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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Geradflügler. Heuschrecken.
Hirsches, die Brust des Löwen, den Bauch des Skorpions, die Flügel des Adlers, die Schenkel
des Kameels, die Füße des Straußen und den Schwanz der Schlange zugeschrieben haben. Von
alle dem finden wir aber höchstens den Kopf so gestellt wie beim Pferde, worauf einige der oben
erwähnten Namen hindeuten. Die Färbung dieser größten europäischen Feldheuschrecke bleibt sich
nicht bei allen Jndividuen gleich und scheint dunkler zu werden, je weiter die Jahreszeit vorrückt.
Jm Allgemeinen herrscht auf der Oberseite Graugrün, unten Fleischroth vor, jedoch geht jenes in
Grasgrün oder bräunliches Grün, dieses mehr in Roth oder in Gelb über. Die Hinterschenkel
sind auf der Jnnenseite mit zwei dunklen Querbinden, ihre Schienen mit einem gelbrothen Anstrich,
[Abbildung] Die Wanderheuschrecke (Oedipoda migratoria). a Weibchen. b Männchen. c Nymphe.
die bräunlichen Flügeldecken endlich mit dunkleren Flecken gezeichnet. Als Merkmale der Gattung
gelten die fadenförmigen, nicht zugespitzten Fühler, eine glatte, nicht höckerige Vorderbrust, ein
vorn stumpfer und senkrechter Kopf, welcher breiter als der Hals ist, und die abgerundeten Seiten-
kanten dieses letzteren.

Die Paarung dauert zwölf bis vierundzwanzig Stunden. Sieben Tage später wird das
Weibchen unruhig, frißt nicht mehr und sucht ein Plätzchen, wo es seine Eier ablege, meist
11/2 Zoll tief in die Erde, welche natürlich ziemlich locker sein muß, wenn es so tief eindringen
soll. Ein Eiklümpchen enthält 60 bis 100 Stück, der Eierstock im Durchschnitt 150. Daraus
schon geht hervor, daß es wenigstens zwei Packete daraus machen muß, wenn es alle seine Eier
unterbringen will und es wird dies beabsichtigen, wenn unfreundliche Witterung oder Mangel an
Futter nicht hinderlich in den Weg treten. Man beobachtete eine wiederholte Paarung.
Nöthig wird dieselbe schwerlich, wenn sie aber als etwas Ungewöhnliches vorkommt, so hat sie
ihren Grund in der ungewöhnlichen Anzahl der Thiere. Körte fand 1826, als die Zugheu-
schrecke in der Mark Brandenburg so verheerend auftrat, vereinigte Pärchen vom 23. Juli bis
zum 10. Oktober, so daß also das Eierlegen einen Zeitraum von fast einem Vierteljahre ausfüllt.

Die Geradflügler. Heuſchrecken.
Hirſches, die Bruſt des Löwen, den Bauch des Skorpions, die Flügel des Adlers, die Schenkel
des Kameels, die Füße des Straußen und den Schwanz der Schlange zugeſchrieben haben. Von
alle dem finden wir aber höchſtens den Kopf ſo geſtellt wie beim Pferde, worauf einige der oben
erwähnten Namen hindeuten. Die Färbung dieſer größten europäiſchen Feldheuſchrecke bleibt ſich
nicht bei allen Jndividuen gleich und ſcheint dunkler zu werden, je weiter die Jahreszeit vorrückt.
Jm Allgemeinen herrſcht auf der Oberſeite Graugrün, unten Fleiſchroth vor, jedoch geht jenes in
Grasgrün oder bräunliches Grün, dieſes mehr in Roth oder in Gelb über. Die Hinterſchenkel
ſind auf der Jnnenſeite mit zwei dunklen Querbinden, ihre Schienen mit einem gelbrothen Anſtrich,
[Abbildung] Die Wanderheuſchrecke (Oedipoda migratoria). a Weibchen. b Männchen. c Nymphe.
die bräunlichen Flügeldecken endlich mit dunkleren Flecken gezeichnet. Als Merkmale der Gattung
gelten die fadenförmigen, nicht zugeſpitzten Fühler, eine glatte, nicht höckerige Vorderbruſt, ein
vorn ſtumpfer und ſenkrechter Kopf, welcher breiter als der Hals iſt, und die abgerundeten Seiten-
kanten dieſes letzteren.

Die Paarung dauert zwölf bis vierundzwanzig Stunden. Sieben Tage ſpäter wird das
Weibchen unruhig, frißt nicht mehr und ſucht ein Plätzchen, wo es ſeine Eier ablege, meiſt
1½ Zoll tief in die Erde, welche natürlich ziemlich locker ſein muß, wenn es ſo tief eindringen
ſoll. Ein Eiklümpchen enthält 60 bis 100 Stück, der Eierſtock im Durchſchnitt 150. Daraus
ſchon geht hervor, daß es wenigſtens zwei Packete daraus machen muß, wenn es alle ſeine Eier
unterbringen will und es wird dies beabſichtigen, wenn unfreundliche Witterung oder Mangel an
Futter nicht hinderlich in den Weg treten. Man beobachtete eine wiederholte Paarung.
Nöthig wird dieſelbe ſchwerlich, wenn ſie aber als etwas Ungewöhnliches vorkommt, ſo hat ſie
ihren Grund in der ungewöhnlichen Anzahl der Thiere. Körte fand 1826, als die Zugheu-
ſchrecke in der Mark Brandenburg ſo verheerend auftrat, vereinigte Pärchen vom 23. Juli bis
zum 10. Oktober, ſo daß alſo das Eierlegen einen Zeitraum von faſt einem Vierteljahre ausfüllt.

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[484/0516] Die Geradflügler. Heuſchrecken. Hirſches, die Bruſt des Löwen, den Bauch des Skorpions, die Flügel des Adlers, die Schenkel des Kameels, die Füße des Straußen und den Schwanz der Schlange zugeſchrieben haben. Von alle dem finden wir aber höchſtens den Kopf ſo geſtellt wie beim Pferde, worauf einige der oben erwähnten Namen hindeuten. Die Färbung dieſer größten europäiſchen Feldheuſchrecke bleibt ſich nicht bei allen Jndividuen gleich und ſcheint dunkler zu werden, je weiter die Jahreszeit vorrückt. Jm Allgemeinen herrſcht auf der Oberſeite Graugrün, unten Fleiſchroth vor, jedoch geht jenes in Grasgrün oder bräunliches Grün, dieſes mehr in Roth oder in Gelb über. Die Hinterſchenkel ſind auf der Jnnenſeite mit zwei dunklen Querbinden, ihre Schienen mit einem gelbrothen Anſtrich, [Abbildung Die Wanderheuſchrecke (Oedipoda migratoria). a Weibchen. b Männchen. c Nymphe.] die bräunlichen Flügeldecken endlich mit dunkleren Flecken gezeichnet. Als Merkmale der Gattung gelten die fadenförmigen, nicht zugeſpitzten Fühler, eine glatte, nicht höckerige Vorderbruſt, ein vorn ſtumpfer und ſenkrechter Kopf, welcher breiter als der Hals iſt, und die abgerundeten Seiten- kanten dieſes letzteren. Die Paarung dauert zwölf bis vierundzwanzig Stunden. Sieben Tage ſpäter wird das Weibchen unruhig, frißt nicht mehr und ſucht ein Plätzchen, wo es ſeine Eier ablege, meiſt 1½ Zoll tief in die Erde, welche natürlich ziemlich locker ſein muß, wenn es ſo tief eindringen ſoll. Ein Eiklümpchen enthält 60 bis 100 Stück, der Eierſtock im Durchſchnitt 150. Daraus ſchon geht hervor, daß es wenigſtens zwei Packete daraus machen muß, wenn es alle ſeine Eier unterbringen will und es wird dies beabſichtigen, wenn unfreundliche Witterung oder Mangel an Futter nicht hinderlich in den Weg treten. Man beobachtete eine wiederholte Paarung. Nöthig wird dieſelbe ſchwerlich, wenn ſie aber als etwas Ungewöhnliches vorkommt, ſo hat ſie ihren Grund in der ungewöhnlichen Anzahl der Thiere. Körte fand 1826, als die Zugheu- ſchrecke in der Mark Brandenburg ſo verheerend auftrat, vereinigte Pärchen vom 23. Juli bis zum 10. Oktober, ſo daß alſo das Eierlegen einen Zeitraum von faſt einem Vierteljahre ausfüllt.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/516>, abgerufen am 24.11.2024.