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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Huri. Patha.
Brei der Blätter des Clibadium asperum, welcher mit kleingeschnittenem Fleische vermischt, dann
zu kleinen Kugeln gedreht und als Lockspeise in den Fluß geworfen wird. Diejenigen Fische, welche
den Köder verschlingen, kommen bald darauf an die Oberfläche und sterben.



Unter dem wissenschaftlichen Namen Hydrolycus, welchen wir durch Zahnsalmler ersetzen
wollen, begreift man zu unserer Familie zählende Raubfische von beträchtlicher Größe und kräftigem
Bau mit höchst eigenthümlichem Gebiß. Zwischen den kegelförmigen, einreihig im Zwischen-, Ober-
und Unterkiefer stehenden Zähnen erheben sich zwei vordere von außerordentlicher Größe, welche in
besonderen Gruben am Gaumen aufgenommen werden.

Hierher gehört der Patha der Jndianer Guianas (Hydrolyeus scomberoides), ein Fisch von
2 bis 3 Fuß Länge, welchem die beiden Zähne ein höchst sonderbares Aussehen verleihen. Diese
Zähne stehen in der Unterkinnlade, haben drei bis vier Zoll Länge, biegen sich etwas nach innen und
schieben sich, wenn der Fisch die Schnauze schließt, in ein rundes Loch des Oberkiefers. Die Färbung
ist ein unscheinbares Grau, von welchem ein schwarzer Fleck in der Schultergegend sich lebhaft abhebt.

Laut Schomburgk bewohnt der Patha alle Flüsse Guianas; sein Lieblingsaufenthalt scheinen
aber jedenfalls die felsigen und an Wasserfällen reichen Stellen der Flüsse zu sein; wenigstens fand
ihn unser Forscher in bedeutender Menge gerade hier. Er nährt sich von kleinen Fischen und beißt
gierig nach jedem Köder, welchen man ihm vorwirft. Zwischen den Wasserfällen geben sich die
Jndianer gewöhnlich nicht die Mühe, eine Angel nach ihm auszuwerfen, sondern tauchen in die Tiefe
und ziehen ihn aus seinem gewöhnlichen Schlupfwinkel hervor. Außerdem benutzen sie ihre Pfeile,
um ihn zu erlegen. Schomburgk versichert, daß solche Fische, welche von dem sechs Fuß langen
Pfeile durchbohrt worden waren, noch lange Zeit hin- und herschwammen, also eine Zählebigkeit und
Muskelkraft bekundeten, welche mit Recht in Erstaunen setzte. Beim Angeln muß man eine feste
Schnur anwenden, weil der Patha dieselbe sonst oft durchbeißt und den Fänger um die in solchen
Ländern kostbaren Angelhaken bringt. Jm Jnnern des Landes lernte Schomburgk eine sehr sinn-
reiche, von den Jndianern ausgesonnene Fischfalle kennen, die Schnellangel nämlich, welche zum
Fange dieses und anderer Raubfische benutzt wird. "Der Jndianer", sagt Schomburgk, "nimmt
zu einer solchen Angel eine sechs bis sieben Fuß lange, fingerstarke, biegsame Ruthe, an deren Spitze
er einen Angelhaken an eine kurze Schnur befestigt und mit einer Lockspeise versieht. Das starke
Ende wird an dem Wassersaume des Ufers fest eingepfählt. Unmittelbar über dem Wasserspiegel
hat der Stab eine Kerbe, ebenso die Spitze der Ruthe, und beide Kerben passen genau in einander.
Jst der Stab eingesteckt, so biegt der Fischer die Spitze herab und fügt die Kerben zusammen; der
Angelhaken mit dem Köder hängt in dem Wasser. Sobald nun ein Fisch letzteren ergreift, lösen sich
die Kerben, die Ruthe schnellt empor und nimmt den Fisch mit sich, falls derselbe für ihre Schnellkraft
nicht zu schwer ist. Das Fleisch des Patha bildet zu manchen Zeiten die Hauptnahrung der Jndianer,
ist aber so grätenreich, daß ein hungeriger Magen gern nach etwas Anderem greifen will."



Die Salmler, deren ich schon in der Einleitung und im Vorstehenden wiederholt gedacht habe,
unterscheiden sich von den übrigen durch ihren seitlich zusammengedrückten, hohen Leib und
schneidenden, sägeartig gezähnelten Bauch, noch mehr aber durch ihr furchtbares Gebiß, von welchem
sie seblstverständlich den entsprechenden Gebrauch machen. Es könnte genügen, wenn wir ein
einziges Mitglied dieser Gruppe ins Auge fassen wollten, da die Lebensweise und das Gebahren

Huri. Patha.
Brei der Blätter des Clibadium asperum, welcher mit kleingeſchnittenem Fleiſche vermiſcht, dann
zu kleinen Kugeln gedreht und als Lockſpeiſe in den Fluß geworfen wird. Diejenigen Fiſche, welche
den Köder verſchlingen, kommen bald darauf an die Oberfläche und ſterben.



Unter dem wiſſenſchaftlichen Namen Hydrolycus, welchen wir durch Zahnſalmler erſetzen
wollen, begreift man zu unſerer Familie zählende Raubfiſche von beträchtlicher Größe und kräftigem
Bau mit höchſt eigenthümlichem Gebiß. Zwiſchen den kegelförmigen, einreihig im Zwiſchen-, Ober-
und Unterkiefer ſtehenden Zähnen erheben ſich zwei vordere von außerordentlicher Größe, welche in
beſonderen Gruben am Gaumen aufgenommen werden.

Hierher gehört der Patha der Jndianer Guianas (Hydrolyeus scomberoides), ein Fiſch von
2 bis 3 Fuß Länge, welchem die beiden Zähne ein höchſt ſonderbares Ausſehen verleihen. Dieſe
Zähne ſtehen in der Unterkinnlade, haben drei bis vier Zoll Länge, biegen ſich etwas nach innen und
ſchieben ſich, wenn der Fiſch die Schnauze ſchließt, in ein rundes Loch des Oberkiefers. Die Färbung
iſt ein unſcheinbares Grau, von welchem ein ſchwarzer Fleck in der Schultergegend ſich lebhaft abhebt.

Laut Schomburgk bewohnt der Patha alle Flüſſe Guianas; ſein Lieblingsaufenthalt ſcheinen
aber jedenfalls die felſigen und an Waſſerfällen reichen Stellen der Flüſſe zu ſein; wenigſtens fand
ihn unſer Forſcher in bedeutender Menge gerade hier. Er nährt ſich von kleinen Fiſchen und beißt
gierig nach jedem Köder, welchen man ihm vorwirft. Zwiſchen den Waſſerfällen geben ſich die
Jndianer gewöhnlich nicht die Mühe, eine Angel nach ihm auszuwerfen, ſondern tauchen in die Tiefe
und ziehen ihn aus ſeinem gewöhnlichen Schlupfwinkel hervor. Außerdem benutzen ſie ihre Pfeile,
um ihn zu erlegen. Schomburgk verſichert, daß ſolche Fiſche, welche von dem ſechs Fuß langen
Pfeile durchbohrt worden waren, noch lange Zeit hin- und herſchwammen, alſo eine Zählebigkeit und
Muskelkraft bekundeten, welche mit Recht in Erſtaunen ſetzte. Beim Angeln muß man eine feſte
Schnur anwenden, weil der Patha dieſelbe ſonſt oft durchbeißt und den Fänger um die in ſolchen
Ländern koſtbaren Angelhaken bringt. Jm Jnnern des Landes lernte Schomburgk eine ſehr ſinn-
reiche, von den Jndianern ausgeſonnene Fiſchfalle kennen, die Schnellangel nämlich, welche zum
Fange dieſes und anderer Raubfiſche benutzt wird. „Der Jndianer“, ſagt Schomburgk, „nimmt
zu einer ſolchen Angel eine ſechs bis ſieben Fuß lange, fingerſtarke, biegſame Ruthe, an deren Spitze
er einen Angelhaken an eine kurze Schnur befeſtigt und mit einer Lockſpeiſe verſieht. Das ſtarke
Ende wird an dem Waſſerſaume des Ufers feſt eingepfählt. Unmittelbar über dem Waſſerſpiegel
hat der Stab eine Kerbe, ebenſo die Spitze der Ruthe, und beide Kerben paſſen genau in einander.
Jſt der Stab eingeſteckt, ſo biegt der Fiſcher die Spitze herab und fügt die Kerben zuſammen; der
Angelhaken mit dem Köder hängt in dem Waſſer. Sobald nun ein Fiſch letzteren ergreift, löſen ſich
die Kerben, die Ruthe ſchnellt empor und nimmt den Fiſch mit ſich, falls derſelbe für ihre Schnellkraft
nicht zu ſchwer iſt. Das Fleiſch des Patha bildet zu manchen Zeiten die Hauptnahrung der Jndianer,
iſt aber ſo grätenreich, daß ein hungeriger Magen gern nach etwas Anderem greifen will.“



Die Salmler, deren ich ſchon in der Einleitung und im Vorſtehenden wiederholt gedacht habe,
unterſcheiden ſich von den übrigen durch ihren ſeitlich zuſammengedrückten, hohen Leib und
ſchneidenden, ſägeartig gezähnelten Bauch, noch mehr aber durch ihr furchtbares Gebiß, von welchem
ſie ſeblſtverſtändlich den entſprechenden Gebrauch machen. Es könnte genügen, wenn wir ein
einziges Mitglied dieſer Gruppe ins Auge faſſen wollten, da die Lebensweiſe und das Gebahren

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[679/0717] Huri. Patha. Brei der Blätter des Clibadium asperum, welcher mit kleingeſchnittenem Fleiſche vermiſcht, dann zu kleinen Kugeln gedreht und als Lockſpeiſe in den Fluß geworfen wird. Diejenigen Fiſche, welche den Köder verſchlingen, kommen bald darauf an die Oberfläche und ſterben. Unter dem wiſſenſchaftlichen Namen Hydrolycus, welchen wir durch Zahnſalmler erſetzen wollen, begreift man zu unſerer Familie zählende Raubfiſche von beträchtlicher Größe und kräftigem Bau mit höchſt eigenthümlichem Gebiß. Zwiſchen den kegelförmigen, einreihig im Zwiſchen-, Ober- und Unterkiefer ſtehenden Zähnen erheben ſich zwei vordere von außerordentlicher Größe, welche in beſonderen Gruben am Gaumen aufgenommen werden. Hierher gehört der Patha der Jndianer Guianas (Hydrolyeus scomberoides), ein Fiſch von 2 bis 3 Fuß Länge, welchem die beiden Zähne ein höchſt ſonderbares Ausſehen verleihen. Dieſe Zähne ſtehen in der Unterkinnlade, haben drei bis vier Zoll Länge, biegen ſich etwas nach innen und ſchieben ſich, wenn der Fiſch die Schnauze ſchließt, in ein rundes Loch des Oberkiefers. Die Färbung iſt ein unſcheinbares Grau, von welchem ein ſchwarzer Fleck in der Schultergegend ſich lebhaft abhebt. Laut Schomburgk bewohnt der Patha alle Flüſſe Guianas; ſein Lieblingsaufenthalt ſcheinen aber jedenfalls die felſigen und an Waſſerfällen reichen Stellen der Flüſſe zu ſein; wenigſtens fand ihn unſer Forſcher in bedeutender Menge gerade hier. Er nährt ſich von kleinen Fiſchen und beißt gierig nach jedem Köder, welchen man ihm vorwirft. Zwiſchen den Waſſerfällen geben ſich die Jndianer gewöhnlich nicht die Mühe, eine Angel nach ihm auszuwerfen, ſondern tauchen in die Tiefe und ziehen ihn aus ſeinem gewöhnlichen Schlupfwinkel hervor. Außerdem benutzen ſie ihre Pfeile, um ihn zu erlegen. Schomburgk verſichert, daß ſolche Fiſche, welche von dem ſechs Fuß langen Pfeile durchbohrt worden waren, noch lange Zeit hin- und herſchwammen, alſo eine Zählebigkeit und Muskelkraft bekundeten, welche mit Recht in Erſtaunen ſetzte. Beim Angeln muß man eine feſte Schnur anwenden, weil der Patha dieſelbe ſonſt oft durchbeißt und den Fänger um die in ſolchen Ländern koſtbaren Angelhaken bringt. Jm Jnnern des Landes lernte Schomburgk eine ſehr ſinn- reiche, von den Jndianern ausgeſonnene Fiſchfalle kennen, die Schnellangel nämlich, welche zum Fange dieſes und anderer Raubfiſche benutzt wird. „Der Jndianer“, ſagt Schomburgk, „nimmt zu einer ſolchen Angel eine ſechs bis ſieben Fuß lange, fingerſtarke, biegſame Ruthe, an deren Spitze er einen Angelhaken an eine kurze Schnur befeſtigt und mit einer Lockſpeiſe verſieht. Das ſtarke Ende wird an dem Waſſerſaume des Ufers feſt eingepfählt. Unmittelbar über dem Waſſerſpiegel hat der Stab eine Kerbe, ebenſo die Spitze der Ruthe, und beide Kerben paſſen genau in einander. Jſt der Stab eingeſteckt, ſo biegt der Fiſcher die Spitze herab und fügt die Kerben zuſammen; der Angelhaken mit dem Köder hängt in dem Waſſer. Sobald nun ein Fiſch letzteren ergreift, löſen ſich die Kerben, die Ruthe ſchnellt empor und nimmt den Fiſch mit ſich, falls derſelbe für ihre Schnellkraft nicht zu ſchwer iſt. Das Fleiſch des Patha bildet zu manchen Zeiten die Hauptnahrung der Jndianer, iſt aber ſo grätenreich, daß ein hungeriger Magen gern nach etwas Anderem greifen will.“ Die Salmler, deren ich ſchon in der Einleitung und im Vorſtehenden wiederholt gedacht habe, unterſcheiden ſich von den übrigen durch ihren ſeitlich zuſammengedrückten, hohen Leib und ſchneidenden, ſägeartig gezähnelten Bauch, noch mehr aber durch ihr furchtbares Gebiß, von welchem ſie ſeblſtverſtändlich den entſprechenden Gebrauch machen. Es könnte genügen, wenn wir ein einziges Mitglied dieſer Gruppe ins Auge faſſen wollten, da die Lebensweiſe und das Gebahren

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/717>, abgerufen am 22.06.2024.