unten tief ausgerandet und der spitze Winkel vor der Ausbuchtung mehr oder weniger zu einem kleinen, in den Geschlechtern verschiedenen Zahne ausgebildet. Die Scheibe des Halsschildes zeigt zwei weiße Pünktchen, und ein größeres Fleckchen steht an seiner Basis unmittelbar vor dem Schildchen. Dieses ist gleichfalls weiß, ein Nahtfleckchen dahinter gelblich. Die sonstige weiße Zeichnung auf den Flügeldecken ist unregelmäßig, mehr oder weniger aus bindenartig gestellten Fleckchen zusammengesetzt, auf dem Pygidium bleiben zwei derartige runde von der grauen Behaarung unbe- rührt. -- Der Linsenkäfer (B. lentis) geht die Linsen an, und andere Arten den Samen anderer Pflanzen: der Gleditschien, Mimosen, Acazien, einiger Palmen etc. in den Tropenländern.
Die folgende dreiunddreißigste Familie umfaßt drei bis viertausend Arten der zum Theil stattlichsten tetrameren Käfer, gleich schön in ihrer Kraft und Selbstvertrauen ausdrückenden, edlen Körperform, wie in der Bertheilung lebhafter Farben, Ausschmückung der nach allen Seiten beweglichen, ihnen den Charakter gebenden Fühler. Obschon sie friedlicher Natur sind, keine Räuber, sondern von Pflanzen leben in den beiden Entwickelungsständen, welche der Nahrung bedürfen, möchte ich sie mit den Adlern unter den Vögeln vergleichen, wenigstens einzelne Sippen unter ihnen, ob des schlanken, gefälligen und dabei doch kräftigen Baues, der drohenden Kinn- backen am hervorgestreckten, nicht so träumerisch, wie bei anderen, und unterwürfig schlass herab- hängenden oder gar versteckten Kopfe. Damit freilich stimmt der deutsche Name wenig, unter welchem man sie vereinigte, und den man in Betracht der Fühlhörner und der ganzen Seitenansicht des Kopfes doch nicht unpassend wählte, wenn man sie Böcke, Holzböcke, Bockkäfer (Lang- hörner, Longicornia oder von einer der schönsten Sippen Ceramhycidae) nannte. Will man sie mit einer andern Familie ihrer Ordnung vergleichen, so wären es die Lamellikornen, denen sie an Eleganz, Reichthum und Manchfaltigkeit der Formen, an überwiegender Fülle in den Tropen- gegenden und in den scharf ausgeprägten geschlechtlichen Unterschieden vieler Arten am nächsten stehen. Hier sind es aber nicht Answüchse an Kopf und Thorax, durch welche sich die Männchen hervorthun, sondern bedeutend stärkere Kinnbacken, längere Fühler, andere Bildung derselben, indem sie Säge- oder Kammzähne annehmen können, manchmal sogar gewedelt sind, manchfaltige Abänderungen an den Beinen, bisweilen andere Körperform und Färbung; am durchgreifendsten unterscheidet ein spitzerer, vorstreckbar endender Hinterleib das Weibchen von seinem Männchen. Wie die vorangegangenen Tetrameren der Hauptsache nach ein rüsselartig verlängerter Kopf charakterisirte, so die Böcke lange, häufig den Körper übertreffende, borstige oder fadenförmige Fühler, in der Regel aus elf Gliedern zusammengesetzt, deren zweites sehr kurz ist. Die Kinn- backen laufen meist in einen scharfen Zahn aus, die ziemlich kurzen Taster in ein beil- oder spindelförmiges Glied. Die gestreckten Flügeldecken verbergen den ganzen, aus fünf beweglichen Bauchringen zusammengesetzten Hinterleib, doch kommen auch Arten vor, wo sie, wie bei den Staphylinen, ihn seiner ganzen Länge nach frei lassen. Die Schienen aller Beine tragen Endsporen, die Hüften der vordersten berühren sich nicht, und ihre Pfannen erscheinen nach hinten meist weit geöffnet. Wie in dem Bau innerhalb der gezogenen Grenzen die größte Manchfaltigkeit herrscht, so auch in den Größen, welche bei den verschiedenen Arten zwischen wenigen Linien und eben so vielen Zollen schwankt. Man muß die Böcke im Allgemeinen als bewegliche Thiere bezeichnen, die gern im Sonnenschein oder an warmen, schwülen Tagen lebhaft umherfliegen und Blumen oder saftspendende Stellen an Baumstämmen aufsuchen, ganz besonders auch das in Wäldern aufgespeicherte Klafterholz, und ich kann nach meinen Erfahrungen der Ansicht anderer Entomologen nicht recht geben, nach welcher die schwarzen Arten erst bei anbrechender Dämmerung ihre Baum- löcher oder andere Schlupfwinkel verließen, was nur von einzelnen, nicht von der Mehrzahl
Die Käfer. Tetrameren. Bockkäfer.
unten tief ausgerandet und der ſpitze Winkel vor der Ausbuchtung mehr oder weniger zu einem kleinen, in den Geſchlechtern verſchiedenen Zahne ausgebildet. Die Scheibe des Halsſchildes zeigt zwei weiße Pünktchen, und ein größeres Fleckchen ſteht an ſeiner Baſis unmittelbar vor dem Schildchen. Dieſes iſt gleichfalls weiß, ein Nahtfleckchen dahinter gelblich. Die ſonſtige weiße Zeichnung auf den Flügeldecken iſt unregelmäßig, mehr oder weniger aus bindenartig geſtellten Fleckchen zuſammengeſetzt, auf dem Pygidium bleiben zwei derartige runde von der grauen Behaarung unbe- rührt. — Der Linſenkäfer (B. lentis) geht die Linſen an, und andere Arten den Samen anderer Pflanzen: der Gleditſchien, Mimoſen, Acazien, einiger Palmen ꝛc. in den Tropenländern.
Die folgende dreiunddreißigſte Familie umfaßt drei bis viertauſend Arten der zum Theil ſtattlichſten tetrameren Käfer, gleich ſchön in ihrer Kraft und Selbſtvertrauen ausdrückenden, edlen Körperform, wie in der Bertheilung lebhafter Farben, Ausſchmückung der nach allen Seiten beweglichen, ihnen den Charakter gebenden Fühler. Obſchon ſie friedlicher Natur ſind, keine Räuber, ſondern von Pflanzen leben in den beiden Entwickelungsſtänden, welche der Nahrung bedürfen, möchte ich ſie mit den Adlern unter den Vögeln vergleichen, wenigſtens einzelne Sippen unter ihnen, ob des ſchlanken, gefälligen und dabei doch kräftigen Baues, der drohenden Kinn- backen am hervorgeſtreckten, nicht ſo träumeriſch, wie bei anderen, und unterwürfig ſchlaſſ herab- hängenden oder gar verſteckten Kopfe. Damit freilich ſtimmt der deutſche Name wenig, unter welchem man ſie vereinigte, und den man in Betracht der Fühlhörner und der ganzen Seitenanſicht des Kopfes doch nicht unpaſſend wählte, wenn man ſie Böcke, Holzböcke, Bockkäfer (Lang- hörner, Longicornia oder von einer der ſchönſten Sippen Ceramhycidae) nannte. Will man ſie mit einer andern Familie ihrer Ordnung vergleichen, ſo wären es die Lamellikornen, denen ſie an Eleganz, Reichthum und Manchfaltigkeit der Formen, an überwiegender Fülle in den Tropen- gegenden und in den ſcharf ausgeprägten geſchlechtlichen Unterſchieden vieler Arten am nächſten ſtehen. Hier ſind es aber nicht Answüchſe an Kopf und Thorax, durch welche ſich die Männchen hervorthun, ſondern bedeutend ſtärkere Kinnbacken, längere Fühler, andere Bildung derſelben, indem ſie Säge- oder Kammzähne annehmen können, manchmal ſogar gewedelt ſind, manchfaltige Abänderungen an den Beinen, bisweilen andere Körperform und Färbung; am durchgreifendſten unterſcheidet ein ſpitzerer, vorſtreckbar endender Hinterleib das Weibchen von ſeinem Männchen. Wie die vorangegangenen Tetrameren der Hauptſache nach ein rüſſelartig verlängerter Kopf charakteriſirte, ſo die Böcke lange, häufig den Körper übertreffende, borſtige oder fadenförmige Fühler, in der Regel aus elf Gliedern zuſammengeſetzt, deren zweites ſehr kurz iſt. Die Kinn- backen laufen meiſt in einen ſcharfen Zahn aus, die ziemlich kurzen Taſter in ein beil- oder ſpindelförmiges Glied. Die geſtreckten Flügeldecken verbergen den ganzen, aus fünf beweglichen Bauchringen zuſammengeſetzten Hinterleib, doch kommen auch Arten vor, wo ſie, wie bei den Staphylinen, ihn ſeiner ganzen Länge nach frei laſſen. Die Schienen aller Beine tragen Endſporen, die Hüften der vorderſten berühren ſich nicht, und ihre Pfannen erſcheinen nach hinten meiſt weit geöffnet. Wie in dem Bau innerhalb der gezogenen Grenzen die größte Manchfaltigkeit herrſcht, ſo auch in den Größen, welche bei den verſchiedenen Arten zwiſchen wenigen Linien und eben ſo vielen Zollen ſchwankt. Man muß die Böcke im Allgemeinen als bewegliche Thiere bezeichnen, die gern im Sonnenſchein oder an warmen, ſchwülen Tagen lebhaft umherfliegen und Blumen oder ſaftſpendende Stellen an Baumſtämmen aufſuchen, ganz beſonders auch das in Wäldern aufgeſpeicherte Klafterholz, und ich kann nach meinen Erfahrungen der Anſicht anderer Entomologen nicht recht geben, nach welcher die ſchwarzen Arten erſt bei anbrechender Dämmerung ihre Baum- löcher oder andere Schlupfwinkel verließen, was nur von einzelnen, nicht von der Mehrzahl
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[136/0154]
Die Käfer. Tetrameren. Bockkäfer.
unten tief ausgerandet und der ſpitze Winkel vor der Ausbuchtung mehr oder weniger zu einem
kleinen, in den Geſchlechtern verſchiedenen Zahne ausgebildet. Die Scheibe des Halsſchildes zeigt
zwei weiße Pünktchen, und ein größeres Fleckchen ſteht an ſeiner Baſis unmittelbar vor dem
Schildchen. Dieſes iſt gleichfalls weiß, ein Nahtfleckchen dahinter gelblich. Die ſonſtige weiße
Zeichnung auf den Flügeldecken iſt unregelmäßig, mehr oder weniger aus bindenartig geſtellten Fleckchen
zuſammengeſetzt, auf dem Pygidium bleiben zwei derartige runde von der grauen Behaarung unbe-
rührt. — Der Linſenkäfer (B. lentis) geht die Linſen an, und andere Arten den Samen anderer
Pflanzen: der Gleditſchien, Mimoſen, Acazien, einiger Palmen ꝛc. in den Tropenländern.
Die folgende dreiunddreißigſte Familie umfaßt drei bis viertauſend Arten der zum Theil
ſtattlichſten tetrameren Käfer, gleich ſchön in ihrer Kraft und Selbſtvertrauen ausdrückenden,
edlen Körperform, wie in der Bertheilung lebhafter Farben, Ausſchmückung der nach allen Seiten
beweglichen, ihnen den Charakter gebenden Fühler. Obſchon ſie friedlicher Natur ſind, keine
Räuber, ſondern von Pflanzen leben in den beiden Entwickelungsſtänden, welche der Nahrung
bedürfen, möchte ich ſie mit den Adlern unter den Vögeln vergleichen, wenigſtens einzelne Sippen
unter ihnen, ob des ſchlanken, gefälligen und dabei doch kräftigen Baues, der drohenden Kinn-
backen am hervorgeſtreckten, nicht ſo träumeriſch, wie bei anderen, und unterwürfig ſchlaſſ herab-
hängenden oder gar verſteckten Kopfe. Damit freilich ſtimmt der deutſche Name wenig, unter
welchem man ſie vereinigte, und den man in Betracht der Fühlhörner und der ganzen Seitenanſicht
des Kopfes doch nicht unpaſſend wählte, wenn man ſie Böcke, Holzböcke, Bockkäfer (Lang-
hörner, Longicornia oder von einer der ſchönſten Sippen Ceramhycidae) nannte. Will man ſie
mit einer andern Familie ihrer Ordnung vergleichen, ſo wären es die Lamellikornen, denen ſie
an Eleganz, Reichthum und Manchfaltigkeit der Formen, an überwiegender Fülle in den Tropen-
gegenden und in den ſcharf ausgeprägten geſchlechtlichen Unterſchieden vieler Arten am nächſten
ſtehen. Hier ſind es aber nicht Answüchſe an Kopf und Thorax, durch welche ſich die Männchen
hervorthun, ſondern bedeutend ſtärkere Kinnbacken, längere Fühler, andere Bildung derſelben,
indem ſie Säge- oder Kammzähne annehmen können, manchmal ſogar gewedelt ſind, manchfaltige
Abänderungen an den Beinen, bisweilen andere Körperform und Färbung; am durchgreifendſten
unterſcheidet ein ſpitzerer, vorſtreckbar endender Hinterleib das Weibchen von ſeinem Männchen.
Wie die vorangegangenen Tetrameren der Hauptſache nach ein rüſſelartig verlängerter Kopf
charakteriſirte, ſo die Böcke lange, häufig den Körper übertreffende, borſtige oder fadenförmige
Fühler, in der Regel aus elf Gliedern zuſammengeſetzt, deren zweites ſehr kurz iſt. Die Kinn-
backen laufen meiſt in einen ſcharfen Zahn aus, die ziemlich kurzen Taſter in ein beil- oder
ſpindelförmiges Glied. Die geſtreckten Flügeldecken verbergen den ganzen, aus fünf beweglichen
Bauchringen zuſammengeſetzten Hinterleib, doch kommen auch Arten vor, wo ſie, wie bei den
Staphylinen, ihn ſeiner ganzen Länge nach frei laſſen. Die Schienen aller Beine tragen Endſporen,
die Hüften der vorderſten berühren ſich nicht, und ihre Pfannen erſcheinen nach hinten meiſt weit
geöffnet. Wie in dem Bau innerhalb der gezogenen Grenzen die größte Manchfaltigkeit herrſcht,
ſo auch in den Größen, welche bei den verſchiedenen Arten zwiſchen wenigen Linien und eben ſo
vielen Zollen ſchwankt. Man muß die Böcke im Allgemeinen als bewegliche Thiere bezeichnen,
die gern im Sonnenſchein oder an warmen, ſchwülen Tagen lebhaft umherfliegen und Blumen
oder ſaftſpendende Stellen an Baumſtämmen aufſuchen, ganz beſonders auch das in Wäldern
aufgeſpeicherte Klafterholz, und ich kann nach meinen Erfahrungen der Anſicht anderer Entomologen
nicht recht geben, nach welcher die ſchwarzen Arten erſt bei anbrechender Dämmerung ihre Baum-
löcher oder andere Schlupfwinkel verließen, was nur von einzelnen, nicht von der Mehrzahl
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/154>, abgerufen am 23.11.2024.
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