Während die genannten und noch einige andere Gattungen der Sippe durch die Unebenheit ihres Hinterleibes sich auszeichnen, charakterisirt die glatte, oft polirte Oberfläche desselben, der aus der Spitze hervorkommende Bohrer und die Einfachheit der Klauen die artenreiche Gattung Lissonota. Die Thierchen sind gleichfalls auf Raupen angewiesen, welche sie in ihrem Versteck auszuspüren und mit dem in der Regel langen Bohrer sicher zu treffen wissen. Jn der Färbung zeigt sich viel Uebereinstimmung und Eintönigkeit, doch kommen hier rothe Glieder zwischen den schwarzen des Hinterleibes vor, öfter auch gelbe Zeichnungen an Kopf und Thorax. Man hat eine Reihe von Arten, welche sich nur durch gekämmte Klauen unterscheiden, als besondere Gattung Meniscus getrennt und die größte von allen, den M. setosus, in mehreren Exemplaren aus dem Cocon des Weidenbohrers erzogen. Die durch Nichts ausgezeichnete Larve lebte so lange in der Raupe des genannten Schmetterlings, bis diese anfängt, aus Holzspänen ihr Cocon zusammen- zuleimen, dann bohrt sie sich oder auch eine kleine Gesellschaft derselben heraus, jede fertigt ihr eignes Gespinnst an, wozu gleichfalls die noch zu erlangenden Holzspänchen verbraucht werden, und bleibt bis zum nächsten Jahre darin liegen. Jm Mai erscheint die Schlupfwespe. Sie mißt sieben bis neun Linien, ist durchaus schwarz, bis auf die von den Schenkelringen an rothgelben Beine; die Tarsen der hintersten haben eine schwarzbraune Färbung. Die tief ausgehöhlte Stirn, der rauhe Hinterrücken, der darum keine Leisten unterscheiden läßt und längliche Luftlöcher führt, müssen als weitere Erkennungszeichen beachtet werden. Der weibliche Bohrer, welcher sich im Tode stark nach oben krümmt, kommt beinahe dem ganzen Körper an Länge gleich und erhält durch einen dreieckigen Ausschnitt der letzten Bauchschuppe besonderen Spielraum.
Wir müssen uns jedoch nun von dem Schmarotzerleben abwenden, um uns der letzten Familie der Aderflügler zu widmen.
Jn mehr als einer Beziehung grenzt sich die vierzehnte Familie, die der Pflanzenwespen (Phytospheces oder Hymenoptera phytophaga), welche man wieder in Holzwespen (Urocerata) und Blattwespen (Tenthredineae), aber ohne durchgreisenden Grund, spaltete, scharf von den übrigen ab, was sowohl die äußere Erscheinung der vollständig ausgebildeten Jnsekten, als auch ihre Ent- wickelung selbst anlangt. Ein in seiner unverschmälerten, nicht verengten Wurzel angewach- sener Hinterleib, das gewöhnliche Vorkommen bei fast allen übrigen Jnsekten, tritt unter den Hautflüglern hier zum ersten Male auf und unterscheidet die genannte Familie von den vorauf- gegangenen. Sodann lernten wir noch keine Arten kennen, bei welchen die Flügel mit einem solchen Reichthum von Zellen ausgestattet wären, welcher sich hier vorfindet. Bei der allgemeinen Be- trachtung wurde auf S. 164 in Fig. 1 und 9 der sogenannten lanzettförmigen Zelle gedacht, welche am Jnneurande des Vorderflügels eben nur hier vorkommt. Das Geäder wird zur Unter- scheidung der Gattungen von ganz besonderer Wichtigkeit. Die zwei Schenkelringe und den Leg- bohrer finden wir auch hier wieder, letzteren jedoch nicht in Form eines Stachels, sondern als Messer, Stoßsäge, Feile, Raspel. Die Fühler zeigen zwar die in der ganzen Ordnung herrschende Faden- und Borstenform in den überwiegenden Fällen, doch schleichen sich daneben allerlei Neben- formen, besonders als Schmuck der Männchen ein. Sie sind niemals gebrochen und bestehen vorherrschend aus neun Gliedern, bei einigen Gattungen sogar nur aus dreien, Zahlenverhältnisse, welche in dieser Niedrigkeit bisher kaum vorkamen. Der Kopf steht in der Regel dicht vor dem Thorax, ist mit Nebenaugen, sechs- (sieben)gliederigen Kiefertastern und viergliederigen Lippentastern versehen, wovon nur ein paar Gattungen ausgenommen sind. Fig. 4 auf S. 4 vergegenwärtigt die gewöhn- lichste Grundsorm der Mundtheile mit Ausschluß der durch Nichts ausgezeichneten Kinnbacken. Der Mittelleib nimmt durchschnittlich den dritten Theil der ganzen Körperlänge mit Ausschluß des Kopfes ein. Nur der mittelste seiner Ringe ist vorzugsweise entwickelt, auf dem Rücken flach gewölbt,
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Pimpla. Glypta. Meniscus.
Während die genannten und noch einige andere Gattungen der Sippe durch die Unebenheit ihres Hinterleibes ſich auszeichnen, charakteriſirt die glatte, oft polirte Oberfläche deſſelben, der aus der Spitze hervorkommende Bohrer und die Einfachheit der Klauen die artenreiche Gattung Lissonota. Die Thierchen ſind gleichfalls auf Raupen angewieſen, welche ſie in ihrem Verſteck auszuſpüren und mit dem in der Regel langen Bohrer ſicher zu treffen wiſſen. Jn der Färbung zeigt ſich viel Uebereinſtimmung und Eintönigkeit, doch kommen hier rothe Glieder zwiſchen den ſchwarzen des Hinterleibes vor, öfter auch gelbe Zeichnungen an Kopf und Thorax. Man hat eine Reihe von Arten, welche ſich nur durch gekämmte Klauen unterſcheiden, als beſondere Gattung Meniscus getrennt und die größte von allen, den M. setosus, in mehreren Exemplaren aus dem Cocon des Weidenbohrers erzogen. Die durch Nichts ausgezeichnete Larve lebte ſo lange in der Raupe des genannten Schmetterlings, bis dieſe anfängt, aus Holzſpänen ihr Cocon zuſammen- zuleimen, dann bohrt ſie ſich oder auch eine kleine Geſellſchaft derſelben heraus, jede fertigt ihr eignes Geſpinnſt an, wozu gleichfalls die noch zu erlangenden Holzſpänchen verbraucht werden, und bleibt bis zum nächſten Jahre darin liegen. Jm Mai erſcheint die Schlupfwespe. Sie mißt ſieben bis neun Linien, iſt durchaus ſchwarz, bis auf die von den Schenkelringen an rothgelben Beine; die Tarſen der hinterſten haben eine ſchwarzbraune Färbung. Die tief ausgehöhlte Stirn, der rauhe Hinterrücken, der darum keine Leiſten unterſcheiden läßt und längliche Luftlöcher führt, müſſen als weitere Erkennungszeichen beachtet werden. Der weibliche Bohrer, welcher ſich im Tode ſtark nach oben krümmt, kommt beinahe dem ganzen Körper an Länge gleich und erhält durch einen dreieckigen Ausſchnitt der letzten Bauchſchuppe beſonderen Spielraum.
Wir müſſen uns jedoch nun von dem Schmarotzerleben abwenden, um uns der letzten Familie der Aderflügler zu widmen.
Jn mehr als einer Beziehung grenzt ſich die vierzehnte Familie, die der Pflanzenwespen (Phytospheces oder Hymenoptera phytophaga), welche man wieder in Holzwespen (Urocerata) und Blattwespen (Tenthredineae), aber ohne durchgreiſenden Grund, ſpaltete, ſcharf von den übrigen ab, was ſowohl die äußere Erſcheinung der vollſtändig ausgebildeten Jnſekten, als auch ihre Ent- wickelung ſelbſt anlangt. Ein in ſeiner unverſchmälerten, nicht verengten Wurzel angewach- ſener Hinterleib, das gewöhnliche Vorkommen bei faſt allen übrigen Jnſekten, tritt unter den Hautflüglern hier zum erſten Male auf und unterſcheidet die genannte Familie von den vorauf- gegangenen. Sodann lernten wir noch keine Arten kennen, bei welchen die Flügel mit einem ſolchen Reichthum von Zellen ausgeſtattet wären, welcher ſich hier vorfindet. Bei der allgemeinen Be- trachtung wurde auf S. 164 in Fig. 1 und 9 der ſogenannten lanzettförmigen Zelle gedacht, welche am Jnneurande des Vorderflügels eben nur hier vorkommt. Das Geäder wird zur Unter- ſcheidung der Gattungen von ganz beſonderer Wichtigkeit. Die zwei Schenkelringe und den Leg- bohrer finden wir auch hier wieder, letzteren jedoch nicht in Form eines Stachels, ſondern als Meſſer, Stoßſäge, Feile, Raspel. Die Fühler zeigen zwar die in der ganzen Ordnung herrſchende Faden- und Borſtenform in den überwiegenden Fällen, doch ſchleichen ſich daneben allerlei Neben- formen, beſonders als Schmuck der Männchen ein. Sie ſind niemals gebrochen und beſtehen vorherrſchend aus neun Gliedern, bei einigen Gattungen ſogar nur aus dreien, Zahlenverhältniſſe, welche in dieſer Niedrigkeit bisher kaum vorkamen. Der Kopf ſteht in der Regel dicht vor dem Thorax, iſt mit Nebenaugen, ſechs- (ſieben)gliederigen Kiefertaſtern und viergliederigen Lippentaſtern verſehen, wovon nur ein paar Gattungen ausgenommen ſind. Fig. 4 auf S. 4 vergegenwärtigt die gewöhn- lichſte Grundſorm der Mundtheile mit Ausſchluß der durch Nichts ausgezeichneten Kinnbacken. Der Mittelleib nimmt durchſchnittlich den dritten Theil der ganzen Körperlänge mit Ausſchluß des Kopfes ein. Nur der mittelſte ſeiner Ringe iſt vorzugsweiſe entwickelt, auf dem Rücken flach gewölbt,
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Pimpla. Glypta. Meniscus.
Während die genannten und noch einige andere Gattungen der Sippe durch die Unebenheit
ihres Hinterleibes ſich auszeichnen, charakteriſirt die glatte, oft polirte Oberfläche deſſelben, der
aus der Spitze hervorkommende Bohrer und die Einfachheit der Klauen die artenreiche Gattung
Lissonota. Die Thierchen ſind gleichfalls auf Raupen angewieſen, welche ſie in ihrem Verſteck
auszuſpüren und mit dem in der Regel langen Bohrer ſicher zu treffen wiſſen. Jn der Färbung
zeigt ſich viel Uebereinſtimmung und Eintönigkeit, doch kommen hier rothe Glieder zwiſchen den
ſchwarzen des Hinterleibes vor, öfter auch gelbe Zeichnungen an Kopf und Thorax. Man hat eine
Reihe von Arten, welche ſich nur durch gekämmte Klauen unterſcheiden, als beſondere Gattung
Meniscus getrennt und die größte von allen, den M. setosus, in mehreren Exemplaren aus dem
Cocon des Weidenbohrers erzogen. Die durch Nichts ausgezeichnete Larve lebte ſo lange in der
Raupe des genannten Schmetterlings, bis dieſe anfängt, aus Holzſpänen ihr Cocon zuſammen-
zuleimen, dann bohrt ſie ſich oder auch eine kleine Geſellſchaft derſelben heraus, jede fertigt ihr
eignes Geſpinnſt an, wozu gleichfalls die noch zu erlangenden Holzſpänchen verbraucht werden, und
bleibt bis zum nächſten Jahre darin liegen. Jm Mai erſcheint die Schlupfwespe. Sie mißt ſieben
bis neun Linien, iſt durchaus ſchwarz, bis auf die von den Schenkelringen an rothgelben Beine;
die Tarſen der hinterſten haben eine ſchwarzbraune Färbung. Die tief ausgehöhlte Stirn, der
rauhe Hinterrücken, der darum keine Leiſten unterſcheiden läßt und längliche Luftlöcher führt,
müſſen als weitere Erkennungszeichen beachtet werden. Der weibliche Bohrer, welcher ſich im Tode
ſtark nach oben krümmt, kommt beinahe dem ganzen Körper an Länge gleich und erhält durch
einen dreieckigen Ausſchnitt der letzten Bauchſchuppe beſonderen Spielraum.
Wir müſſen uns jedoch nun von dem Schmarotzerleben abwenden, um uns der letzten Familie
der Aderflügler zu widmen.
Jn mehr als einer Beziehung grenzt ſich die vierzehnte Familie, die der Pflanzenwespen
(Phytospheces oder Hymenoptera phytophaga), welche man wieder in Holzwespen (Urocerata)
und Blattwespen (Tenthredineae), aber ohne durchgreiſenden Grund, ſpaltete, ſcharf von den übrigen
ab, was ſowohl die äußere Erſcheinung der vollſtändig ausgebildeten Jnſekten, als auch ihre Ent-
wickelung ſelbſt anlangt. Ein in ſeiner unverſchmälerten, nicht verengten Wurzel angewach-
ſener Hinterleib, das gewöhnliche Vorkommen bei faſt allen übrigen Jnſekten, tritt unter den
Hautflüglern hier zum erſten Male auf und unterſcheidet die genannte Familie von den vorauf-
gegangenen. Sodann lernten wir noch keine Arten kennen, bei welchen die Flügel mit einem ſolchen
Reichthum von Zellen ausgeſtattet wären, welcher ſich hier vorfindet. Bei der allgemeinen Be-
trachtung wurde auf S. 164 in Fig. 1 und 9 der ſogenannten lanzettförmigen Zelle gedacht,
welche am Jnneurande des Vorderflügels eben nur hier vorkommt. Das Geäder wird zur Unter-
ſcheidung der Gattungen von ganz beſonderer Wichtigkeit. Die zwei Schenkelringe und den Leg-
bohrer finden wir auch hier wieder, letzteren jedoch nicht in Form eines Stachels, ſondern als
Meſſer, Stoßſäge, Feile, Raspel. Die Fühler zeigen zwar die in der ganzen Ordnung herrſchende
Faden- und Borſtenform in den überwiegenden Fällen, doch ſchleichen ſich daneben allerlei Neben-
formen, beſonders als Schmuck der Männchen ein. Sie ſind niemals gebrochen und beſtehen
vorherrſchend aus neun Gliedern, bei einigen Gattungen ſogar nur aus dreien, Zahlenverhältniſſe,
welche in dieſer Niedrigkeit bisher kaum vorkamen. Der Kopf ſteht in der Regel dicht vor dem Thorax,
iſt mit Nebenaugen, ſechs- (ſieben)gliederigen Kiefertaſtern und viergliederigen Lippentaſtern verſehen,
wovon nur ein paar Gattungen ausgenommen ſind. Fig. 4 auf S. 4 vergegenwärtigt die gewöhn-
lichſte Grundſorm der Mundtheile mit Ausſchluß der durch Nichts ausgezeichneten Kinnbacken. Der
Mittelleib nimmt durchſchnittlich den dritten Theil der ganzen Körperlänge mit Ausſchluß des
Kopfes ein. Nur der mittelſte ſeiner Ringe iſt vorzugsweiſe entwickelt, auf dem Rücken flach gewölbt,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/297>, abgerufen am 23.11.2024.
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