die Aftergallwespe Synergus gehört und ein goldiggrüner Pteromaline (Callimome bedeguaris), welcher den schon halbwüchsigen Gallapfel mit seinem langen Bohrer ansticht, wobei sich der Hinterleib in gewaltigem Buckel erhebt und die letzte Bauchschuppe weit klafft. -- Es gibt noch mehrere Cynipsarten, welche in der Wespen- und Gallenform sich schwer von der gemeinen, eben besprochenen unterscheiden lassen.
Wir sehen an demselben Eichenzweiglein in unserer Abbildung einen kleinen Zapfen, in dessen Mittelpunkt die eiförmige Larvenkammer sitzt, welche überdies in zwei Längsdurchschnitten und zwar in natürlicher und übernatürlicher Größe dargestellt ist. Derartige Gallen hat man Jnnen- gallen genannt, weil sie sich innerhalb einer eigenthümlichen Ueberwucherung befinden, von welcher sie sich bei der Reife lösen können. Solche zierliche Zapfen sitzen öfter in größerer Menge bei einander an den Spitzen oder in den Blattwinkeln junger Triebe und verdanken ihren Ursprung der Eichenzapfen-Gallwespe (C. fecundatrix), welche anliegend behaarte, daher seiden- glänzende Fühler und Beine hat, schwarz aussieht, an der Wurzel jener und den Schenkeln dieser braunroth. Sie bedarf sehr langer Zeit zu ihrer Entwickelung. Jn den Gallen, welche ich als abgefallen im Herbste 1865 aufsuchte, finde ich jetzt (Mitte Oktober 1867) noch lebende Larven, von denen sich bisher noch nicht eine zum vollkommenen Jnsekt entwickelte. Bei früheren Zucht- versuchen erhielt ich aus den Gallen nur einen schönen Schmarotzer, den durch prächtigen Metall- glanz wie durch zierliche Skulptur seiner Körperoberfläche gleich ausgezeichneten Ormyrus chalybeus.
Die Cynips lignicola, durchaus gelbbraun und am Ende des Hinterleibes anliegend behaart, fertigt an der Seite junger Eichenzweige kugelrunde Gallen von der Größe der Galläpfel, welche aber vollkommen verholzen. Vor mehreren Jahren waren sie in der Umgegend von Halle sehr häufig, und ich erzog eine Menge Fliegen daraus, seitdem sah ich sie nie wieder. Dieselben stehen der Cynips tinctoria, welche die Levantischen Knopern erzeugt, ungemein nahe.
Es ist bekannt, daß schon die Alten sich eine Gallwespe, die Cynips Psenes Linne's, zu Nutze machten, um saftigere und wohlschmeckendere Feigen zu erlangen, und noch heutigen Tages verwendet man in Griechenland große Sorgfalt darauf, die "Kaprifikation" der Feigen an den veredelten Bäumen durch dieses Thier zu bewirken. Es lebt in den wilden Feigen und ist zu der Zeit, wo diese noch unreif sind, Ende Juni vollkommen entwickelt, würde auch noch darin bleiben, wenn man es nicht störte. So aber pflückt man diese Feigen, verbindet je zwei durch einen langen Binsenhalm mit einander und wirft sie auf die Zweige der edlen Feigenbäume, sie möglichst gleichmäßig zwischen deren Früchten vertheilend; das Austrocknen und Zusammenschrumpfen der wilden Feigen veranlaßt die Jnsekten, diese zu verlassen, herauszukommen, eine (abnorme) zweite Generation zu bilden und die veredelten Feigen für ihre Brut als Wohnung zu wählen. Ehe diese zur Entwickelung gelangt, werden die Feigen geerntet, sie geht daher zu Grunde, nachdem sie durch ihre Anwesenheit den Saftreichthum der Frucht vermehrt hat. Ein anderes Gallinsekt (Cynips SycomoriLinne) bewirkt ein Gleiches an der Sycomore.
Die Gattung Andricus kommt in beiden Geschlechtern vor und unterscheidet sich dadurch wie durch den kahlen, lederartig gerunzelten Mittelrücken von der vorigen; das weniger gewölbte Schildchen hat zwei Gruben an seiner Wurzel, und der gedrungene Hinterleib erscheint weniger zusammengedrückt. Beim Männchen ist das dritte Fühlerglied gebogen und ausgerandet. Die Thiere erreichen selten die Länge einer Linie und bilden Eichengallen an den Blättern, den jungen Trieben, den Zweigen und den Stielen der Kätzchen.
Die Schwamm-Gallwespe (Texas terminalis) erzeugt nicht immer an den Spitzen, wie der Beiname besagen soll, sondern auch an den Seiten der Eichenzweige die vielkammerigen, unregelmäßigen Schwammgallen, welche im ersten Frühjahre weiß und rothbäckig, im Alter aber mißfarbig und durch- löchert erscheinen. Die Wespe hat die besondere Eigenthümlichkeit, daß neben geflügelten auch unge-
Die Hautflügler. Gallwespen.
die Aftergallwespe Synergus gehört und ein goldiggrüner Pteromaline (Callimome bedeguaris), welcher den ſchon halbwüchſigen Gallapfel mit ſeinem langen Bohrer anſticht, wobei ſich der Hinterleib in gewaltigem Buckel erhebt und die letzte Bauchſchuppe weit klafft. — Es gibt noch mehrere Cynipsarten, welche in der Wespen- und Gallenform ſich ſchwer von der gemeinen, eben beſprochenen unterſcheiden laſſen.
Wir ſehen an demſelben Eichenzweiglein in unſerer Abbildung einen kleinen Zapfen, in deſſen Mittelpunkt die eiförmige Larvenkammer ſitzt, welche überdies in zwei Längsdurchſchnitten und zwar in natürlicher und übernatürlicher Größe dargeſtellt iſt. Derartige Gallen hat man Jnnen- gallen genannt, weil ſie ſich innerhalb einer eigenthümlichen Ueberwucherung befinden, von welcher ſie ſich bei der Reife löſen können. Solche zierliche Zapfen ſitzen öfter in größerer Menge bei einander an den Spitzen oder in den Blattwinkeln junger Triebe und verdanken ihren Urſprung der Eichenzapfen-Gallwespe (C. fecundatrix), welche anliegend behaarte, daher ſeiden- glänzende Fühler und Beine hat, ſchwarz ausſieht, an der Wurzel jener und den Schenkeln dieſer braunroth. Sie bedarf ſehr langer Zeit zu ihrer Entwickelung. Jn den Gallen, welche ich als abgefallen im Herbſte 1865 aufſuchte, finde ich jetzt (Mitte Oktober 1867) noch lebende Larven, von denen ſich bisher noch nicht eine zum vollkommenen Jnſekt entwickelte. Bei früheren Zucht- verſuchen erhielt ich aus den Gallen nur einen ſchönen Schmarotzer, den durch prächtigen Metall- glanz wie durch zierliche Skulptur ſeiner Körperoberfläche gleich ausgezeichneten Ormyrus chalybeus.
Die Cynips lignicola, durchaus gelbbraun und am Ende des Hinterleibes anliegend behaart, fertigt an der Seite junger Eichenzweige kugelrunde Gallen von der Größe der Galläpfel, welche aber vollkommen verholzen. Vor mehreren Jahren waren ſie in der Umgegend von Halle ſehr häufig, und ich erzog eine Menge Fliegen daraus, ſeitdem ſah ich ſie nie wieder. Dieſelben ſtehen der Cynips tinctoria, welche die Levantiſchen Knopern erzeugt, ungemein nahe.
Es iſt bekannt, daß ſchon die Alten ſich eine Gallwespe, die Cynips Psenes Linné’s, zu Nutze machten, um ſaftigere und wohlſchmeckendere Feigen zu erlangen, und noch heutigen Tages verwendet man in Griechenland große Sorgfalt darauf, die „Kaprifikation“ der Feigen an den veredelten Bäumen durch dieſes Thier zu bewirken. Es lebt in den wilden Feigen und iſt zu der Zeit, wo dieſe noch unreif ſind, Ende Juni vollkommen entwickelt, würde auch noch darin bleiben, wenn man es nicht ſtörte. So aber pflückt man dieſe Feigen, verbindet je zwei durch einen langen Binſenhalm mit einander und wirft ſie auf die Zweige der edlen Feigenbäume, ſie möglichſt gleichmäßig zwiſchen deren Früchten vertheilend; das Austrocknen und Zuſammenſchrumpfen der wilden Feigen veranlaßt die Jnſekten, dieſe zu verlaſſen, herauszukommen, eine (abnorme) zweite Generation zu bilden und die veredelten Feigen für ihre Brut als Wohnung zu wählen. Ehe dieſe zur Entwickelung gelangt, werden die Feigen geerntet, ſie geht daher zu Grunde, nachdem ſie durch ihre Anweſenheit den Saftreichthum der Frucht vermehrt hat. Ein anderes Gallinſekt (Cynips SycomoriLinné) bewirkt ein Gleiches an der Sycomore.
Die Gattung Andricus kommt in beiden Geſchlechtern vor und unterſcheidet ſich dadurch wie durch den kahlen, lederartig gerunzelten Mittelrücken von der vorigen; das weniger gewölbte Schildchen hat zwei Gruben an ſeiner Wurzel, und der gedrungene Hinterleib erſcheint weniger zuſammengedrückt. Beim Männchen iſt das dritte Fühlerglied gebogen und ausgerandet. Die Thiere erreichen ſelten die Länge einer Linie und bilden Eichengallen an den Blättern, den jungen Trieben, den Zweigen und den Stielen der Kätzchen.
Die Schwamm-Gallwespe (Texas terminalis) erzeugt nicht immer an den Spitzen, wie der Beiname beſagen ſoll, ſondern auch an den Seiten der Eichenzweige die vielkammerigen, unregelmäßigen Schwammgallen, welche im erſten Frühjahre weiß und rothbäckig, im Alter aber mißfarbig und durch- löchert erſcheinen. Die Wespe hat die beſondere Eigenthümlichkeit, daß neben geflügelten auch unge-
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Die Hautflügler. Gallwespen.
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welcher den ſchon halbwüchſigen Gallapfel mit ſeinem langen Bohrer anſticht, wobei ſich der
Hinterleib in gewaltigem Buckel erhebt und die letzte Bauchſchuppe weit klafft. — Es gibt noch
mehrere Cynipsarten, welche in der Wespen- und Gallenform ſich ſchwer von der gemeinen, eben
beſprochenen unterſcheiden laſſen.
Wir ſehen an demſelben Eichenzweiglein in unſerer Abbildung einen kleinen Zapfen, in deſſen
Mittelpunkt die eiförmige Larvenkammer ſitzt, welche überdies in zwei Längsdurchſchnitten und
zwar in natürlicher und übernatürlicher Größe dargeſtellt iſt. Derartige Gallen hat man Jnnen-
gallen genannt, weil ſie ſich innerhalb einer eigenthümlichen Ueberwucherung befinden, von welcher
ſie ſich bei der Reife löſen können. Solche zierliche Zapfen ſitzen öfter in größerer Menge bei
einander an den Spitzen oder in den Blattwinkeln junger Triebe und verdanken ihren Urſprung
der Eichenzapfen-Gallwespe (C. fecundatrix), welche anliegend behaarte, daher ſeiden-
glänzende Fühler und Beine hat, ſchwarz ausſieht, an der Wurzel jener und den Schenkeln dieſer
braunroth. Sie bedarf ſehr langer Zeit zu ihrer Entwickelung. Jn den Gallen, welche ich als
abgefallen im Herbſte 1865 aufſuchte, finde ich jetzt (Mitte Oktober 1867) noch lebende Larven,
von denen ſich bisher noch nicht eine zum vollkommenen Jnſekt entwickelte. Bei früheren Zucht-
verſuchen erhielt ich aus den Gallen nur einen ſchönen Schmarotzer, den durch prächtigen Metall-
glanz wie durch zierliche Skulptur ſeiner Körperoberfläche gleich ausgezeichneten Ormyrus chalybeus.
Die Cynips lignicola, durchaus gelbbraun und am Ende des Hinterleibes anliegend behaart,
fertigt an der Seite junger Eichenzweige kugelrunde Gallen von der Größe der Galläpfel, welche aber
vollkommen verholzen. Vor mehreren Jahren waren ſie in der Umgegend von Halle ſehr häufig,
und ich erzog eine Menge Fliegen daraus, ſeitdem ſah ich ſie nie wieder. Dieſelben ſtehen der
Cynips tinctoria, welche die Levantiſchen Knopern erzeugt, ungemein nahe.
Es iſt bekannt, daß ſchon die Alten ſich eine Gallwespe, die Cynips Psenes Linné’s, zu
Nutze machten, um ſaftigere und wohlſchmeckendere Feigen zu erlangen, und noch heutigen Tages
verwendet man in Griechenland große Sorgfalt darauf, die „Kaprifikation“ der Feigen an den
veredelten Bäumen durch dieſes Thier zu bewirken. Es lebt in den wilden Feigen und iſt zu der
Zeit, wo dieſe noch unreif ſind, Ende Juni vollkommen entwickelt, würde auch noch darin bleiben,
wenn man es nicht ſtörte. So aber pflückt man dieſe Feigen, verbindet je zwei durch einen
langen Binſenhalm mit einander und wirft ſie auf die Zweige der edlen Feigenbäume, ſie möglichſt
gleichmäßig zwiſchen deren Früchten vertheilend; das Austrocknen und Zuſammenſchrumpfen der
wilden Feigen veranlaßt die Jnſekten, dieſe zu verlaſſen, herauszukommen, eine (abnorme) zweite
Generation zu bilden und die veredelten Feigen für ihre Brut als Wohnung zu wählen. Ehe
dieſe zur Entwickelung gelangt, werden die Feigen geerntet, ſie geht daher zu Grunde, nachdem ſie
durch ihre Anweſenheit den Saftreichthum der Frucht vermehrt hat. Ein anderes Gallinſekt
(Cynips Sycomori Linné) bewirkt ein Gleiches an der Sycomore.
Die Gattung Andricus kommt in beiden Geſchlechtern vor und unterſcheidet ſich dadurch
wie durch den kahlen, lederartig gerunzelten Mittelrücken von der vorigen; das weniger gewölbte
Schildchen hat zwei Gruben an ſeiner Wurzel, und der gedrungene Hinterleib erſcheint weniger
zuſammengedrückt. Beim Männchen iſt das dritte Fühlerglied gebogen und ausgerandet. Die
Thiere erreichen ſelten die Länge einer Linie und bilden Eichengallen an den Blättern, den jungen
Trieben, den Zweigen und den Stielen der Kätzchen.
Die Schwamm-Gallwespe (Texas terminalis) erzeugt nicht immer an den Spitzen, wie der
Beiname beſagen ſoll, ſondern auch an den Seiten der Eichenzweige die vielkammerigen, unregelmäßigen
Schwammgallen, welche im erſten Frühjahre weiß und rothbäckig, im Alter aber mißfarbig und durch-
löchert erſcheinen. Die Wespe hat die beſondere Eigenthümlichkeit, daß neben geflügelten auch unge-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/268>, abgerufen am 23.11.2024.
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