den Wiesen von ganz Europa der dicke Grashüpfer(Gomphocerus grossus). Bei ihm findet sich statt der Gruben am vorspringenden Scheiteltheile jederseits ein scharfer Rand, ebenso einer zu beiden Seiten der Stirnschwiele, welche bis zum Munde reicht, und eine weniger scharfe Leiste an den Backen hinab, so daß eine Längsmulde, welche oben mit der Fühlergrube beginnt, die Gesichts- seiten geradlinig durchzieht. Von der olivengrünen Körperfarbe schließen sich die Hinterschenkel an der bluthrothen Unterseite und ihre gelben Schienen aus, auch die den Hinterleib überragenden grünen Flügeldecken haben einen gelben Außenrand. Die Körperlänge beträgt 7 bis 12 Linien. -- Die zahlreichen andern Arten erheischen zur sichern Unterscheidung eine sehr umständliche Beschreibung.
Die italienische Heuschrecke(Caloptenus italicus) kommt nicht blos in Jtalien vor, sondern findet sich auch im Süden Rußlands bis Sibirien, in Deutschland, so in der Mark, in Schlesien, Sachsen, Oesterreich und trat u. a. 1863 in der Krim massenhaft auf. Weil sie sich vorzugsweise in den Wäldern und waldigen Gebirgen entwickelt, wird sie den Bäumen und, wo sie dieselbe findet, der Weinblüthe, weniger den Gräsern und dem Getreide nachtheilig. Schon im April oder noch früher kommen die Larven aus den Eiern. Pallas hat dieselben im süd- lichen Rußland beobachtet und ungefähr folgenden Bericht über sie erstattet. Bei heiterer und warmer Witterung sind sie früh, so bald der Thau verdunstet ist, in voller Bewegung, schon mit Sonnenaufgang, wenn es nicht gethaut hat. Erst sieht man einige wie Boten auf- und abgehen zwischen den noch ruhenden Schwärmen, welche theils auf der Erde, sehr gern am Fuße kleiner Hügel dicht an einander gedrängt liegen, theils sich an allerhand Pflanzen und Gesträuchen gruppen- weise vertheilen. Bald darauf setzt sich das ganze Heer in Bewegung und zwar so in einem Striche, daß man kaum eine Abirrung bemerkt. Sie gleichen einem Schwarm von Ameisen, und alle nehmen, ohne sich gegenseitig zu berühren, denselben Weg, stets in geringer Entfernung von einander. Rastlos und mit aller einem Kerfe möglichen Schnelligkeit im Laufe steuern sie einer Gegend zu, ohne zu springen, außer in dem Falle, wo sie verfolgt werden. Dann zerstreuen sie sich, aber bald sieht man sie wieder zusammenkommen und auf dem vorigen Wege ihre Reise fortsetzen. So marschiren sie von Morgen bis Abend ohne Halt zu machen und legen häufig einen Weg von hundert Faden und darüber an einem Tage zurück. Sie gehen sehr gern auf ordentlich gebahnten Straßen und freien Feldern fort, wenn ihnen aber ein Gesträuch, eine Hecke, ein Graben in den Weg kommt, so wandern sie, wenn irgend möglich, gerade darüber oder hindurch. Blos Sümpfe und Flüsse können sie aufhalten, vor dem Naßwerden scheinen sie einen entschiedenen Abschen zu haben. Doch versuchen sie oft auf überhängenden Zweigen an das jenseitige Ufer zu gelangen, und wenn Pflanzenstiele und Stämme gerade über das Wasser liegend eine Brücke bauen, so benutzen sie dieselbe in dichten Colonnen. Oft sieht man sie darauf ausruhen, als ob sie sich an der Kühlung des Wassers labten. Gegen Sonnenuntergang löst sich der ganze Schwarm in kleine Truppen auf, um Nachtquartier in der gewohnten Weise zu nehmen. An kalten regnigten Tagen wandern sie nicht. Die eben geschilderte oder eine sehr ähnliche Lebensweise führen indessen nicht blos die Larven der italienischen Heuschrecke, sondern diejenigen aller Arten, welche im vollkommnen Zustande als Schwärme sich erheben. Von Mitte Juli ab bekommen sie die Flügel und zerstreuen sich dann mehr; es folgt die Paarung und das Eierlegen, und daher schlüpfen einzelne Junge unter günstigen Verhältnissen schon im Herbste aus. Die Art steht der vorigen in Größe und Körpertracht sehr nahe, macht sich aber sofort durch einen warzigen Höcker zwischen den Vorder- hüften so wie durch einen weniger vorspringenden, gerundeten Scheitel und einen breiten Vorder- rücken kenntlich. Scharfe Zähne am Jnnenrande der Kinnbacken und der innern Lade des Unter- kiefers, nebst einer kugeligen Verdickung der männlichen Hinterleibsspitze bilden mit den vorerwähnten zusammen die Merkmale der Gattung. Bei der genannten Art entwickeln sich alle drei Kiele des Halsschildes ziemlich gleichmäßig und die drei welligen Quereindrücke desselben fallen noch in seine vordere Hälfte. Der Körper und die mit seiner Spitze abschneidenden Flügeldecken werden auf schmuzig gelbem Grunde durch braune Sprenkel dunkler Der Jnnenrand der Hinterflügel
Die Geradflügler. Heuſchrecken.
den Wieſen von ganz Europa der dicke Grashüpfer(Gomphocerus grossus). Bei ihm findet ſich ſtatt der Gruben am vorſpringenden Scheiteltheile jederſeits ein ſcharfer Rand, ebenſo einer zu beiden Seiten der Stirnſchwiele, welche bis zum Munde reicht, und eine weniger ſcharfe Leiſte an den Backen hinab, ſo daß eine Längsmulde, welche oben mit der Fühlergrube beginnt, die Geſichts- ſeiten geradlinig durchzieht. Von der olivengrünen Körperfarbe ſchließen ſich die Hinterſchenkel an der bluthrothen Unterſeite und ihre gelben Schienen aus, auch die den Hinterleib überragenden grünen Flügeldecken haben einen gelben Außenrand. Die Körperlänge beträgt 7 bis 12 Linien. — Die zahlreichen andern Arten erheiſchen zur ſichern Unterſcheidung eine ſehr umſtändliche Beſchreibung.
Die italieniſche Heuſchrecke(Caloptenus italicus) kommt nicht blos in Jtalien vor, ſondern findet ſich auch im Süden Rußlands bis Sibirien, in Deutſchland, ſo in der Mark, in Schleſien, Sachſen, Oeſterreich und trat u. a. 1863 in der Krim maſſenhaft auf. Weil ſie ſich vorzugsweiſe in den Wäldern und waldigen Gebirgen entwickelt, wird ſie den Bäumen und, wo ſie dieſelbe findet, der Weinblüthe, weniger den Gräſern und dem Getreide nachtheilig. Schon im April oder noch früher kommen die Larven aus den Eiern. Pallas hat dieſelben im ſüd- lichen Rußland beobachtet und ungefähr folgenden Bericht über ſie erſtattet. Bei heiterer und warmer Witterung ſind ſie früh, ſo bald der Thau verdunſtet iſt, in voller Bewegung, ſchon mit Sonnenaufgang, wenn es nicht gethaut hat. Erſt ſieht man einige wie Boten auf- und abgehen zwiſchen den noch ruhenden Schwärmen, welche theils auf der Erde, ſehr gern am Fuße kleiner Hügel dicht an einander gedrängt liegen, theils ſich an allerhand Pflanzen und Geſträuchen gruppen- weiſe vertheilen. Bald darauf ſetzt ſich das ganze Heer in Bewegung und zwar ſo in einem Striche, daß man kaum eine Abirrung bemerkt. Sie gleichen einem Schwarm von Ameiſen, und alle nehmen, ohne ſich gegenſeitig zu berühren, denſelben Weg, ſtets in geringer Entfernung von einander. Raſtlos und mit aller einem Kerfe möglichen Schnelligkeit im Laufe ſteuern ſie einer Gegend zu, ohne zu ſpringen, außer in dem Falle, wo ſie verfolgt werden. Dann zerſtreuen ſie ſich, aber bald ſieht man ſie wieder zuſammenkommen und auf dem vorigen Wege ihre Reiſe fortſetzen. So marſchiren ſie von Morgen bis Abend ohne Halt zu machen und legen häufig einen Weg von hundert Faden und darüber an einem Tage zurück. Sie gehen ſehr gern auf ordentlich gebahnten Straßen und freien Feldern fort, wenn ihnen aber ein Geſträuch, eine Hecke, ein Graben in den Weg kommt, ſo wandern ſie, wenn irgend möglich, gerade darüber oder hindurch. Blos Sümpfe und Flüſſe können ſie aufhalten, vor dem Naßwerden ſcheinen ſie einen entſchiedenen Abſchen zu haben. Doch verſuchen ſie oft auf überhängenden Zweigen an das jenſeitige Ufer zu gelangen, und wenn Pflanzenſtiele und Stämme gerade über das Waſſer liegend eine Brücke bauen, ſo benutzen ſie dieſelbe in dichten Colonnen. Oft ſieht man ſie darauf ausruhen, als ob ſie ſich an der Kühlung des Waſſers labten. Gegen Sonnenuntergang löſt ſich der ganze Schwarm in kleine Truppen auf, um Nachtquartier in der gewohnten Weiſe zu nehmen. An kalten regnigten Tagen wandern ſie nicht. Die eben geſchilderte oder eine ſehr ähnliche Lebensweiſe führen indeſſen nicht blos die Larven der italieniſchen Heuſchrecke, ſondern diejenigen aller Arten, welche im vollkommnen Zuſtande als Schwärme ſich erheben. Von Mitte Juli ab bekommen ſie die Flügel und zerſtreuen ſich dann mehr; es folgt die Paarung und das Eierlegen, und daher ſchlüpfen einzelne Junge unter günſtigen Verhältniſſen ſchon im Herbſte aus. Die Art ſteht der vorigen in Größe und Körpertracht ſehr nahe, macht ſich aber ſofort durch einen warzigen Höcker zwiſchen den Vorder- hüften ſo wie durch einen weniger vorſpringenden, gerundeten Scheitel und einen breiten Vorder- rücken kenntlich. Scharfe Zähne am Jnnenrande der Kinnbacken und der innern Lade des Unter- kiefers, nebſt einer kugeligen Verdickung der männlichen Hinterleibsſpitze bilden mit den vorerwähnten zuſammen die Merkmale der Gattung. Bei der genannten Art entwickeln ſich alle drei Kiele des Halsſchildes ziemlich gleichmäßig und die drei welligen Quereindrücke deſſelben fallen noch in ſeine vordere Hälfte. Der Körper und die mit ſeiner Spitze abſchneidenden Flügeldecken werden auf ſchmuzig gelbem Grunde durch braune Sprenkel dunkler Der Jnnenrand der Hinterflügel
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Die Geradflügler. Heuſchrecken.
den Wieſen von ganz Europa der dicke Grashüpfer (Gomphocerus grossus). Bei ihm findet ſich
ſtatt der Gruben am vorſpringenden Scheiteltheile jederſeits ein ſcharfer Rand, ebenſo einer zu beiden
Seiten der Stirnſchwiele, welche bis zum Munde reicht, und eine weniger ſcharfe Leiſte an den
Backen hinab, ſo daß eine Längsmulde, welche oben mit der Fühlergrube beginnt, die Geſichts-
ſeiten geradlinig durchzieht. Von der olivengrünen Körperfarbe ſchließen ſich die Hinterſchenkel
an der bluthrothen Unterſeite und ihre gelben Schienen aus, auch die den Hinterleib überragenden
grünen Flügeldecken haben einen gelben Außenrand. Die Körperlänge beträgt 7 bis 12 Linien. —
Die zahlreichen andern Arten erheiſchen zur ſichern Unterſcheidung eine ſehr umſtändliche Beſchreibung.
Die italieniſche Heuſchrecke (Caloptenus italicus) kommt nicht blos in Jtalien vor,
ſondern findet ſich auch im Süden Rußlands bis Sibirien, in Deutſchland, ſo in der Mark, in
Schleſien, Sachſen, Oeſterreich und trat u. a. 1863 in der Krim maſſenhaft auf. Weil ſie ſich
vorzugsweiſe in den Wäldern und waldigen Gebirgen entwickelt, wird ſie den Bäumen und, wo
ſie dieſelbe findet, der Weinblüthe, weniger den Gräſern und dem Getreide nachtheilig. Schon
im April oder noch früher kommen die Larven aus den Eiern. Pallas hat dieſelben im ſüd-
lichen Rußland beobachtet und ungefähr folgenden Bericht über ſie erſtattet. Bei heiterer und
warmer Witterung ſind ſie früh, ſo bald der Thau verdunſtet iſt, in voller Bewegung, ſchon mit
Sonnenaufgang, wenn es nicht gethaut hat. Erſt ſieht man einige wie Boten auf- und abgehen
zwiſchen den noch ruhenden Schwärmen, welche theils auf der Erde, ſehr gern am Fuße kleiner
Hügel dicht an einander gedrängt liegen, theils ſich an allerhand Pflanzen und Geſträuchen gruppen-
weiſe vertheilen. Bald darauf ſetzt ſich das ganze Heer in Bewegung und zwar ſo in einem Striche,
daß man kaum eine Abirrung bemerkt. Sie gleichen einem Schwarm von Ameiſen, und alle
nehmen, ohne ſich gegenſeitig zu berühren, denſelben Weg, ſtets in geringer Entfernung von
einander. Raſtlos und mit aller einem Kerfe möglichen Schnelligkeit im Laufe ſteuern ſie einer
Gegend zu, ohne zu ſpringen, außer in dem Falle, wo ſie verfolgt werden. Dann zerſtreuen ſie
ſich, aber bald ſieht man ſie wieder zuſammenkommen und auf dem vorigen Wege ihre Reiſe
fortſetzen. So marſchiren ſie von Morgen bis Abend ohne Halt zu machen und legen häufig einen
Weg von hundert Faden und darüber an einem Tage zurück. Sie gehen ſehr gern auf ordentlich
gebahnten Straßen und freien Feldern fort, wenn ihnen aber ein Geſträuch, eine Hecke, ein
Graben in den Weg kommt, ſo wandern ſie, wenn irgend möglich, gerade darüber oder hindurch.
Blos Sümpfe und Flüſſe können ſie aufhalten, vor dem Naßwerden ſcheinen ſie einen entſchiedenen
Abſchen zu haben. Doch verſuchen ſie oft auf überhängenden Zweigen an das jenſeitige Ufer zu
gelangen, und wenn Pflanzenſtiele und Stämme gerade über das Waſſer liegend eine Brücke
bauen, ſo benutzen ſie dieſelbe in dichten Colonnen. Oft ſieht man ſie darauf ausruhen, als ob
ſie ſich an der Kühlung des Waſſers labten. Gegen Sonnenuntergang löſt ſich der ganze Schwarm
in kleine Truppen auf, um Nachtquartier in der gewohnten Weiſe zu nehmen. An kalten regnigten
Tagen wandern ſie nicht. Die eben geſchilderte oder eine ſehr ähnliche Lebensweiſe führen indeſſen nicht
blos die Larven der italieniſchen Heuſchrecke, ſondern diejenigen aller Arten, welche im vollkommnen
Zuſtande als Schwärme ſich erheben. Von Mitte Juli ab bekommen ſie die Flügel und zerſtreuen
ſich dann mehr; es folgt die Paarung und das Eierlegen, und daher ſchlüpfen einzelne Junge
unter günſtigen Verhältniſſen ſchon im Herbſte aus. Die Art ſteht der vorigen in Größe und
Körpertracht ſehr nahe, macht ſich aber ſofort durch einen warzigen Höcker zwiſchen den Vorder-
hüften ſo wie durch einen weniger vorſpringenden, gerundeten Scheitel und einen breiten Vorder-
rücken kenntlich. Scharfe Zähne am Jnnenrande der Kinnbacken und der innern Lade des Unter-
kiefers, nebſt einer kugeligen Verdickung der männlichen Hinterleibsſpitze bilden mit den vorerwähnten
zuſammen die Merkmale der Gattung. Bei der genannten Art entwickeln ſich alle drei Kiele des
Halsſchildes ziemlich gleichmäßig und die drei welligen Quereindrücke deſſelben fallen noch in
ſeine vordere Hälfte. Der Körper und die mit ſeiner Spitze abſchneidenden Flügeldecken werden
auf ſchmuzig gelbem Grunde durch braune Sprenkel dunkler Der Jnnenrand der Hinterflügel
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/518>, abgerufen am 24.11.2024.
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