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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Arapaima.
Zustande ist das Fleisch des Arapaima äußerst schmackhaft; gleichwohl wird es von einzelnen
Stämmen nicht genossen."

Jm wissenschaftlichen Theile der Reise erwähnt Schomburgk noch, daß man den Arapaima
auch in den durch die Zuflüsse des Rupununi entstandenen Sümpfen, sehr selten aber in dem unteren
Essequibo fängt, wahrscheinlich nur, wenn er bei hohem Wasserstande von der Flut stromabwärts
getrieben worden ist. Er gehört also recht eigentlich dem süßen Wasser an.

Jm Amazonenstrome, wo er ebenfalls vorkommt, benutzt man, laut Martius, das lange, mit
scharfen Zähnen besetzte Zungenbein als Raspel.

Der Arapaima (Arapaima gigas) vertritt die Sippe der Riesenheringe und zeichnet sich aus
durch den platten, knochigen Kopf, den etwas zusammengedrückten, mit großen Schuppen bekleideten
Leib, die lange, beschuppte Rückenflosse, welche über der ebenfalls langen Afterflosse steht, kegel-
förmige Zähne in beiden Kiefern, hechelförmige am Pflugschar- und Gaumenbeine und elf Strahlen
in der Kiemenhaut. Nach Schomburgk's Angabe trägt er eines der buntesten Kleider, welches
man sich denken kann; denn nicht allein die Schuppen, sondern auch die Flossen schillern und glänzen
in den verschiedensten Uebergängen von Dunkelgrau, Roth und Bläulichroth.



Seit Ende des siebzehnten Jahrhunderts, um welche Zeit Richer in Guiana reiste, haben
verschiedene Aerzte und Naturforscher über einen Fisch berichtet, dessen Fähigkeit, elektrische Schläge
zu entladen, größer ist als bei allen übrigen, welche bisher bekannt wurden; aber erst Alexander
von Humboldt
erwarb sich das Verdienst, uns so genau unterrichtet zu haben, daß seine Mit-
theilungen noch heutzutage als die vollständigsten angesehen werden müssen.

"Mit der Begeisterung, welche zum Forschen treibt, aber der richtigen Auffassung des
Erforschten hinderlich wird", sagt er, "hatte ich mich seit Jahren täglich mit den Erscheinungen der
galvanischen Elektrizität beschäftigt. Jch hatte, indem ich Metallscheiben auf einander legte und
Stücke Muskelfleisch oder andere feuchte Stoffe dazwischen brachte, mir unbewußt echte Säulen auf-
gebaut, und so war es natürlich, daß ich mich seit unserer Ankunft in Cumana eifrig nach Zitteraalen
umsah. Man hatte uns mehrmals welche versprochen; wir hatten uns aber immer getäuscht gesehen.
Je weiter von der Küste weg, desto werthloser wird das Geld, und wie sollte man über die uner-
schütterliche Gleichgiltigkeit des Volkes Herr werden, wenn der Stachel der Gewinnsucht fehlt?"

"Die Spanier begreifen unter dem Namen Tembladores, Zitterer, alle elektrischen Fische. Es
gibt solche im antillischen Meere an den Küsten von Cumana. Die Guayqueries, die gewandtesten
und fleißigsten Fischer jener Gegend, brachten uns einen Fisch, welcher, wie sie sagten, ihnen die
Hände starr mache. Es war eine neue Art Rochen mit kaum sichtbaren Seitenflecken, dem Zitter-
rochen ziemlich ähnlich. Er war sehr munter, seine Muskelbewegung sehr kräftig, die elektrischen
Schläge aber, welche wir von ihm erhielten, waren äußerst schwach. Andere Zitterer, echte Nackt-
oder Zitteraale, kommen im Rio Colorado, im Guarapiche und verschiedenen kleinen Bächen in den
Missionen der Chaymas-Jndianer vor. Auch in den großen südamerikanischen Flüssen, im
Orinoco, im Amazonenstrome, im Meta sind sie häufig, aber wegen der starken Strömung und des
tiefen Wassers schwer zu fangen. Die Jndianer fühlen weit häufiger ihre elektrischen Schläge beim
Schwimmen und Baden im Flusse, als daß sie dieselben zu sehen bekommen. Jn den Llanos,
besonders in der Nähe von Calabozo, zwischen den Höfen Morichal und den oberen und unteren
Missionen sind die Zitteraale in stehenden Gewässern und in den Zuflüssen des Orinoco sehr häufig."

"Wir wollten zuerst in unserem Hause zu Calabozo unsere Versuche anstellen; aber die Furcht
vor den Schlägen des Zitteraales ist im Volke so übertrieben, daß wir in den ersten drei Tagen

Arapaima.
Zuſtande iſt das Fleiſch des Arapaima äußerſt ſchmackhaft; gleichwohl wird es von einzelnen
Stämmen nicht genoſſen.“

Jm wiſſenſchaftlichen Theile der Reiſe erwähnt Schomburgk noch, daß man den Arapaima
auch in den durch die Zuflüſſe des Rupununi entſtandenen Sümpfen, ſehr ſelten aber in dem unteren
Eſſequibo fängt, wahrſcheinlich nur, wenn er bei hohem Waſſerſtande von der Flut ſtromabwärts
getrieben worden iſt. Er gehört alſo recht eigentlich dem ſüßen Waſſer an.

Jm Amazonenſtrome, wo er ebenfalls vorkommt, benutzt man, laut Martius, das lange, mit
ſcharfen Zähnen beſetzte Zungenbein als Raspel.

Der Arapaima (Arapaima gigas) vertritt die Sippe der Rieſenheringe und zeichnet ſich aus
durch den platten, knochigen Kopf, den etwas zuſammengedrückten, mit großen Schuppen bekleideten
Leib, die lange, beſchuppte Rückenfloſſe, welche über der ebenfalls langen Afterfloſſe ſteht, kegel-
förmige Zähne in beiden Kiefern, hechelförmige am Pflugſchar- und Gaumenbeine und elf Strahlen
in der Kiemenhaut. Nach Schomburgk’s Angabe trägt er eines der bunteſten Kleider, welches
man ſich denken kann; denn nicht allein die Schuppen, ſondern auch die Floſſen ſchillern und glänzen
in den verſchiedenſten Uebergängen von Dunkelgrau, Roth und Bläulichroth.



Seit Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts, um welche Zeit Richer in Guiana reiſte, haben
verſchiedene Aerzte und Naturforſcher über einen Fiſch berichtet, deſſen Fähigkeit, elektriſche Schläge
zu entladen, größer iſt als bei allen übrigen, welche bisher bekannt wurden; aber erſt Alexander
von Humboldt
erwarb ſich das Verdienſt, uns ſo genau unterrichtet zu haben, daß ſeine Mit-
theilungen noch heutzutage als die vollſtändigſten angeſehen werden müſſen.

„Mit der Begeiſterung, welche zum Forſchen treibt, aber der richtigen Auffaſſung des
Erforſchten hinderlich wird“, ſagt er, „hatte ich mich ſeit Jahren täglich mit den Erſcheinungen der
galvaniſchen Elektrizität beſchäftigt. Jch hatte, indem ich Metallſcheiben auf einander legte und
Stücke Muskelfleiſch oder andere feuchte Stoffe dazwiſchen brachte, mir unbewußt echte Säulen auf-
gebaut, und ſo war es natürlich, daß ich mich ſeit unſerer Ankunft in Cumana eifrig nach Zitteraalen
umſah. Man hatte uns mehrmals welche verſprochen; wir hatten uns aber immer getäuſcht geſehen.
Je weiter von der Küſte weg, deſto werthloſer wird das Geld, und wie ſollte man über die uner-
ſchütterliche Gleichgiltigkeit des Volkes Herr werden, wenn der Stachel der Gewinnſucht fehlt?“

„Die Spanier begreifen unter dem Namen Tembladores, Zitterer, alle elektriſchen Fiſche. Es
gibt ſolche im antilliſchen Meere an den Küſten von Cumana. Die Guayqueries, die gewandteſten
und fleißigſten Fiſcher jener Gegend, brachten uns einen Fiſch, welcher, wie ſie ſagten, ihnen die
Hände ſtarr mache. Es war eine neue Art Rochen mit kaum ſichtbaren Seitenflecken, dem Zitter-
rochen ziemlich ähnlich. Er war ſehr munter, ſeine Muskelbewegung ſehr kräftig, die elektriſchen
Schläge aber, welche wir von ihm erhielten, waren äußerſt ſchwach. Andere Zitterer, echte Nackt-
oder Zitteraale, kommen im Rio Colorado, im Guarapiche und verſchiedenen kleinen Bächen in den
Miſſionen der Chaymas-Jndianer vor. Auch in den großen ſüdamerikaniſchen Flüſſen, im
Orinoco, im Amazonenſtrome, im Meta ſind ſie häufig, aber wegen der ſtarken Strömung und des
tiefen Waſſers ſchwer zu fangen. Die Jndianer fühlen weit häufiger ihre elektriſchen Schläge beim
Schwimmen und Baden im Fluſſe, als daß ſie dieſelben zu ſehen bekommen. Jn den Llanos,
beſonders in der Nähe von Calabozo, zwiſchen den Höfen Morichal und den oberen und unteren
Miſſionen ſind die Zitteraale in ſtehenden Gewäſſern und in den Zuflüſſen des Orinoco ſehr häufig.“

„Wir wollten zuerſt in unſerem Hauſe zu Calabozo unſere Verſuche anſtellen; aber die Furcht
vor den Schlägen des Zitteraales iſt im Volke ſo übertrieben, daß wir in den erſten drei Tagen

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[733/0773] Arapaima. Zuſtande iſt das Fleiſch des Arapaima äußerſt ſchmackhaft; gleichwohl wird es von einzelnen Stämmen nicht genoſſen.“ Jm wiſſenſchaftlichen Theile der Reiſe erwähnt Schomburgk noch, daß man den Arapaima auch in den durch die Zuflüſſe des Rupununi entſtandenen Sümpfen, ſehr ſelten aber in dem unteren Eſſequibo fängt, wahrſcheinlich nur, wenn er bei hohem Waſſerſtande von der Flut ſtromabwärts getrieben worden iſt. Er gehört alſo recht eigentlich dem ſüßen Waſſer an. Jm Amazonenſtrome, wo er ebenfalls vorkommt, benutzt man, laut Martius, das lange, mit ſcharfen Zähnen beſetzte Zungenbein als Raspel. Der Arapaima (Arapaima gigas) vertritt die Sippe der Rieſenheringe und zeichnet ſich aus durch den platten, knochigen Kopf, den etwas zuſammengedrückten, mit großen Schuppen bekleideten Leib, die lange, beſchuppte Rückenfloſſe, welche über der ebenfalls langen Afterfloſſe ſteht, kegel- förmige Zähne in beiden Kiefern, hechelförmige am Pflugſchar- und Gaumenbeine und elf Strahlen in der Kiemenhaut. Nach Schomburgk’s Angabe trägt er eines der bunteſten Kleider, welches man ſich denken kann; denn nicht allein die Schuppen, ſondern auch die Floſſen ſchillern und glänzen in den verſchiedenſten Uebergängen von Dunkelgrau, Roth und Bläulichroth. Seit Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts, um welche Zeit Richer in Guiana reiſte, haben verſchiedene Aerzte und Naturforſcher über einen Fiſch berichtet, deſſen Fähigkeit, elektriſche Schläge zu entladen, größer iſt als bei allen übrigen, welche bisher bekannt wurden; aber erſt Alexander von Humboldt erwarb ſich das Verdienſt, uns ſo genau unterrichtet zu haben, daß ſeine Mit- theilungen noch heutzutage als die vollſtändigſten angeſehen werden müſſen. „Mit der Begeiſterung, welche zum Forſchen treibt, aber der richtigen Auffaſſung des Erforſchten hinderlich wird“, ſagt er, „hatte ich mich ſeit Jahren täglich mit den Erſcheinungen der galvaniſchen Elektrizität beſchäftigt. Jch hatte, indem ich Metallſcheiben auf einander legte und Stücke Muskelfleiſch oder andere feuchte Stoffe dazwiſchen brachte, mir unbewußt echte Säulen auf- gebaut, und ſo war es natürlich, daß ich mich ſeit unſerer Ankunft in Cumana eifrig nach Zitteraalen umſah. Man hatte uns mehrmals welche verſprochen; wir hatten uns aber immer getäuſcht geſehen. Je weiter von der Küſte weg, deſto werthloſer wird das Geld, und wie ſollte man über die uner- ſchütterliche Gleichgiltigkeit des Volkes Herr werden, wenn der Stachel der Gewinnſucht fehlt?“ „Die Spanier begreifen unter dem Namen Tembladores, Zitterer, alle elektriſchen Fiſche. Es gibt ſolche im antilliſchen Meere an den Küſten von Cumana. Die Guayqueries, die gewandteſten und fleißigſten Fiſcher jener Gegend, brachten uns einen Fiſch, welcher, wie ſie ſagten, ihnen die Hände ſtarr mache. Es war eine neue Art Rochen mit kaum ſichtbaren Seitenflecken, dem Zitter- rochen ziemlich ähnlich. Er war ſehr munter, ſeine Muskelbewegung ſehr kräftig, die elektriſchen Schläge aber, welche wir von ihm erhielten, waren äußerſt ſchwach. Andere Zitterer, echte Nackt- oder Zitteraale, kommen im Rio Colorado, im Guarapiche und verſchiedenen kleinen Bächen in den Miſſionen der Chaymas-Jndianer vor. Auch in den großen ſüdamerikaniſchen Flüſſen, im Orinoco, im Amazonenſtrome, im Meta ſind ſie häufig, aber wegen der ſtarken Strömung und des tiefen Waſſers ſchwer zu fangen. Die Jndianer fühlen weit häufiger ihre elektriſchen Schläge beim Schwimmen und Baden im Fluſſe, als daß ſie dieſelben zu ſehen bekommen. Jn den Llanos, beſonders in der Nähe von Calabozo, zwiſchen den Höfen Morichal und den oberen und unteren Miſſionen ſind die Zitteraale in ſtehenden Gewäſſern und in den Zuflüſſen des Orinoco ſehr häufig.“ „Wir wollten zuerſt in unſerem Hauſe zu Calabozo unſere Verſuche anſtellen; aber die Furcht vor den Schlägen des Zitteraales iſt im Volke ſo übertrieben, daß wir in den erſten drei Tagen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/773>, abgerufen am 03.07.2024.