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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Gerippte Minircikade. Europäischer, chinesischer, furinamischer Laternenträger.
werden, ist der einzige europäische Vertreter einer Gattung, welche, außer in Neuholland, aller-
wärts vorkommt und deren übrige Arten fast alle durch ihr grünes Gewand mit der unsrigen
übereinstimmen. Ein kegelförmig vortretender Kopf, mit umleistetem, von einem Längskiel durch-
zogenen Scheitel und gleichfalls umleisteter, von drei Kielen durchschnittenen Stirn als seinem
Vordertheile, zeichnen die Gattung aus. Der europäische Laternenträger findet sich auf trocknen
Wiesen, besonders solchen, welche reich an Schafgarbe und Wucherblumen sind, hie und da in
Deutschland. Er wurde bei Leipzig und Halle, von mir bei Naumburg und von einem Freunde
an der nordöstlichen Grenze der Provinz Sachsen einzeln aufgefunden, kommt aber weiter
nach Süden häufiger vor.

Die Gattung Fulgora liefert die ansehnlichsten und vollendetsten Formen, einen chinesischen
Laternenträger
(F. candelaria), welcher sich mit seinem säbelförmig vorgestreckten Kopfe rechts

[Abbildung] a Gerippte Minircikade (Cixius nervosus), stark vergrößert. b Europäischer Laternenträger
(Pseudophana europaca).
auf dem Orangenblatte unseres Gruppenbildes vorstellt. Der Körper ist mennigroth, etwas dunkler,
mehr ziegelroth jeder der breit schwarz bespitzten Hinterflügel, während die lichten Zeichnungen
auf dem spangrünen Untergrunde der Decken eine gelbe Färbung annehmen.

Der surinamische Laternenträger (F. laternaria), aus Abbildungen hinreichend bekannt,
fällt durch die mächtige, hinter der Mitte ihrer Oberfläche sattelartig eingedrückte Keule auf, zu
welcher Scheitel und Stirn angeschwollen sind. Die drei Zoll messende, grünlichgelbe Zirpe
verzieren schwarze Zeichnungen, vor allen in der breitgerundeten Außenecke des beinahe zweilappigen
Hinterflügels ein schönes, großes Augenfleck. Kreideweiße Ausschwitzungen haften reichlich am
Hinterleibe. Ueber das Leuchtvermögen gerade dieser Art haben sich die Gelehrten von je gestritten
und es bedarf nach den Ansichten vieler neuer Forscher noch vorurtheilsfreier Beobachtungen, um
den wahren Thatbestand endgiltig festzustellen. Der furinamische Laternenträger lebt nicht bloß
in dem Theile Südamerikas, welchen sein Beiname anzeigt, scheint aber nirgends häufig
vorzukommen und wird von den Jndianern für giftig gehalten.



Die Singzirpen (Stridulantia) endlich rechtfertigen, einigermaßen wenigstens, die deutsche
Bezeichnung der ganzen Reihe; denn ihre Männchen bringen Töne hervor, welche als Gesang,
Gezirpe, Geschwirr, Geknarr, kurz in der verschiedensten Weise vom Ohre des Hörers aufgefaßt
werden können. Wahrhaft poetisch gestaltet sich die Auffassung bei den alten Griechen. Nach einer
ihrer Sagen hatten sich zwei Tonkünstler, Eunomus und Ariston, in einen Wettstreit eingelassen.

Gerippte Minircikade. Europäiſcher, chineſiſcher, furinamiſcher Laternenträger.
werden, iſt der einzige europäiſche Vertreter einer Gattung, welche, außer in Neuholland, aller-
wärts vorkommt und deren übrige Arten faſt alle durch ihr grünes Gewand mit der unſrigen
übereinſtimmen. Ein kegelförmig vortretender Kopf, mit umleiſtetem, von einem Längskiel durch-
zogenen Scheitel und gleichfalls umleiſteter, von drei Kielen durchſchnittenen Stirn als ſeinem
Vordertheile, zeichnen die Gattung aus. Der europäiſche Laternenträger findet ſich auf trocknen
Wieſen, beſonders ſolchen, welche reich an Schafgarbe und Wucherblumen ſind, hie und da in
Deutſchland. Er wurde bei Leipzig und Halle, von mir bei Naumburg und von einem Freunde
an der nordöſtlichen Grenze der Provinz Sachſen einzeln aufgefunden, kommt aber weiter
nach Süden häufiger vor.

Die Gattung Fulgora liefert die anſehnlichſten und vollendetſten Formen, einen chineſiſchen
Laternenträger
(F. candelaria), welcher ſich mit ſeinem ſäbelförmig vorgeſtreckten Kopfe rechts

[Abbildung] a Gerippte Minircikade (Cixius nervosus), ſtark vergrößert. b Europäiſcher Laternenträger
(Pseudophana europaca).
auf dem Orangenblatte unſeres Gruppenbildes vorſtellt. Der Körper iſt mennigroth, etwas dunkler,
mehr ziegelroth jeder der breit ſchwarz beſpitzten Hinterflügel, während die lichten Zeichnungen
auf dem ſpangrünen Untergrunde der Decken eine gelbe Färbung annehmen.

Der ſurinamiſche Laternenträger (F. laternaria), aus Abbildungen hinreichend bekannt,
fällt durch die mächtige, hinter der Mitte ihrer Oberfläche ſattelartig eingedrückte Keule auf, zu
welcher Scheitel und Stirn angeſchwollen ſind. Die drei Zoll meſſende, grünlichgelbe Zirpe
verzieren ſchwarze Zeichnungen, vor allen in der breitgerundeten Außenecke des beinahe zweilappigen
Hinterflügels ein ſchönes, großes Augenfleck. Kreideweiße Ausſchwitzungen haften reichlich am
Hinterleibe. Ueber das Leuchtvermögen gerade dieſer Art haben ſich die Gelehrten von je geſtritten
und es bedarf nach den Anſichten vieler neuer Forſcher noch vorurtheilsfreier Beobachtungen, um
den wahren Thatbeſtand endgiltig feſtzuſtellen. Der furinamiſche Laternenträger lebt nicht bloß
in dem Theile Südamerikas, welchen ſein Beiname anzeigt, ſcheint aber nirgends häufig
vorzukommen und wird von den Jndianern für giftig gehalten.



Die Singzirpen (Stridulantia) endlich rechtfertigen, einigermaßen wenigſtens, die deutſche
Bezeichnung der ganzen Reihe; denn ihre Männchen bringen Töne hervor, welche als Geſang,
Gezirpe, Geſchwirr, Geknarr, kurz in der verſchiedenſten Weiſe vom Ohre des Hörers aufgefaßt
werden können. Wahrhaft poetiſch geſtaltet ſich die Auffaſſung bei den alten Griechen. Nach einer
ihrer Sagen hatten ſich zwei Tonkünſtler, Eunomus und Ariſton, in einen Wettſtreit eingelaſſen.

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[521/0555] Gerippte Minircikade. Europäiſcher, chineſiſcher, furinamiſcher Laternenträger. werden, iſt der einzige europäiſche Vertreter einer Gattung, welche, außer in Neuholland, aller- wärts vorkommt und deren übrige Arten faſt alle durch ihr grünes Gewand mit der unſrigen übereinſtimmen. Ein kegelförmig vortretender Kopf, mit umleiſtetem, von einem Längskiel durch- zogenen Scheitel und gleichfalls umleiſteter, von drei Kielen durchſchnittenen Stirn als ſeinem Vordertheile, zeichnen die Gattung aus. Der europäiſche Laternenträger findet ſich auf trocknen Wieſen, beſonders ſolchen, welche reich an Schafgarbe und Wucherblumen ſind, hie und da in Deutſchland. Er wurde bei Leipzig und Halle, von mir bei Naumburg und von einem Freunde an der nordöſtlichen Grenze der Provinz Sachſen einzeln aufgefunden, kommt aber weiter nach Süden häufiger vor. Die Gattung Fulgora liefert die anſehnlichſten und vollendetſten Formen, einen chineſiſchen Laternenträger (F. candelaria), welcher ſich mit ſeinem ſäbelförmig vorgeſtreckten Kopfe rechts [Abbildung a Gerippte Minircikade (Cixius nervosus), ſtark vergrößert. b Europäiſcher Laternenträger (Pseudophana europaca).] auf dem Orangenblatte unſeres Gruppenbildes vorſtellt. Der Körper iſt mennigroth, etwas dunkler, mehr ziegelroth jeder der breit ſchwarz beſpitzten Hinterflügel, während die lichten Zeichnungen auf dem ſpangrünen Untergrunde der Decken eine gelbe Färbung annehmen. Der ſurinamiſche Laternenträger (F. laternaria), aus Abbildungen hinreichend bekannt, fällt durch die mächtige, hinter der Mitte ihrer Oberfläche ſattelartig eingedrückte Keule auf, zu welcher Scheitel und Stirn angeſchwollen ſind. Die drei Zoll meſſende, grünlichgelbe Zirpe verzieren ſchwarze Zeichnungen, vor allen in der breitgerundeten Außenecke des beinahe zweilappigen Hinterflügels ein ſchönes, großes Augenfleck. Kreideweiße Ausſchwitzungen haften reichlich am Hinterleibe. Ueber das Leuchtvermögen gerade dieſer Art haben ſich die Gelehrten von je geſtritten und es bedarf nach den Anſichten vieler neuer Forſcher noch vorurtheilsfreier Beobachtungen, um den wahren Thatbeſtand endgiltig feſtzuſtellen. Der furinamiſche Laternenträger lebt nicht bloß in dem Theile Südamerikas, welchen ſein Beiname anzeigt, ſcheint aber nirgends häufig vorzukommen und wird von den Jndianern für giftig gehalten. Die Singzirpen (Stridulantia) endlich rechtfertigen, einigermaßen wenigſtens, die deutſche Bezeichnung der ganzen Reihe; denn ihre Männchen bringen Töne hervor, welche als Geſang, Gezirpe, Geſchwirr, Geknarr, kurz in der verſchiedenſten Weiſe vom Ohre des Hörers aufgefaßt werden können. Wahrhaft poetiſch geſtaltet ſich die Auffaſſung bei den alten Griechen. Nach einer ihrer Sagen hatten ſich zwei Tonkünſtler, Eunomus und Ariſton, in einen Wettſtreit eingelaſſen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/555>, abgerufen am 24.11.2024.