durch Farbeholz eingeſchleppt worden war.
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Die Tauſendfüßler. Bandaſſeln.
nimmt. Die Gattung erkennt man aber im vollkommen entwickelten Zuſtande an den ſiebenzehn
Körpergliedern, welche am Bauche ziemlich gleich, auf dem Rücken dagegen abwechſelnd kürzer und
länger ſind, an den fünfzehn Paar Gangfüßen, an den ſchnurförmigen, nach der Spitze hin
etwas verdünnten Fühlern, welche von 22 bis 40 Gliedern zuſammengeſetzt werden, und an den
jederſeits zwiſchen zehn und über zwanzig Stück enthaltenden Augengruppen. Der braune
Steinkriecher (L. forficatus, auch forcipatus), wird einen Zoll lang und erglänzt am Kopfe
braun, auf der Rückenſeite und an den Fühlern in rothem Schimmer. Letztere ſind aus zahl-
reichen Gliedern zuſammengeſetzt und von kurzen Härchen bekleidet. Neben dieſer über ganz
[Abbildung a Der braune Steinkriecher (Lithobius forficatus).
b Die beiden erſten Glieder von Scolopendra insiguls, natürliche Größe von der Ober- und Unterſeite.]
Europa und die Canariſchen Jnſeln ausgebreiteten Art leben noch andere, zum Theil ſehr ähnliche
mehr im Süden des genannten Erdtheils, in Afrika, Amerika und Auſtralien. Einige davon hat
man als beſondere Gattung Henicops davon abgeſchieden, weil ſie auf jeder Seite des Kopfes nicht
eine Gruppe, ſondern nur ein einzelnes Auge aufzuweiſen haben.
Bandaſſeln, Skolopender (Scolopendra) im engern Sinne nennt man gegenwärtig diejenigen
Arten, welche von den vorigen ſich durch weniger Fühlerglieder, weniger Augen und zahlreichere
Körperringe auszeichnen. Die Fühler ſind aus 17 bis 20 Gliedern zuſammengeſetzt; die übrigen
Hauptmerkmale beſtehen in 4 Paar Augen, 21 Beinpaaren und ebenſoviel Körperringen, von denen
der zweite immer merklich ſchmäler als die folgenden iſt. Die Giftzange entwickelt ſich bei ihnen
kräftig. Jm Einzelnen bieten die ſehr zahlreichen Arten wieder ſo viele Beſonderheiten, daß ſich
die Syſtematiker genöthigt ſahen, darauf mehrere Gattungen zu begründen. Alle ſind räuberiſche
Thiere, welche vorherrſchend den heißen Ländern angehören und öfter beträchtliche Größe erlangen.
A. v. Humboldt ſah indianiſche Kinder 18 Zoll lange und mehr als ½ Zoll breite Bandaſſeln
aus der Erde ziehen und — — verzehren. Jn Deutſchland kommt keine einzige Art vor, wohl
aber mehrere im ſüdlichen Europa. Lucas-Bandaſſel (S. Lucasii, borbonica des Blauchard)
möge in einem dreifach verkleinerten Bilde die Gattung hier vergegenwärtigen. Der etwas herz-
förmige Kopf und der Körper ſind roſtfarben, auf dem Rücken der einzelnen Glieder bemerkt man
mit Ausnahme der beiden letzten, je zwei auseinandergehende Linieneindrücke, ähnliche auf der
Bauchſeite, welche jedoch keine zuſammenhängenden Linien bilden. Die Körperſeiten ſind gerandet
und die Seitentheile der hinten ſchwach gerundeten Afterklappe laufen in einen einfachen Dorn
aus. Die unmerklich zuſammengedrückten, verhältnißmäßig ſchlanken Hinterbeine ſind am Schenkel-
theile nach oben nicht gekantet, nur mit 2 bis 3 Dörnchen bewehrt, auf der Unterfläche mit zwei
dergleichen; die Platten der beiden vorderſten, dem Munde dienenden Fußpaare, ſind je fünf-
zähnig. Dieſer Skolopender findet ſich auf Jsle de France, Bourbon und auf andern Jnſeln
des indiſchen Oceans. — Eine ähnliche Art aus Südamerika, wahrſcheinlich S. Brandtiana kam
mir vor Zeiten lebend in die Hände, indem ſie durch Farbeholz eingeſchleppt worden war.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/582>, abgerufen am 24.11.2024.
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