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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Bachforelle.
bepflanzt, auch mit hohlliegenden Steinen, den Schlupfwinkeln für die Fische, belegt werden müssen.
Jn diesen Teichen hält man die Forellen verschiedener Jahrgänge, derart, daß man immer die gleich-
großen in einen und denselben Teich zusammenbringt, versieht sie mit entsprechendem Futter,
beaufsichtigt sie und versucht, sie nach Kräften vor allen Feinden zu schützen. Das Verfahren nun,
welches der Züchter zu beobachten hat, ist, in wenige Worte zusammengedrängt, ungefähr folgendes:

An einer günstigen Stelle, an welcher ein sich vorfindender oder anzulegender Arm des Baches
vorüberführt und eine sehr rasche Strömung stattfindet oder erzielt werden kann, errichtet man ein
kleines Blockhaus mit dichten, gegen den Frost schützenden Wänden und Dache, welches im Jnnern
soviel Licht erhält, als zur Untersuchung der ihm anzuvertrauenden Bruteier erforderlich ist. Jm
Jnnern dieses Blockhauses wird eine Röhrenleitung angebracht, welche eine nach Bedürfniß oder
Belieben geringere oder höhere Anzahl von kleinen Brutbecken ununterbrochen mit Wasser versieht.
Die Brutbecken selbst können bestehen aus hölzernen Kästen mit hölzernem oder gläsernen Boden,
aus kachelartigen, gebrannten Thonbecken, aus aufgemauerten, kleinen, flachen Teichen, aus pfannen-
artigen Gefäßen, Wannen etc., dürfen eine handliche Größe nicht übersteigen und müssen so angeordnet
sein, daß sie leicht zugänglich bleiben und ohne Schwierigkeiten versetzt werden können. Gleichzeitig
mit der Erbauung dieses Blockhauses und bezüglich mit dem Ausgraben der Teiche hat man sich
möglichst große Forellen zu verschaffen versucht, welche nun bis zur Laichzeit bei guter Fütterung in
einem tiefen, ihrer Lebensweise entsprechenden, binnen kurzer Zeit abzulassenden Teiche aufbewahrt
werden. Jst die Laichzeit wirklich eingetreten, so strotzen die Geschlechtswerkzeuge der männlichen
und weiblichen Forellen von Milch und Rogen, und es genügt dann die leiseste Berührung der
Unterseite des Leibes zur Entleerung der Zeugungsstoffe; somit bedarf es nur einer sehr einfacher
Handhabung der Fische, um Milch und Nogen zu entleeren und bezüglich zu befruchten. Man
nimmt ein flaches Gefäß aus Thon oder Porzellan, füllt es etwa anderthalb Zoll mit Wasser an,
bringt die bis zum Gebrauche in großen Kübeln zu bewahrenden, möglichst nach dem Geschlecht zu
trennenden Zuchtforellen herbei, saßt einen Nogener mit der linken Hand vorsichtig am Vordertheile
des Leibes, läßt ihn durch einen Gehilfen am Schwanze halten, um das Schlagen des Fisches
unmöglich zu machen und streicht mit der rechten Hand leise längs des Bauches von vorn nach hinten,
solange die in einem Strahle ausspritzenden Eier ohne Anwendung jeglicher Gewalt sich entleeren.
Gleichzeitig verfahren zwei Gehilfen ebenso mit einem Milchner, und es werden somit in einem und
demselben Augenblicke Eier und Samen in dem Gefäße aufgefangen. Hier nun genügt ein
unbedeutendes Schütteln des Gefäßes oder Bewegen des Wassers in ihm, um die Milch so zu ver-
theilen, daß ein großer Theil der Eier befruchtet wird, weit besser und vollkommener als Dies bei
den im Freien und selbstlaichenden Fischen möglich ist. Da die Forellen niemals mit einem Male
ihrer Zeugungsstoffe sich entledigen, hat man dasselbe Verfahren in Zwischenräumen von drei bis
fünf Tagen zu wiederholen, die Zuchtfische also inzwischen entsprechend aufzubewahren.

Nachdem man nun die Eier mindestens anderthalb Tage in dem Befruchtungsbecken belassen,
bringt man eine nach der Größe der Brutbecken sich richtende Anzahl von ihnen in letztgenannte
Gefäße, kann sie jetzt auch ohne Schaden, zwischen feuchtes Mos gepackt, meilenweit versenden und
am Bestimmungsorte in die Brutbecken legen. Jhre Entwicklung hängt davon ab, daß man sie
beständig mit frischem Wasser versieht, also einen ununterbrochenen Zufluß desselben erhält, und vor
schädlichen Einwirkungen soviel als möglich sichert. Die Wärme des Brutraumes darf, obschon
Forelleneier durch den Frost nicht leicht getödtet werden, nicht bis zum Gefrierpunkt hinabsinken,
sondern muß womöglich auf einer Höhe von 4 bis 6° R. erhalten werden; sie darf auch nicht höher
sein, weil sonst die Entwicklung des Eies beschleunigt wird und die Jungen bei uns zu Lande zu
frühzeitig ausschlüpfen, bezüglich vor Eintritt des Frühjahres ihren Dottersack aufgezehrt haben und
sodann als vollkommene Fischchen unter der geringen Wärme leiden. Nicht minder wichtig ist die
beständige Zuführung von lusthaltigem Wasser, weil auch das sich entwickelnde Ei athmet, d. h. ein
Stoffwechsel in ihm stattfindet, indem es aus der dem Wasser beigemengten Luft Sauerstoff einsaugt

Bachforelle.
bepflanzt, auch mit hohlliegenden Steinen, den Schlupfwinkeln für die Fiſche, belegt werden müſſen.
Jn dieſen Teichen hält man die Forellen verſchiedener Jahrgänge, derart, daß man immer die gleich-
großen in einen und denſelben Teich zuſammenbringt, verſieht ſie mit entſprechendem Futter,
beaufſichtigt ſie und verſucht, ſie nach Kräften vor allen Feinden zu ſchützen. Das Verfahren nun,
welches der Züchter zu beobachten hat, iſt, in wenige Worte zuſammengedrängt, ungefähr folgendes:

An einer günſtigen Stelle, an welcher ein ſich vorfindender oder anzulegender Arm des Baches
vorüberführt und eine ſehr raſche Strömung ſtattfindet oder erzielt werden kann, errichtet man ein
kleines Blockhaus mit dichten, gegen den Froſt ſchützenden Wänden und Dache, welches im Jnnern
ſoviel Licht erhält, als zur Unterſuchung der ihm anzuvertrauenden Bruteier erforderlich iſt. Jm
Jnnern dieſes Blockhauſes wird eine Röhrenleitung angebracht, welche eine nach Bedürfniß oder
Belieben geringere oder höhere Anzahl von kleinen Brutbecken ununterbrochen mit Waſſer verſieht.
Die Brutbecken ſelbſt können beſtehen aus hölzernen Käſten mit hölzernem oder gläſernen Boden,
aus kachelartigen, gebrannten Thonbecken, aus aufgemauerten, kleinen, flachen Teichen, aus pfannen-
artigen Gefäßen, Wannen ꝛc., dürfen eine handliche Größe nicht überſteigen und müſſen ſo angeordnet
ſein, daß ſie leicht zugänglich bleiben und ohne Schwierigkeiten verſetzt werden können. Gleichzeitig
mit der Erbauung dieſes Blockhauſes und bezüglich mit dem Ausgraben der Teiche hat man ſich
möglichſt große Forellen zu verſchaffen verſucht, welche nun bis zur Laichzeit bei guter Fütterung in
einem tiefen, ihrer Lebensweiſe entſprechenden, binnen kurzer Zeit abzulaſſenden Teiche aufbewahrt
werden. Jſt die Laichzeit wirklich eingetreten, ſo ſtrotzen die Geſchlechtswerkzeuge der männlichen
und weiblichen Forellen von Milch und Rogen, und es genügt dann die leiſeſte Berührung der
Unterſeite des Leibes zur Entleerung der Zeugungsſtoffe; ſomit bedarf es nur einer ſehr einfacher
Handhabung der Fiſche, um Milch und Nogen zu entleeren und bezüglich zu befruchten. Man
nimmt ein flaches Gefäß aus Thon oder Porzellan, füllt es etwa anderthalb Zoll mit Waſſer an,
bringt die bis zum Gebrauche in großen Kübeln zu bewahrenden, möglichſt nach dem Geſchlecht zu
trennenden Zuchtforellen herbei, ſaßt einen Nogener mit der linken Hand vorſichtig am Vordertheile
des Leibes, läßt ihn durch einen Gehilfen am Schwanze halten, um das Schlagen des Fiſches
unmöglich zu machen und ſtreicht mit der rechten Hand leiſe längs des Bauches von vorn nach hinten,
ſolange die in einem Strahle ausſpritzenden Eier ohne Anwendung jeglicher Gewalt ſich entleeren.
Gleichzeitig verfahren zwei Gehilfen ebenſo mit einem Milchner, und es werden ſomit in einem und
demſelben Augenblicke Eier und Samen in dem Gefäße aufgefangen. Hier nun genügt ein
unbedeutendes Schütteln des Gefäßes oder Bewegen des Waſſers in ihm, um die Milch ſo zu ver-
theilen, daß ein großer Theil der Eier befruchtet wird, weit beſſer und vollkommener als Dies bei
den im Freien und ſelbſtlaichenden Fiſchen möglich iſt. Da die Forellen niemals mit einem Male
ihrer Zeugungsſtoffe ſich entledigen, hat man daſſelbe Verfahren in Zwiſchenräumen von drei bis
fünf Tagen zu wiederholen, die Zuchtfiſche alſo inzwiſchen entſprechend aufzubewahren.

Nachdem man nun die Eier mindeſtens anderthalb Tage in dem Befruchtungsbecken belaſſen,
bringt man eine nach der Größe der Brutbecken ſich richtende Anzahl von ihnen in letztgenannte
Gefäße, kann ſie jetzt auch ohne Schaden, zwiſchen feuchtes Mos gepackt, meilenweit verſenden und
am Beſtimmungsorte in die Brutbecken legen. Jhre Entwicklung hängt davon ab, daß man ſie
beſtändig mit friſchem Waſſer verſieht, alſo einen ununterbrochenen Zufluß deſſelben erhält, und vor
ſchädlichen Einwirkungen ſoviel als möglich ſichert. Die Wärme des Brutraumes darf, obſchon
Forelleneier durch den Froſt nicht leicht getödtet werden, nicht bis zum Gefrierpunkt hinabſinken,
ſondern muß womöglich auf einer Höhe von 4 bis 6° R. erhalten werden; ſie darf auch nicht höher
ſein, weil ſonſt die Entwicklung des Eies beſchleunigt wird und die Jungen bei uns zu Lande zu
frühzeitig ausſchlüpfen, bezüglich vor Eintritt des Frühjahres ihren Dotterſack aufgezehrt haben und
ſodann als vollkommene Fiſchchen unter der geringen Wärme leiden. Nicht minder wichtig iſt die
beſtändige Zuführung von luſthaltigem Waſſer, weil auch das ſich entwickelnde Ei athmet, d. h. ein
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[701/0741] Bachforelle. bepflanzt, auch mit hohlliegenden Steinen, den Schlupfwinkeln für die Fiſche, belegt werden müſſen. Jn dieſen Teichen hält man die Forellen verſchiedener Jahrgänge, derart, daß man immer die gleich- großen in einen und denſelben Teich zuſammenbringt, verſieht ſie mit entſprechendem Futter, beaufſichtigt ſie und verſucht, ſie nach Kräften vor allen Feinden zu ſchützen. Das Verfahren nun, welches der Züchter zu beobachten hat, iſt, in wenige Worte zuſammengedrängt, ungefähr folgendes: An einer günſtigen Stelle, an welcher ein ſich vorfindender oder anzulegender Arm des Baches vorüberführt und eine ſehr raſche Strömung ſtattfindet oder erzielt werden kann, errichtet man ein kleines Blockhaus mit dichten, gegen den Froſt ſchützenden Wänden und Dache, welches im Jnnern ſoviel Licht erhält, als zur Unterſuchung der ihm anzuvertrauenden Bruteier erforderlich iſt. Jm Jnnern dieſes Blockhauſes wird eine Röhrenleitung angebracht, welche eine nach Bedürfniß oder Belieben geringere oder höhere Anzahl von kleinen Brutbecken ununterbrochen mit Waſſer verſieht. Die Brutbecken ſelbſt können beſtehen aus hölzernen Käſten mit hölzernem oder gläſernen Boden, aus kachelartigen, gebrannten Thonbecken, aus aufgemauerten, kleinen, flachen Teichen, aus pfannen- artigen Gefäßen, Wannen ꝛc., dürfen eine handliche Größe nicht überſteigen und müſſen ſo angeordnet ſein, daß ſie leicht zugänglich bleiben und ohne Schwierigkeiten verſetzt werden können. Gleichzeitig mit der Erbauung dieſes Blockhauſes und bezüglich mit dem Ausgraben der Teiche hat man ſich möglichſt große Forellen zu verſchaffen verſucht, welche nun bis zur Laichzeit bei guter Fütterung in einem tiefen, ihrer Lebensweiſe entſprechenden, binnen kurzer Zeit abzulaſſenden Teiche aufbewahrt werden. Jſt die Laichzeit wirklich eingetreten, ſo ſtrotzen die Geſchlechtswerkzeuge der männlichen und weiblichen Forellen von Milch und Rogen, und es genügt dann die leiſeſte Berührung der Unterſeite des Leibes zur Entleerung der Zeugungsſtoffe; ſomit bedarf es nur einer ſehr einfacher Handhabung der Fiſche, um Milch und Nogen zu entleeren und bezüglich zu befruchten. Man nimmt ein flaches Gefäß aus Thon oder Porzellan, füllt es etwa anderthalb Zoll mit Waſſer an, bringt die bis zum Gebrauche in großen Kübeln zu bewahrenden, möglichſt nach dem Geſchlecht zu trennenden Zuchtforellen herbei, ſaßt einen Nogener mit der linken Hand vorſichtig am Vordertheile des Leibes, läßt ihn durch einen Gehilfen am Schwanze halten, um das Schlagen des Fiſches unmöglich zu machen und ſtreicht mit der rechten Hand leiſe längs des Bauches von vorn nach hinten, ſolange die in einem Strahle ausſpritzenden Eier ohne Anwendung jeglicher Gewalt ſich entleeren. Gleichzeitig verfahren zwei Gehilfen ebenſo mit einem Milchner, und es werden ſomit in einem und demſelben Augenblicke Eier und Samen in dem Gefäße aufgefangen. Hier nun genügt ein unbedeutendes Schütteln des Gefäßes oder Bewegen des Waſſers in ihm, um die Milch ſo zu ver- theilen, daß ein großer Theil der Eier befruchtet wird, weit beſſer und vollkommener als Dies bei den im Freien und ſelbſtlaichenden Fiſchen möglich iſt. Da die Forellen niemals mit einem Male ihrer Zeugungsſtoffe ſich entledigen, hat man daſſelbe Verfahren in Zwiſchenräumen von drei bis fünf Tagen zu wiederholen, die Zuchtfiſche alſo inzwiſchen entſprechend aufzubewahren. Nachdem man nun die Eier mindeſtens anderthalb Tage in dem Befruchtungsbecken belaſſen, bringt man eine nach der Größe der Brutbecken ſich richtende Anzahl von ihnen in letztgenannte Gefäße, kann ſie jetzt auch ohne Schaden, zwiſchen feuchtes Mos gepackt, meilenweit verſenden und am Beſtimmungsorte in die Brutbecken legen. Jhre Entwicklung hängt davon ab, daß man ſie beſtändig mit friſchem Waſſer verſieht, alſo einen ununterbrochenen Zufluß deſſelben erhält, und vor ſchädlichen Einwirkungen ſoviel als möglich ſichert. Die Wärme des Brutraumes darf, obſchon Forelleneier durch den Froſt nicht leicht getödtet werden, nicht bis zum Gefrierpunkt hinabſinken, ſondern muß womöglich auf einer Höhe von 4 bis 6° R. erhalten werden; ſie darf auch nicht höher ſein, weil ſonſt die Entwicklung des Eies beſchleunigt wird und die Jungen bei uns zu Lande zu frühzeitig ausſchlüpfen, bezüglich vor Eintritt des Frühjahres ihren Dotterſack aufgezehrt haben und ſodann als vollkommene Fiſchchen unter der geringen Wärme leiden. Nicht minder wichtig iſt die beſtändige Zuführung von luſthaltigem Waſſer, weil auch das ſich entwickelnde Ei athmet, d. h. ein Stoffwechſel in ihm ſtattfindet, indem es aus der dem Waſſer beigemengten Luft Sauerſtoff einſaugt

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/741>, abgerufen am 01.06.2024.