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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Käfer. Tetrameren. Rüsselkäfer.
des Halsschildes, je vier Flecke längs der glatten, punktirt gestreiften Flügeldecken; der vierte Fleck
steht an der Spitze, der vorletzte in Form eines Pfeiles davor und berührt an der Naht fast
seinen entsprechenden Nachbar auf der andern Decke.

Den bunten Heilipen sehr nahe steht die Gattung Pissodes und vertritt dieselben in der
gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Halbkugel. Die braunen, durch lichte Borstenhaare
gezeichneten Arten leben, wie die ungemein ähnlichen Hylobien auf Kosten der Nadelhölzer,
welche sie an den jungen Trieben zur Saftzeit anzapfen, um zu saugen. Der Saft fließt aus den
zahlreichen Löchern aus, die Rinde bläht sich, löst sich ab und der Zweig stirbt. Pflanzenkulturen

[Abbildung] a b Der große Fichtenrüsselkäfer (Hyloblus ablotis) vergrößert und unvergrößert. c Kopf von der Seite. d Larve.
e Puppe. -- f g Der kleine Kiefernrüsselkäfer (Pissodes notatus) ebenso. h Larve. i Puppe. -- k Zum Theil
entrindetes Kiefernstämmchen mit den Larvengängen und Puppenlagern.
werden hierdurch vorzugsweise beeinträchtigt. Die beiden Thiere, welche in dieser Beziehung, als
"Kulturverderber" bei der Forstverwaltung besonders schlecht angeschrieben stehen, sehen wir hier
abgebildet. Der Hylobius abietis (Curculio pini Linne's) ist der größere, und weil er sich mit
Vorliebe für die Fichten entscheidet, hat man ihn den großen Fichtenrüsselkäfer genannt.
Seine Körperform bedarf keiner weiteren Erörterung. Er trägt sich heller oder dunkler kastanien-
braun, und die Borstenbehaarung, welche bindenartig über seine Flügeldecken zieht, ist rostgelb.
Drei wesentliche Merkmale unterscheiden ihn von dem folgenden: die nahe am Munde dem
dickeren Rüssel angehefteten Fühler, das ebene, dreieckige Schildchen und ein ziemlich tiefer Aus-
schnitt im Vorderrande der Vorderbrust. Eine stumpfe Schwiele vor der Spitze jeder Flügeldecke

Die Käfer. Tetrameren. Rüſſelkäfer.
des Halsſchildes, je vier Flecke längs der glatten, punktirt geſtreiften Flügeldecken; der vierte Fleck
ſteht an der Spitze, der vorletzte in Form eines Pfeiles davor und berührt an der Naht faſt
ſeinen entſprechenden Nachbar auf der andern Decke.

Den bunten Heilipen ſehr nahe ſteht die Gattung Pissodes und vertritt dieſelben in der
gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Halbkugel. Die braunen, durch lichte Borſtenhaare
gezeichneten Arten leben, wie die ungemein ähnlichen Hylobien auf Koſten der Nadelhölzer,
welche ſie an den jungen Trieben zur Saftzeit anzapfen, um zu ſaugen. Der Saft fließt aus den
zahlreichen Löchern aus, die Rinde bläht ſich, löſt ſich ab und der Zweig ſtirbt. Pflanzenkulturen

[Abbildung] a b Der große Fichtenrüſſelkäfer (Hyloblus ablotis) vergrößert und unvergrößert. c Kopf von der Seite. d Larve.
e Puppe. — f g Der kleine Kiefernrüſſelkäfer (Pissodes notatus) ebenſo. h Larve. i Puppe. — k Zum Theil
entrindetes Kiefernſtämmchen mit den Larvengängen und Puppenlagern.
werden hierdurch vorzugsweiſe beeinträchtigt. Die beiden Thiere, welche in dieſer Beziehung, als
„Kulturverderber“ bei der Forſtverwaltung beſonders ſchlecht angeſchrieben ſtehen, ſehen wir hier
abgebildet. Der Hylobius abietis (Curculio pini Linné’s) iſt der größere, und weil er ſich mit
Vorliebe für die Fichten entſcheidet, hat man ihn den großen Fichtenrüſſelkäfer genannt.
Seine Körperform bedarf keiner weiteren Erörterung. Er trägt ſich heller oder dunkler kaſtanien-
braun, und die Borſtenbehaarung, welche bindenartig über ſeine Flügeldecken zieht, iſt roſtgelb.
Drei weſentliche Merkmale unterſcheiden ihn von dem folgenden: die nahe am Munde dem
dickeren Rüſſel angehefteten Fühler, das ebene, dreieckige Schildchen und ein ziemlich tiefer Aus-
ſchnitt im Vorderrande der Vorderbruſt. Eine ſtumpfe Schwiele vor der Spitze jeder Flügeldecke

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[116/0134] Die Käfer. Tetrameren. Rüſſelkäfer. des Halsſchildes, je vier Flecke längs der glatten, punktirt geſtreiften Flügeldecken; der vierte Fleck ſteht an der Spitze, der vorletzte in Form eines Pfeiles davor und berührt an der Naht faſt ſeinen entſprechenden Nachbar auf der andern Decke. Den bunten Heilipen ſehr nahe ſteht die Gattung Pissodes und vertritt dieſelben in der gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Halbkugel. Die braunen, durch lichte Borſtenhaare gezeichneten Arten leben, wie die ungemein ähnlichen Hylobien auf Koſten der Nadelhölzer, welche ſie an den jungen Trieben zur Saftzeit anzapfen, um zu ſaugen. Der Saft fließt aus den zahlreichen Löchern aus, die Rinde bläht ſich, löſt ſich ab und der Zweig ſtirbt. Pflanzenkulturen [Abbildung a b Der große Fichtenrüſſelkäfer (Hyloblus ablotis) vergrößert und unvergrößert. c Kopf von der Seite. d Larve. e Puppe. — f g Der kleine Kiefernrüſſelkäfer (Pissodes notatus) ebenſo. h Larve. i Puppe. — k Zum Theil entrindetes Kiefernſtämmchen mit den Larvengängen und Puppenlagern.] werden hierdurch vorzugsweiſe beeinträchtigt. Die beiden Thiere, welche in dieſer Beziehung, als „Kulturverderber“ bei der Forſtverwaltung beſonders ſchlecht angeſchrieben ſtehen, ſehen wir hier abgebildet. Der Hylobius abietis (Curculio pini Linné’s) iſt der größere, und weil er ſich mit Vorliebe für die Fichten entſcheidet, hat man ihn den großen Fichtenrüſſelkäfer genannt. Seine Körperform bedarf keiner weiteren Erörterung. Er trägt ſich heller oder dunkler kaſtanien- braun, und die Borſtenbehaarung, welche bindenartig über ſeine Flügeldecken zieht, iſt roſtgelb. Drei weſentliche Merkmale unterſcheiden ihn von dem folgenden: die nahe am Munde dem dickeren Rüſſel angehefteten Fühler, das ebene, dreieckige Schildchen und ein ziemlich tiefer Aus- ſchnitt im Vorderrande der Vorderbruſt. Eine ſtumpfe Schwiele vor der Spitze jeder Flügeldecke

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/134>, abgerufen am 30.04.2024.