Thiere tragen einige Muschelfragmente, Steine u. dgl. auf dem Rücken, wo sie durch die zunächst besindlichen Saugfüßchen festgehalten werden. Jch nahm ein Eremplar mit auf mein Zimmer, entfernte seine Bürde vom Rücken und setzte ihn in ein weißes mit Meerwasser gefülltes Becken. Er fühlte sich offenbar sehr unbehaglich, suchte sich zu verbergen und bedeckte sich alsbald mit Stücken der Lattich-Ulve und Algen, die ich mit in das Becken gethan. Jn einer Viertelstunde hatte er sich vollkommen eingehüllt und auch die Muschel, die ich ihm abgenommen, wieder auf seinen Rücken gebracht. Entfernte ich ein größeres Stück der Ulve, so setzte er sich in Bewegung, aber nur, um das verlorene Mantelstück zu suchen, wobei er sehr bedacht war, was er sich sonst umgehangen hatte, nicht zu verlieren. Jch nahm ihm nun die Muschelschale, die er als ein so werthes Gut auf dem Rücken trug, und legte sie ihm in den Weg. Daran angekommen, setzte er die Scheiben einiger Saugfüßchen an und stellte die Schale nach einigen vergeblichen Versuchen, da ihm die Stacheln hinderlich waren, auf die Kante. Nun aber, als dieß gelungen, benutzte er mit großer Geschicklichkeit die Stacheln und hob mit ihnen und zog mit den sich ablösenden Saugröhren seinen Besitz binnen wenigen Minuten auf den Rücken.
Beim Kriechen werden, wie gesagt, die Stacheln als Stelzen benutzt, die Saugröhrchen zum Ziehen. Sie können natürlich über die Stacheln hervorgestreckt werden, und ein mit vielen Saug- röhren vor Anker liegender Seeigel gleicht dem von den Lilliputanern gefesselten und angestrickten Gulliver.
Mein Bootsmann in Lesina, der seit Jahren mich auf meinen dortigen Erkursionen begleitet, konnte vom Boote aus die Männchen und die Weibchen des Echinus saxatilis unterscheiden. Die ersteren sind etwas kleiner, dunkler und kugliger, die Weibchen platter und mehr ins Röthliche violet. Mir wurde die Unterscheidung sehr schwer, mein Gehilfe täuschte sich jedoch nie. Es scheint mir dieß die erste Notiz über die äußere Verschiedenheit der Geschlechter zu sein. Eine andere Behauptung meines Fischers begleitete ich zuerst mit dem ungläubigsten Lächeln. Er sagte nämlich, nie würden von den Männchen die Steine und Muschelfragmente auf den Rücken genommen, und richtig, alle die mir vom Boote aus als Männchen bezeichneten Thiere ohne jene Bürde erwiesen sich als Männchen, während ausnahmslos die zahlreichen Stein- und Muschelträger, welche ich aufbrach, dem anderen Geschlechte angehörten.
Es ist nämlich sehr leicht, während der Fortpflanzungszeit, die vom Frühjahr bis in den Herbst dauert, an den geöffneten Thieren das Geschlecht zu erkennen. Die Weibchen haben fünf schön gelbe traubenförmige Eierstöcke, und diese gewähren als eine nicht unschmackhafte Speise den einzigen Nutzen, den man den Seeigeln nachrühmen kann. Jch bekam sie zum ersten Male auf einem französischen Dampfer beim Diner vorgesetzt, und ein regelmäßiger Konsum scheint sich auch nur auf die französischen Mittelmeer-Küsten zu beschränken. Jn Marseille allein sollen jährlich 100,000 Dutzend zum Markt gebracht und das Dutzend zu 20 bis 60 Centimes verkauft werden.
Die Meere der Jetztwelt enthalten außer den um Echinus sich gruppirenden Sippen zwei stärkere Familien. Die eine, die der Clypeastriden, umfaßt die Gattungen von platterer oder auch ganz flacher und schildförmiger Gestalt, deren Gehäus sehr fest und deren Asteröffnung am Rande oder unten liegt. Auch haben sie einen dem Gebiß der Echinen ähnlichen Zahnapparat. Jhre Stacheln sind weniger stark, oft borstenartig. Sie eignen sich nur zum speciellen Formen- Studium, da über ihre Lebensweise nichts bekannt ist. Dasselbe gilt von den Spataugiden, den Seeigeln mit dünner, zerbrechlicher ovaler Schale, an welcher der quere Mund vor der Mitte der Unterseite liegt. Auch ihre Stacheln sind mehr oder weniger borstenartig. Jch habe ver- schiedene der im Mittelmeer und in der Nordsee vorkommenden Spatangen lebend gehabt, sie betragen sich aber wie die Klötze.
Stein-Seeigel.
Thiere tragen einige Muſchelfragmente, Steine u. dgl. auf dem Rücken, wo ſie durch die zunächſt beſindlichen Saugfüßchen feſtgehalten werden. Jch nahm ein Eremplar mit auf mein Zimmer, entfernte ſeine Bürde vom Rücken und ſetzte ihn in ein weißes mit Meerwaſſer gefülltes Becken. Er fühlte ſich offenbar ſehr unbehaglich, ſuchte ſich zu verbergen und bedeckte ſich alsbald mit Stücken der Lattich-Ulve und Algen, die ich mit in das Becken gethan. Jn einer Viertelſtunde hatte er ſich vollkommen eingehüllt und auch die Muſchel, die ich ihm abgenommen, wieder auf ſeinen Rücken gebracht. Entfernte ich ein größeres Stück der Ulve, ſo ſetzte er ſich in Bewegung, aber nur, um das verlorene Mantelſtück zu ſuchen, wobei er ſehr bedacht war, was er ſich ſonſt umgehangen hatte, nicht zu verlieren. Jch nahm ihm nun die Muſchelſchale, die er als ein ſo werthes Gut auf dem Rücken trug, und legte ſie ihm in den Weg. Daran angekommen, ſetzte er die Scheiben einiger Saugfüßchen an und ſtellte die Schale nach einigen vergeblichen Verſuchen, da ihm die Stacheln hinderlich waren, auf die Kante. Nun aber, als dieß gelungen, benutzte er mit großer Geſchicklichkeit die Stacheln und hob mit ihnen und zog mit den ſich ablöſenden Saugröhren ſeinen Beſitz binnen wenigen Minuten auf den Rücken.
Beim Kriechen werden, wie geſagt, die Stacheln als Stelzen benutzt, die Saugröhrchen zum Ziehen. Sie können natürlich über die Stacheln hervorgeſtreckt werden, und ein mit vielen Saug- röhren vor Anker liegender Seeigel gleicht dem von den Lilliputanern gefeſſelten und angeſtrickten Gulliver.
Mein Bootsmann in Leſina, der ſeit Jahren mich auf meinen dortigen Erkurſionen begleitet, konnte vom Boote aus die Männchen und die Weibchen des Echinus saxatilis unterſcheiden. Die erſteren ſind etwas kleiner, dunkler und kugliger, die Weibchen platter und mehr ins Röthliche violet. Mir wurde die Unterſcheidung ſehr ſchwer, mein Gehilfe täuſchte ſich jedoch nie. Es ſcheint mir dieß die erſte Notiz über die äußere Verſchiedenheit der Geſchlechter zu ſein. Eine andere Behauptung meines Fiſchers begleitete ich zuerſt mit dem ungläubigſten Lächeln. Er ſagte nämlich, nie würden von den Männchen die Steine und Muſchelfragmente auf den Rücken genommen, und richtig, alle die mir vom Boote aus als Männchen bezeichneten Thiere ohne jene Bürde erwieſen ſich als Männchen, während ausnahmslos die zahlreichen Stein- und Muſchelträger, welche ich aufbrach, dem anderen Geſchlechte angehörten.
Es iſt nämlich ſehr leicht, während der Fortpflanzungszeit, die vom Frühjahr bis in den Herbſt dauert, an den geöffneten Thieren das Geſchlecht zu erkennen. Die Weibchen haben fünf ſchön gelbe traubenförmige Eierſtöcke, und dieſe gewähren als eine nicht unſchmackhafte Speiſe den einzigen Nutzen, den man den Seeigeln nachrühmen kann. Jch bekam ſie zum erſten Male auf einem franzöſiſchen Dampfer beim Diner vorgeſetzt, und ein regelmäßiger Konſum ſcheint ſich auch nur auf die franzöſiſchen Mittelmeer-Küſten zu beſchränken. Jn Marſeille allein ſollen jährlich 100,000 Dutzend zum Markt gebracht und das Dutzend zu 20 bis 60 Centimes verkauft werden.
Die Meere der Jetztwelt enthalten außer den um Echinus ſich gruppirenden Sippen zwei ſtärkere Familien. Die eine, die der Clypeaſtriden, umfaßt die Gattungen von platterer oder auch ganz flacher und ſchildförmiger Geſtalt, deren Gehäus ſehr feſt und deren Aſteröffnung am Rande oder unten liegt. Auch haben ſie einen dem Gebiß der Echinen ähnlichen Zahnapparat. Jhre Stacheln ſind weniger ſtark, oft borſtenartig. Sie eignen ſich nur zum ſpeciellen Formen- Studium, da über ihre Lebensweiſe nichts bekannt iſt. Daſſelbe gilt von den Spataugiden, den Seeigeln mit dünner, zerbrechlicher ovaler Schale, an welcher der quere Mund vor der Mitte der Unterſeite liegt. Auch ihre Stacheln ſind mehr oder weniger borſtenartig. Jch habe ver- ſchiedene der im Mittelmeer und in der Nordſee vorkommenden Spatangen lebend gehabt, ſie betragen ſich aber wie die Klötze.
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Stein-Seeigel.
Thiere tragen einige Muſchelfragmente, Steine u. dgl. auf dem Rücken, wo ſie durch die zunächſt
beſindlichen Saugfüßchen feſtgehalten werden. Jch nahm ein Eremplar mit auf mein Zimmer,
entfernte ſeine Bürde vom Rücken und ſetzte ihn in ein weißes mit Meerwaſſer gefülltes Becken.
Er fühlte ſich offenbar ſehr unbehaglich, ſuchte ſich zu verbergen und bedeckte ſich alsbald mit
Stücken der Lattich-Ulve und Algen, die ich mit in das Becken gethan. Jn einer Viertelſtunde
hatte er ſich vollkommen eingehüllt und auch die Muſchel, die ich ihm abgenommen, wieder auf
ſeinen Rücken gebracht. Entfernte ich ein größeres Stück der Ulve, ſo ſetzte er ſich in Bewegung,
aber nur, um das verlorene Mantelſtück zu ſuchen, wobei er ſehr bedacht war, was er ſich ſonſt
umgehangen hatte, nicht zu verlieren. Jch nahm ihm nun die Muſchelſchale, die er als ein ſo
werthes Gut auf dem Rücken trug, und legte ſie ihm in den Weg. Daran angekommen, ſetzte
er die Scheiben einiger Saugfüßchen an und ſtellte die Schale nach einigen vergeblichen Verſuchen,
da ihm die Stacheln hinderlich waren, auf die Kante. Nun aber, als dieß gelungen, benutzte er
mit großer Geſchicklichkeit die Stacheln und hob mit ihnen und zog mit den ſich ablöſenden
Saugröhren ſeinen Beſitz binnen wenigen Minuten auf den Rücken.
Beim Kriechen werden, wie geſagt, die Stacheln als Stelzen benutzt, die Saugröhrchen zum
Ziehen. Sie können natürlich über die Stacheln hervorgeſtreckt werden, und ein mit vielen Saug-
röhren vor Anker liegender Seeigel gleicht dem von den Lilliputanern gefeſſelten und angeſtrickten
Gulliver.
Mein Bootsmann in Leſina, der ſeit Jahren mich auf meinen dortigen Erkurſionen begleitet,
konnte vom Boote aus die Männchen und die Weibchen des Echinus saxatilis unterſcheiden. Die
erſteren ſind etwas kleiner, dunkler und kugliger, die Weibchen platter und mehr ins Röthliche
violet. Mir wurde die Unterſcheidung ſehr ſchwer, mein Gehilfe täuſchte ſich jedoch nie. Es
ſcheint mir dieß die erſte Notiz über die äußere Verſchiedenheit der Geſchlechter zu ſein. Eine
andere Behauptung meines Fiſchers begleitete ich zuerſt mit dem ungläubigſten Lächeln. Er ſagte
nämlich, nie würden von den Männchen die Steine und Muſchelfragmente auf den Rücken
genommen, und richtig, alle die mir vom Boote aus als Männchen bezeichneten Thiere ohne
jene Bürde erwieſen ſich als Männchen, während ausnahmslos die zahlreichen Stein- und
Muſchelträger, welche ich aufbrach, dem anderen Geſchlechte angehörten.
Es iſt nämlich ſehr leicht, während der Fortpflanzungszeit, die vom Frühjahr bis in den
Herbſt dauert, an den geöffneten Thieren das Geſchlecht zu erkennen. Die Weibchen haben fünf
ſchön gelbe traubenförmige Eierſtöcke, und dieſe gewähren als eine nicht unſchmackhafte Speiſe den
einzigen Nutzen, den man den Seeigeln nachrühmen kann. Jch bekam ſie zum erſten Male auf
einem franzöſiſchen Dampfer beim Diner vorgeſetzt, und ein regelmäßiger Konſum ſcheint ſich auch
nur auf die franzöſiſchen Mittelmeer-Küſten zu beſchränken. Jn Marſeille allein ſollen jährlich
100,000 Dutzend zum Markt gebracht und das Dutzend zu 20 bis 60 Centimes verkauft werden.
Die Meere der Jetztwelt enthalten außer den um Echinus ſich gruppirenden Sippen zwei
ſtärkere Familien. Die eine, die der Clypeaſtriden, umfaßt die Gattungen von platterer oder
auch ganz flacher und ſchildförmiger Geſtalt, deren Gehäus ſehr feſt und deren Aſteröffnung am
Rande oder unten liegt. Auch haben ſie einen dem Gebiß der Echinen ähnlichen Zahnapparat.
Jhre Stacheln ſind weniger ſtark, oft borſtenartig. Sie eignen ſich nur zum ſpeciellen Formen-
Studium, da über ihre Lebensweiſe nichts bekannt iſt. Daſſelbe gilt von den Spataugiden,
den Seeigeln mit dünner, zerbrechlicher ovaler Schale, an welcher der quere Mund vor der Mitte
der Unterſeite liegt. Auch ihre Stacheln ſind mehr oder weniger borſtenartig. Jch habe ver-
ſchiedene der im Mittelmeer und in der Nordſee vorkommenden Spatangen lebend gehabt, ſie
betragen ſich aber wie die Klötze.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 981. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1029>, abgerufen am 27.11.2024.
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