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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Kabeljau.

Dieser Fisch ist der Kabeljau, einer der wichtigsten Seefische der Erde, derjenige, welchem man
seit mehr als drei Jahrhunderten unablässig nachgestellt, wegen dessen blutige Kriege geführt worden
sind, von welchem in jedem Jahre zwischen vier- bis sechshundert Millionen Stücke gefangen werden
und welcher dennoch diesem Vernichtungskriege Trotz bot, weil seine unglaubliche Fruchtbarkeit die
von dem habgierigen Menschen seinen unschätzbaren Heeren beigebrachten Lücken, bisher wenigstens,
immer ausfüllte.

Die Familie der Schellfische (Gadi), als deren wichtigstes, wenn auch nicht edelstes Mitglied
der Kabeljau gelten muß, hat einen mehr oder weniger verlängerten, mit kleinen, weichen, gezähnt-
randigen Schuppen bekleideten Leib, eine, zwei oder drei Rückenflossen, kehlständige, kleine Bauch-
flossen, eine oder zwei Afterflossen und breite, mehr oder weniger ausgerandete, selten abgerundete,
Schwanzflosse. Die Kinnladen, die Spitze des Pflugscharbeines, bei einzelnen Arten auch die
Gaumenknochen sind bewehrt mit kleinen Hechelzähnen. Die Kiemenhaut enthält sieben Strahlen.
Der Magen ist weit, die Anzahl der Pförtneranhänge beträchtlich, der Darmschlauch lang, die
Schwimmblase dickwandig.

Drei Rücken- und zwei Afterflossen, die bestimmt von der letzten Rücken- und zweiten Afterflosse
geschiedene Schwanzflosse und ein Bartfaden an der Spitze der Unterkinnlade kennzeichnen die Sippe

[Abbildung] Der Kabeljau (Morrhua vulgaris) Nat. Größe bis 5 Fuß.
der Weichfische (Morrhua) und somit auch den Kabeljau, (Morrhua vulgaris) einen Fisch von
4 bis 5 Fuß Länge und bis 80 Pfund Schwere, auf grauem Grunde mit kleinen gelblichen Flecken
getüpfelt, längs der Seitenlinie weiß gestreift, auf dem lichten Bauche ungefleckt, mit 10 bis
15 Strahlen in der ersten, 16 bis 22 in der zweiten, 18 bis 21 in der dritten Rückenflosse, 20 in
der Brustflosse, 6 in der Bauchflosse, 20 bis 23 in der ersten, 16 bis 19 in der zweiten Afterflosse
und 26 in der Schwanzflosse.

Der Kabeljau, von den Spaniern ursprünglich Bacalao, von den Holländern, Schweden,
Norwegern und Dänen Babelau, von Letzteren auch Torsk, von den Franzosen Cabillaud, den
Jtalienern Baccalare und den Engländern Cod genannt, bewohnt das atlantische Meer vom 40.
Grade nördlicher Breite an und ebenso das Eismeer bis zum 70. Grade hinauf, das eine wie das
andere in allen seinen Theilen, wie es scheint auch annähernd in gleicher Menge. Jn der Ostsee wird
er durch eine Spielart ersetzt; wenigstens nehmen die skandinavischen Forscher, denen man wohl die
genaueste Kenntniß des Fisches zutrauen darf, übereinstimmend an, daß der unter dem Namen Dorsch
(Morrhua callarias) unterschiedene Fisch nichts Anderes ist. Jm mittelländischen Meere fehlt er
gänzlich; ausnahmsweise nur verirrt sich einer oder der andere bis in die Breite Südspaniens.

Als die eigentlichen Aufenthaltsorte des Kabeljau müssen die tiefsten Gründe der genannten
Meere gelten; denn seine Einwanderungen in den seichteren Buchten, oder sein Ansammeln über

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Kabeljau.

Dieſer Fiſch iſt der Kabeljau, einer der wichtigſten Seefiſche der Erde, derjenige, welchem man
ſeit mehr als drei Jahrhunderten unabläſſig nachgeſtellt, wegen deſſen blutige Kriege geführt worden
ſind, von welchem in jedem Jahre zwiſchen vier- bis ſechshundert Millionen Stücke gefangen werden
und welcher dennoch dieſem Vernichtungskriege Trotz bot, weil ſeine unglaubliche Fruchtbarkeit die
von dem habgierigen Menſchen ſeinen unſchätzbaren Heeren beigebrachten Lücken, bisher wenigſtens,
immer ausfüllte.

Die Familie der Schellfiſche (Gadi), als deren wichtigſtes, wenn auch nicht edelſtes Mitglied
der Kabeljau gelten muß, hat einen mehr oder weniger verlängerten, mit kleinen, weichen, gezähnt-
randigen Schuppen bekleideten Leib, eine, zwei oder drei Rückenfloſſen, kehlſtändige, kleine Bauch-
floſſen, eine oder zwei Afterfloſſen und breite, mehr oder weniger ausgerandete, ſelten abgerundete,
Schwanzfloſſe. Die Kinnladen, die Spitze des Pflugſcharbeines, bei einzelnen Arten auch die
Gaumenknochen ſind bewehrt mit kleinen Hechelzähnen. Die Kiemenhaut enthält ſieben Strahlen.
Der Magen iſt weit, die Anzahl der Pförtneranhänge beträchtlich, der Darmſchlauch lang, die
Schwimmblaſe dickwandig.

Drei Rücken- und zwei Afterfloſſen, die beſtimmt von der letzten Rücken- und zweiten Afterfloſſe
geſchiedene Schwanzfloſſe und ein Bartfaden an der Spitze der Unterkinnlade kennzeichnen die Sippe

[Abbildung] Der Kabeljau (Morrhua vulgaris) Nat. Größe bis 5 Fuß.
der Weichfiſche (Morrhua) und ſomit auch den Kabeljau, (Morrhua vulgaris) einen Fiſch von
4 bis 5 Fuß Länge und bis 80 Pfund Schwere, auf grauem Grunde mit kleinen gelblichen Flecken
getüpfelt, längs der Seitenlinie weiß geſtreift, auf dem lichten Bauche ungefleckt, mit 10 bis
15 Strahlen in der erſten, 16 bis 22 in der zweiten, 18 bis 21 in der dritten Rückenfloſſe, 20 in
der Bruſtfloſſe, 6 in der Bauchfloſſe, 20 bis 23 in der erſten, 16 bis 19 in der zweiten Afterfloſſe
und 26 in der Schwanzfloſſe.

Der Kabeljau, von den Spaniern urſprünglich Bacalao, von den Holländern, Schweden,
Norwegern und Dänen Babelau, von Letzteren auch Torsk, von den Franzoſen Cabillaud, den
Jtalienern Baccalare und den Engländern Cod genannt, bewohnt das atlantiſche Meer vom 40.
Grade nördlicher Breite an und ebenſo das Eismeer bis zum 70. Grade hinauf, das eine wie das
andere in allen ſeinen Theilen, wie es ſcheint auch annähernd in gleicher Menge. Jn der Oſtſee wird
er durch eine Spielart erſetzt; wenigſtens nehmen die ſkandinaviſchen Forſcher, denen man wohl die
genaueſte Kenntniß des Fiſches zutrauen darf, übereinſtimmend an, daß der unter dem Namen Dorſch
(Morrhua callarias) unterſchiedene Fiſch nichts Anderes iſt. Jm mittelländiſchen Meere fehlt er
gänzlich; ausnahmsweiſe nur verirrt ſich einer oder der andere bis in die Breite Südſpaniens.

Als die eigentlichen Aufenthaltsorte des Kabeljau müſſen die tiefſten Gründe der genannten
Meere gelten; denn ſeine Einwanderungen in den ſeichteren Buchten, oder ſein Anſammeln über

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[595/0631] Kabeljau. Dieſer Fiſch iſt der Kabeljau, einer der wichtigſten Seefiſche der Erde, derjenige, welchem man ſeit mehr als drei Jahrhunderten unabläſſig nachgeſtellt, wegen deſſen blutige Kriege geführt worden ſind, von welchem in jedem Jahre zwiſchen vier- bis ſechshundert Millionen Stücke gefangen werden und welcher dennoch dieſem Vernichtungskriege Trotz bot, weil ſeine unglaubliche Fruchtbarkeit die von dem habgierigen Menſchen ſeinen unſchätzbaren Heeren beigebrachten Lücken, bisher wenigſtens, immer ausfüllte. Die Familie der Schellfiſche (Gadi), als deren wichtigſtes, wenn auch nicht edelſtes Mitglied der Kabeljau gelten muß, hat einen mehr oder weniger verlängerten, mit kleinen, weichen, gezähnt- randigen Schuppen bekleideten Leib, eine, zwei oder drei Rückenfloſſen, kehlſtändige, kleine Bauch- floſſen, eine oder zwei Afterfloſſen und breite, mehr oder weniger ausgerandete, ſelten abgerundete, Schwanzfloſſe. Die Kinnladen, die Spitze des Pflugſcharbeines, bei einzelnen Arten auch die Gaumenknochen ſind bewehrt mit kleinen Hechelzähnen. Die Kiemenhaut enthält ſieben Strahlen. Der Magen iſt weit, die Anzahl der Pförtneranhänge beträchtlich, der Darmſchlauch lang, die Schwimmblaſe dickwandig. Drei Rücken- und zwei Afterfloſſen, die beſtimmt von der letzten Rücken- und zweiten Afterfloſſe geſchiedene Schwanzfloſſe und ein Bartfaden an der Spitze der Unterkinnlade kennzeichnen die Sippe [Abbildung Der Kabeljau (Morrhua vulgaris) Nat. Größe bis 5 Fuß.] der Weichfiſche (Morrhua) und ſomit auch den Kabeljau, (Morrhua vulgaris) einen Fiſch von 4 bis 5 Fuß Länge und bis 80 Pfund Schwere, auf grauem Grunde mit kleinen gelblichen Flecken getüpfelt, längs der Seitenlinie weiß geſtreift, auf dem lichten Bauche ungefleckt, mit 10 bis 15 Strahlen in der erſten, 16 bis 22 in der zweiten, 18 bis 21 in der dritten Rückenfloſſe, 20 in der Bruſtfloſſe, 6 in der Bauchfloſſe, 20 bis 23 in der erſten, 16 bis 19 in der zweiten Afterfloſſe und 26 in der Schwanzfloſſe. Der Kabeljau, von den Spaniern urſprünglich Bacalao, von den Holländern, Schweden, Norwegern und Dänen Babelau, von Letzteren auch Torsk, von den Franzoſen Cabillaud, den Jtalienern Baccalare und den Engländern Cod genannt, bewohnt das atlantiſche Meer vom 40. Grade nördlicher Breite an und ebenſo das Eismeer bis zum 70. Grade hinauf, das eine wie das andere in allen ſeinen Theilen, wie es ſcheint auch annähernd in gleicher Menge. Jn der Oſtſee wird er durch eine Spielart erſetzt; wenigſtens nehmen die ſkandinaviſchen Forſcher, denen man wohl die genaueſte Kenntniß des Fiſches zutrauen darf, übereinſtimmend an, daß der unter dem Namen Dorſch (Morrhua callarias) unterſchiedene Fiſch nichts Anderes iſt. Jm mittelländiſchen Meere fehlt er gänzlich; ausnahmsweiſe nur verirrt ſich einer oder der andere bis in die Breite Südſpaniens. Als die eigentlichen Aufenthaltsorte des Kabeljau müſſen die tiefſten Gründe der genannten Meere gelten; denn ſeine Einwanderungen in den ſeichteren Buchten, oder ſein Anſammeln über 38*

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/631>, abgerufen am 23.12.2024.