Von gleicher Körpertracht, meist bedeutend größer, sind die Galeriten, unterscheiden sich aber von der vorigen Sippe durch das sehr verlängerte erste Fühlerglied, welches manchmal den hinten verengten Kopf noch übertrifft, dagegen bleibt das Halsschild meist kürzer. Bei der mit sehr zahlreichen Arten in Amerika heimischen Gattung Galerita, welche der ganzen Gesellschaft den Namen gab, findet sich ein kurzer, aber zweispitziger Kinnzahn, eine viereckige, vorn gestutzte, große Zunge, beilförmige Endglieder der Taster, ein verdicktes, die Augen überragendes Wurzel- glied der Fühler, und ein langer Vorsprung an der Jnnenseite jedes der vier ersten Tarsenglieder an den männlichen Vorderbeinen. Auch hier sind die Flügeldecken flach gedrückt und hinten gestutzt, aber etwas schräg. Die Galerita Ianus von acht bis neun Linien Länge gehört zu den gemeinsten nordamerikanischen Arten. Sie ist pechschwarz, fuchsroth behaart, Wurzel und Spitze der Fühler, Prothorax und die schlanken Beine ziegelroth, die punktstreifigen Flügeldecken blauschwarz. Diese Thiere kommen in Körpertracht und Färbung unseren Bombardirkäfern nahe. -- Dendrocellus vertritt die vorigen in Ostindien und an der Westküste Afrikas, Drypta, Zuphium, Polystichus stellen ihre Vertreter auch für Europa.
Eine große, genau in der Mitte hornige Zunge, die vollständig mit ihren Nebenzungen verwachsen ist, kräftige, ziemlich vortretende Kinnbacken, nicht so gebogen wie scharf zugespitzt, ein eiförmiger, hinten wenig verengter Kopf, kräftige, fadenförmige Fühler, ein herzförmiges, an seiner hintern Partie parallel läufiges Halsschild, hinten breit abgestutzte Flügeldecken, deren Außenecke sich jedoch rundet und ein untersetzter, wenig deprimirter Körper mit acht sichtbaren Hinterleibsringen beim Männchen, sieben beim anderen Geschlecht, vereinigt eine große Anzahl sehr ähnlich aussehender Laufkäfer, die auch in ihren Sitten mehrfach Uebereinstimmendes haben. Vor Allem leben sie gesellig unter Steinen und besitzen meist das Vermögen, zu ihrer Ver- theidigung einen übelriechenden Dunst mit Geräusch aus der Hinterleibsspitze zu entlassen, weshalb man ihnen den deutschen Namen Bombardirkäfer beigelegt hat. Recht deutlich kann man dieses Schießen beobachten und das damit verbundene eigenthümliche Geräusch vernehmen, wenn man einen solchen Käfer nach Sitte der Sammler in ein Fläschchen
[Abbildung]
Bombardirkäfer (Brachinus crepitans).
mit Spiritus wirft. Ein ziemlich lautes Zischen erfolgt einige Male hinter einander, bis der zum Tode Verurtheilte sein Pulver verschossen hat und ermattet die Waffen streckt. Diese interessanten Thiere kommen in allen Ländern vor und die großen bis etwa acht Linien langen Arten haben auf schwarzem Untergrunde meist zierliche gelbe Zeichnungen; unsere heimischen sehen schwarz und ziegelroth aus mit einfarbigen, meist blauschimmernden Flügeldecken und erreichen nur geringe Größe. Zu den stattlichsten gehört der 31/2 Linien messende Brachinus crepitans, an Kopf sammt den Fühlern, Prothorax und Beinen ziegelroth, die seicht gerieften, in keiner Weise punktirten Flügeldecken dunkelblau, der Rest der Unterseite schwarz; bei genauerer Ansicht bemerkt man das dritte und vierte Fühlerglied etwas gebräunt und eine sehr kurze Behaarung am ganzen Körper, einschließlich der Flügeldecken.
Von der Tracht der vorigen, jedoch größtentheils mit querem, also mehr gekürztem Prothorax und entschieden viel platterem Körper erscheinen zahlreiche, unter viele Gattungen vertheilte Arten, welche zur Sippe der Lebien vereinigt worden sind, doch hat es zum Theil seine großen Schwierig- keiten, jene streng von einander zu unterscheiden. An der Spitze stehen ein paar erotische Gattungen mit sehr ausgezeichneten Arten: Agra aus dem südlichen Amerika und Calleida in allen Erdtheilen, außer in Europa, vertreten, besonders zahlreich im erst genannten. Jene lassen sich mit den Brenthiden, einer Familie der Rüsselkäfer, vergleichen, sind groß, metallisch glänzend, lang und schmal und leben auf Bäumen, wo sie sich zwischen den dürren Blättern versteckt halten. Der hinten halsartig verengte Kopf, sehr lange, beilförmig endende Lippentaster, ein langes,
Von gleicher Körpertracht, meiſt bedeutend größer, ſind die Galeriten, unterſcheiden ſich aber von der vorigen Sippe durch das ſehr verlängerte erſte Fühlerglied, welches manchmal den hinten verengten Kopf noch übertrifft, dagegen bleibt das Halsſchild meiſt kürzer. Bei der mit ſehr zahlreichen Arten in Amerika heimiſchen Gattung Galerita, welche der ganzen Geſellſchaft den Namen gab, findet ſich ein kurzer, aber zweiſpitziger Kinnzahn, eine viereckige, vorn geſtutzte, große Zunge, beilförmige Endglieder der Taſter, ein verdicktes, die Augen überragendes Wurzel- glied der Fühler, und ein langer Vorſprung an der Jnnenſeite jedes der vier erſten Tarſenglieder an den männlichen Vorderbeinen. Auch hier ſind die Flügeldecken flach gedrückt und hinten geſtutzt, aber etwas ſchräg. Die Galerita Ianus von acht bis neun Linien Länge gehört zu den gemeinſten nordamerikaniſchen Arten. Sie iſt pechſchwarz, fuchsroth behaart, Wurzel und Spitze der Fühler, Prothorax und die ſchlanken Beine ziegelroth, die punktſtreifigen Flügeldecken blauſchwarz. Dieſe Thiere kommen in Körpertracht und Färbung unſeren Bombardirkäfern nahe. — Dendrocellus vertritt die vorigen in Oſtindien und an der Weſtküſte Afrikas, Drypta, Zuphium, Polystichus ſtellen ihre Vertreter auch für Europa.
Eine große, genau in der Mitte hornige Zunge, die vollſtändig mit ihren Nebenzungen verwachſen iſt, kräftige, ziemlich vortretende Kinnbacken, nicht ſo gebogen wie ſcharf zugeſpitzt, ein eiförmiger, hinten wenig verengter Kopf, kräftige, fadenförmige Fühler, ein herzförmiges, an ſeiner hintern Partie parallel läufiges Halsſchild, hinten breit abgeſtutzte Flügeldecken, deren Außenecke ſich jedoch rundet und ein unterſetzter, wenig deprimirter Körper mit acht ſichtbaren Hinterleibsringen beim Männchen, ſieben beim anderen Geſchlecht, vereinigt eine große Anzahl ſehr ähnlich ausſehender Laufkäfer, die auch in ihren Sitten mehrfach Uebereinſtimmendes haben. Vor Allem leben ſie geſellig unter Steinen und beſitzen meiſt das Vermögen, zu ihrer Ver- theidigung einen übelriechenden Dunſt mit Geräuſch aus der Hinterleibsſpitze zu entlaſſen, weshalb man ihnen den deutſchen Namen Bombardirkäfer beigelegt hat. Recht deutlich kann man dieſes Schießen beobachten und das damit verbundene eigenthümliche Geräuſch vernehmen, wenn man einen ſolchen Käfer nach Sitte der Sammler in ein Fläſchchen
[Abbildung]
Bombardirkäfer (Brachinus crepitans).
mit Spiritus wirft. Ein ziemlich lautes Ziſchen erfolgt einige Male hinter einander, bis der zum Tode Verurtheilte ſein Pulver verſchoſſen hat und ermattet die Waffen ſtreckt. Dieſe intereſſanten Thiere kommen in allen Ländern vor und die großen bis etwa acht Linien langen Arten haben auf ſchwarzem Untergrunde meiſt zierliche gelbe Zeichnungen; unſere heimiſchen ſehen ſchwarz und ziegelroth aus mit einfarbigen, meiſt blauſchimmernden Flügeldecken und erreichen nur geringe Größe. Zu den ſtattlichſten gehört der 3½ Linien meſſende Brachinus crepitans, an Kopf ſammt den Fühlern, Prothorax und Beinen ziegelroth, die ſeicht gerieften, in keiner Weiſe punktirten Flügeldecken dunkelblau, der Reſt der Unterſeite ſchwarz; bei genauerer Anſicht bemerkt man das dritte und vierte Fühlerglied etwas gebräunt und eine ſehr kurze Behaarung am ganzen Körper, einſchließlich der Flügeldecken.
Von der Tracht der vorigen, jedoch größtentheils mit querem, alſo mehr gekürztem Prothorax und entſchieden viel platterem Körper erſcheinen zahlreiche, unter viele Gattungen vertheilte Arten, welche zur Sippe der Lebien vereinigt worden ſind, doch hat es zum Theil ſeine großen Schwierig- keiten, jene ſtreng von einander zu unterſcheiden. An der Spitze ſtehen ein paar erotiſche Gattungen mit ſehr ausgezeichneten Arten: Agra aus dem ſüdlichen Amerika und Calleida in allen Erdtheilen, außer in Europa, vertreten, beſonders zahlreich im erſt genannten. Jene laſſen ſich mit den Brenthiden, einer Familie der Rüſſelkäfer, vergleichen, ſind groß, metalliſch glänzend, lang und ſchmal und leben auf Bäumen, wo ſie ſich zwiſchen den dürren Blättern verſteckt halten. Der hinten halsartig verengte Kopf, ſehr lange, beilförmig endende Lippentaſter, ein langes,
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[33/0047]
Puppenräuber. Galeriten. Bombardirkäfer. Lebien.
Von gleicher Körpertracht, meiſt bedeutend größer, ſind die Galeriten, unterſcheiden ſich
aber von der vorigen Sippe durch das ſehr verlängerte erſte Fühlerglied, welches manchmal den
hinten verengten Kopf noch übertrifft, dagegen bleibt das Halsſchild meiſt kürzer. Bei der mit ſehr
zahlreichen Arten in Amerika heimiſchen Gattung Galerita, welche der ganzen Geſellſchaft den
Namen gab, findet ſich ein kurzer, aber zweiſpitziger Kinnzahn, eine viereckige, vorn geſtutzte,
große Zunge, beilförmige Endglieder der Taſter, ein verdicktes, die Augen überragendes Wurzel-
glied der Fühler, und ein langer Vorſprung an der Jnnenſeite jedes der vier erſten Tarſenglieder
an den männlichen Vorderbeinen. Auch hier ſind die Flügeldecken flach gedrückt und hinten geſtutzt,
aber etwas ſchräg. Die Galerita Ianus von acht bis neun Linien Länge gehört zu den gemeinſten
nordamerikaniſchen Arten. Sie iſt pechſchwarz, fuchsroth behaart, Wurzel und Spitze der Fühler,
Prothorax und die ſchlanken Beine ziegelroth, die punktſtreifigen Flügeldecken blauſchwarz. Dieſe
Thiere kommen in Körpertracht und Färbung unſeren Bombardirkäfern nahe. — Dendrocellus
vertritt die vorigen in Oſtindien und an der Weſtküſte Afrikas, Drypta, Zuphium, Polystichus
ſtellen ihre Vertreter auch für Europa.
Eine große, genau in der Mitte hornige Zunge, die vollſtändig mit ihren Nebenzungen
verwachſen iſt, kräftige, ziemlich vortretende Kinnbacken, nicht ſo gebogen wie ſcharf zugeſpitzt, ein
eiförmiger, hinten wenig verengter Kopf, kräftige, fadenförmige Fühler, ein herzförmiges, an
ſeiner hintern Partie parallel läufiges Halsſchild, hinten breit abgeſtutzte Flügeldecken, deren
Außenecke ſich jedoch rundet und ein unterſetzter, wenig deprimirter Körper mit acht ſichtbaren
Hinterleibsringen beim Männchen, ſieben beim anderen Geſchlecht, vereinigt eine große Anzahl
ſehr ähnlich ausſehender Laufkäfer, die auch in ihren Sitten mehrfach Uebereinſtimmendes haben.
Vor Allem leben ſie geſellig unter Steinen und beſitzen meiſt das Vermögen, zu ihrer Ver-
theidigung einen übelriechenden Dunſt mit Geräuſch aus der Hinterleibsſpitze zu entlaſſen, weshalb
man ihnen den deutſchen Namen Bombardirkäfer beigelegt hat. Recht deutlich kann man
dieſes Schießen beobachten und das damit verbundene eigenthümliche Geräuſch vernehmen, wenn
man einen ſolchen Käfer nach Sitte der Sammler in ein Fläſchchen
[Abbildung Bombardirkäfer (Brachinus crepitans).]
mit Spiritus wirft. Ein ziemlich lautes Ziſchen erfolgt einige
Male hinter einander, bis der zum Tode Verurtheilte ſein Pulver
verſchoſſen hat und ermattet die Waffen ſtreckt. Dieſe intereſſanten
Thiere kommen in allen Ländern vor und die großen bis etwa
acht Linien langen Arten haben auf ſchwarzem Untergrunde meiſt
zierliche gelbe Zeichnungen; unſere heimiſchen ſehen ſchwarz und
ziegelroth aus mit einfarbigen, meiſt blauſchimmernden Flügeldecken
und erreichen nur geringe Größe. Zu den ſtattlichſten gehört der 3½ Linien meſſende Brachinus
crepitans, an Kopf ſammt den Fühlern, Prothorax und Beinen ziegelroth, die ſeicht gerieften,
in keiner Weiſe punktirten Flügeldecken dunkelblau, der Reſt der Unterſeite ſchwarz; bei genauerer
Anſicht bemerkt man das dritte und vierte Fühlerglied etwas gebräunt und eine ſehr kurze
Behaarung am ganzen Körper, einſchließlich der Flügeldecken.
Von der Tracht der vorigen, jedoch größtentheils mit querem, alſo mehr gekürztem Prothorax
und entſchieden viel platterem Körper erſcheinen zahlreiche, unter viele Gattungen vertheilte Arten,
welche zur Sippe der Lebien vereinigt worden ſind, doch hat es zum Theil ſeine großen Schwierig-
keiten, jene ſtreng von einander zu unterſcheiden. An der Spitze ſtehen ein paar erotiſche Gattungen
mit ſehr ausgezeichneten Arten: Agra aus dem ſüdlichen Amerika und Calleida in allen Erdtheilen,
außer in Europa, vertreten, beſonders zahlreich im erſt genannten. Jene laſſen ſich mit den
Brenthiden, einer Familie der Rüſſelkäfer, vergleichen, ſind groß, metalliſch glänzend, lang
und ſchmal und leben auf Bäumen, wo ſie ſich zwiſchen den dürren Blättern verſteckt halten.
Der hinten halsartig verengte Kopf, ſehr lange, beilförmig endende Lippentaſter, ein langes,
Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 3
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/47>, abgerufen am 23.11.2024.
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