Sonne "schmelzen" ließen; die Neueren verwendeten die Glut des Feuers: hierin scheint der ganze Unterschied bestanden zu haben."
"Die Jndianer", erzählt Schomburgk, "brachten uns außer einer Menge anderer Fische auch den Riesen der süßen Gewässer Guianas, den Arapaima, und mit Staunen sahen wir das ungeheuere Thier an, welches beinah das ganze Corial füllte, vielleicht acht Fuß maß und gewiß zweihundert Pfund schwer war. Unter den Flüssen von Britisch-Guiana besitzt gedachte Fische nur der Rupununi; dieser aber beherbergt sie in bedeutender Anzahl. Jn dem Rio Branco, Negro und Amazonenstrome sollen sie ebenfalls ziemlich häufig sein."
"Der Arapaima wird ebensowohl mit der Angel gefangen als mit Bogen und Pfeil erlegt. Die Jagd auf ihn gehört unstreitig zu den anziehendsten und belebtesten dieser Art, indem sich dazu meist mehrere Corials vereinigen und dann auf dem Flusse vertheilen. Sowie ein Fisch sich sehen läßt, wird ein Zeichen gegeben. Geräuschlos fährt das Corial mit dem besten Schützen bis auf Schuß- weite heran; der Pfeil fliegt von der Sehne und verschwindet mit dem Fische. Jetzt beginnt die allgemeine Jagd. Kaum taucht die Fahne des Pfeiles über dem Wasser auf, so sind auch alle Arme zum Spannen des Bogens bereit -- der Fisch erscheint und, mit einer Anzahl neuer Pfeile gespickt, verschwindet er wieder, um jetzt schon nach einem kürzeren Zwischenraume sich abermals sehen zu lassen und eine fernere Ladung von Pfeilen zu erhalten, bis er endlich den Jägern zur Beute fällt. Diese flößen ihn nun an eine flache Stelle, schieben das Corial unter ihn, schöpfen dann zugleich das mit ihm eingedrungene Wasser aus und kehren unter Jubel nach der Niederlassung zurück...."
"Unter unseren farbigen Bootsleuten befand sich auch ein Stummer, ein leidenschaftlicher Angler. Kaum hatten wir unser Lager aufgeschlagen, als er seine Leine ergriff und in einem der Boote nach einer am entgegengesetzten Ufer liegenden kleinen Sandbank fuhr. Jm Lager lag Alles im tiefen Schlafe, als plötzlich Alle durch sonderbare und erschreckende Töne in Bewegung gesetzt wurden. Anfänglich wußte Niemand, was er aus den fürchterlichen Lauten machen sollte, bis einer der Leute ausrief: "es muß der Stumme sein!" Mit Jagdmessern und Flinten bewaffnet, sprangen wir augenblicklich in das Boot, um ihm zu Hilfe zu eilen; denn daß er solcher bedurfte, verriethen die schauerlichen Töne nur zu deutlich. Als wir an der Sandbank landeten, bemerkten wir, soweit Dies uns die Dunkelheit gestattete, daß der Angler von einer unsichtbaren Macht hin- und her- gezogen wurde, wogegen er mit allen Kräften anzukämpfen suchte und dabei jene schauerlichen Laute ausstieß. Bald standen wir neben ihm; aber noch konnten wir die Macht nicht entdecken, welche ihn ruckweise hin- und herwarf und riß, bis wir endlich bemerkten, daß er seine Angelleine fünf bis sechs Mal um die Handwurzel geschlungen hatte. An dem Haken mußte also ein gewaltiges Ungethüm hängen. Ein ungeheuerer Arapaima hatte sich verlocken lassen, den Köder zu verschlingen, unmittelbar darauf aber die Leine so straff angezogen, daß die Kräfte des Stummen viel zu schwach waren, die umgeschlungene Leine von der Hand abzuwickeln oder den Riesen an das Land zu ziehen. Einige Minuten später, und der Erschöpfte hätte der gewaltigen Kraft des Fisches nicht mehr widerstehen können. Unter lautem Gelächter griff jetzt Alles nach der Leine, und bald lag das Ungethüm, ein Fisch von über zweihundert Pfund Gewicht, auf der Sandbank. Unser Stummer, welchem die Leine in das Fleisch der Handwurzel eingedrungen war, suchte uns nun unter den lächerlichsten Geberden den Hergang der Sache und seine tiefe Angst und Noth begreiflich zu machen."
"Obschon es bereits tief in der Nacht war, wurde die Beute nach unserer Rückkehr in das Lager noch zerlegt. Manches bereits verglimmende Feuer loderte von Neuem auf, mancher Topf wurde gefüllt, und sein Jnhalt auch noch verzehrt. Das Kochen hörte die ganze Nacht durch nicht auf; denn die Gewißheit, einen Fisch im Lager zu haben, welcher am nächsten Morgen doch bereits ver- dorben sein würde, ließ keinen der Jndianer und Neger an den Schlaf denken.... Jm frischen
Die Edelfiſche. Heringe. Rieſenheringe.
Sonne „ſchmelzen“ ließen; die Neueren verwendeten die Glut des Feuers: hierin ſcheint der ganze Unterſchied beſtanden zu haben.“
„Die Jndianer“, erzählt Schomburgk, „brachten uns außer einer Menge anderer Fiſche auch den Rieſen der ſüßen Gewäſſer Guianas, den Arapaima, und mit Staunen ſahen wir das ungeheuere Thier an, welches beinah das ganze Corial füllte, vielleicht acht Fuß maß und gewiß zweihundert Pfund ſchwer war. Unter den Flüſſen von Britiſch-Guiana beſitzt gedachte Fiſche nur der Rupununi; dieſer aber beherbergt ſie in bedeutender Anzahl. Jn dem Rio Branco, Negro und Amazonenſtrome ſollen ſie ebenfalls ziemlich häufig ſein.“
„Der Arapaima wird ebenſowohl mit der Angel gefangen als mit Bogen und Pfeil erlegt. Die Jagd auf ihn gehört unſtreitig zu den anziehendſten und belebteſten dieſer Art, indem ſich dazu meiſt mehrere Corials vereinigen und dann auf dem Fluſſe vertheilen. Sowie ein Fiſch ſich ſehen läßt, wird ein Zeichen gegeben. Geräuſchlos fährt das Corial mit dem beſten Schützen bis auf Schuß- weite heran; der Pfeil fliegt von der Sehne und verſchwindet mit dem Fiſche. Jetzt beginnt die allgemeine Jagd. Kaum taucht die Fahne des Pfeiles über dem Waſſer auf, ſo ſind auch alle Arme zum Spannen des Bogens bereit — der Fiſch erſcheint und, mit einer Anzahl neuer Pfeile geſpickt, verſchwindet er wieder, um jetzt ſchon nach einem kürzeren Zwiſchenraume ſich abermals ſehen zu laſſen und eine fernere Ladung von Pfeilen zu erhalten, bis er endlich den Jägern zur Beute fällt. Dieſe flößen ihn nun an eine flache Stelle, ſchieben das Corial unter ihn, ſchöpfen dann zugleich das mit ihm eingedrungene Waſſer aus und kehren unter Jubel nach der Niederlaſſung zurück....“
„Unter unſeren farbigen Bootsleuten befand ſich auch ein Stummer, ein leidenſchaftlicher Angler. Kaum hatten wir unſer Lager aufgeſchlagen, als er ſeine Leine ergriff und in einem der Boote nach einer am entgegengeſetzten Ufer liegenden kleinen Sandbank fuhr. Jm Lager lag Alles im tiefen Schlafe, als plötzlich Alle durch ſonderbare und erſchreckende Töne in Bewegung geſetzt wurden. Anfänglich wußte Niemand, was er aus den fürchterlichen Lauten machen ſollte, bis einer der Leute ausrief: „es muß der Stumme ſein!“ Mit Jagdmeſſern und Flinten bewaffnet, ſprangen wir augenblicklich in das Boot, um ihm zu Hilfe zu eilen; denn daß er ſolcher bedurfte, verriethen die ſchauerlichen Töne nur zu deutlich. Als wir an der Sandbank landeten, bemerkten wir, ſoweit Dies uns die Dunkelheit geſtattete, daß der Angler von einer unſichtbaren Macht hin- und her- gezogen wurde, wogegen er mit allen Kräften anzukämpfen ſuchte und dabei jene ſchauerlichen Laute ausſtieß. Bald ſtanden wir neben ihm; aber noch konnten wir die Macht nicht entdecken, welche ihn ruckweiſe hin- und herwarf und riß, bis wir endlich bemerkten, daß er ſeine Angelleine fünf bis ſechs Mal um die Handwurzel geſchlungen hatte. An dem Haken mußte alſo ein gewaltiges Ungethüm hängen. Ein ungeheuerer Arapaima hatte ſich verlocken laſſen, den Köder zu verſchlingen, unmittelbar darauf aber die Leine ſo ſtraff angezogen, daß die Kräfte des Stummen viel zu ſchwach waren, die umgeſchlungene Leine von der Hand abzuwickeln oder den Rieſen an das Land zu ziehen. Einige Minuten ſpäter, und der Erſchöpfte hätte der gewaltigen Kraft des Fiſches nicht mehr widerſtehen können. Unter lautem Gelächter griff jetzt Alles nach der Leine, und bald lag das Ungethüm, ein Fiſch von über zweihundert Pfund Gewicht, auf der Sandbank. Unſer Stummer, welchem die Leine in das Fleiſch der Handwurzel eingedrungen war, ſuchte uns nun unter den lächerlichſten Geberden den Hergang der Sache und ſeine tiefe Angſt und Noth begreiflich zu machen.“
„Obſchon es bereits tief in der Nacht war, wurde die Beute nach unſerer Rückkehr in das Lager noch zerlegt. Manches bereits verglimmende Feuer loderte von Neuem auf, mancher Topf wurde gefüllt, und ſein Jnhalt auch noch verzehrt. Das Kochen hörte die ganze Nacht durch nicht auf; denn die Gewißheit, einen Fiſch im Lager zu haben, welcher am nächſten Morgen doch bereits ver- dorben ſein würde, ließ keinen der Jndianer und Neger an den Schlaf denken.... Jm friſchen
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Die Edelfiſche. Heringe. Rieſenheringe.
Sonne „ſchmelzen“ ließen; die Neueren verwendeten die Glut des Feuers: hierin ſcheint der ganze
Unterſchied beſtanden zu haben.“
„Die Jndianer“, erzählt Schomburgk, „brachten uns außer einer Menge anderer Fiſche auch
den Rieſen der ſüßen Gewäſſer Guianas, den Arapaima, und mit Staunen ſahen wir das
ungeheuere Thier an, welches beinah das ganze Corial füllte, vielleicht acht Fuß maß und gewiß
zweihundert Pfund ſchwer war. Unter den Flüſſen von Britiſch-Guiana beſitzt gedachte Fiſche nur
der Rupununi; dieſer aber beherbergt ſie in bedeutender Anzahl. Jn dem Rio Branco, Negro
und Amazonenſtrome ſollen ſie ebenfalls ziemlich häufig ſein.“
„Der Arapaima wird ebenſowohl mit der Angel gefangen als mit Bogen und Pfeil erlegt. Die
Jagd auf ihn gehört unſtreitig zu den anziehendſten und belebteſten dieſer Art, indem ſich dazu meiſt
mehrere Corials vereinigen und dann auf dem Fluſſe vertheilen. Sowie ein Fiſch ſich ſehen läßt,
wird ein Zeichen gegeben. Geräuſchlos fährt das Corial mit dem beſten Schützen bis auf Schuß-
weite heran; der Pfeil fliegt von der Sehne und verſchwindet mit dem Fiſche. Jetzt beginnt die
allgemeine Jagd. Kaum taucht die Fahne des Pfeiles über dem Waſſer auf, ſo ſind auch alle Arme
zum Spannen des Bogens bereit — der Fiſch erſcheint und, mit einer Anzahl neuer Pfeile geſpickt,
verſchwindet er wieder, um jetzt ſchon nach einem kürzeren Zwiſchenraume ſich abermals ſehen zu
laſſen und eine fernere Ladung von Pfeilen zu erhalten, bis er endlich den Jägern zur Beute fällt.
Dieſe flößen ihn nun an eine flache Stelle, ſchieben das Corial unter ihn, ſchöpfen dann zugleich das
mit ihm eingedrungene Waſſer aus und kehren unter Jubel nach der Niederlaſſung zurück....“
„Unter unſeren farbigen Bootsleuten befand ſich auch ein Stummer, ein leidenſchaftlicher
Angler. Kaum hatten wir unſer Lager aufgeſchlagen, als er ſeine Leine ergriff und in einem der
Boote nach einer am entgegengeſetzten Ufer liegenden kleinen Sandbank fuhr. Jm Lager lag Alles
im tiefen Schlafe, als plötzlich Alle durch ſonderbare und erſchreckende Töne in Bewegung geſetzt
wurden. Anfänglich wußte Niemand, was er aus den fürchterlichen Lauten machen ſollte, bis einer
der Leute ausrief: „es muß der Stumme ſein!“ Mit Jagdmeſſern und Flinten bewaffnet, ſprangen
wir augenblicklich in das Boot, um ihm zu Hilfe zu eilen; denn daß er ſolcher bedurfte, verriethen
die ſchauerlichen Töne nur zu deutlich. Als wir an der Sandbank landeten, bemerkten wir, ſoweit
Dies uns die Dunkelheit geſtattete, daß der Angler von einer unſichtbaren Macht hin- und her-
gezogen wurde, wogegen er mit allen Kräften anzukämpfen ſuchte und dabei jene ſchauerlichen Laute
ausſtieß. Bald ſtanden wir neben ihm; aber noch konnten wir die Macht nicht entdecken, welche ihn
ruckweiſe hin- und herwarf und riß, bis wir endlich bemerkten, daß er ſeine Angelleine fünf bis ſechs
Mal um die Handwurzel geſchlungen hatte. An dem Haken mußte alſo ein gewaltiges Ungethüm
hängen. Ein ungeheuerer Arapaima hatte ſich verlocken laſſen, den Köder zu verſchlingen, unmittelbar
darauf aber die Leine ſo ſtraff angezogen, daß die Kräfte des Stummen viel zu ſchwach waren, die
umgeſchlungene Leine von der Hand abzuwickeln oder den Rieſen an das Land zu ziehen. Einige
Minuten ſpäter, und der Erſchöpfte hätte der gewaltigen Kraft des Fiſches nicht mehr widerſtehen
können. Unter lautem Gelächter griff jetzt Alles nach der Leine, und bald lag das Ungethüm, ein
Fiſch von über zweihundert Pfund Gewicht, auf der Sandbank. Unſer Stummer, welchem die Leine
in das Fleiſch der Handwurzel eingedrungen war, ſuchte uns nun unter den lächerlichſten Geberden
den Hergang der Sache und ſeine tiefe Angſt und Noth begreiflich zu machen.“
„Obſchon es bereits tief in der Nacht war, wurde die Beute nach unſerer Rückkehr in das
Lager noch zerlegt. Manches bereits verglimmende Feuer loderte von Neuem auf, mancher Topf
wurde gefüllt, und ſein Jnhalt auch noch verzehrt. Das Kochen hörte die ganze Nacht durch nicht
auf; denn die Gewißheit, einen Fiſch im Lager zu haben, welcher am nächſten Morgen doch bereits ver-
dorben ſein würde, ließ keinen der Jndianer und Neger an den Schlaf denken.... Jm friſchen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/772>, abgerufen am 21.12.2024.
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