als ein neutrales, weil es uns eben so wenig Leid, wie unmittelbar in die Augen fallendes Gutes zufügt. Daß aber auch von diesem nicht eine einzige, auch die unscheinbarste Art überflüssig ist, weil es überhaupt in der Schöpfung nichts Ueberflüssiges gibt, darin stimmen alle Verständigen überein. Wenn somit die Jnsekten nicht blos als nützliche oder schädliche, sondern auch als uns Freude bereitende, das Naturganze belebende und als seinem Haushalte unentbehrliche Wesen der Beachtung wohl werth erscheinen, so möge sie ihnen in Zukunft mehr und mehr zu Theil werden, als bisher, damit die noch großen Lücken in ihrer Erkenntniß ausgefüllt werden. Am voll- ständigsten kennt man in ihren Lebensverhältnissen die Großschmetterlinge und trachtet in Europa von den verschiedensten Seiten mit Eifer dahin, auch die Entwickelungsgeschichte der Kleinschmetter- linge zu vervollständigen. Demnächst wußten sich die Käfer die meisten Freunde zu erwerben, mehr schon die fertigen, als die erst noch werdenden, also ihre Zucht. Alle übrigen Ordnungen erfreuen sich eines nur sehr vereinzelten Jnteresses und bedürfen eines noch viel allgemeineren, bis ihre Erkenntniß auf der Höhe der beiden andern Ordnungen augelangt sein wird. Wenn es auch immer schwieriger fällt, für Europa noch ein neues Kerf zu entdecken, so kennt man aus andern Erdtheilen bei weitem noch nicht alle, und auch für die europäischen Arten fehlt uns die Kenntniß von der Entwickelung und Lebensweise gar vieler. Es wird mithin von den verschiedensten Seiten für lange Zeiten der größte Fleiß und ausdauernde Beobachtung nöthig sein, um die Naturgeschichte der Jnsekten so weit zu fördern, wie sie Jedermann von den Rückgratthieren zu Gebote steht.
Rückblick.
als ein neutrales, weil es uns eben ſo wenig Leid, wie unmittelbar in die Augen fallendes Gutes zufügt. Daß aber auch von dieſem nicht eine einzige, auch die unſcheinbarſte Art überflüſſig iſt, weil es überhaupt in der Schöpfung nichts Ueberflüſſiges gibt, darin ſtimmen alle Verſtändigen überein. Wenn ſomit die Jnſekten nicht blos als nützliche oder ſchädliche, ſondern auch als uns Freude bereitende, das Naturganze belebende und als ſeinem Haushalte unentbehrliche Weſen der Beachtung wohl werth erſcheinen, ſo möge ſie ihnen in Zukunft mehr und mehr zu Theil werden, als bisher, damit die noch großen Lücken in ihrer Erkenntniß ausgefüllt werden. Am voll- ſtändigſten kennt man in ihren Lebensverhältniſſen die Großſchmetterlinge und trachtet in Europa von den verſchiedenſten Seiten mit Eifer dahin, auch die Entwickelungsgeſchichte der Kleinſchmetter- linge zu vervollſtändigen. Demnächſt wußten ſich die Käfer die meiſten Freunde zu erwerben, mehr ſchon die fertigen, als die erſt noch werdenden, alſo ihre Zucht. Alle übrigen Ordnungen erfreuen ſich eines nur ſehr vereinzelten Jntereſſes und bedürfen eines noch viel allgemeineren, bis ihre Erkenntniß auf der Höhe der beiden andern Ordnungen augelangt ſein wird. Wenn es auch immer ſchwieriger fällt, für Europa noch ein neues Kerf zu entdecken, ſo kennt man aus andern Erdtheilen bei weitem noch nicht alle, und auch für die europäiſchen Arten fehlt uns die Kenntniß von der Entwickelung und Lebensweiſe gar vieler. Es wird mithin von den verſchiedenſten Seiten für lange Zeiten der größte Fleiß und ausdauernde Beobachtung nöthig ſein, um die Naturgeſchichte der Jnſekten ſo weit zu fördern, wie ſie Jedermann von den Rückgratthieren zu Gebote ſteht.
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Rückblick.
als ein neutrales, weil es uns eben ſo wenig Leid, wie unmittelbar in die Augen fallendes Gutes
zufügt. Daß aber auch von dieſem nicht eine einzige, auch die unſcheinbarſte Art überflüſſig iſt,
weil es überhaupt in der Schöpfung nichts Ueberflüſſiges gibt, darin ſtimmen alle Verſtändigen
überein. Wenn ſomit die Jnſekten nicht blos als nützliche oder ſchädliche, ſondern auch als uns
Freude bereitende, das Naturganze belebende und als ſeinem Haushalte unentbehrliche Weſen der
Beachtung wohl werth erſcheinen, ſo möge ſie ihnen in Zukunft mehr und mehr zu Theil werden,
als bisher, damit die noch großen Lücken in ihrer Erkenntniß ausgefüllt werden. Am voll-
ſtändigſten kennt man in ihren Lebensverhältniſſen die Großſchmetterlinge und trachtet in Europa
von den verſchiedenſten Seiten mit Eifer dahin, auch die Entwickelungsgeſchichte der Kleinſchmetter-
linge zu vervollſtändigen. Demnächſt wußten ſich die Käfer die meiſten Freunde zu erwerben,
mehr ſchon die fertigen, als die erſt noch werdenden, alſo ihre Zucht. Alle übrigen Ordnungen
erfreuen ſich eines nur ſehr vereinzelten Jntereſſes und bedürfen eines noch viel allgemeineren,
bis ihre Erkenntniß auf der Höhe der beiden andern Ordnungen augelangt ſein wird. Wenn es
auch immer ſchwieriger fällt, für Europa noch ein neues Kerf zu entdecken, ſo kennt man aus
andern Erdtheilen bei weitem noch nicht alle, und auch für die europäiſchen Arten fehlt uns die
Kenntniß von der Entwickelung und Lebensweiſe gar vieler. Es wird mithin von den verſchiedenſten
Seiten für lange Zeiten der größte Fleiß und ausdauernde Beobachtung nöthig ſein, um die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/576>, abgerufen am 24.11.2024.
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