Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Cleonus. Lixus. Heilipus.
ist ein eigenthümlich gebauter Käfer; dessen Gestalt unsere Abbildung vergegenwärtigt, dessen
Farbe, wenn der gelbe Ueberzug abgerieben, graubraun erscheint; das Halsschild ist äußerst fein
runzelig punktirt und an dem Vorderrande in der Augengegend lang bewimpert. Da indeß
nicht alle Arten dasselbe Ausehen haben, muß als Erkennungszeichen der Gattung noch hinzuge-
fügt werden, daß der Rüssel walzig und mehr oder weniger dünn ist, seine Fühlerfurche nach der
Kehle hin verläuft, und die ovalen Augen frei sind. Das Halsschild buchtet sich an der Wurzel
zweimal aus, das Schildchen fehlt, die Vorderschenkel ruhen auf kurz zapfenförmigen Hüften, und
die sämmtlichen Schienen laufen in einen kleinen Haken aus. Die Lebensweise der Arten scheint
eine eben so manchfache zu sein, wie ihre Größe, ihre Gestalt; denn während man die europäischen
nur an niederen Pflanzen autrifft, kommen die amerikanischen nur auf den Blättern der Bäume vor.
Die hier näher besprochene lebt als Larve in den dicken, hohlen Stengeln des Pferdekümmels
(Phellandrium aquatieum, neuerdings Oenanthe aquatica) gleichzeitig mit denen eines gelb und
schwarz gestreiften Blattkäfers (Helodes phellandrii), in Sium latifolium und anderen am Wasser
stehenden Dolden. Wenn man zur Blüthezeit einen kleinen Wald der erst genannten am Rande
eines Sumpfes näher ins Auge faßt, kann man einzelne Bohrlöcher von der Größe eines groben
Schrotkornes daran entdecken. Jn solchem Falle flog der Vogel bereits aus, beim Spalten der
unverletzten Stengel findet man zu dieser Zeit noch Puppen, welche lose in einem der inneren
Fächer liegen, eben ausgeschlüpfte, noch ganz weiche und weiße Käfer, aber auch vollkommen aus-
gebildete, welchen nur noch übrig blieb, sich heraus zu nagen. Jn jedem Fache lebt nur ein
Thier, während die anderen Mitbewohner in der Negel dasselbe bevölkern. Der Käfer überwintert
in einem sichern Versteck in der Nähe solcher Orte, wo im Frühlinge die jungen Triebe der Futter-
pflanze aufsprossen. Werden dergleichen Stellen vom Frühjahrswasser überschwemmt, so zeigt er
sich auch als kleiner Schiffer oder Schwimmer. Bei Sonnenschein bemerkt man ihn nicht allein,
sondern gepaart. Er kriecht dann auch an der Pflanze in das Wasser hinab, und hier unter dem-
selben legt das befruchtete Weibchen seine Eier einzeln. Es geschieht dies zu einer Zeit im Jahre,
wo die wenigsten Exemplare seiner Futterpflanzen schon aus dem Wasser herausgewachsen sein
dürften. Damit er deren Vorkommen nicht erst abzuwarten brauche, hat die Natur ihn so
organisirt, daß er unter dem Wasser jenes Geschäft verrichten kann. Eine kleinere Art,
C. bardanae, fand ich früher zahlreich ebenfalls in der Nähe des Wassers, und zwar an Ampfer
(Rumex hydrolapathum); L. filiformis lebt als Larve an Disteln (Carduus nutans und erispus)
mit einem Vetter zusammen, dem Larinus jaceae und mit einem dritten Rüsselkäfer, dem Rhino-
eyllus latirostris; L. turbatus
und gemellatus bewohnen den Schierling, ersterer auch die Angelica
archangelisa; L. juncei
bohrt in Beta cicla, und L. octolineatus wird in Jtalien dem Kohle
nachtheilig. -- Ein abermals artenreiches, ausschließlich südamerikanisches Geschlecht begegnet uns
in Heilipus, einer Gattung, deren Glieder von gestrecktem Körperbau, ohngefähr wie die Cleonen,
aber mit dünnerem, cylindrischem, mehr oder weniger gebogenem Rüssel ausgestattet sind,
dessen Fühlerfurche zwischen Mitte und Spitze entspringt und nach dem Vorderrande der Augen
verläuft. Der vorn knopfartig verdickte Fühlerschaft erreicht diese gleichfalls. Ein ovales oder
dreieckiges Schildchen ist bemerkbar. Die Schenkel, an der Wurzel dünn, nach vorn stark keulen-
artig angeschwollen, sind auf der Unterseite hier mit kräftigem Zahn bewehrt, die Schienen breit-
gedrückt, gebogen, an der Jnnenkante in der Mitte höckerig erweitert, und die hintersten laufen in
einen scharfen Haken aus, vor dem meist ein Haarbüschchen steht. Das zweite Bauchsegment
kommt den beiden folgenden zusammengenommen an Länge gleich. Die Oberfläche, bei den einen
glatt und eben, bei den anderen durch Grubeneindrücke oder eckige Vorragungen knorrig, zeichnet
sich durch lichte Beschuppung auf dunklem Grunde aus, welche die zierlichsten Zeichnungen zu Tage
fördert. So der hübsche H. pardalinus aus Neu-Granada. Die glänzend schwarze, durch sehr
feine, anliegende Behaarung aber braun erscheinende Oberfläche wird stellenweise von orangenen
Schuppenflecken, deren Säume in lichteres Gelb übergehen, bunt, und zwar die Außenränder

8*

Cleonus. Lixus. Heilipus.
iſt ein eigenthümlich gebauter Käfer; deſſen Geſtalt unſere Abbildung vergegenwärtigt, deſſen
Farbe, wenn der gelbe Ueberzug abgerieben, graubraun erſcheint; das Halsſchild iſt äußerſt fein
runzelig punktirt und an dem Vorderrande in der Augengegend lang bewimpert. Da indeß
nicht alle Arten daſſelbe Auſehen haben, muß als Erkennungszeichen der Gattung noch hinzuge-
fügt werden, daß der Rüſſel walzig und mehr oder weniger dünn iſt, ſeine Fühlerfurche nach der
Kehle hin verläuft, und die ovalen Augen frei ſind. Das Halsſchild buchtet ſich an der Wurzel
zweimal aus, das Schildchen fehlt, die Vorderſchenkel ruhen auf kurz zapfenförmigen Hüften, und
die ſämmtlichen Schienen laufen in einen kleinen Haken aus. Die Lebensweiſe der Arten ſcheint
eine eben ſo manchfache zu ſein, wie ihre Größe, ihre Geſtalt; denn während man die europäiſchen
nur an niederen Pflanzen autrifft, kommen die amerikaniſchen nur auf den Blättern der Bäume vor.
Die hier näher beſprochene lebt als Larve in den dicken, hohlen Stengeln des Pferdekümmels
(Phellandrium aquatieum, neuerdings Oenanthe aquatica) gleichzeitig mit denen eines gelb und
ſchwarz geſtreiften Blattkäfers (Helodes phellandrii), in Sium latifolium und anderen am Waſſer
ſtehenden Dolden. Wenn man zur Blüthezeit einen kleinen Wald der erſt genannten am Rande
eines Sumpfes näher ins Auge faßt, kann man einzelne Bohrlöcher von der Größe eines groben
Schrotkornes daran entdecken. Jn ſolchem Falle flog der Vogel bereits aus, beim Spalten der
unverletzten Stengel findet man zu dieſer Zeit noch Puppen, welche loſe in einem der inneren
Fächer liegen, eben ausgeſchlüpfte, noch ganz weiche und weiße Käfer, aber auch vollkommen aus-
gebildete, welchen nur noch übrig blieb, ſich heraus zu nagen. Jn jedem Fache lebt nur ein
Thier, während die anderen Mitbewohner in der Negel daſſelbe bevölkern. Der Käfer überwintert
in einem ſichern Verſteck in der Nähe ſolcher Orte, wo im Frühlinge die jungen Triebe der Futter-
pflanze aufſproſſen. Werden dergleichen Stellen vom Frühjahrswaſſer überſchwemmt, ſo zeigt er
ſich auch als kleiner Schiffer oder Schwimmer. Bei Sonnenſchein bemerkt man ihn nicht allein,
ſondern gepaart. Er kriecht dann auch an der Pflanze in das Waſſer hinab, und hier unter dem-
ſelben legt das befruchtete Weibchen ſeine Eier einzeln. Es geſchieht dies zu einer Zeit im Jahre,
wo die wenigſten Exemplare ſeiner Futterpflanzen ſchon aus dem Waſſer herausgewachſen ſein
dürften. Damit er deren Vorkommen nicht erſt abzuwarten brauche, hat die Natur ihn ſo
organiſirt, daß er unter dem Waſſer jenes Geſchäft verrichten kann. Eine kleinere Art,
C. bardanae, fand ich früher zahlreich ebenfalls in der Nähe des Waſſers, und zwar an Ampfer
(Rumex hydrolapathum); L. filiformis lebt als Larve an Diſteln (Carduus nutans und erispus)
mit einem Vetter zuſammen, dem Larinus jaceae und mit einem dritten Rüſſelkäfer, dem Rhino-
eyllus latirostris; L. turbatus
und gemellatus bewohnen den Schierling, erſterer auch die Angelica
archangelisa; L. juncei
bohrt in Beta cicla, und L. octolineatus wird in Jtalien dem Kohle
nachtheilig. — Ein abermals artenreiches, ausſchließlich ſüdamerikaniſches Geſchlecht begegnet uns
in Heilipus, einer Gattung, deren Glieder von geſtrecktem Körperbau, ohngefähr wie die Cleonen,
aber mit dünnerem, cylindriſchem, mehr oder weniger gebogenem Rüſſel ausgeſtattet ſind,
deſſen Fühlerfurche zwiſchen Mitte und Spitze entſpringt und nach dem Vorderrande der Augen
verläuft. Der vorn knopfartig verdickte Fühlerſchaft erreicht dieſe gleichfalls. Ein ovales oder
dreieckiges Schildchen iſt bemerkbar. Die Schenkel, an der Wurzel dünn, nach vorn ſtark keulen-
artig angeſchwollen, ſind auf der Unterſeite hier mit kräftigem Zahn bewehrt, die Schienen breit-
gedrückt, gebogen, an der Jnnenkante in der Mitte höckerig erweitert, und die hinterſten laufen in
einen ſcharfen Haken aus, vor dem meiſt ein Haarbüſchchen ſteht. Das zweite Bauchſegment
kommt den beiden folgenden zuſammengenommen an Länge gleich. Die Oberfläche, bei den einen
glatt und eben, bei den anderen durch Grubeneindrücke oder eckige Vorragungen knorrig, zeichnet
ſich durch lichte Beſchuppung auf dunklem Grunde aus, welche die zierlichſten Zeichnungen zu Tage
fördert. So der hübſche H. pardalinus aus Neu-Granada. Die glänzend ſchwarze, durch ſehr
feine, anliegende Behaarung aber braun erſcheinende Oberfläche wird ſtellenweiſe von orangenen
Schuppenflecken, deren Säume in lichteres Gelb übergehen, bunt, und zwar die Außenränder

8*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0133" n="115"/><fw place="top" type="header">Cleonus. Lixus. Heilipus.</fw><lb/>
i&#x017F;t ein eigenthümlich gebauter Käfer; de&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;talt un&#x017F;ere Abbildung vergegenwärtigt, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Farbe, wenn der gelbe Ueberzug abgerieben, graubraun er&#x017F;cheint; das Hals&#x017F;child i&#x017F;t äußer&#x017F;t fein<lb/>
runzelig punktirt und an dem Vorderrande in der Augengegend lang bewimpert. Da indeß<lb/>
nicht alle Arten da&#x017F;&#x017F;elbe Au&#x017F;ehen haben, muß als Erkennungszeichen der Gattung noch hinzuge-<lb/>
fügt werden, daß der Rü&#x017F;&#x017F;el walzig und mehr oder weniger dünn i&#x017F;t, &#x017F;eine Fühlerfurche nach der<lb/>
Kehle hin verläuft, und die ovalen Augen frei &#x017F;ind. Das Hals&#x017F;child buchtet &#x017F;ich an der Wurzel<lb/>
zweimal aus, das Schildchen fehlt, die Vorder&#x017F;chenkel ruhen auf kurz zapfenförmigen Hüften, und<lb/>
die &#x017F;ämmtlichen Schienen laufen in einen kleinen Haken aus. Die Lebenswei&#x017F;e der Arten &#x017F;cheint<lb/>
eine eben &#x017F;o manchfache zu &#x017F;ein, wie ihre Größe, ihre Ge&#x017F;talt; denn während man die europäi&#x017F;chen<lb/>
nur an niederen Pflanzen autrifft, kommen die amerikani&#x017F;chen nur auf den Blättern der Bäume vor.<lb/>
Die hier näher be&#x017F;prochene lebt als Larve in den dicken, hohlen Stengeln des <hi rendition="#g">Pferdekümmels</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq">Phellandrium aquatieum,</hi> neuerdings <hi rendition="#aq">Oenanthe aquatica</hi>) gleichzeitig mit denen eines gelb und<lb/>
&#x017F;chwarz ge&#x017F;treiften Blattkäfers (<hi rendition="#aq">Helodes phellandrii</hi>), in <hi rendition="#aq">Sium latifolium</hi> und anderen am Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;tehenden Dolden. Wenn man zur Blüthezeit einen kleinen Wald der er&#x017F;t genannten am Rande<lb/>
eines Sumpfes näher ins Auge faßt, kann man einzelne Bohrlöcher von der Größe eines groben<lb/>
Schrotkornes daran entdecken. Jn &#x017F;olchem Falle flog der Vogel bereits aus, beim Spalten der<lb/>
unverletzten Stengel findet man zu die&#x017F;er Zeit noch Puppen, welche lo&#x017F;e in einem der inneren<lb/>
Fächer liegen, eben ausge&#x017F;chlüpfte, noch ganz weiche und weiße Käfer, aber auch vollkommen aus-<lb/>
gebildete, welchen nur noch übrig blieb, &#x017F;ich heraus zu nagen. Jn jedem Fache lebt nur <hi rendition="#g">ein</hi><lb/>
Thier, während die anderen Mitbewohner in der Negel da&#x017F;&#x017F;elbe bevölkern. Der Käfer überwintert<lb/>
in einem &#x017F;ichern Ver&#x017F;teck in der Nähe &#x017F;olcher Orte, wo im Frühlinge die jungen Triebe der Futter-<lb/>
pflanze auf&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en. Werden dergleichen Stellen vom Frühjahrswa&#x017F;&#x017F;er über&#x017F;chwemmt, &#x017F;o zeigt er<lb/>
&#x017F;ich auch als kleiner Schiffer oder Schwimmer. Bei Sonnen&#x017F;chein bemerkt man ihn nicht <hi rendition="#g">allein,</hi><lb/>
&#x017F;ondern gepaart. Er kriecht dann auch an der Pflanze in das Wa&#x017F;&#x017F;er hinab, und hier unter dem-<lb/>
&#x017F;elben legt das befruchtete Weibchen &#x017F;eine Eier einzeln. Es ge&#x017F;chieht dies zu einer Zeit im Jahre,<lb/>
wo die wenig&#x017F;ten Exemplare &#x017F;einer Futterpflanzen &#x017F;chon aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er herausgewach&#x017F;en &#x017F;ein<lb/>
dürften. Damit er deren Vorkommen nicht er&#x017F;t abzuwarten brauche, hat die Natur ihn &#x017F;o<lb/>
organi&#x017F;irt, daß er <hi rendition="#g">unter</hi> dem Wa&#x017F;&#x017F;er jenes Ge&#x017F;chäft verrichten kann. Eine kleinere Art,<lb/><hi rendition="#aq">C. bardanae,</hi> fand ich früher zahlreich ebenfalls in der Nähe des Wa&#x017F;&#x017F;ers, und zwar an Ampfer<lb/>
(<hi rendition="#aq">Rumex hydrolapathum); L. filiformis</hi> lebt als Larve an Di&#x017F;teln (<hi rendition="#aq">Carduus nutans</hi> und <hi rendition="#aq">erispus</hi>)<lb/>
mit einem Vetter zu&#x017F;ammen, dem <hi rendition="#aq">Larinus jaceae</hi> und mit einem dritten Rü&#x017F;&#x017F;elkäfer, dem <hi rendition="#aq">Rhino-<lb/>
eyllus latirostris; L. turbatus</hi> und <hi rendition="#aq">gemellatus</hi> bewohnen den Schierling, er&#x017F;terer auch die <hi rendition="#aq">Angelica<lb/>
archangelisa; L. juncei</hi> bohrt in <hi rendition="#aq">Beta cicla,</hi> und <hi rendition="#aq">L. octolineatus</hi> wird in Jtalien dem Kohle<lb/>
nachtheilig. &#x2014; Ein abermals artenreiches, aus&#x017F;chließlich &#x017F;üdamerikani&#x017F;ches Ge&#x017F;chlecht begegnet uns<lb/>
in <hi rendition="#aq">Heilipus,</hi> einer Gattung, deren Glieder von ge&#x017F;trecktem Körperbau, ohngefähr wie die Cleonen,<lb/>
aber mit dünnerem, cylindri&#x017F;chem, mehr oder weniger gebogenem Rü&#x017F;&#x017F;el ausge&#x017F;tattet &#x017F;ind,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Fühlerfurche zwi&#x017F;chen Mitte und Spitze ent&#x017F;pringt und nach dem Vorderrande der Augen<lb/>
verläuft. Der vorn knopfartig verdickte Fühler&#x017F;chaft erreicht die&#x017F;e gleichfalls. Ein ovales oder<lb/>
dreieckiges Schildchen i&#x017F;t bemerkbar. Die Schenkel, an der Wurzel dünn, nach vorn &#x017F;tark keulen-<lb/>
artig ange&#x017F;chwollen, &#x017F;ind auf der Unter&#x017F;eite hier mit kräftigem Zahn bewehrt, die Schienen breit-<lb/>
gedrückt, gebogen, an der Jnnenkante in der Mitte höckerig erweitert, und die hinter&#x017F;ten laufen in<lb/>
einen &#x017F;charfen Haken aus, vor dem mei&#x017F;t ein Haarbü&#x017F;chchen &#x017F;teht. Das zweite Bauch&#x017F;egment<lb/>
kommt den beiden folgenden zu&#x017F;ammengenommen an Länge gleich. Die Oberfläche, bei den einen<lb/>
glatt und eben, bei den anderen durch Grubeneindrücke oder eckige Vorragungen knorrig, zeichnet<lb/>
&#x017F;ich durch lichte Be&#x017F;chuppung auf dunklem Grunde aus, welche die zierlich&#x017F;ten Zeichnungen zu Tage<lb/>
fördert. So der hüb&#x017F;che <hi rendition="#aq">H. pardalinus</hi> aus Neu-Granada. Die glänzend &#x017F;chwarze, durch &#x017F;ehr<lb/>
feine, anliegende Behaarung aber braun er&#x017F;cheinende Oberfläche wird &#x017F;tellenwei&#x017F;e von orangenen<lb/>
Schuppenflecken, deren Säume in lichteres Gelb übergehen, bunt, und zwar die Außenränder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">8*</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0133] Cleonus. Lixus. Heilipus. iſt ein eigenthümlich gebauter Käfer; deſſen Geſtalt unſere Abbildung vergegenwärtigt, deſſen Farbe, wenn der gelbe Ueberzug abgerieben, graubraun erſcheint; das Halsſchild iſt äußerſt fein runzelig punktirt und an dem Vorderrande in der Augengegend lang bewimpert. Da indeß nicht alle Arten daſſelbe Auſehen haben, muß als Erkennungszeichen der Gattung noch hinzuge- fügt werden, daß der Rüſſel walzig und mehr oder weniger dünn iſt, ſeine Fühlerfurche nach der Kehle hin verläuft, und die ovalen Augen frei ſind. Das Halsſchild buchtet ſich an der Wurzel zweimal aus, das Schildchen fehlt, die Vorderſchenkel ruhen auf kurz zapfenförmigen Hüften, und die ſämmtlichen Schienen laufen in einen kleinen Haken aus. Die Lebensweiſe der Arten ſcheint eine eben ſo manchfache zu ſein, wie ihre Größe, ihre Geſtalt; denn während man die europäiſchen nur an niederen Pflanzen autrifft, kommen die amerikaniſchen nur auf den Blättern der Bäume vor. Die hier näher beſprochene lebt als Larve in den dicken, hohlen Stengeln des Pferdekümmels (Phellandrium aquatieum, neuerdings Oenanthe aquatica) gleichzeitig mit denen eines gelb und ſchwarz geſtreiften Blattkäfers (Helodes phellandrii), in Sium latifolium und anderen am Waſſer ſtehenden Dolden. Wenn man zur Blüthezeit einen kleinen Wald der erſt genannten am Rande eines Sumpfes näher ins Auge faßt, kann man einzelne Bohrlöcher von der Größe eines groben Schrotkornes daran entdecken. Jn ſolchem Falle flog der Vogel bereits aus, beim Spalten der unverletzten Stengel findet man zu dieſer Zeit noch Puppen, welche loſe in einem der inneren Fächer liegen, eben ausgeſchlüpfte, noch ganz weiche und weiße Käfer, aber auch vollkommen aus- gebildete, welchen nur noch übrig blieb, ſich heraus zu nagen. Jn jedem Fache lebt nur ein Thier, während die anderen Mitbewohner in der Negel daſſelbe bevölkern. Der Käfer überwintert in einem ſichern Verſteck in der Nähe ſolcher Orte, wo im Frühlinge die jungen Triebe der Futter- pflanze aufſproſſen. Werden dergleichen Stellen vom Frühjahrswaſſer überſchwemmt, ſo zeigt er ſich auch als kleiner Schiffer oder Schwimmer. Bei Sonnenſchein bemerkt man ihn nicht allein, ſondern gepaart. Er kriecht dann auch an der Pflanze in das Waſſer hinab, und hier unter dem- ſelben legt das befruchtete Weibchen ſeine Eier einzeln. Es geſchieht dies zu einer Zeit im Jahre, wo die wenigſten Exemplare ſeiner Futterpflanzen ſchon aus dem Waſſer herausgewachſen ſein dürften. Damit er deren Vorkommen nicht erſt abzuwarten brauche, hat die Natur ihn ſo organiſirt, daß er unter dem Waſſer jenes Geſchäft verrichten kann. Eine kleinere Art, C. bardanae, fand ich früher zahlreich ebenfalls in der Nähe des Waſſers, und zwar an Ampfer (Rumex hydrolapathum); L. filiformis lebt als Larve an Diſteln (Carduus nutans und erispus) mit einem Vetter zuſammen, dem Larinus jaceae und mit einem dritten Rüſſelkäfer, dem Rhino- eyllus latirostris; L. turbatus und gemellatus bewohnen den Schierling, erſterer auch die Angelica archangelisa; L. juncei bohrt in Beta cicla, und L. octolineatus wird in Jtalien dem Kohle nachtheilig. — Ein abermals artenreiches, ausſchließlich ſüdamerikaniſches Geſchlecht begegnet uns in Heilipus, einer Gattung, deren Glieder von geſtrecktem Körperbau, ohngefähr wie die Cleonen, aber mit dünnerem, cylindriſchem, mehr oder weniger gebogenem Rüſſel ausgeſtattet ſind, deſſen Fühlerfurche zwiſchen Mitte und Spitze entſpringt und nach dem Vorderrande der Augen verläuft. Der vorn knopfartig verdickte Fühlerſchaft erreicht dieſe gleichfalls. Ein ovales oder dreieckiges Schildchen iſt bemerkbar. Die Schenkel, an der Wurzel dünn, nach vorn ſtark keulen- artig angeſchwollen, ſind auf der Unterſeite hier mit kräftigem Zahn bewehrt, die Schienen breit- gedrückt, gebogen, an der Jnnenkante in der Mitte höckerig erweitert, und die hinterſten laufen in einen ſcharfen Haken aus, vor dem meiſt ein Haarbüſchchen ſteht. Das zweite Bauchſegment kommt den beiden folgenden zuſammengenommen an Länge gleich. Die Oberfläche, bei den einen glatt und eben, bei den anderen durch Grubeneindrücke oder eckige Vorragungen knorrig, zeichnet ſich durch lichte Beſchuppung auf dunklem Grunde aus, welche die zierlichſten Zeichnungen zu Tage fördert. So der hübſche H. pardalinus aus Neu-Granada. Die glänzend ſchwarze, durch ſehr feine, anliegende Behaarung aber braun erſcheinende Oberfläche wird ſtellenweiſe von orangenen Schuppenflecken, deren Säume in lichteres Gelb übergehen, bunt, und zwar die Außenränder 8*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/133
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/133>, abgerufen am 30.04.2024.