Die Stachelflosser. Schleimfische. Gebärfische. Wolfsfische.
Man hat die Aalmutter bisher nur in den nordischen Meeren gefunden, namentlich in der Nord- und Ostsee und im Kanale; unter den Fischen Jslands und Grönlands wird sie nicht aufgeführt. Sie ist häufig an geeigneten Stellen der englischen Küste, aber auch in der Ostsee ein sehr bekannter Fisch. Zu ihrem Aufenthalte bevorzugt sie ebenfalls steinigten Grund, lebt überhaupt nach Art ihrer Verwandten, vielleicht mit dem Unterschiede, daß sie sich mehr als diese zwischen Tangen verbirgt. Zur Nahrung wählt sie sich kleine Fische, Muscheln, Würmer und Laich.
Um die Zeit der Frühlingstag- und Nachtgleiche sind die Eier der Weibchen noch sehr klein, um die Mitte des Mai bedeutend größer, roth von Färbung und weich. Um diese Zeit bemerkt man auch bereits zwei Punkte an ihnen, die Augen des sich entwickelnden Keimes, welcher in einer besonderen Hülle des Eies eingeschlossen liegt. Gegen den Herbst hin haben die Keime ihre Entwicklung vollendet und werden nun, eines nach dem anderen, geboren, d. h. in vollkommen ausgetragenem Zustande, mit dem Kopfe voran, durch die Oeffnung des Eierganges ausgestoßen. Yarrell erwähnt, daß bei einem hochträchtigen Weibchen der geringste Druck genügt, die Jungen aus dem Junern des Leibes ihrer Mutter hervorzubringen, ja, daß er Dies selbst noch an einem Weibchen, welches monate- lang in Weingeist aufbewahrt worden war, zu thun vermocht habe. Zuweilen verlangsamt sich die Entwicklung, so daß der Satz erst im Februar stattfindet. Die Jungen haben bei der Geburt eine Länge von anderthalb Zoll, erreichen aber, nach Neill, fast das Doppelte dieses Maßes, wenn die Mutter selbst eine beträchtliche Größe hat. Obgleich vollkommen lebensfähig, sind sie doch noch so durchsichtig, daß man mit einem wenig vergrößernden Glase den Blutumlauf im Junern wahr- nehmen kann. Low brachte eine Anzahl eben geworfener Fischlein dieser Art in ein mit Seewasser gefülltes Glasbecken und erhielt sie ohne Mühe mehrere Tage lang. Sie wuchsen sichtlich, wurden, wie er sagt, täglich dicker und fetter und gingen blos deshalb zu Grunde, weil man verabsäumt hatte, das Wasser rechtzeitig zu erneuern.
Für die Fischerei ist die Aalmutter bedeutungslos, obschon ihr Fleisch als schmackhaft gerühmt und hier und da auf den Markt gebracht wird. Beim Kochen nehmen die Knochen eine grüne Färbung an, ein Umstand, welchem der Fisch seinen hier und da gebräuchlichen Namen: Grünknochen dankt.
Geßner erhielt "aus dem deutschen Meere" einen großen Schleimfisch, welchen "die Ein- wohner derselbigen Landen" Klippfisch heißen, "entweders daß er auff die Felsen steiget, welches von jm gesagt wirdt, oder daß er sich zwischen den Felsen enthelt". Auf diesen Bericht hin nannte er ihn Anarrhichas,Kletterer oder Kletterfisch. Der von ihm gewählte Name ist zur wissen- schaftlichen Bezeichnung der Sippe beibehalten, der Fisch aber späterhin mit größerem Rechte Wolfs- fisch oder Seewolf genannt worden. Mit ersterem Namen bezeichnen wir gegenwärtig die Sipp- schaft, mit letzterem die Art.
Die Wolfsfische übertreffen ihre sämmmtlichen Verwandten an Größe und Bewaffnung. Jhr Leib ist lang und zusammengedrückt; die Rückenflosse verläuft über die ganze Oberseite, vereinigt sich aber ebenso wenig als die kürzere Afterflosse mit der Schwanzflosse; die Brustflosse ist groß; die Bauchflosse fehlt gänzlich. Als eigenthümliches, bezeichnendes Merkmal muß das Gebiß gelten, eines der furchtbarsten, welches die Klasse der Fische aufzuweisen hat. Es besteht aus gewaltigen Kegel- zähnen, welche in den Kiefern sitzen, und mehreren Reihen stumpfkegeliger Zähne hinter diesen auf Gaumen- und Pflugscharbein. Die Kiemenhaut enthält sechs Strahlen.
Der Seewolf (Anarrhichas lupus) soll eine Länge von 6 bis 7 Fuß erreichen; in den südlicheren Meeren findet man jedoch nur selten Stücke, welche mehr als 3 Fuß messen. Der Obertheil des Kopfes, die Seiten, der Rücken und die Flossen sehen braungelb, die unteren Theile weißgrau aus;
Die Stachelfloſſer. Schleimfiſche. Gebärfiſche. Wolfsfiſche.
Man hat die Aalmutter bisher nur in den nordiſchen Meeren gefunden, namentlich in der Nord- und Oſtſee und im Kanale; unter den Fiſchen Jslands und Grönlands wird ſie nicht aufgeführt. Sie iſt häufig an geeigneten Stellen der engliſchen Küſte, aber auch in der Oſtſee ein ſehr bekannter Fiſch. Zu ihrem Aufenthalte bevorzugt ſie ebenfalls ſteinigten Grund, lebt überhaupt nach Art ihrer Verwandten, vielleicht mit dem Unterſchiede, daß ſie ſich mehr als dieſe zwiſchen Tangen verbirgt. Zur Nahrung wählt ſie ſich kleine Fiſche, Muſcheln, Würmer und Laich.
Um die Zeit der Frühlingstag- und Nachtgleiche ſind die Eier der Weibchen noch ſehr klein, um die Mitte des Mai bedeutend größer, roth von Färbung und weich. Um dieſe Zeit bemerkt man auch bereits zwei Punkte an ihnen, die Augen des ſich entwickelnden Keimes, welcher in einer beſonderen Hülle des Eies eingeſchloſſen liegt. Gegen den Herbſt hin haben die Keime ihre Entwicklung vollendet und werden nun, eines nach dem anderen, geboren, d. h. in vollkommen ausgetragenem Zuſtande, mit dem Kopfe voran, durch die Oeffnung des Eierganges ausgeſtoßen. Yarrell erwähnt, daß bei einem hochträchtigen Weibchen der geringſte Druck genügt, die Jungen aus dem Junern des Leibes ihrer Mutter hervorzubringen, ja, daß er Dies ſelbſt noch an einem Weibchen, welches monate- lang in Weingeiſt aufbewahrt worden war, zu thun vermocht habe. Zuweilen verlangſamt ſich die Entwicklung, ſo daß der Satz erſt im Februar ſtattfindet. Die Jungen haben bei der Geburt eine Länge von anderthalb Zoll, erreichen aber, nach Neill, faſt das Doppelte dieſes Maßes, wenn die Mutter ſelbſt eine beträchtliche Größe hat. Obgleich vollkommen lebensfähig, ſind ſie doch noch ſo durchſichtig, daß man mit einem wenig vergrößernden Glaſe den Blutumlauf im Junern wahr- nehmen kann. Low brachte eine Anzahl eben geworfener Fiſchlein dieſer Art in ein mit Seewaſſer gefülltes Glasbecken und erhielt ſie ohne Mühe mehrere Tage lang. Sie wuchſen ſichtlich, wurden, wie er ſagt, täglich dicker und fetter und gingen blos deshalb zu Grunde, weil man verabſäumt hatte, das Waſſer rechtzeitig zu erneuern.
Für die Fiſcherei iſt die Aalmutter bedeutungslos, obſchon ihr Fleiſch als ſchmackhaft gerühmt und hier und da auf den Markt gebracht wird. Beim Kochen nehmen die Knochen eine grüne Färbung an, ein Umſtand, welchem der Fiſch ſeinen hier und da gebräuchlichen Namen: Grünknochen dankt.
Geßner erhielt „aus dem deutſchen Meere“ einen großen Schleimfiſch, welchen „die Ein- wohner derſelbigen Landen“ Klippfiſch heißen, „entweders daß er auff die Felſen ſteiget, welches von jm geſagt wirdt, oder daß er ſich zwiſchen den Felſen enthelt“. Auf dieſen Bericht hin nannte er ihn Anarrhichas,Kletterer oder Kletterfiſch. Der von ihm gewählte Name iſt zur wiſſen- ſchaftlichen Bezeichnung der Sippe beibehalten, der Fiſch aber ſpäterhin mit größerem Rechte Wolfs- fiſch oder Seewolf genannt worden. Mit erſterem Namen bezeichnen wir gegenwärtig die Sipp- ſchaft, mit letzterem die Art.
Die Wolfsfiſche übertreffen ihre ſämmmtlichen Verwandten an Größe und Bewaffnung. Jhr Leib iſt lang und zuſammengedrückt; die Rückenfloſſe verläuft über die ganze Oberſeite, vereinigt ſich aber ebenſo wenig als die kürzere Afterfloſſe mit der Schwanzfloſſe; die Bruſtfloſſe iſt groß; die Bauchfloſſe fehlt gänzlich. Als eigenthümliches, bezeichnendes Merkmal muß das Gebiß gelten, eines der furchtbarſten, welches die Klaſſe der Fiſche aufzuweiſen hat. Es beſteht aus gewaltigen Kegel- zähnen, welche in den Kiefern ſitzen, und mehreren Reihen ſtumpfkegeliger Zähne hinter dieſen auf Gaumen- und Pflugſcharbein. Die Kiemenhaut enthält ſechs Strahlen.
Der Seewolf (Anarrhichas lupus) ſoll eine Länge von 6 bis 7 Fuß erreichen; in den ſüdlicheren Meeren findet man jedoch nur ſelten Stücke, welche mehr als 3 Fuß meſſen. Der Obertheil des Kopfes, die Seiten, der Rücken und die Floſſen ſehen braungelb, die unteren Theile weißgrau aus;
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Die Stachelfloſſer. Schleimfiſche. Gebärfiſche. Wolfsfiſche.
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und Oſtſee und im Kanale; unter den Fiſchen Jslands und Grönlands wird ſie nicht aufgeführt.
Sie iſt häufig an geeigneten Stellen der engliſchen Küſte, aber auch in der Oſtſee ein ſehr bekannter
Fiſch. Zu ihrem Aufenthalte bevorzugt ſie ebenfalls ſteinigten Grund, lebt überhaupt nach Art
ihrer Verwandten, vielleicht mit dem Unterſchiede, daß ſie ſich mehr als dieſe zwiſchen Tangen verbirgt.
Zur Nahrung wählt ſie ſich kleine Fiſche, Muſcheln, Würmer und Laich.
Um die Zeit der Frühlingstag- und Nachtgleiche ſind die Eier der Weibchen noch ſehr klein, um
die Mitte des Mai bedeutend größer, roth von Färbung und weich. Um dieſe Zeit bemerkt man
auch bereits zwei Punkte an ihnen, die Augen des ſich entwickelnden Keimes, welcher in einer
beſonderen Hülle des Eies eingeſchloſſen liegt. Gegen den Herbſt hin haben die Keime ihre Entwicklung
vollendet und werden nun, eines nach dem anderen, geboren, d. h. in vollkommen ausgetragenem
Zuſtande, mit dem Kopfe voran, durch die Oeffnung des Eierganges ausgeſtoßen. Yarrell erwähnt,
daß bei einem hochträchtigen Weibchen der geringſte Druck genügt, die Jungen aus dem Junern des
Leibes ihrer Mutter hervorzubringen, ja, daß er Dies ſelbſt noch an einem Weibchen, welches monate-
lang in Weingeiſt aufbewahrt worden war, zu thun vermocht habe. Zuweilen verlangſamt ſich die
Entwicklung, ſo daß der Satz erſt im Februar ſtattfindet. Die Jungen haben bei der Geburt eine
Länge von anderthalb Zoll, erreichen aber, nach Neill, faſt das Doppelte dieſes Maßes, wenn die
Mutter ſelbſt eine beträchtliche Größe hat. Obgleich vollkommen lebensfähig, ſind ſie doch noch ſo
durchſichtig, daß man mit einem wenig vergrößernden Glaſe den Blutumlauf im Junern wahr-
nehmen kann. Low brachte eine Anzahl eben geworfener Fiſchlein dieſer Art in ein mit Seewaſſer
gefülltes Glasbecken und erhielt ſie ohne Mühe mehrere Tage lang. Sie wuchſen ſichtlich, wurden,
wie er ſagt, täglich dicker und fetter und gingen blos deshalb zu Grunde, weil man verabſäumt
hatte, das Waſſer rechtzeitig zu erneuern.
Für die Fiſcherei iſt die Aalmutter bedeutungslos, obſchon ihr Fleiſch als ſchmackhaft gerühmt
und hier und da auf den Markt gebracht wird. Beim Kochen nehmen die Knochen eine grüne Färbung
an, ein Umſtand, welchem der Fiſch ſeinen hier und da gebräuchlichen Namen: Grünknochen dankt.
Geßner erhielt „aus dem deutſchen Meere“ einen großen Schleimfiſch, welchen „die Ein-
wohner derſelbigen Landen“ Klippfiſch heißen, „entweders daß er auff die Felſen ſteiget, welches
von jm geſagt wirdt, oder daß er ſich zwiſchen den Felſen enthelt“. Auf dieſen Bericht hin nannte
er ihn Anarrhichas, Kletterer oder Kletterfiſch. Der von ihm gewählte Name iſt zur wiſſen-
ſchaftlichen Bezeichnung der Sippe beibehalten, der Fiſch aber ſpäterhin mit größerem Rechte Wolfs-
fiſch oder Seewolf genannt worden. Mit erſterem Namen bezeichnen wir gegenwärtig die Sipp-
ſchaft, mit letzterem die Art.
Die Wolfsfiſche übertreffen ihre ſämmmtlichen Verwandten an Größe und Bewaffnung.
Jhr Leib iſt lang und zuſammengedrückt; die Rückenfloſſe verläuft über die ganze Oberſeite, vereinigt
ſich aber ebenſo wenig als die kürzere Afterfloſſe mit der Schwanzfloſſe; die Bruſtfloſſe iſt groß; die
Bauchfloſſe fehlt gänzlich. Als eigenthümliches, bezeichnendes Merkmal muß das Gebiß gelten, eines
der furchtbarſten, welches die Klaſſe der Fiſche aufzuweiſen hat. Es beſteht aus gewaltigen Kegel-
zähnen, welche in den Kiefern ſitzen, und mehreren Reihen ſtumpfkegeliger Zähne hinter dieſen auf
Gaumen- und Pflugſcharbein. Die Kiemenhaut enthält ſechs Strahlen.
Der Seewolf (Anarrhichas lupus) ſoll eine Länge von 6 bis 7 Fuß erreichen; in den ſüdlicheren
Meeren findet man jedoch nur ſelten Stücke, welche mehr als 3 Fuß meſſen. Der Obertheil des
Kopfes, die Seiten, der Rücken und die Floſſen ſehen braungelb, die unteren Theile weißgrau aus;
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/620>, abgerufen am 23.12.2024.
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