Zerstörung menschlichen Eigenthums. Man denke nur an die Verwüstungen, welche kleine, kaum 2 Linien lange Käferchen am Holzwerk unserer Wohnungen, an Waldflächen anrichten können, deren Tausende von Morgen durch ihren Zahn zu Grunde gerichtet wurden. Wer ein Maß für die beißende Kraft zu haben wünscht, stecke nur seinen Finger zwischen die geweihförmigen Kinn- backen eines männlichen Hirschkäfers oder lasse sich von den kurzen Zangen des weiblichen noch kräftiger fassen, daß aber im letzteren Falle Blut fließen werde, darauf mache er sich nur gefaßt. Selbst Metall, wenn auch nur das weiche Blei, vermag den Zangen keinen Widerstand zu leisten. Es liegen mehrere Beispiele vor, wo von Jnsektenlarven bewohntes Holz zu Schiffsplanken oder in Schwefelsäure-Fabriken verwandt und mit Bleiplatten überzogen wurde. Als für den Jnsassen die Zeit gekommen war, sich seines geflügelten Daseins zu erfreuen, wozu das Verlassen des dunklen Kerkers die Vorbedingung war, mußte nach dem Holze auch die Bleischicht durchdrungen werden, und siehe da, es gelang.
Die Entomologen haben die Namen der Tapfern in den Annalen verzeichnet: Callidium bajulus, die Schulmeister nennen ihn den "Hausbock", Apate capucina, Bostrichus und zwar ungenannte Art der eben erwähnten Waldverderber, und außer diesen Käfern Sirex gigas und juvencus, zwei Holzwespen, deren nähere Bekanntschaft wir später noch machen werden.
Den beißenden Mundtheilen stehen die saugenden gegenüber, die bei den verschiedenen Jnsekten verschieden eingerichtet sind, sich in ihren Theilen aber auf die dort vorkommenden zurück- führen lassen. Bei Wanzen, Cikaden und Blattläusen bilden sie einen Schnabel (Fig. 9), eine drei- bis viergliedrige Röhre, die Scheide oder das Futteral, die durch Biegung etwas verkürzt werden kann und in ihrem engen Hohlraume vier feine, dicht aneinander schließende Borsten birgt. Jn dieser Einrichtung besitzt das Thier einen Saugapparat, welcher ihm durch Einstechen der Borstenspitzen in thierische oder pflanzliche Körper den ernährenden Saft zuführt. Ein schmales, dreieckiges Hornplättchen am Grunde der Scheide (o) entspricht der Oberlippe, sie selbst der Unter- lippe und die vier Vorsten im Jnneren den beiden Kieferpaaren; von Tastern will man hie und da schwache Andeutungen gefunden haben. Der Schnabel, manchmal von der Länge des Kopfes, ja des ganzen Körpers, meist die Mitte zwischen den Extremen haltend, legt sich in der Ruhe an die Kehle und Brust an, beim Gebrauche richtet er sich aber unter einem rechten oder stumpfen Winkel auf, je nach der Bequemlichkeit. Ein kurzer, dicker Schnabel krümmt sich wohl auch nach unten um und muß unverändert dieselbe Stellung behalten.
Kaum zusammengesetzter ist die Einrichtung des Rüssels, wie man bei Fliegen und Mücken den Saugapparat nennt. Jn seiner Vollständigkeit kann er bestehen aus der, den Mund von unten schließenden Unterlippe (a Fig. 11), die sich allermeist nach vorn verlängert, fleischig ist und entschieden den am vollkommensten entwickelten Theil des Ganzen ausmacht. Wenn, wie beispielsweise bei unserer Stubenfliege, die Unterlippe in einen zweitheiligen, fleischigen, breiten, neben einander gelegten Anhang endigt, der manchmal wie ein Hämmerchen aussieht, was auf ihr als dem Stiele sitzt, so nennt man den ganzen Apparat einen Saugrüssel (Fig. 11); bei einem solchen pflegen die übrigen Theile mehr oder weniger zu verkümmern. Der Unterlippe gegenüber liegt die meist hornige Oberlippe und zwischen beiden schließen sich die übrigen Stücke, die beiden Kieferpaare und die Zunge (b) als Borsten, jene auch als messerförmige Werkzeuge eng aneinander an, sind aber selten alle vollkommen entwickelt. Diese Borsten (Mundborsten), wie man sie schlechthin auch nennt, können empfindlich stechen, wovon uns unter anderen die blutdürstigen Mücken einen Beweis liefern, und dergleichen Rüssel hat man darum unter dem Namen der Stechrüssel den ebengenannten entgegengestellt. Bald näher der Mundöffnung gerückt, bald weiter von ihr entfernt stehen nach oben am Stamme der Unterlippe die ein- bis viergliedrigen Lippentaster (c), die nach Form und sonstiger Beschaffenheit oft gute Unterscheidungs- merkmale abgeben können.
Die Mundtheile.
Zerſtörung menſchlichen Eigenthums. Man denke nur an die Verwüſtungen, welche kleine, kaum 2 Linien lange Käferchen am Holzwerk unſerer Wohnungen, an Waldflächen anrichten können, deren Tauſende von Morgen durch ihren Zahn zu Grunde gerichtet wurden. Wer ein Maß für die beißende Kraft zu haben wünſcht, ſtecke nur ſeinen Finger zwiſchen die geweihförmigen Kinn- backen eines männlichen Hirſchkäfers oder laſſe ſich von den kurzen Zangen des weiblichen noch kräftiger faſſen, daß aber im letzteren Falle Blut fließen werde, darauf mache er ſich nur gefaßt. Selbſt Metall, wenn auch nur das weiche Blei, vermag den Zangen keinen Widerſtand zu leiſten. Es liegen mehrere Beiſpiele vor, wo von Jnſektenlarven bewohntes Holz zu Schiffsplanken oder in Schwefelſäure-Fabriken verwandt und mit Bleiplatten überzogen wurde. Als für den Jnſaſſen die Zeit gekommen war, ſich ſeines geflügelten Daſeins zu erfreuen, wozu das Verlaſſen des dunklen Kerkers die Vorbedingung war, mußte nach dem Holze auch die Bleiſchicht durchdrungen werden, und ſiehe da, es gelang.
Die Entomologen haben die Namen der Tapfern in den Annalen verzeichnet: Callidium bajulus, die Schulmeiſter nennen ihn den „Hausbock“, Apaté capucina, Bostrichus und zwar ungenannte Art der eben erwähnten Waldverderber, und außer dieſen Käfern Sirex gigas und juvencus, zwei Holzwespen, deren nähere Bekanntſchaft wir ſpäter noch machen werden.
Den beißenden Mundtheilen ſtehen die ſaugenden gegenüber, die bei den verſchiedenen Jnſekten verſchieden eingerichtet ſind, ſich in ihren Theilen aber auf die dort vorkommenden zurück- führen laſſen. Bei Wanzen, Cikaden und Blattläuſen bilden ſie einen Schnabel (Fig. 9), eine drei- bis viergliedrige Röhre, die Scheide oder das Futteral, die durch Biegung etwas verkürzt werden kann und in ihrem engen Hohlraume vier feine, dicht aneinander ſchließende Borſten birgt. Jn dieſer Einrichtung beſitzt das Thier einen Saugapparat, welcher ihm durch Einſtechen der Borſtenſpitzen in thieriſche oder pflanzliche Körper den ernährenden Saft zuführt. Ein ſchmales, dreieckiges Hornplättchen am Grunde der Scheide (o) entſpricht der Oberlippe, ſie ſelbſt der Unter- lippe und die vier Vorſten im Jnneren den beiden Kieferpaaren; von Taſtern will man hie und da ſchwache Andeutungen gefunden haben. Der Schnabel, manchmal von der Länge des Kopfes, ja des ganzen Körpers, meiſt die Mitte zwiſchen den Extremen haltend, legt ſich in der Ruhe an die Kehle und Bruſt an, beim Gebrauche richtet er ſich aber unter einem rechten oder ſtumpfen Winkel auf, je nach der Bequemlichkeit. Ein kurzer, dicker Schnabel krümmt ſich wohl auch nach unten um und muß unverändert dieſelbe Stellung behalten.
Kaum zuſammengeſetzter iſt die Einrichtung des Rüſſels, wie man bei Fliegen und Mücken den Saugapparat nennt. Jn ſeiner Vollſtändigkeit kann er beſtehen aus der, den Mund von unten ſchließenden Unterlippe (a Fig. 11), die ſich allermeiſt nach vorn verlängert, fleiſchig iſt und entſchieden den am vollkommenſten entwickelten Theil des Ganzen ausmacht. Wenn, wie beiſpielsweiſe bei unſerer Stubenfliege, die Unterlippe in einen zweitheiligen, fleiſchigen, breiten, neben einander gelegten Anhang endigt, der manchmal wie ein Hämmerchen ausſieht, was auf ihr als dem Stiele ſitzt, ſo nennt man den ganzen Apparat einen Saugrüſſel (Fig. 11); bei einem ſolchen pflegen die übrigen Theile mehr oder weniger zu verkümmern. Der Unterlippe gegenüber liegt die meiſt hornige Oberlippe und zwiſchen beiden ſchließen ſich die übrigen Stücke, die beiden Kieferpaare und die Zunge (b) als Borſten, jene auch als meſſerförmige Werkzeuge eng aneinander an, ſind aber ſelten alle vollkommen entwickelt. Dieſe Borſten (Mundborſten), wie man ſie ſchlechthin auch nennt, können empfindlich ſtechen, wovon uns unter anderen die blutdürſtigen Mücken einen Beweis liefern, und dergleichen Rüſſel hat man darum unter dem Namen der Stechrüſſel den ebengenannten entgegengeſtellt. Bald näher der Mundöffnung gerückt, bald weiter von ihr entfernt ſtehen nach oben am Stamme der Unterlippe die ein- bis viergliedrigen Lippentaſter (c), die nach Form und ſonſtiger Beſchaffenheit oft gute Unterſcheidungs- merkmale abgeben können.
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Die Mundtheile.
Zerſtörung menſchlichen Eigenthums. Man denke nur an die Verwüſtungen, welche kleine, kaum
2 Linien lange Käferchen am Holzwerk unſerer Wohnungen, an Waldflächen anrichten können,
deren Tauſende von Morgen durch ihren Zahn zu Grunde gerichtet wurden. Wer ein Maß für
die beißende Kraft zu haben wünſcht, ſtecke nur ſeinen Finger zwiſchen die geweihförmigen Kinn-
backen eines männlichen Hirſchkäfers oder laſſe ſich von den kurzen Zangen des weiblichen noch
kräftiger faſſen, daß aber im letzteren Falle Blut fließen werde, darauf mache er ſich nur gefaßt.
Selbſt Metall, wenn auch nur das weiche Blei, vermag den Zangen keinen Widerſtand zu leiſten.
Es liegen mehrere Beiſpiele vor, wo von Jnſektenlarven bewohntes Holz zu Schiffsplanken oder
in Schwefelſäure-Fabriken verwandt und mit Bleiplatten überzogen wurde. Als für den Jnſaſſen
die Zeit gekommen war, ſich ſeines geflügelten Daſeins zu erfreuen, wozu das Verlaſſen des
dunklen Kerkers die Vorbedingung war, mußte nach dem Holze auch die Bleiſchicht durchdrungen
werden, und ſiehe da, es gelang.
Die Entomologen haben die Namen der Tapfern in den Annalen verzeichnet: Callidium
bajulus, die Schulmeiſter nennen ihn den „Hausbock“, Apaté capucina, Bostrichus und zwar
ungenannte Art der eben erwähnten Waldverderber, und außer dieſen Käfern Sirex gigas und
juvencus, zwei Holzwespen, deren nähere Bekanntſchaft wir ſpäter noch machen werden.
Den beißenden Mundtheilen ſtehen die ſaugenden gegenüber, die bei den verſchiedenen
Jnſekten verſchieden eingerichtet ſind, ſich in ihren Theilen aber auf die dort vorkommenden zurück-
führen laſſen. Bei Wanzen, Cikaden und Blattläuſen bilden ſie einen Schnabel (Fig. 9), eine
drei- bis viergliedrige Röhre, die Scheide oder das Futteral, die durch Biegung etwas verkürzt
werden kann und in ihrem engen Hohlraume vier feine, dicht aneinander ſchließende Borſten
birgt. Jn dieſer Einrichtung beſitzt das Thier einen Saugapparat, welcher ihm durch Einſtechen
der Borſtenſpitzen in thieriſche oder pflanzliche Körper den ernährenden Saft zuführt. Ein ſchmales,
dreieckiges Hornplättchen am Grunde der Scheide (o) entſpricht der Oberlippe, ſie ſelbſt der Unter-
lippe und die vier Vorſten im Jnneren den beiden Kieferpaaren; von Taſtern will man hie und
da ſchwache Andeutungen gefunden haben. Der Schnabel, manchmal von der Länge des Kopfes,
ja des ganzen Körpers, meiſt die Mitte zwiſchen den Extremen haltend, legt ſich in der Ruhe
an die Kehle und Bruſt an, beim Gebrauche richtet er ſich aber unter einem rechten oder ſtumpfen
Winkel auf, je nach der Bequemlichkeit. Ein kurzer, dicker Schnabel krümmt ſich wohl auch nach
unten um und muß unverändert dieſelbe Stellung behalten.
Kaum zuſammengeſetzter iſt die Einrichtung des Rüſſels, wie man bei Fliegen und Mücken
den Saugapparat nennt. Jn ſeiner Vollſtändigkeit kann er beſtehen aus der, den Mund von
unten ſchließenden Unterlippe (a Fig. 11), die ſich allermeiſt nach vorn verlängert, fleiſchig iſt
und entſchieden den am vollkommenſten entwickelten Theil des Ganzen ausmacht. Wenn, wie
beiſpielsweiſe bei unſerer Stubenfliege, die Unterlippe in einen zweitheiligen, fleiſchigen, breiten,
neben einander gelegten Anhang endigt, der manchmal wie ein Hämmerchen ausſieht, was
auf ihr als dem Stiele ſitzt, ſo nennt man den ganzen Apparat einen Saugrüſſel (Fig. 11);
bei einem ſolchen pflegen die übrigen Theile mehr oder weniger zu verkümmern. Der Unterlippe
gegenüber liegt die meiſt hornige Oberlippe und zwiſchen beiden ſchließen ſich die übrigen Stücke,
die beiden Kieferpaare und die Zunge (b) als Borſten, jene auch als meſſerförmige Werkzeuge
eng aneinander an, ſind aber ſelten alle vollkommen entwickelt. Dieſe Borſten (Mundborſten),
wie man ſie ſchlechthin auch nennt, können empfindlich ſtechen, wovon uns unter anderen die
blutdürſtigen Mücken einen Beweis liefern, und dergleichen Rüſſel hat man darum unter dem
Namen der Stechrüſſel den ebengenannten entgegengeſtellt. Bald näher der Mundöffnung
gerückt, bald weiter von ihr entfernt ſtehen nach oben am Stamme der Unterlippe die ein- bis
viergliedrigen Lippentaſter (c), die nach Form und ſonſtiger Beſchaffenheit oft gute Unterſcheidungs-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/19>, abgerufen am 24.11.2024.
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