versuchen jedesmal derb an den Kopf stoßen, gewöhnen sie ihnen diese Unart ab und durch Ansetzen an einen ihrer Arme belohnen sie einen jeden nach der Vorstellung stets mit so viel Blut, als er trinken mag. Wir haben hierin einen neuen Beweis dafür, daß den Thieren, den unbe- deutenden Kersen eine gewisse höhere geistige Fähigkeit innewohnt, welche unmöglich durch den blosen Naturtrieb erklärt werden kann, wie von gewissen Seiten versucht wird.
Abgesehen von den vielen andern Arten von Flöhen, welche Hunde, Mäuse, Jgel, Hühner etc. bewohnen und noch nicht genau geschieden worden sind, gibt es einen im tropischen Südamerika lebenden, der für den Menschen unter Umständen höchst gefährlich werden kann und von den Systematikern dem Pulexgeschlecht entrückt, zu einem neuen erhoben worden ist, und zwar wegen der abweichend gebauten Respirationsorgane, der verschiedenen Form der Kinnladen und der taster- artigen Anhänge der zweispaltigen Unterlippe. Der Sandfloh, Cichao, Jigger, Nigua, Bicho (Rhynchoprion penetraus) und welche Namen sonst noch das gefürchtete Thier in seiner Heimat oder bei den Entomologen (Pulex, Sarcopsylla etc.) führen mag, scheint sich in Amerika vom neunundzwanzigsten Grade südlicher bis zum dreißigsten Grade nördlicher Breite zu erstrecken und findet sich überall in der Nähe menschlicher Wohnungen, oder verlassener Wohnstätten, wo Trockenheit und Wärme nicht fehlen, die er beide liebt. Nur die befruchteten Weibchen bohren sich in die Haut warmblutiger Thiere und der Menschen, hier vorzugsweise unter die Nägel der Füße oder an andern Stellen dieses Körpertheiles ein, die Männchen und nicht befruchteten Weibchen nähren sich vom Blut, wie die andern Flöhe; ihre Körperfarbe ist, abgesehen vom durch scheinenden, dunkeln Darminhalte gelblich, bei den eingebohrten fast rein weiß. Anfangs gleichen die beiden Geschlechter einander an Größe und messen durchschnittlich einen Millimeter, also die Hälfte unseres gemeinen Flohes, können springen, aber nicht so weit und hoch, wie dieser und geben ungefähr dasselbe Bild wie er. Wer den Sandsloh in seinen einzelnen Theilen näher kennen lernen will und sich für die zum Theil in Widerspruch mit einander stehenden Berichte über ihn interessirt, den verweisen wir auf die ausführliche Arbeit, welche Karsten 1864 darüber in dem Bulletin der Moskaner Akademie (XXXVII) veröffentlicht hat. So lange das eingebohrte Weibchen ungestört in der nicht durch Druck und Reiben gereizten Haut sitzt, schwillt es im Hinterleibe bis zur Größe einer kleinen Erbse (5 Millimeter) im Durchmesser an, verbleibt in diesem Zustande eine längere Zeit und bringt weiter keine bemerkbaren Nachtheile, als ein leichtes Jncken und Erröthen der Stelle hervor. Durch Reiben und Reagiren auf den Kitzel steigert sich aber die Entzündung bedeutend und hat bei Vernachlässigung die Wirkungen, welche von fast allen Bericht- erstattern angegeben werden, besonders auch darum, weil ein zweites und drittes Weibchen eine solche Stelle für besonders geeignet findet, sich daneben anzusiedeln. Bösartige Eiterungen und dazu kommender Brand nöthigen, die Zehen abzunehmen, haben selbst in einzelnen Fällen den Tod zur Folge gehabt. Das Anschwellen des in die Haut eingenisteten weiblichen Flohes geht sehr rasch vor sich, erst aber muß er sich bis zur Asterspitze eingearbeitet haben, welche nach außen den Verschluß seiner Wohnung bildet. Die sehr zahlreichen Eizellen, die sich in den cylindrischen Schläuchen des einfach gegabelten Eierstockes befinden, entwickeln sich nun hier allmälig in der Weise, daß das reifste Ei stets neben dem Ausgange liegt und durch den Druck der übrigen, nachwachsenden Eier hervorgetrieben wird. Das Mutterthier bleibt, wenn es nicht gestört wird, an seinem Wohnsitze so lange unverändert, bis alle Eier abgesetzt sind, die mithin herausspringen und nicht in den Körper des Wohnthieres gelangen, wie sich aus der vorher beschriebenen Ruhe- lage des sich häuslich eingerichtet habenden Flohes ergibt. Hierauf stirbt, wie zu erwarten steht, der mütterliche Körper ab und wird allmälig durch die Heilung der Wunde ausgestoßen. Die weitere Entwickelung und Verpuppung der Larven dürfte keine wesentlichen Verschiedenheiten von dem Hergange bei unserem Flohe aufzuweisen haben. Unter allen Umständen ist es nicht gerathen, seine Haut geduldig als Wohnung für das Eier legende Weibchen herzugeben, denn es gehört immer eine gewisse Willensstärke dazu, um da nicht zu kratzen, wo es juckt, überdies kann der
Die Zweiflügler. Flöhe. Sandfloh.
verſuchen jedesmal derb an den Kopf ſtoßen, gewöhnen ſie ihnen dieſe Unart ab und durch Anſetzen an einen ihrer Arme belohnen ſie einen jeden nach der Vorſtellung ſtets mit ſo viel Blut, als er trinken mag. Wir haben hierin einen neuen Beweis dafür, daß den Thieren, den unbe- deutenden Kerſen eine gewiſſe höhere geiſtige Fähigkeit innewohnt, welche unmöglich durch den bloſen Naturtrieb erklärt werden kann, wie von gewiſſen Seiten verſucht wird.
Abgeſehen von den vielen andern Arten von Flöhen, welche Hunde, Mäuſe, Jgel, Hühner ꝛc. bewohnen und noch nicht genau geſchieden worden ſind, gibt es einen im tropiſchen Südamerika lebenden, der für den Menſchen unter Umſtänden höchſt gefährlich werden kann und von den Syſtematikern dem Pulexgeſchlecht entrückt, zu einem neuen erhoben worden iſt, und zwar wegen der abweichend gebauten Reſpirationsorgane, der verſchiedenen Form der Kinnladen und der taſter- artigen Anhänge der zweiſpaltigen Unterlippe. Der Sandfloh, Cichao, Jigger, Nigua, Bicho (Rhynchoprion penetraus) und welche Namen ſonſt noch das gefürchtete Thier in ſeiner Heimat oder bei den Entomologen (Pulex, Sarcopsylla ꝛc.) führen mag, ſcheint ſich in Amerika vom neunundzwanzigſten Grade ſüdlicher bis zum dreißigſten Grade nördlicher Breite zu erſtrecken und findet ſich überall in der Nähe menſchlicher Wohnungen, oder verlaſſener Wohnſtätten, wo Trockenheit und Wärme nicht fehlen, die er beide liebt. Nur die befruchteten Weibchen bohren ſich in die Haut warmblutiger Thiere und der Menſchen, hier vorzugsweiſe unter die Nägel der Füße oder an andern Stellen dieſes Körpertheiles ein, die Männchen und nicht befruchteten Weibchen nähren ſich vom Blut, wie die andern Flöhe; ihre Körperfarbe iſt, abgeſehen vom durch ſcheinenden, dunkeln Darminhalte gelblich, bei den eingebohrten faſt rein weiß. Anfangs gleichen die beiden Geſchlechter einander an Größe und meſſen durchſchnittlich einen Millimeter, alſo die Hälfte unſeres gemeinen Flohes, können ſpringen, aber nicht ſo weit und hoch, wie dieſer und geben ungefähr daſſelbe Bild wie er. Wer den Sandſloh in ſeinen einzelnen Theilen näher kennen lernen will und ſich für die zum Theil in Widerſpruch mit einander ſtehenden Berichte über ihn intereſſirt, den verweiſen wir auf die ausführliche Arbeit, welche Karſten 1864 darüber in dem Bulletin der Moskaner Akademie (XXXVII) veröffentlicht hat. So lange das eingebohrte Weibchen ungeſtört in der nicht durch Druck und Reiben gereizten Haut ſitzt, ſchwillt es im Hinterleibe bis zur Größe einer kleinen Erbſe (5 Millimeter) im Durchmeſſer an, verbleibt in dieſem Zuſtande eine längere Zeit und bringt weiter keine bemerkbaren Nachtheile, als ein leichtes Jncken und Erröthen der Stelle hervor. Durch Reiben und Reagiren auf den Kitzel ſteigert ſich aber die Entzündung bedeutend und hat bei Vernachläſſigung die Wirkungen, welche von faſt allen Bericht- erſtattern angegeben werden, beſonders auch darum, weil ein zweites und drittes Weibchen eine ſolche Stelle für beſonders geeignet findet, ſich daneben anzuſiedeln. Bösartige Eiterungen und dazu kommender Brand nöthigen, die Zehen abzunehmen, haben ſelbſt in einzelnen Fällen den Tod zur Folge gehabt. Das Anſchwellen des in die Haut eingeniſteten weiblichen Flohes geht ſehr raſch vor ſich, erſt aber muß er ſich bis zur Aſterſpitze eingearbeitet haben, welche nach außen den Verſchluß ſeiner Wohnung bildet. Die ſehr zahlreichen Eizellen, die ſich in den cylindriſchen Schläuchen des einfach gegabelten Eierſtockes befinden, entwickeln ſich nun hier allmälig in der Weiſe, daß das reifſte Ei ſtets neben dem Ausgange liegt und durch den Druck der übrigen, nachwachſenden Eier hervorgetrieben wird. Das Mutterthier bleibt, wenn es nicht geſtört wird, an ſeinem Wohnſitze ſo lange unverändert, bis alle Eier abgeſetzt ſind, die mithin herausſpringen und nicht in den Körper des Wohnthieres gelangen, wie ſich aus der vorher beſchriebenen Ruhe- lage des ſich häuslich eingerichtet habenden Flohes ergibt. Hierauf ſtirbt, wie zu erwarten ſteht, der mütterliche Körper ab und wird allmälig durch die Heilung der Wunde ausgeſtoßen. Die weitere Entwickelung und Verpuppung der Larven dürfte keine weſentlichen Verſchiedenheiten von dem Hergange bei unſerem Flohe aufzuweiſen haben. Unter allen Umſtänden iſt es nicht gerathen, ſeine Haut geduldig als Wohnung für das Eier legende Weibchen herzugeben, denn es gehört immer eine gewiſſe Willensſtärke dazu, um da nicht zu kratzen, wo es juckt, überdies kann der
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[420/0446]
Die Zweiflügler. Flöhe. Sandfloh.
verſuchen jedesmal derb an den Kopf ſtoßen, gewöhnen ſie ihnen dieſe Unart ab und durch Anſetzen
an einen ihrer Arme belohnen ſie einen jeden nach der Vorſtellung ſtets mit ſo viel Blut, als
er trinken mag. Wir haben hierin einen neuen Beweis dafür, daß den Thieren, den unbe-
deutenden Kerſen eine gewiſſe höhere geiſtige Fähigkeit innewohnt, welche unmöglich durch
den bloſen Naturtrieb erklärt werden kann, wie von gewiſſen Seiten verſucht wird.
Abgeſehen von den vielen andern Arten von Flöhen, welche Hunde, Mäuſe, Jgel, Hühner ꝛc.
bewohnen und noch nicht genau geſchieden worden ſind, gibt es einen im tropiſchen Südamerika
lebenden, der für den Menſchen unter Umſtänden höchſt gefährlich werden kann und von den
Syſtematikern dem Pulexgeſchlecht entrückt, zu einem neuen erhoben worden iſt, und zwar wegen
der abweichend gebauten Reſpirationsorgane, der verſchiedenen Form der Kinnladen und der taſter-
artigen Anhänge der zweiſpaltigen Unterlippe. Der Sandfloh, Cichao, Jigger, Nigua,
Bicho (Rhynchoprion penetraus) und welche Namen ſonſt noch das gefürchtete Thier in ſeiner
Heimat oder bei den Entomologen (Pulex, Sarcopsylla ꝛc.) führen mag, ſcheint ſich in Amerika vom
neunundzwanzigſten Grade ſüdlicher bis zum dreißigſten Grade nördlicher Breite zu erſtrecken
und findet ſich überall in der Nähe menſchlicher Wohnungen, oder verlaſſener Wohnſtätten, wo
Trockenheit und Wärme nicht fehlen, die er beide liebt. Nur die befruchteten Weibchen bohren
ſich in die Haut warmblutiger Thiere und der Menſchen, hier vorzugsweiſe unter die Nägel der
Füße oder an andern Stellen dieſes Körpertheiles ein, die Männchen und nicht befruchteten
Weibchen nähren ſich vom Blut, wie die andern Flöhe; ihre Körperfarbe iſt, abgeſehen vom durch
ſcheinenden, dunkeln Darminhalte gelblich, bei den eingebohrten faſt rein weiß. Anfangs gleichen
die beiden Geſchlechter einander an Größe und meſſen durchſchnittlich einen Millimeter, alſo die
Hälfte unſeres gemeinen Flohes, können ſpringen, aber nicht ſo weit und hoch, wie dieſer und
geben ungefähr daſſelbe Bild wie er. Wer den Sandſloh in ſeinen einzelnen Theilen näher kennen
lernen will und ſich für die zum Theil in Widerſpruch mit einander ſtehenden Berichte über ihn
intereſſirt, den verweiſen wir auf die ausführliche Arbeit, welche Karſten 1864 darüber in dem
Bulletin der Moskaner Akademie (XXXVII) veröffentlicht hat. So lange das eingebohrte Weibchen
ungeſtört in der nicht durch Druck und Reiben gereizten Haut ſitzt, ſchwillt es im Hinterleibe bis
zur Größe einer kleinen Erbſe (5 Millimeter) im Durchmeſſer an, verbleibt in dieſem Zuſtande
eine längere Zeit und bringt weiter keine bemerkbaren Nachtheile, als ein leichtes Jncken und
Erröthen der Stelle hervor. Durch Reiben und Reagiren auf den Kitzel ſteigert ſich aber die
Entzündung bedeutend und hat bei Vernachläſſigung die Wirkungen, welche von faſt allen Bericht-
erſtattern angegeben werden, beſonders auch darum, weil ein zweites und drittes Weibchen eine
ſolche Stelle für beſonders geeignet findet, ſich daneben anzuſiedeln. Bösartige Eiterungen und
dazu kommender Brand nöthigen, die Zehen abzunehmen, haben ſelbſt in einzelnen Fällen den
Tod zur Folge gehabt. Das Anſchwellen des in die Haut eingeniſteten weiblichen Flohes geht
ſehr raſch vor ſich, erſt aber muß er ſich bis zur Aſterſpitze eingearbeitet haben, welche nach außen
den Verſchluß ſeiner Wohnung bildet. Die ſehr zahlreichen Eizellen, die ſich in den cylindriſchen
Schläuchen des einfach gegabelten Eierſtockes befinden, entwickeln ſich nun hier allmälig in der
Weiſe, daß das reifſte Ei ſtets neben dem Ausgange liegt und durch den Druck der übrigen,
nachwachſenden Eier hervorgetrieben wird. Das Mutterthier bleibt, wenn es nicht geſtört wird,
an ſeinem Wohnſitze ſo lange unverändert, bis alle Eier abgeſetzt ſind, die mithin herausſpringen
und nicht in den Körper des Wohnthieres gelangen, wie ſich aus der vorher beſchriebenen Ruhe-
lage des ſich häuslich eingerichtet habenden Flohes ergibt. Hierauf ſtirbt, wie zu erwarten ſteht,
der mütterliche Körper ab und wird allmälig durch die Heilung der Wunde ausgeſtoßen. Die
weitere Entwickelung und Verpuppung der Larven dürfte keine weſentlichen Verſchiedenheiten von
dem Hergange bei unſerem Flohe aufzuweiſen haben. Unter allen Umſtänden iſt es nicht gerathen,
ſeine Haut geduldig als Wohnung für das Eier legende Weibchen herzugeben, denn es gehört
immer eine gewiſſe Willensſtärke dazu, um da nicht zu kratzen, wo es juckt, überdies kann der
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/446>, abgerufen am 24.11.2024.
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