Alle Grashüpfer, deren deutlich gegliederte Fühler die halbe Länge ihres gestreckten Körpers nicht überschreiten, deren durchaus gleich gebildete Füße aus drei Gliedern bestehen und deren hinterste Beine in Folge des verdickten Schenkels und der langen Schiene zum Sprunge befähigen, gehören zu den Feldheuschrecken(Acridiodea) oder den Heuschrecken im engern Sinne des Wortes. Sie sind die besten Springer in der Familie und schnellen sich, wie der Floh, ungefähr um das Zweihundertfache der eignen Länge fort. Jhr Rumpf, von den Seiten merklich zusammen- gedrückt, erscheint mehr hoch als breit. Der Kopf steht senkrecht, darum aber die Stirn nicht immer gerade nach vorn, weil sie sich bisweilen (Truxalis) mit dem Scheitel zusammen in einen kegelförmigen Fortsatz verlängert. Nebenaugen fehlen nur der Gattung Prosopia und den asiatischen Arten von Poecilocera, sonst finden sie sich stets und zwar allermeist als die Ecken eines Dreiecks von der Höhe der Netzaugenlänge. Neben den beiden obern jener sitzen auf einem becherförmigen Grund- und einem napfähnlichen zweiten Gliede die zwanzig- bis vierundzwanziggliedrigen Fühler, verschieden in ihrem Aussehen. Wenn die in der Mitte eingeschnittene Oberlippe an die scheinbar nur zweilappige Unterlippe, deren innere Lappen sehr klein und versteckt sind, anschließt, bemerkt man wenig von den sehr kräftigen übrigen Kauwerkzeugen, den schwarz bespitzten Kinnbacken und der in zwei schwarze Zähne ausgehenden innern Lade des Unterkiefers. Daß dessen Taster aus fünf, die der Lippe aus drei Gliedern bei allen echten Orthopteren zusammengesetzt sind, wurde bereits oben erwähnt. Von den drei Brustringen entwickelt sich der vorderste am meisten und nimmt bei den verschiedenen Gattungen immer wieder eine andere Form an, zeigt aber vor- herrschend das Streben, sich nach hinten über den Grund der Flügel auszudehnen und auf der Rückenfläche in drei Längskanten vorzutreten, deren mittelste die kräftigste ist. Wie hier der Rückentheil die Brust wesentlich überwiegt, so diese bei den beiden folgenden kürzeren Ringen jenen. Der kegelförmige Hinterleib erscheint am Bauche mehr oder weniger platt gedrückt, wie die Brust, verschmälert sich allmälig nach oben und besteht bei beiden Geschlechtern aus neun Ringen, deren ersterer, besonders unten eine sehr innige Verbindung mit dem Mittelleibe eingeht. Am Hinterleibe unterscheidet man sicherer als anderswo Männchen und Weibchen. Dort, wo er schlanker und spitzer, bildet die neunte Bauchschuppe eine ziemlich große, dreieckige oder zackige Klappe, welche sich mit der Spitze nach oben wendet und die Geschlechstheile aufnimmt. Neben ihr ragen die beiden kurzen, eingliederigen Raife hervor und zwischen ihnen am Grunde schließt eine andere, kleinere dreieckige Klappe den After von oben her. Die weibliche Legröhre ragt nie über die Spitze hinaus und besteht nicht aus seitlichen Klappen, sondern aus einem obern und untern oder vielmehr aus zwei obern und zwei untern Griffeln, die in einen stumpfen Haken enden, so daß die Scheide beim Schlusse mit viersperrig auseinander stehenden Haken bewaffnet erscheint. -- Alle vier Flügel haben meist eine gleiche Länge, aber verschiedene Breite, indem die vordern wenig breiter werden, als das Randfeld der hinteren; beide sind von Adern netzartig durchzogen, und weil die vorderen, ganz oder theilweise lederartigen als Decken dienen, müssen sich die hinteren der Länge nach falten, mit den Hinterrändern über einander greifend. Bei nur wenigen Gattungen verkümmern die Hinterflügel ausnahmsweise, bei einigen fehlen sie gänzlich, den Weibchen allein oder gleichzeitig auch den Männchen. Von den drei Fußgliedern hat das erste längste an der Sohle drei, das folgende einen polsterartigen Hautlappen, das dritte einen runden zwischen beiden Krallen. Mit den Schenkeln der Hinterbeine geigen die Männchen, aber nur diese, an den Flügeldecken und bringen dadurch die schrillenden, wenig anhaltenden Töne hervor. Betrachtet man nämlich die Jnnenseite jener etwas genauer, so bemerkt man eine ringsum laufende Leiste, deren unterer Theil sich vorzugsweise erhebt. Unter dem Mikroskope zeigt dieselbe an ihrem Wurzeltheile, so weit dieser mit den Flügeldecken in Berührung gebracht werden kann, eine Reihe lanzettförmiger stumpfer Zähnchen, eingesenkt in Grübchen. An den Flügeldecken springen die Längsadern, besonders eine, kantig hervor. Durch sehr rasche Reibung der Schenkel an den Flügeldecken werden diese als dünne Häute in schwirrende Bewegung gesetzt und tönen
Feldheuſchrecken.
Alle Grashüpfer, deren deutlich gegliederte Fühler die halbe Länge ihres geſtreckten Körpers nicht überſchreiten, deren durchaus gleich gebildete Füße aus drei Gliedern beſtehen und deren hinterſte Beine in Folge des verdickten Schenkels und der langen Schiene zum Sprunge befähigen, gehören zu den Feldheuſchrecken(Acridiodea) oder den Heuſchrecken im engern Sinne des Wortes. Sie ſind die beſten Springer in der Familie und ſchnellen ſich, wie der Floh, ungefähr um das Zweihundertfache der eignen Länge fort. Jhr Rumpf, von den Seiten merklich zuſammen- gedrückt, erſcheint mehr hoch als breit. Der Kopf ſteht ſenkrecht, darum aber die Stirn nicht immer gerade nach vorn, weil ſie ſich bisweilen (Truxalis) mit dem Scheitel zuſammen in einen kegelförmigen Fortſatz verlängert. Nebenaugen fehlen nur der Gattung Prosopia und den aſiatiſchen Arten von Poecilocera, ſonſt finden ſie ſich ſtets und zwar allermeiſt als die Ecken eines Dreiecks von der Höhe der Netzaugenlänge. Neben den beiden obern jener ſitzen auf einem becherförmigen Grund- und einem napfähnlichen zweiten Gliede die zwanzig- bis vierundzwanziggliedrigen Fühler, verſchieden in ihrem Ausſehen. Wenn die in der Mitte eingeſchnittene Oberlippe an die ſcheinbar nur zweilappige Unterlippe, deren innere Lappen ſehr klein und verſteckt ſind, anſchließt, bemerkt man wenig von den ſehr kräftigen übrigen Kauwerkzeugen, den ſchwarz beſpitzten Kinnbacken und der in zwei ſchwarze Zähne ausgehenden innern Lade des Unterkiefers. Daß deſſen Taſter aus fünf, die der Lippe aus drei Gliedern bei allen echten Orthopteren zuſammengeſetzt ſind, wurde bereits oben erwähnt. Von den drei Bruſtringen entwickelt ſich der vorderſte am meiſten und nimmt bei den verſchiedenen Gattungen immer wieder eine andere Form an, zeigt aber vor- herrſchend das Streben, ſich nach hinten über den Grund der Flügel auszudehnen und auf der Rückenfläche in drei Längskanten vorzutreten, deren mittelſte die kräftigſte iſt. Wie hier der Rückentheil die Bruſt weſentlich überwiegt, ſo dieſe bei den beiden folgenden kürzeren Ringen jenen. Der kegelförmige Hinterleib erſcheint am Bauche mehr oder weniger platt gedrückt, wie die Bruſt, verſchmälert ſich allmälig nach oben und beſteht bei beiden Geſchlechtern aus neun Ringen, deren erſterer, beſonders unten eine ſehr innige Verbindung mit dem Mittelleibe eingeht. Am Hinterleibe unterſcheidet man ſicherer als anderswo Männchen und Weibchen. Dort, wo er ſchlanker und ſpitzer, bildet die neunte Bauchſchuppe eine ziemlich große, dreieckige oder zackige Klappe, welche ſich mit der Spitze nach oben wendet und die Geſchlechstheile aufnimmt. Neben ihr ragen die beiden kurzen, eingliederigen Raife hervor und zwiſchen ihnen am Grunde ſchließt eine andere, kleinere dreieckige Klappe den After von oben her. Die weibliche Legröhre ragt nie über die Spitze hinaus und beſteht nicht aus ſeitlichen Klappen, ſondern aus einem obern und untern oder vielmehr aus zwei obern und zwei untern Griffeln, die in einen ſtumpfen Haken enden, ſo daß die Scheide beim Schluſſe mit vierſperrig auseinander ſtehenden Haken bewaffnet erſcheint. — Alle vier Flügel haben meiſt eine gleiche Länge, aber verſchiedene Breite, indem die vordern wenig breiter werden, als das Randfeld der hinteren; beide ſind von Adern netzartig durchzogen, und weil die vorderen, ganz oder theilweiſe lederartigen als Decken dienen, müſſen ſich die hinteren der Länge nach falten, mit den Hinterrändern über einander greifend. Bei nur wenigen Gattungen verkümmern die Hinterflügel ausnahmsweiſe, bei einigen fehlen ſie gänzlich, den Weibchen allein oder gleichzeitig auch den Männchen. Von den drei Fußgliedern hat das erſte längſte an der Sohle drei, das folgende einen polſterartigen Hautlappen, das dritte einen runden zwiſchen beiden Krallen. Mit den Schenkeln der Hinterbeine geigen die Männchen, aber nur dieſe, an den Flügeldecken und bringen dadurch die ſchrillenden, wenig anhaltenden Töne hervor. Betrachtet man nämlich die Jnnenſeite jener etwas genauer, ſo bemerkt man eine ringsum laufende Leiſte, deren unterer Theil ſich vorzugsweiſe erhebt. Unter dem Mikroſkope zeigt dieſelbe an ihrem Wurzeltheile, ſo weit dieſer mit den Flügeldecken in Berührung gebracht werden kann, eine Reihe lanzettförmiger ſtumpfer Zähnchen, eingeſenkt in Grübchen. An den Flügeldecken ſpringen die Längsadern, beſonders eine, kantig hervor. Durch ſehr raſche Reibung der Schenkel an den Flügeldecken werden dieſe als dünne Häute in ſchwirrende Bewegung geſetzt und tönen
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0509"n="479"/><fwplace="top"type="header">Feldheuſchrecken.</fw><lb/><p>Alle Grashüpfer, deren deutlich gegliederte Fühler die halbe Länge ihres geſtreckten Körpers<lb/>
nicht überſchreiten, deren durchaus gleich gebildete Füße aus <hirendition="#g">drei</hi> Gliedern beſtehen und deren<lb/>
hinterſte Beine in Folge des verdickten Schenkels und der langen Schiene zum Sprunge befähigen,<lb/>
gehören zu den <hirendition="#g">Feldheuſchrecken</hi><hirendition="#aq">(Acridiodea)</hi> oder den <hirendition="#g">Heuſchrecken</hi> im engern Sinne des<lb/>
Wortes. Sie ſind die beſten Springer in der Familie und ſchnellen ſich, wie der Floh, ungefähr<lb/>
um das Zweihundertfache der eignen Länge fort. Jhr Rumpf, von den Seiten merklich zuſammen-<lb/>
gedrückt, erſcheint mehr hoch als breit. Der Kopf ſteht ſenkrecht, darum aber die Stirn nicht<lb/>
immer gerade nach vorn, weil ſie ſich bisweilen <hirendition="#aq">(Truxalis)</hi> mit dem Scheitel zuſammen in einen<lb/>
kegelförmigen Fortſatz verlängert. Nebenaugen fehlen nur der Gattung <hirendition="#aq">Prosopia</hi> und den aſiatiſchen<lb/>
Arten von <hirendition="#aq">Poecilocera,</hi>ſonſt finden ſie ſich ſtets und zwar allermeiſt als die Ecken eines Dreiecks<lb/>
von der Höhe der Netzaugenlänge. Neben den beiden obern jener ſitzen auf einem becherförmigen<lb/>
Grund- und einem napfähnlichen zweiten Gliede die zwanzig- bis vierundzwanziggliedrigen Fühler,<lb/>
verſchieden in ihrem Ausſehen. Wenn die in der Mitte eingeſchnittene Oberlippe an die ſcheinbar<lb/>
nur zweilappige Unterlippe, deren innere Lappen ſehr klein und verſteckt ſind, anſchließt, bemerkt<lb/>
man wenig von den ſehr kräftigen übrigen Kauwerkzeugen, den ſchwarz beſpitzten Kinnbacken und<lb/>
der in zwei ſchwarze Zähne ausgehenden innern Lade des Unterkiefers. Daß deſſen Taſter aus<lb/>
fünf, die der Lippe aus drei Gliedern bei allen echten Orthopteren zuſammengeſetzt ſind, wurde<lb/>
bereits oben erwähnt. Von den drei Bruſtringen entwickelt ſich der vorderſte am meiſten und<lb/>
nimmt bei den verſchiedenen Gattungen immer wieder eine andere Form an, zeigt aber vor-<lb/>
herrſchend das Streben, ſich nach hinten über den Grund der Flügel auszudehnen und auf der<lb/>
Rückenfläche in drei Längskanten vorzutreten, deren mittelſte die kräftigſte iſt. Wie hier der<lb/>
Rückentheil die Bruſt weſentlich überwiegt, ſo dieſe bei den beiden folgenden kürzeren Ringen<lb/>
jenen. Der kegelförmige Hinterleib erſcheint am Bauche mehr oder weniger platt gedrückt, wie<lb/>
die Bruſt, verſchmälert ſich allmälig nach oben und beſteht bei beiden Geſchlechtern aus neun<lb/>
Ringen, deren erſterer, beſonders unten eine ſehr innige Verbindung mit dem Mittelleibe eingeht.<lb/>
Am Hinterleibe unterſcheidet man ſicherer als anderswo Männchen und Weibchen. Dort, wo er<lb/>ſchlanker und ſpitzer, bildet die neunte Bauchſchuppe eine ziemlich große, dreieckige oder zackige<lb/>
Klappe, welche ſich mit der Spitze nach oben wendet und die Geſchlechstheile aufnimmt. Neben<lb/>
ihr ragen die beiden kurzen, <hirendition="#g">ein</hi>gliederigen Raife hervor und zwiſchen ihnen am Grunde ſchließt<lb/>
eine andere, kleinere dreieckige Klappe den After von oben her. Die weibliche Legröhre <hirendition="#g">ragt<lb/>
nie über die Spitze</hi> hinaus und beſteht nicht aus <hirendition="#g">ſeitlichen</hi> Klappen, ſondern aus einem<lb/>
obern und untern oder vielmehr aus zwei obern und zwei untern Griffeln, die in einen ſtumpfen<lb/>
Haken enden, ſo daß die Scheide beim Schluſſe mit vierſperrig auseinander ſtehenden Haken<lb/>
bewaffnet erſcheint. — Alle vier Flügel haben meiſt eine gleiche Länge, aber verſchiedene Breite,<lb/>
indem die vordern wenig breiter werden, als das Randfeld der hinteren; beide ſind von Adern<lb/>
netzartig durchzogen, und weil die vorderen, ganz oder theilweiſe lederartigen als Decken dienen,<lb/>
müſſen ſich die hinteren der Länge nach falten, mit den Hinterrändern über einander greifend.<lb/>
Bei nur wenigen Gattungen verkümmern die Hinterflügel ausnahmsweiſe, bei einigen fehlen ſie<lb/>
gänzlich, den Weibchen allein oder gleichzeitig auch den Männchen. Von den drei Fußgliedern<lb/>
hat das erſte längſte an der Sohle drei, das folgende einen polſterartigen Hautlappen, das dritte<lb/>
einen runden zwiſchen beiden Krallen. Mit den Schenkeln der Hinterbeine geigen die Männchen,<lb/>
aber nur dieſe, an den Flügeldecken und bringen dadurch die ſchrillenden, wenig anhaltenden Töne<lb/>
hervor. Betrachtet man nämlich die Jnnenſeite jener etwas genauer, ſo bemerkt man eine ringsum<lb/>
laufende Leiſte, deren unterer Theil ſich vorzugsweiſe erhebt. Unter dem Mikroſkope zeigt dieſelbe<lb/>
an ihrem Wurzeltheile, ſo weit dieſer mit den Flügeldecken in Berührung gebracht werden kann,<lb/>
eine Reihe lanzettförmiger ſtumpfer Zähnchen, eingeſenkt in Grübchen. An den Flügeldecken<lb/>ſpringen die Längsadern, beſonders eine, kantig hervor. Durch ſehr raſche Reibung der Schenkel<lb/>
an den Flügeldecken werden dieſe als dünne Häute in ſchwirrende Bewegung geſetzt und tönen<lb/></p></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[479/0509]
Feldheuſchrecken.
Alle Grashüpfer, deren deutlich gegliederte Fühler die halbe Länge ihres geſtreckten Körpers
nicht überſchreiten, deren durchaus gleich gebildete Füße aus drei Gliedern beſtehen und deren
hinterſte Beine in Folge des verdickten Schenkels und der langen Schiene zum Sprunge befähigen,
gehören zu den Feldheuſchrecken (Acridiodea) oder den Heuſchrecken im engern Sinne des
Wortes. Sie ſind die beſten Springer in der Familie und ſchnellen ſich, wie der Floh, ungefähr
um das Zweihundertfache der eignen Länge fort. Jhr Rumpf, von den Seiten merklich zuſammen-
gedrückt, erſcheint mehr hoch als breit. Der Kopf ſteht ſenkrecht, darum aber die Stirn nicht
immer gerade nach vorn, weil ſie ſich bisweilen (Truxalis) mit dem Scheitel zuſammen in einen
kegelförmigen Fortſatz verlängert. Nebenaugen fehlen nur der Gattung Prosopia und den aſiatiſchen
Arten von Poecilocera, ſonſt finden ſie ſich ſtets und zwar allermeiſt als die Ecken eines Dreiecks
von der Höhe der Netzaugenlänge. Neben den beiden obern jener ſitzen auf einem becherförmigen
Grund- und einem napfähnlichen zweiten Gliede die zwanzig- bis vierundzwanziggliedrigen Fühler,
verſchieden in ihrem Ausſehen. Wenn die in der Mitte eingeſchnittene Oberlippe an die ſcheinbar
nur zweilappige Unterlippe, deren innere Lappen ſehr klein und verſteckt ſind, anſchließt, bemerkt
man wenig von den ſehr kräftigen übrigen Kauwerkzeugen, den ſchwarz beſpitzten Kinnbacken und
der in zwei ſchwarze Zähne ausgehenden innern Lade des Unterkiefers. Daß deſſen Taſter aus
fünf, die der Lippe aus drei Gliedern bei allen echten Orthopteren zuſammengeſetzt ſind, wurde
bereits oben erwähnt. Von den drei Bruſtringen entwickelt ſich der vorderſte am meiſten und
nimmt bei den verſchiedenen Gattungen immer wieder eine andere Form an, zeigt aber vor-
herrſchend das Streben, ſich nach hinten über den Grund der Flügel auszudehnen und auf der
Rückenfläche in drei Längskanten vorzutreten, deren mittelſte die kräftigſte iſt. Wie hier der
Rückentheil die Bruſt weſentlich überwiegt, ſo dieſe bei den beiden folgenden kürzeren Ringen
jenen. Der kegelförmige Hinterleib erſcheint am Bauche mehr oder weniger platt gedrückt, wie
die Bruſt, verſchmälert ſich allmälig nach oben und beſteht bei beiden Geſchlechtern aus neun
Ringen, deren erſterer, beſonders unten eine ſehr innige Verbindung mit dem Mittelleibe eingeht.
Am Hinterleibe unterſcheidet man ſicherer als anderswo Männchen und Weibchen. Dort, wo er
ſchlanker und ſpitzer, bildet die neunte Bauchſchuppe eine ziemlich große, dreieckige oder zackige
Klappe, welche ſich mit der Spitze nach oben wendet und die Geſchlechstheile aufnimmt. Neben
ihr ragen die beiden kurzen, eingliederigen Raife hervor und zwiſchen ihnen am Grunde ſchließt
eine andere, kleinere dreieckige Klappe den After von oben her. Die weibliche Legröhre ragt
nie über die Spitze hinaus und beſteht nicht aus ſeitlichen Klappen, ſondern aus einem
obern und untern oder vielmehr aus zwei obern und zwei untern Griffeln, die in einen ſtumpfen
Haken enden, ſo daß die Scheide beim Schluſſe mit vierſperrig auseinander ſtehenden Haken
bewaffnet erſcheint. — Alle vier Flügel haben meiſt eine gleiche Länge, aber verſchiedene Breite,
indem die vordern wenig breiter werden, als das Randfeld der hinteren; beide ſind von Adern
netzartig durchzogen, und weil die vorderen, ganz oder theilweiſe lederartigen als Decken dienen,
müſſen ſich die hinteren der Länge nach falten, mit den Hinterrändern über einander greifend.
Bei nur wenigen Gattungen verkümmern die Hinterflügel ausnahmsweiſe, bei einigen fehlen ſie
gänzlich, den Weibchen allein oder gleichzeitig auch den Männchen. Von den drei Fußgliedern
hat das erſte längſte an der Sohle drei, das folgende einen polſterartigen Hautlappen, das dritte
einen runden zwiſchen beiden Krallen. Mit den Schenkeln der Hinterbeine geigen die Männchen,
aber nur dieſe, an den Flügeldecken und bringen dadurch die ſchrillenden, wenig anhaltenden Töne
hervor. Betrachtet man nämlich die Jnnenſeite jener etwas genauer, ſo bemerkt man eine ringsum
laufende Leiſte, deren unterer Theil ſich vorzugsweiſe erhebt. Unter dem Mikroſkope zeigt dieſelbe
an ihrem Wurzeltheile, ſo weit dieſer mit den Flügeldecken in Berührung gebracht werden kann,
eine Reihe lanzettförmiger ſtumpfer Zähnchen, eingeſenkt in Grübchen. An den Flügeldecken
ſpringen die Längsadern, beſonders eine, kantig hervor. Durch ſehr raſche Reibung der Schenkel
an den Flügeldecken werden dieſe als dünne Häute in ſchwirrende Bewegung geſetzt und tönen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/509>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.