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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Zweiflügter. Fliegen.
Das befruchtete Weibchen legt die Eier an die Nasenlöcher der Schafe. Die daraus hervor-
schlüpfenden Lärvchen arbeiten sich in der Nase in die Höhe bis zur Stirnhöhle und ernähren sich
vom Schleim, dessen Absonderung
durch sie vermehrt wird; man findet
selten mehr als sieben bis acht dieser
sogenannten "Grübler" in der Nase
eines Schafs und zwar von verschiedener
Größe. Zwei Hornhaken vorn dienen
ihnen zum Festhalten. Nach ungefähr
neun Monaten sind sie erwachsen, dann
lassen sie sich herausnießen, gehen senk-
recht in die Erde und verwandeln sich
in eine Tonnenpuppe (c), welche sieben
bis acht Wochen zu ihrer Entwickelung
gebraucht. Daß die Drehkrankheit der
Schafe nicht von den Grüblern herrühre,
wie man früher meinte, ist schon längst
[Abbildung] Nasenbreme des Schafes (Oestrus ovis).
a
Fliege. b Larve (vergrößert). c Puppe von der Bauchseite.
erkannt worden. -- Jn gleicher Weise lebt die Larve von O. maculatus in der Nasenhöhle des
Büffels und Kameles, die der Pharyngomyia picta in der Nase und Nachenhöhle des Edelhirsches,
die der Cephenomyia rufibarbis desgleichen, die der C. stimulator beim Rehe, der C. trompe im
Renthiere.

Um schließlich auch einen Bewohner von Dasselbeulen vorzuführen, wurde die Rindsbies-
fliege, Hautbreme des Rinds
(Hypoderma bovis) gewählt. Das Thier ist schwarz, an
Schienen und Füßen rothgelb, der Körper dicht behaart, am zweiten und dritten Hinterleibsringe
schwarz, an der Spitze gelb,
sonst weiß oder grauweiß;
auf dem Rückenschilde treten
einige stumpfe Längsleisten
deutlich hervor.

[Abbildung] Hautbreme des Rindes (Hypoderma boris).
a
Fliege. b Larve (beide vergrößert). c Tonnenpuppe.

Diese, wie die ver-
wandten Arten, schwärmen
lebhaft und auf hochgelegenen
Punkten umher. Die Weib-
chen legen ihre Eier, wie
alle übrigen, an die Haut
oder die Haare der Wohn-
thiere, nicht in dieselbe.
Die ausgeschlüpfte Larve,
mit Bohrzeug vorn ausge-
rüstet, arbeitet sich stoßweise in das Zellgewebe der Unterhaut. Erst mit der Zeit entsteht die nach
außen geöffnete, eiternde Dasselbenle in der Oberhaut. Die reife Made (b) verläßt früh zwischen
sechs und acht Uhr die Beule, bleibt auf der Erde liegen und wird zur Tonnenpuppe (c), welche
je nach den Umständen vier bis sieben Wochen zu ihrer Entwickelung bedarf. -- Ebenso leben die
Larven von H. Diana und Actaeon, jene am Reh, diese am Hirsche, H. tarandi in den Dassel-
beulen der Renthiere. Auf die eine oder andere Weise werden die genannten Thiere heimgesucht,
selbst Nashörner und Elefanten sollen von ihnen nicht verschont bleiben. Die Oestriden verbreiten
sich somit auf der ganzen Erde, nur in Neuholland hat man ihr Vorkommen noch nicht nachgewiesen.



Die Zweiflügter. Fliegen.
Das befruchtete Weibchen legt die Eier an die Naſenlöcher der Schafe. Die daraus hervor-
ſchlüpfenden Lärvchen arbeiten ſich in der Naſe in die Höhe bis zur Stirnhöhle und ernähren ſich
vom Schleim, deſſen Abſonderung
durch ſie vermehrt wird; man findet
ſelten mehr als ſieben bis acht dieſer
ſogenannten „Grübler“ in der Naſe
eines Schafs und zwar von verſchiedener
Größe. Zwei Hornhaken vorn dienen
ihnen zum Feſthalten. Nach ungefähr
neun Monaten ſind ſie erwachſen, dann
laſſen ſie ſich herausnießen, gehen ſenk-
recht in die Erde und verwandeln ſich
in eine Tonnenpuppe (c), welche ſieben
bis acht Wochen zu ihrer Entwickelung
gebraucht. Daß die Drehkrankheit der
Schafe nicht von den Grüblern herrühre,
wie man früher meinte, iſt ſchon längſt
[Abbildung] Naſenbreme des Schafes (Oestrus ovis).
a
Fliege. b Larve (vergrößert). c Puppe von der Bauchſeite.
erkannt worden. — Jn gleicher Weiſe lebt die Larve von O. maculatus in der Naſenhöhle des
Büffels und Kameles, die der Pharyngomyia picta in der Naſe und Nachenhöhle des Edelhirſches,
die der Cephenomyia rufibarbis desgleichen, die der C. stimulator beim Rehe, der C. trompe im
Renthiere.

Um ſchließlich auch einen Bewohner von Daſſelbeulen vorzuführen, wurde die Rindsbies-
fliege, Hautbreme des Rinds
(Hypoderma bovis) gewählt. Das Thier iſt ſchwarz, an
Schienen und Füßen rothgelb, der Körper dicht behaart, am zweiten und dritten Hinterleibsringe
ſchwarz, an der Spitze gelb,
ſonſt weiß oder grauweiß;
auf dem Rückenſchilde treten
einige ſtumpfe Längsleiſten
deutlich hervor.

[Abbildung] Hautbreme des Rindes (Hypoderma boris).
a
Fliege. b Larve (beide vergrößert). c Tonnenpuppe.

Dieſe, wie die ver-
wandten Arten, ſchwärmen
lebhaft und auf hochgelegenen
Punkten umher. Die Weib-
chen legen ihre Eier, wie
alle übrigen, an die Haut
oder die Haare der Wohn-
thiere, nicht in dieſelbe.
Die ausgeſchlüpfte Larve,
mit Bohrzeug vorn ausge-
rüſtet, arbeitet ſich ſtoßweiſe in das Zellgewebe der Unterhaut. Erſt mit der Zeit entſteht die nach
außen geöffnete, eiternde Daſſelbenle in der Oberhaut. Die reife Made (b) verläßt früh zwiſchen
ſechs und acht Uhr die Beule, bleibt auf der Erde liegen und wird zur Tonnenpuppe (c), welche
je nach den Umſtänden vier bis ſieben Wochen zu ihrer Entwickelung bedarf. — Ebenſo leben die
Larven von H. Diana und Actaeon, jene am Reh, dieſe am Hirſche, H. tarandi in den Daſſel-
beulen der Renthiere. Auf die eine oder andere Weiſe werden die genannten Thiere heimgeſucht,
ſelbſt Nashörner und Elefanten ſollen von ihnen nicht verſchont bleiben. Die Oeſtriden verbreiten
ſich ſomit auf der ganzen Erde, nur in Neuholland hat man ihr Vorkommen noch nicht nachgewieſen.



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[406/0432] Die Zweiflügter. Fliegen. Das befruchtete Weibchen legt die Eier an die Naſenlöcher der Schafe. Die daraus hervor- ſchlüpfenden Lärvchen arbeiten ſich in der Naſe in die Höhe bis zur Stirnhöhle und ernähren ſich vom Schleim, deſſen Abſonderung durch ſie vermehrt wird; man findet ſelten mehr als ſieben bis acht dieſer ſogenannten „Grübler“ in der Naſe eines Schafs und zwar von verſchiedener Größe. Zwei Hornhaken vorn dienen ihnen zum Feſthalten. Nach ungefähr neun Monaten ſind ſie erwachſen, dann laſſen ſie ſich herausnießen, gehen ſenk- recht in die Erde und verwandeln ſich in eine Tonnenpuppe (c), welche ſieben bis acht Wochen zu ihrer Entwickelung gebraucht. Daß die Drehkrankheit der Schafe nicht von den Grüblern herrühre, wie man früher meinte, iſt ſchon längſt [Abbildung Naſenbreme des Schafes (Oestrus ovis). a Fliege. b Larve (vergrößert). c Puppe von der Bauchſeite.] erkannt worden. — Jn gleicher Weiſe lebt die Larve von O. maculatus in der Naſenhöhle des Büffels und Kameles, die der Pharyngomyia picta in der Naſe und Nachenhöhle des Edelhirſches, die der Cephenomyia rufibarbis desgleichen, die der C. stimulator beim Rehe, der C. trompe im Renthiere. Um ſchließlich auch einen Bewohner von Daſſelbeulen vorzuführen, wurde die Rindsbies- fliege, Hautbreme des Rinds (Hypoderma bovis) gewählt. Das Thier iſt ſchwarz, an Schienen und Füßen rothgelb, der Körper dicht behaart, am zweiten und dritten Hinterleibsringe ſchwarz, an der Spitze gelb, ſonſt weiß oder grauweiß; auf dem Rückenſchilde treten einige ſtumpfe Längsleiſten deutlich hervor. [Abbildung Hautbreme des Rindes (Hypoderma boris). a Fliege. b Larve (beide vergrößert). c Tonnenpuppe.] Dieſe, wie die ver- wandten Arten, ſchwärmen lebhaft und auf hochgelegenen Punkten umher. Die Weib- chen legen ihre Eier, wie alle übrigen, an die Haut oder die Haare der Wohn- thiere, nicht in dieſelbe. Die ausgeſchlüpfte Larve, mit Bohrzeug vorn ausge- rüſtet, arbeitet ſich ſtoßweiſe in das Zellgewebe der Unterhaut. Erſt mit der Zeit entſteht die nach außen geöffnete, eiternde Daſſelbenle in der Oberhaut. Die reife Made (b) verläßt früh zwiſchen ſechs und acht Uhr die Beule, bleibt auf der Erde liegen und wird zur Tonnenpuppe (c), welche je nach den Umſtänden vier bis ſieben Wochen zu ihrer Entwickelung bedarf. — Ebenſo leben die Larven von H. Diana und Actaeon, jene am Reh, dieſe am Hirſche, H. tarandi in den Daſſel- beulen der Renthiere. Auf die eine oder andere Weiſe werden die genannten Thiere heimgeſucht, ſelbſt Nashörner und Elefanten ſollen von ihnen nicht verſchont bleiben. Die Oeſtriden verbreiten ſich ſomit auf der ganzen Erde, nur in Neuholland hat man ihr Vorkommen noch nicht nachgewieſen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/432>, abgerufen am 24.11.2024.