Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Käfer. Tetrameren. Blattkäfer.
beschrieb. Die D. menyanthidis möge uns statt aller eine Vorstellung von diesen hübschen
Thieren geben. Diese Donacia gehört zu den gestrecktesten und den wenigeren, bei denen
das Männchen sich nicht durch einen oder zwei Zähne an der Unterseite der Hinterschenkel, sondern
nur durch geringere Größe von seinem Weibchen unterscheidet. Die Oberfläche ist goldgrün, die
untere dicht silberweiß behaart, die mitten auf der Stirn eingelenkten, fadenförmigen Fühler
von Körperlänge und die in einfache Klauen ausgehenden Beine röthlich. Das viereckige, vorn
beiderseits gehöckerte und in der Mitte leicht ausgebuchtete Halsschild wird von feinen Quer-
runzeln und einer Längsfurche durchzogen. Die tief punktstreifigen und äußerst fein gerun-
zelten Flügeldecken, welche sich hinten einzeln abrunden und etwas verschmälern, sind über doppelt
so lang wie zusammen breit; die Hinterschenkel erreichen die Spitze derselben, die cylindrischen
Vorderhüften berühren sich. Bemerkenswerth ist noch bei allen Donacien die bedeutende Länge
des ersten Bauchringes, welcher alle übrigen zusammengenommen übertrifft. Diesen, im weiblichen
Geschlecht bis reichlich fünf Linien messenden, Schilfkäfer fand ich, wie alle anderen Arten, nur im
Mai und Anfangs Juni beispielsweise 1866 sehr häufig und in Copula im gemeinen Schilfe
unserer Saalufer und zwar an einer Stelle, wo weit und breit kein Froschlöffel (Alisma plantago)
wächst, welche Herger als Futterpflanze bezeichnet, so daß ich annehmen muß, daß die Larve außer
dieser auch an anderen Pflanzen vorkommt; ebenso wenig habe ich den Käfer im Oktober oder
November gefunden. Er muß aber wohl zu dieser Jahreszeit anzutreffen sein, denn der eben
genannte zuverlässige Beobachter behauptet von ihm, daß er gewöhnlich im Oktober bei Tage aus dem
Wasser vorkomme und sich nach einigen Tagen bei Windstille begatte; die gegen Ende dieses Monats
oder gar erst im November sich entwickelnden Käfer thun dies erst im nächsten Frühjahre, nachdem
sie den Winter im Wasser unter faulen Pflanzenbestandtheilen zugebracht haben. Das im Früh-
jahre befruchtete Weibchen geht nach sechs bis acht Tagen wieder unter Wasser und legt bei Tage
seine Eier einzeln an die dicken Wurzeln der Futterpflanzen; vierzig bis fünfzig hat es abzusetzen,
die in vierzehn bis achtzehn Tagen untergebracht sind. Aus ihnen kommt nach zehn bis zwanzig
Tagen die Larve zum Vorschein, nährt sich anfangs von den zarten Haarwurzeln, später von
den stärkeren und nach der dritten Häutung von der äußern Haut der dicken Ausläufer. Sie
häutet sich in sehr ungleichen Zeiträumen und braucht zur vollkommenen Ausbildung fünf bis sechs
Wochen. Jm erwachsenen Zustande hat sie eine Länge von fünf bis sechs Linien und eine Dicke
von 11/2''' erreicht, ist fast walzig, am Bauche etwas ausgehöhlt, blaß grünlichgrau von Farbe,
hat einen sehr kleinen, runden und einziehbaren Kopf, sechs Beine und am vorletzten (elften)
Bauchringe zwei braune, hornige, auswärtsgebogene und am Grunde genäherte, lange Dornen,
welche in der Ruhe nach vorn am Bauche anliegen, beim Kriechen aber als Nachschieber dienen.
Der hornige Kopf erreicht kaum den vierten Theil von der Breite des mittleren Thorarringes,
trägt dreigliederige Fühler, keine Augen, sehr kleine zweigliederige Lippentaster und einen Unter-
kiefer, dessen innere Lade lederartig und verkehrt eiförmig, die äußere nur kürzer, aber sonst
ebenso gebildet ist, wie das Tasterstück mit seinen zweigliederigen Tastern; alle drei Theile stehen
auf dem schräg gestutzten Ende der keulenförmigen Angel. Die Oberlippe ist quer viereckig und
jede Kinnbackenhälfte einfach zugespitzt, an der innern Kaufläche stumpf zweizähnig. Zuletzt fertigt
die Larve an der Wurzel der Futterpflanze ein pergamentartiges, schwarzviolettes, inwendig
weißes, eiförmiges Cocon, in welchem die Puppe vollkommen wasserfrei zwanzig bis fünfund-
zwanzig Tage ruht. Wie bereits erwähnt, kommt der Käfer vor Winters daraus hervor,
nachdem er ein Deckelchen abnagte, hält sich eine Zeit lang an der Futterpflanze fest, bis er
sich vom Wasser bis zur Oberfläche heben läßt; hier angelangt, steigt er an der ersten besten
Pflanze empor, fliegt auch fort, wie alle Donacien; denn man findet einzelne weit entfernt von
ihren Geburtsstätten und auf Pflanzen, denen sie entschieden nicht entsprossen sind. -- Jm
tropischen Asien und Afrika vertreten riesigere, zwölf bis sechzehn Linien lange und gewölbtere
Formen unsere Donacien: die prächtigen, durch ihre überaus dicken, auf der Unterseite beim

Die Käfer. Tetrameren. Blattkäfer.
beſchrieb. Die D. menyanthidis möge uns ſtatt aller eine Vorſtellung von dieſen hübſchen
Thieren geben. Dieſe Donacia gehört zu den geſtreckteſten und den wenigeren, bei denen
das Männchen ſich nicht durch einen oder zwei Zähne an der Unterſeite der Hinterſchenkel, ſondern
nur durch geringere Größe von ſeinem Weibchen unterſcheidet. Die Oberfläche iſt goldgrün, die
untere dicht ſilberweiß behaart, die mitten auf der Stirn eingelenkten, fadenförmigen Fühler
von Körperlänge und die in einfache Klauen ausgehenden Beine röthlich. Das viereckige, vorn
beiderſeits gehöckerte und in der Mitte leicht ausgebuchtete Halsſchild wird von feinen Quer-
runzeln und einer Längsfurche durchzogen. Die tief punktſtreifigen und äußerſt fein gerun-
zelten Flügeldecken, welche ſich hinten einzeln abrunden und etwas verſchmälern, ſind über doppelt
ſo lang wie zuſammen breit; die Hinterſchenkel erreichen die Spitze derſelben, die cylindriſchen
Vorderhüften berühren ſich. Bemerkenswerth iſt noch bei allen Donacien die bedeutende Länge
des erſten Bauchringes, welcher alle übrigen zuſammengenommen übertrifft. Dieſen, im weiblichen
Geſchlecht bis reichlich fünf Linien meſſenden, Schilfkäfer fand ich, wie alle anderen Arten, nur im
Mai und Anfangs Juni beiſpielsweiſe 1866 ſehr häufig und in Copula im gemeinen Schilfe
unſerer Saalufer und zwar an einer Stelle, wo weit und breit kein Froſchlöffel (Alisma plantago)
wächſt, welche Herger als Futterpflanze bezeichnet, ſo daß ich annehmen muß, daß die Larve außer
dieſer auch an anderen Pflanzen vorkommt; ebenſo wenig habe ich den Käfer im Oktober oder
November gefunden. Er muß aber wohl zu dieſer Jahreszeit anzutreffen ſein, denn der eben
genannte zuverläſſige Beobachter behauptet von ihm, daß er gewöhnlich im Oktober bei Tage aus dem
Waſſer vorkomme und ſich nach einigen Tagen bei Windſtille begatte; die gegen Ende dieſes Monats
oder gar erſt im November ſich entwickelnden Käfer thun dies erſt im nächſten Frühjahre, nachdem
ſie den Winter im Waſſer unter faulen Pflanzenbeſtandtheilen zugebracht haben. Das im Früh-
jahre befruchtete Weibchen geht nach ſechs bis acht Tagen wieder unter Waſſer und legt bei Tage
ſeine Eier einzeln an die dicken Wurzeln der Futterpflanzen; vierzig bis fünfzig hat es abzuſetzen,
die in vierzehn bis achtzehn Tagen untergebracht ſind. Aus ihnen kommt nach zehn bis zwanzig
Tagen die Larve zum Vorſchein, nährt ſich anfangs von den zarten Haarwurzeln, ſpäter von
den ſtärkeren und nach der dritten Häutung von der äußern Haut der dicken Ausläufer. Sie
häutet ſich in ſehr ungleichen Zeiträumen und braucht zur vollkommenen Ausbildung fünf bis ſechs
Wochen. Jm erwachſenen Zuſtande hat ſie eine Länge von fünf bis ſechs Linien und eine Dicke
von 1½‴ erreicht, iſt faſt walzig, am Bauche etwas ausgehöhlt, blaß grünlichgrau von Farbe,
hat einen ſehr kleinen, runden und einziehbaren Kopf, ſechs Beine und am vorletzten (elften)
Bauchringe zwei braune, hornige, auswärtsgebogene und am Grunde genäherte, lange Dornen,
welche in der Ruhe nach vorn am Bauche anliegen, beim Kriechen aber als Nachſchieber dienen.
Der hornige Kopf erreicht kaum den vierten Theil von der Breite des mittleren Thorarringes,
trägt dreigliederige Fühler, keine Augen, ſehr kleine zweigliederige Lippentaſter und einen Unter-
kiefer, deſſen innere Lade lederartig und verkehrt eiförmig, die äußere nur kürzer, aber ſonſt
ebenſo gebildet iſt, wie das Taſterſtück mit ſeinen zweigliederigen Taſtern; alle drei Theile ſtehen
auf dem ſchräg geſtutzten Ende der keulenförmigen Angel. Die Oberlippe iſt quer viereckig und
jede Kinnbackenhälfte einfach zugeſpitzt, an der innern Kaufläche ſtumpf zweizähnig. Zuletzt fertigt
die Larve an der Wurzel der Futterpflanze ein pergamentartiges, ſchwarzviolettes, inwendig
weißes, eiförmiges Cocon, in welchem die Puppe vollkommen waſſerfrei zwanzig bis fünfund-
zwanzig Tage ruht. Wie bereits erwähnt, kommt der Käfer vor Winters daraus hervor,
nachdem er ein Deckelchen abnagte, hält ſich eine Zeit lang an der Futterpflanze feſt, bis er
ſich vom Waſſer bis zur Oberfläche heben läßt; hier angelangt, ſteigt er an der erſten beſten
Pflanze empor, fliegt auch fort, wie alle Donacien; denn man findet einzelne weit entfernt von
ihren Geburtsſtätten und auf Pflanzen, denen ſie entſchieden nicht entſproſſen ſind. — Jm
tropiſchen Aſien und Afrika vertreten rieſigere, zwölf bis ſechzehn Linien lange und gewölbtere
Formen unſere Donacien: die prächtigen, durch ihre überaus dicken, auf der Unterſeite beim

<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0164" n="146"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Käfer. Tetrameren. Blattkäfer.</hi></fw><lb/>
be&#x017F;chrieb. Die <hi rendition="#aq">D. menyanthidis</hi> möge uns &#x017F;tatt aller eine Vor&#x017F;tellung von die&#x017F;en hüb&#x017F;chen<lb/>
Thieren geben. Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Donacia</hi> gehört zu den ge&#x017F;treckte&#x017F;ten und den wenigeren, bei denen<lb/>
das Männchen &#x017F;ich nicht durch einen oder zwei Zähne an der Unter&#x017F;eite der Hinter&#x017F;chenkel, &#x017F;ondern<lb/>
nur durch geringere Größe von &#x017F;einem Weibchen unter&#x017F;cheidet. Die Oberfläche i&#x017F;t goldgrün, die<lb/>
untere dicht &#x017F;ilberweiß behaart, die mitten auf der Stirn eingelenkten, fadenförmigen Fühler<lb/>
von Körperlänge und die in einfache Klauen ausgehenden Beine röthlich. Das viereckige, vorn<lb/>
beider&#x017F;eits gehöckerte und in der Mitte leicht ausgebuchtete Hals&#x017F;child wird von feinen Quer-<lb/>
runzeln und einer Längsfurche durchzogen. Die tief punkt&#x017F;treifigen und äußer&#x017F;t fein gerun-<lb/>
zelten Flügeldecken, welche &#x017F;ich hinten einzeln abrunden und etwas ver&#x017F;chmälern, &#x017F;ind über doppelt<lb/>
&#x017F;o lang wie zu&#x017F;ammen breit; die Hinter&#x017F;chenkel erreichen die Spitze der&#x017F;elben, die cylindri&#x017F;chen<lb/>
Vorderhüften berühren &#x017F;ich. Bemerkenswerth i&#x017F;t noch bei allen Donacien die bedeutende Länge<lb/>
des er&#x017F;ten Bauchringes, welcher alle übrigen zu&#x017F;ammengenommen übertrifft. Die&#x017F;en, im weiblichen<lb/>
Ge&#x017F;chlecht bis reichlich fünf Linien me&#x017F;&#x017F;enden, Schilfkäfer fand ich, wie alle anderen Arten, nur im<lb/>
Mai und Anfangs Juni bei&#x017F;pielswei&#x017F;e 1866 &#x017F;ehr häufig und in Copula im gemeinen Schilfe<lb/>
un&#x017F;erer Saalufer und zwar an einer Stelle, wo weit und breit kein Fro&#x017F;chlöffel (<hi rendition="#aq">Alisma plantago</hi>)<lb/>
wäch&#x017F;t, welche <hi rendition="#g">Herger</hi> als Futterpflanze bezeichnet, &#x017F;o daß ich annehmen muß, daß die Larve außer<lb/>
die&#x017F;er auch an anderen Pflanzen vorkommt; eben&#x017F;o wenig habe ich den Käfer im Oktober oder<lb/>
November gefunden. Er muß aber wohl zu die&#x017F;er Jahreszeit anzutreffen &#x017F;ein, denn der eben<lb/>
genannte zuverlä&#x017F;&#x017F;ige Beobachter behauptet von ihm, daß er gewöhnlich im Oktober bei Tage aus dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er vorkomme und &#x017F;ich nach einigen Tagen bei Wind&#x017F;tille begatte; die gegen Ende die&#x017F;es Monats<lb/>
oder gar er&#x017F;t im November &#x017F;ich entwickelnden Käfer thun dies er&#x017F;t im näch&#x017F;ten Frühjahre, nachdem<lb/>
&#x017F;ie den Winter im Wa&#x017F;&#x017F;er unter faulen Pflanzenbe&#x017F;tandtheilen zugebracht haben. Das im Früh-<lb/>
jahre befruchtete Weibchen geht nach &#x017F;echs bis acht Tagen wieder unter Wa&#x017F;&#x017F;er und legt bei Tage<lb/>
&#x017F;eine Eier einzeln an die dicken Wurzeln der Futterpflanzen; vierzig bis fünfzig hat es abzu&#x017F;etzen,<lb/>
die in vierzehn bis achtzehn Tagen untergebracht &#x017F;ind. Aus ihnen kommt nach zehn bis zwanzig<lb/>
Tagen die Larve zum Vor&#x017F;chein, nährt &#x017F;ich anfangs von den zarten Haarwurzeln, &#x017F;päter von<lb/>
den &#x017F;tärkeren und nach der dritten Häutung von der äußern Haut der dicken Ausläufer. Sie<lb/>
häutet &#x017F;ich in &#x017F;ehr ungleichen Zeiträumen und braucht zur vollkommenen Ausbildung fünf bis &#x017F;echs<lb/>
Wochen. Jm erwach&#x017F;enen Zu&#x017F;tande hat &#x017F;ie eine Länge von fünf bis &#x017F;echs Linien und eine Dicke<lb/>
von 1½&#x2034; erreicht, i&#x017F;t fa&#x017F;t walzig, am Bauche etwas ausgehöhlt, blaß grünlichgrau von Farbe,<lb/>
hat einen &#x017F;ehr kleinen, runden und einziehbaren Kopf, &#x017F;echs Beine und am vorletzten (elften)<lb/>
Bauchringe zwei braune, hornige, auswärtsgebogene und am Grunde genäherte, lange Dornen,<lb/>
welche in der Ruhe nach vorn am Bauche anliegen, beim Kriechen aber als Nach&#x017F;chieber dienen.<lb/>
Der hornige Kopf erreicht kaum den vierten Theil von der Breite des mittleren Thorarringes,<lb/>
trägt dreigliederige Fühler, keine Augen, &#x017F;ehr kleine zweigliederige Lippenta&#x017F;ter und einen Unter-<lb/>
kiefer, de&#x017F;&#x017F;en innere Lade lederartig und verkehrt eiförmig, die äußere nur kürzer, aber &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
eben&#x017F;o gebildet i&#x017F;t, wie das Ta&#x017F;ter&#x017F;tück mit &#x017F;einen zweigliederigen Ta&#x017F;tern; alle drei Theile &#x017F;tehen<lb/>
auf dem &#x017F;chräg ge&#x017F;tutzten Ende der keulenförmigen Angel. Die Oberlippe i&#x017F;t quer viereckig und<lb/>
jede Kinnbackenhälfte einfach zuge&#x017F;pitzt, an der innern Kaufläche &#x017F;tumpf zweizähnig. Zuletzt fertigt<lb/>
die Larve an der Wurzel der Futterpflanze ein pergamentartiges, &#x017F;chwarzviolettes, inwendig<lb/>
weißes, eiförmiges Cocon, in welchem die Puppe vollkommen wa&#x017F;&#x017F;erfrei zwanzig bis fünfund-<lb/>
zwanzig Tage ruht. Wie bereits erwähnt, kommt der Käfer vor Winters daraus hervor,<lb/>
nachdem er ein Deckelchen abnagte, hält &#x017F;ich eine Zeit lang an der Futterpflanze fe&#x017F;t, bis er<lb/>
&#x017F;ich vom Wa&#x017F;&#x017F;er bis zur Oberfläche heben läßt; hier angelangt, &#x017F;teigt er an der er&#x017F;ten be&#x017F;ten<lb/>
Pflanze empor, fliegt auch fort, wie alle Donacien; denn man findet einzelne weit entfernt von<lb/>
ihren Geburts&#x017F;tätten und auf Pflanzen, denen &#x017F;ie ent&#x017F;chieden nicht ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind. &#x2014; Jm<lb/>
tropi&#x017F;chen A&#x017F;ien und Afrika vertreten rie&#x017F;igere, zwölf bis &#x017F;echzehn Linien lange und gewölbtere<lb/>
Formen un&#x017F;ere Donacien: die prächtigen, durch ihre überaus dicken, auf der Unter&#x017F;eite beim<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0164] Die Käfer. Tetrameren. Blattkäfer. beſchrieb. Die D. menyanthidis möge uns ſtatt aller eine Vorſtellung von dieſen hübſchen Thieren geben. Dieſe Donacia gehört zu den geſtreckteſten und den wenigeren, bei denen das Männchen ſich nicht durch einen oder zwei Zähne an der Unterſeite der Hinterſchenkel, ſondern nur durch geringere Größe von ſeinem Weibchen unterſcheidet. Die Oberfläche iſt goldgrün, die untere dicht ſilberweiß behaart, die mitten auf der Stirn eingelenkten, fadenförmigen Fühler von Körperlänge und die in einfache Klauen ausgehenden Beine röthlich. Das viereckige, vorn beiderſeits gehöckerte und in der Mitte leicht ausgebuchtete Halsſchild wird von feinen Quer- runzeln und einer Längsfurche durchzogen. Die tief punktſtreifigen und äußerſt fein gerun- zelten Flügeldecken, welche ſich hinten einzeln abrunden und etwas verſchmälern, ſind über doppelt ſo lang wie zuſammen breit; die Hinterſchenkel erreichen die Spitze derſelben, die cylindriſchen Vorderhüften berühren ſich. Bemerkenswerth iſt noch bei allen Donacien die bedeutende Länge des erſten Bauchringes, welcher alle übrigen zuſammengenommen übertrifft. Dieſen, im weiblichen Geſchlecht bis reichlich fünf Linien meſſenden, Schilfkäfer fand ich, wie alle anderen Arten, nur im Mai und Anfangs Juni beiſpielsweiſe 1866 ſehr häufig und in Copula im gemeinen Schilfe unſerer Saalufer und zwar an einer Stelle, wo weit und breit kein Froſchlöffel (Alisma plantago) wächſt, welche Herger als Futterpflanze bezeichnet, ſo daß ich annehmen muß, daß die Larve außer dieſer auch an anderen Pflanzen vorkommt; ebenſo wenig habe ich den Käfer im Oktober oder November gefunden. Er muß aber wohl zu dieſer Jahreszeit anzutreffen ſein, denn der eben genannte zuverläſſige Beobachter behauptet von ihm, daß er gewöhnlich im Oktober bei Tage aus dem Waſſer vorkomme und ſich nach einigen Tagen bei Windſtille begatte; die gegen Ende dieſes Monats oder gar erſt im November ſich entwickelnden Käfer thun dies erſt im nächſten Frühjahre, nachdem ſie den Winter im Waſſer unter faulen Pflanzenbeſtandtheilen zugebracht haben. Das im Früh- jahre befruchtete Weibchen geht nach ſechs bis acht Tagen wieder unter Waſſer und legt bei Tage ſeine Eier einzeln an die dicken Wurzeln der Futterpflanzen; vierzig bis fünfzig hat es abzuſetzen, die in vierzehn bis achtzehn Tagen untergebracht ſind. Aus ihnen kommt nach zehn bis zwanzig Tagen die Larve zum Vorſchein, nährt ſich anfangs von den zarten Haarwurzeln, ſpäter von den ſtärkeren und nach der dritten Häutung von der äußern Haut der dicken Ausläufer. Sie häutet ſich in ſehr ungleichen Zeiträumen und braucht zur vollkommenen Ausbildung fünf bis ſechs Wochen. Jm erwachſenen Zuſtande hat ſie eine Länge von fünf bis ſechs Linien und eine Dicke von 1½‴ erreicht, iſt faſt walzig, am Bauche etwas ausgehöhlt, blaß grünlichgrau von Farbe, hat einen ſehr kleinen, runden und einziehbaren Kopf, ſechs Beine und am vorletzten (elften) Bauchringe zwei braune, hornige, auswärtsgebogene und am Grunde genäherte, lange Dornen, welche in der Ruhe nach vorn am Bauche anliegen, beim Kriechen aber als Nachſchieber dienen. Der hornige Kopf erreicht kaum den vierten Theil von der Breite des mittleren Thorarringes, trägt dreigliederige Fühler, keine Augen, ſehr kleine zweigliederige Lippentaſter und einen Unter- kiefer, deſſen innere Lade lederartig und verkehrt eiförmig, die äußere nur kürzer, aber ſonſt ebenſo gebildet iſt, wie das Taſterſtück mit ſeinen zweigliederigen Taſtern; alle drei Theile ſtehen auf dem ſchräg geſtutzten Ende der keulenförmigen Angel. Die Oberlippe iſt quer viereckig und jede Kinnbackenhälfte einfach zugeſpitzt, an der innern Kaufläche ſtumpf zweizähnig. Zuletzt fertigt die Larve an der Wurzel der Futterpflanze ein pergamentartiges, ſchwarzviolettes, inwendig weißes, eiförmiges Cocon, in welchem die Puppe vollkommen waſſerfrei zwanzig bis fünfund- zwanzig Tage ruht. Wie bereits erwähnt, kommt der Käfer vor Winters daraus hervor, nachdem er ein Deckelchen abnagte, hält ſich eine Zeit lang an der Futterpflanze feſt, bis er ſich vom Waſſer bis zur Oberfläche heben läßt; hier angelangt, ſteigt er an der erſten beſten Pflanze empor, fliegt auch fort, wie alle Donacien; denn man findet einzelne weit entfernt von ihren Geburtsſtätten und auf Pflanzen, denen ſie entſchieden nicht entſproſſen ſind. — Jm tropiſchen Aſien und Afrika vertreten rieſigere, zwölf bis ſechzehn Linien lange und gewölbtere Formen unſere Donacien: die prächtigen, durch ihre überaus dicken, auf der Unterſeite beim

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/164
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/164>, abgerufen am 07.05.2024.