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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Weichfloſſer. Schlangenfiſche. Schlangenaale. Seitenſchwimmer. Schollen.
auf der Unterſeite lichtgelb gefärbt, mit weiß geſäumter, ſchwarz gebänderter und gefleckter Rücken-,
After- und Schwanzfloſſe. Erſtere ſpannen 49, die Afterfloſſe 37, die Schwanzfloſſe 37, die Bruſt-
floſſe 21, die Bauchfloſſe 5 Strahlen.

Der Lub iſt eigentlich zwiſchen dem 60. und 73. Grade nördlicher Breite heimiſch, wandert aber
zuweilen nach Süden hinab, kommt in der Nähe der Orkaden nicht ſelten vor und wird gelegentlich
auch noch in Forth gefangen. Sehr häufig findet er ſich an den Küſten Norwegens und Finumarks,
in den Gewäſſern um die Faröerinſeln und an der Weſt- und Südküſte von Jsland; in Grönland
aber ſcheint er zu fehlen. Den isländiſchen Küſten nähert er ſich im Januar in großen Haufen, um
zu laichen, verweilt hier bis zum Frühlinge und verläßt ſie wieder im Sommer. Aber auch in der
Nähe des Landes wählt er ſich gewöhnlich tiefes Waſſer und mit Gras bewachſenen Boden, wird
daher nicht ſo oft gefangen, als den Bewohnern erwünſcht wäre. Er laicht erſt im April und Mai,
und zwar zwiſchen den Tangen längs der Küſte. Zum Fange bedient man ſich derſelben Angeln,
welche man bei der Kabeljaufiſcherei anwendet; reichere Beute aber als Grundleine und Angel
bringen den Schiffern heftige Stürme, welche ihn in Menge auf den Strand werfen. Jn Norwegen
behandelt man ihn wie den Kabeljau, bringt ihn jedoch nicht in den Handel; auf Jsland pflegt
man ihn friſch zu eſſen. Das Fleiſch iſt ſehr feſt und trocken, aber wohlſchmeckend, verliert auch
durch das Dörren wenig oder nicht an Güte.



Der innere Bau läßt die Schlangenfiſche (Ophidii) als Verwandte der Schellfiſche, nicht
aber, wie man früher glaubte, als ſolche der Aale erſcheinen. Unter jenem Namen bezeichnet man
eine kleine, in wenige Sippen zerfallende, artenarme Familie; ſie kennzeichnet ſich durch langgeſtreckten,
ſeitlich ſtark zuſammengedrückten Leib ohne Bauchfloſſen, niedere, oft mit der Schwanzfloſſe ver-
ſchmolzene Rücken- und Afterfloſſe und kleine, in der Haut verſteckte Schuppen. Bedeutung für
den menſchlichen Haushalt haben die hierher gehörigen Fiſche nicht; es genügt daher vollkommen,
wenn ich die bekannteſte Art hier erwähne.

Das Bartmännchen (Ophidion barbatum), Vertreter der Schlangenaale, hat einen
ſeitlich ſehr ſtark zuſammengedrückten, klingenförmigen Leib, deſſen Rücken- und Afterfloſſe mit der
Schwanzfloſſe ſich vereinigen und wie dieſe von gegliederten Strahlen geſpannt werden, kleine ſpitzige
Bruſtfloſſen und vier Bärtel am Kinn, erreicht eine Länge von 8 oder 9 Zoll und iſt auf fleiſch-
farbenem, ſilberglänzenden Grunde gewöhnlich mit wenig hervortretenden Wolkenflecken gezeichnet.

Ueber die Lebensweiſe wiſſen wir wenig, obgleich der Fiſch ſchon von Plinius beſchrieben
wurde, ſich faſt in allen Theilen des Mittelmeeres, namentlich im adriatiſchen Meere in ſehr großer
Menge findet, vonhieraus das atlantiſche Weltmeer beſucht und zuweilen bis Großbritannien
verſchlagen wird. Die Nahrung beſteht aus kleinen Krabben und Fiſchen.

An den italieniſchen Küſten fängt man die Doncella, wie das Bartmännchen hier genannt wird,
während des Sommers mit Netzen und mit Würmern geköderten Angeln, des weißen und wohl-
ſchmeckenden, obſchon harten Fleiſches halber, ohne jedoch irgend welches Gewicht auf dieſe Fiſcherei
zu legen.



Ebenmäßige Anordnung der Glieder gilt mit Recht als eines der weſentlichen Kennzeichen aller
Wirbelthiere. Möge die Geſtalt uns ſo verzerrt erſcheinen, wie ſie wolle: die eine Seite des Leibes
gleicht mehr oder weniger genau der anderen. Es gibt jedoch eine Fiſchfamilie, welche ſich dadurch

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/642>, abgerufen am 09.01.2025.