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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Gemeine und rosige Goldwespe. Elampiden.

Die Goldwespen mit sechs Zähnen am Hinterende des Leibes scheinen den heißen Ländern,
besonders Afrika und Südamerika, einige den europäischen Mittelmeerländern anzugehören,
und Ch. Zetterstedti ist vielleicht die einzige, welche am nördlichsten, in Schweden nämlich,
angetroffen wird.

Bisher war von den langgestreckten Formen die Rede. Die kurzen, bei denen der Hinterleib
kaum länger als breit ist, und die Fußklanen allerlei Zähne auszeichnen, sind minder zahlreich, viele
wegen ihrer Kleinheit überdies leicht zu übersehen. Es schwinden bei ihnen die Unterrand- und
Discoidalzelle im Vorderflügel noch mehr; so sehr sie sich aber durch diese Merkmale und in der
äußern Tracht von den übrigen absondern, so wenig lassen sich bequeme Merkmale für die beiden,
nach dem Baue des Mundes sehr scharf unterschiedenen, hauptsächlichsten Gattungen Elampus und
Hedychrum aufstellen. Erstere stimmt mit Chrysis in der kurzen, kegelförmigen, letztere mit
Euchroeus und Stilbum in der verlängerten, an der Spitze ausgerandeten Zunge überein; die von
den Fußklauen und der Beschaffenheit des Endsegments hergenommenen Unterschiede, welche zu
weiteren Spaltungen führten, sind durchaus nicht stichhaltig und geben wohl auf dem Papier ein
ganz hübsches Schema, aber keine Sicherheit, wenn es sich darum handelt, eine schwierigere Art
zu bestimmen.

Die Gattung Hedychrum zeichnet sich, so weit unsere heimischen Arten in Betracht kommen,
durch den ganzen, nicht einmal gefurchten Endrand des Hinterleibes und einen Zahn vor der
Mitte der Fußklauen aus. Eine der gemeinsten und schönsten Arten ist H. lucidulum, deren
Männchen von Fabricius als Chrysis regia beschrieben wurde. Der breite, aber immer noch
etwas längere Hinterleib glänzt goldigroth, am Bauche schwarz, der gleichmäßig grob punktirte
Thorax ist beim Männchen grün oder blaugrün, beim Weibchen dagegen der Vorder- und Mittel-
rücken der Regel nach fast ganz purpurroth. Die Flügel sind von der Mitte an getrübt. Die
Länge beträgt 2 bis 4 Linien. Man hat diese Art bei Osmia nigriventris, mehreren Schmalbienen
und bei Chalicodoma muraria schmarotzend gefunden.

Die rosige Goldwespe (H. roseum, auch Chrysis rufa von Panzer benannt), wird an
ihrem ungemein dicht punktirten, darum matten, zart rosenroth gefärbten Hinterleibe sehr leicht
erkannt; Kopf und Thorar sind grünblau, blau oder violett, dicht, fast netzartig punktirt, die
Hinterecken des letzteren treten dornenartig hervor. Das zierliche Thierchen wird höchstens zwei
Linien lang, bewohnt besonders trockne Gegenden und wurde nördlich nur bis gegen den 60. Breiten-
grad hinauf beobachtet.

Die kleinen Elampiden, bei welchen die Feststellung der Arten einen sehr geübten Blick
voraussetzt, haben mehr oder weniger deutlich gekämmte Klauen, ein ganzrandiges oder in der
Mitte etwas ausgeschnittenes, zum Theil schwach zugespitztes Ende des sehr polirten Hinter-
leibes und scheinen am liebsten bei Holzbewohnern zu schmarotzen. Omalus auratus fand sich
in einer Holzgalle zwischen Blattläusen, die jedenfalls von einer kleinen Mordwespe eingetragen
worden waren, nachdem die Gallwespe ihr Haus verlassen hatte; auch erzog man das Gold-
wespchen aus dem Nest von Cemonus unicolor, einem kleinen Pemphredoniden (Mordwespe)
aus Brombeersteugeln. Elampus aeneus und bidentulus legen ihre Eier in die Nester des kleinen
Sphegiden Psen caliginosus.

Man hat, wie es scheint, in den Tropenländern diese kleinen Thiere noch wenig des
Sammelns gewürdigt, da nur zwei Südamerikaner und zwei Afrikaner bekannt sind; die Mehr-
zahl, etwa zwanzig, beobachtete man in den Mittelmeerländern und einzelne davon in den weiter
nach Norden reichenden Theilen Europas. Die schon ansehnlicheren Formen der Gattung Hedychrum
leben vorzugsweise in Europa, zur Hälfte über den ganzen Erdtheil verbreitet, zur anderen Hälfte

Taschenberg, wirbellose Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 16
Gemeine und roſige Goldwespe. Elampiden.

Die Goldwespen mit ſechs Zähnen am Hinterende des Leibes ſcheinen den heißen Ländern,
beſonders Afrika und Südamerika, einige den europäiſchen Mittelmeerländern anzugehören,
und Ch. Zetterstedti iſt vielleicht die einzige, welche am nördlichſten, in Schweden nämlich,
angetroffen wird.

Bisher war von den langgeſtreckten Formen die Rede. Die kurzen, bei denen der Hinterleib
kaum länger als breit iſt, und die Fußklanen allerlei Zähne auszeichnen, ſind minder zahlreich, viele
wegen ihrer Kleinheit überdies leicht zu überſehen. Es ſchwinden bei ihnen die Unterrand- und
Discoidalzelle im Vorderflügel noch mehr; ſo ſehr ſie ſich aber durch dieſe Merkmale und in der
äußern Tracht von den übrigen abſondern, ſo wenig laſſen ſich bequeme Merkmale für die beiden,
nach dem Baue des Mundes ſehr ſcharf unterſchiedenen, hauptſächlichſten Gattungen Elampus und
Hedychrum aufſtellen. Erſtere ſtimmt mit Chrysis in der kurzen, kegelförmigen, letztere mit
Euchroeus und Stilbum in der verlängerten, an der Spitze ausgerandeten Zunge überein; die von
den Fußklauen und der Beſchaffenheit des Endſegments hergenommenen Unterſchiede, welche zu
weiteren Spaltungen führten, ſind durchaus nicht ſtichhaltig und geben wohl auf dem Papier ein
ganz hübſches Schema, aber keine Sicherheit, wenn es ſich darum handelt, eine ſchwierigere Art
zu beſtimmen.

Die Gattung Hedychrum zeichnet ſich, ſo weit unſere heimiſchen Arten in Betracht kommen,
durch den ganzen, nicht einmal gefurchten Endrand des Hinterleibes und einen Zahn vor der
Mitte der Fußklauen aus. Eine der gemeinſten und ſchönſten Arten iſt H. lucidulum, deren
Männchen von Fabricius als Chrysis regia beſchrieben wurde. Der breite, aber immer noch
etwas längere Hinterleib glänzt goldigroth, am Bauche ſchwarz, der gleichmäßig grob punktirte
Thorax iſt beim Männchen grün oder blaugrün, beim Weibchen dagegen der Vorder- und Mittel-
rücken der Regel nach faſt ganz purpurroth. Die Flügel ſind von der Mitte an getrübt. Die
Länge beträgt 2 bis 4 Linien. Man hat dieſe Art bei Osmia nigriventris, mehreren Schmalbienen
und bei Chalicodoma muraria ſchmarotzend gefunden.

Die roſige Goldwespe (H. roseum, auch Chrysis rufa von Panzer benannt), wird an
ihrem ungemein dicht punktirten, darum matten, zart roſenroth gefärbten Hinterleibe ſehr leicht
erkannt; Kopf und Thorar ſind grünblau, blau oder violett, dicht, faſt netzartig punktirt, die
Hinterecken des letzteren treten dornenartig hervor. Das zierliche Thierchen wird höchſtens zwei
Linien lang, bewohnt beſonders trockne Gegenden und wurde nördlich nur bis gegen den 60. Breiten-
grad hinauf beobachtet.

Die kleinen Elampiden, bei welchen die Feſtſtellung der Arten einen ſehr geübten Blick
vorausſetzt, haben mehr oder weniger deutlich gekämmte Klauen, ein ganzrandiges oder in der
Mitte etwas ausgeſchnittenes, zum Theil ſchwach zugeſpitztes Ende des ſehr polirten Hinter-
leibes und ſcheinen am liebſten bei Holzbewohnern zu ſchmarotzen. Omalus auratus fand ſich
in einer Holzgalle zwiſchen Blattläuſen, die jedenfalls von einer kleinen Mordwespe eingetragen
worden waren, nachdem die Gallwespe ihr Haus verlaſſen hatte; auch erzog man das Gold-
wespchen aus dem Neſt von Cemonus unicolor, einem kleinen Pemphredoniden (Mordwespe)
aus Brombeerſteugeln. Elampus aeneus und bidentulus legen ihre Eier in die Neſter des kleinen
Sphegiden Psen caliginosus.

Man hat, wie es ſcheint, in den Tropenländern dieſe kleinen Thiere noch wenig des
Sammelns gewürdigt, da nur zwei Südamerikaner und zwei Afrikaner bekannt ſind; die Mehr-
zahl, etwa zwanzig, beobachtete man in den Mittelmeerländern und einzelne davon in den weiter
nach Norden reichenden Theilen Europas. Die ſchon anſehnlicheren Formen der Gattung Hedychrum
leben vorzugsweiſe in Europa, zur Hälfte über den ganzen Erdtheil verbreitet, zur anderen Hälfte

Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 16
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[241/0263] Gemeine und roſige Goldwespe. Elampiden. Die Goldwespen mit ſechs Zähnen am Hinterende des Leibes ſcheinen den heißen Ländern, beſonders Afrika und Südamerika, einige den europäiſchen Mittelmeerländern anzugehören, und Ch. Zetterstedti iſt vielleicht die einzige, welche am nördlichſten, in Schweden nämlich, angetroffen wird. Bisher war von den langgeſtreckten Formen die Rede. Die kurzen, bei denen der Hinterleib kaum länger als breit iſt, und die Fußklanen allerlei Zähne auszeichnen, ſind minder zahlreich, viele wegen ihrer Kleinheit überdies leicht zu überſehen. Es ſchwinden bei ihnen die Unterrand- und Discoidalzelle im Vorderflügel noch mehr; ſo ſehr ſie ſich aber durch dieſe Merkmale und in der äußern Tracht von den übrigen abſondern, ſo wenig laſſen ſich bequeme Merkmale für die beiden, nach dem Baue des Mundes ſehr ſcharf unterſchiedenen, hauptſächlichſten Gattungen Elampus und Hedychrum aufſtellen. Erſtere ſtimmt mit Chrysis in der kurzen, kegelförmigen, letztere mit Euchroeus und Stilbum in der verlängerten, an der Spitze ausgerandeten Zunge überein; die von den Fußklauen und der Beſchaffenheit des Endſegments hergenommenen Unterſchiede, welche zu weiteren Spaltungen führten, ſind durchaus nicht ſtichhaltig und geben wohl auf dem Papier ein ganz hübſches Schema, aber keine Sicherheit, wenn es ſich darum handelt, eine ſchwierigere Art zu beſtimmen. Die Gattung Hedychrum zeichnet ſich, ſo weit unſere heimiſchen Arten in Betracht kommen, durch den ganzen, nicht einmal gefurchten Endrand des Hinterleibes und einen Zahn vor der Mitte der Fußklauen aus. Eine der gemeinſten und ſchönſten Arten iſt H. lucidulum, deren Männchen von Fabricius als Chrysis regia beſchrieben wurde. Der breite, aber immer noch etwas längere Hinterleib glänzt goldigroth, am Bauche ſchwarz, der gleichmäßig grob punktirte Thorax iſt beim Männchen grün oder blaugrün, beim Weibchen dagegen der Vorder- und Mittel- rücken der Regel nach faſt ganz purpurroth. Die Flügel ſind von der Mitte an getrübt. Die Länge beträgt 2 bis 4 Linien. Man hat dieſe Art bei Osmia nigriventris, mehreren Schmalbienen und bei Chalicodoma muraria ſchmarotzend gefunden. Die roſige Goldwespe (H. roseum, auch Chrysis rufa von Panzer benannt), wird an ihrem ungemein dicht punktirten, darum matten, zart roſenroth gefärbten Hinterleibe ſehr leicht erkannt; Kopf und Thorar ſind grünblau, blau oder violett, dicht, faſt netzartig punktirt, die Hinterecken des letzteren treten dornenartig hervor. Das zierliche Thierchen wird höchſtens zwei Linien lang, bewohnt beſonders trockne Gegenden und wurde nördlich nur bis gegen den 60. Breiten- grad hinauf beobachtet. Die kleinen Elampiden, bei welchen die Feſtſtellung der Arten einen ſehr geübten Blick vorausſetzt, haben mehr oder weniger deutlich gekämmte Klauen, ein ganzrandiges oder in der Mitte etwas ausgeſchnittenes, zum Theil ſchwach zugeſpitztes Ende des ſehr polirten Hinter- leibes und ſcheinen am liebſten bei Holzbewohnern zu ſchmarotzen. Omalus auratus fand ſich in einer Holzgalle zwiſchen Blattläuſen, die jedenfalls von einer kleinen Mordwespe eingetragen worden waren, nachdem die Gallwespe ihr Haus verlaſſen hatte; auch erzog man das Gold- wespchen aus dem Neſt von Cemonus unicolor, einem kleinen Pemphredoniden (Mordwespe) aus Brombeerſteugeln. Elampus aeneus und bidentulus legen ihre Eier in die Neſter des kleinen Sphegiden Psen caliginosus. Man hat, wie es ſcheint, in den Tropenländern dieſe kleinen Thiere noch wenig des Sammelns gewürdigt, da nur zwei Südamerikaner und zwei Afrikaner bekannt ſind; die Mehr- zahl, etwa zwanzig, beobachtete man in den Mittelmeerländern und einzelne davon in den weiter nach Norden reichenden Theilen Europas. Die ſchon anſehnlicheren Formen der Gattung Hedychrum leben vorzugsweiſe in Europa, zur Hälfte über den ganzen Erdtheil verbreitet, zur anderen Hälfte Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 16

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/263>, abgerufen am 17.05.2024.