empor, um hier zu laichen, oder läßt sich, häufiger noch, an den Mündungen derselben nieder. Bennett beobachtete, daß sie im Januar mit reifen Eiern trächtig ging, und daß die Eier eine bedeutende Größe hatten. Die Nahrung besteht aus kleinen Weichthieren, Krustern und Fischen. Das Fleisch ist schleimig und fett, wird aber wenig geachtet, der Seeschnecke deshalb auch nirgends nachgestellt. Starke Stürme schleudern oft Hunderte an den Strand, auf welchem sie hilflos liegen bleiben müssen, weil sie nicht gewandt genug sind, den zurückkehrenden Wogen zu folgen.
"Nicht anderst dann wie man bey vns die Hasen auff weitem Feld fähet mit jaghunden, Jtem die vögel mit den Habich oder Stoßvogel, also fahen auch etliche Völcker in frembden Jnßlen die Fisch deß weiten Meers, durch andere Fisch so zu solcher arbeit genaturt vnd gewönet worden sind. Solcher werden zweyerley gestalt beschrieben."
"Die erste sol sich vergleichen einem grossen Aal, allein daß er ein grösseren kopff hat. Auff seinem genick sol er haben ein fel oder haut, gleich einer grossen, weiten, langen taschen oder wie ein sack. Solchen pflegen sie angebunden zu führen im wasser her, am Schiff also daß er den Lufft nit erreichet, dann gentzlich mag dieser Fisch den Lufft oder daß licht nicht erleiden. Wo sie nun einen raub ersehen, er sey von großen Schiltkrotten oder andern Fischen, so lösen sie das seyl auff, der Fisch, so bald er vermerckt daß solch seyl nachgelassen, so scheußt er nach dem raub wie ein Pfeil, wirfft auff jn sein fel oder taschen, also daß er jn damit ergreifft so starck, daß solcher raub mit keiner arbeit mag von jm entlediget werden, so lang er lebet: er werde dann nach vnd nach mit dem seyl herauff an den Lufft oder tag gezogen, welchen so balt er sihet, so lest er den raub den Jägern oder Fischern, welche jn so vil widerumb ledigen, daß er sich möge in das wasser an seinen alten sitz oder ort halten. Den raub oder fang theilen sie vnd lassen ein theil dem Fisch herab an einem seyl zu seiner speiß vnd narung. Mit solchem jagfisch sollen sie in kurtzer Zeit viel fahen."
Also berichtet Geßner, die in seiner Zeit und viel später noch allgemein geglaubte Erzählung wiedergebend. Columbus, Dampier, Commerson, Sloane und andere Reisende wollen gesehen haben, daß man an den afrikanischen und amerikanischen Küsten Fische in Fässern mit Seewasser hält und diese, ganz wie es Geßner beschreibt, zum Fange benutzt, d. h. sie an einer Leine fesselt und Angesichts einer erspähten Schildkröte losläßt. Sie sollen zu entfliehen suchen und sich, wenn sie nicht von der Leine loskommen können, so fest an die Schildkröte heften, daß diese mit Leichtigkeit zum Schiffe empor gezogen werden kann.
Der Schiffshalter, welchen Geßner und seine Gewährsmänner meinen, war schon den Alten wohl bekannt und seine Art, sich an Schiffen oder großen Seefischen festzusaugen, ist unzweifel- haft die Ursache zu seinem Namen und den auf diesen Namen gegründeten Fabeln geworden. Jm Alterthume glaubte der Eine oder der Andere, daß dieser Fisch im Stande sei, Schiffe wirklich aufzu- halten; später mag die Meinung entstanden sein, daß man ihn wohl zum Fange anderer Seethiere benutzen könne: anders wenigstens lassen sich die von verschiedenen alten Reisenden gegebenen über- einstimmenden Mittheilungen nicht wohl erklären; denn man muß bezweifeln, daß irgend einer von ihnen wirklich die beschriebene Verwendung des Fisches mit angesehen hat, weil die neueren See- fahrer ihre Angaben durchaus nicht bestätigt haben.
Einige Naturforscher vereinigen die Schiffshalter (Echeneides) mit den Meergrundeln im weitesten oder mit den Scheibenbäuchen im engeren Sinne, ohne jedoch zu verkennen, daß eine Ver- wandtschaft zwischen beiden Gruppen thatsächlich nicht besteht. Richtiger also wird es sein, dem Vorgange der englischen Fischkundigen zu folgen und aus jenen Fischen eine eigene Familie zu bilden, obschon diese nur eine einzige Sippe umfaßt und wenige sich sehr ähnliche Arten zählt. Das wichtigste Merkmal ist eine flache, länglichrunde Scheibe, welche über den Nasenlöchern beginnt,
Die Stachelfloſſer. Schiffshalter.
empor, um hier zu laichen, oder läßt ſich, häufiger noch, an den Mündungen derſelben nieder. Bennett beobachtete, daß ſie im Januar mit reifen Eiern trächtig ging, und daß die Eier eine bedeutende Größe hatten. Die Nahrung beſteht aus kleinen Weichthieren, Kruſtern und Fiſchen. Das Fleiſch iſt ſchleimig und fett, wird aber wenig geachtet, der Seeſchnecke deshalb auch nirgends nachgeſtellt. Starke Stürme ſchleudern oft Hunderte an den Strand, auf welchem ſie hilflos liegen bleiben müſſen, weil ſie nicht gewandt genug ſind, den zurückkehrenden Wogen zu folgen.
„Nicht anderſt dann wie man bey vns die Haſen auff weitem Feld fähet mit jaghunden, Jtem die vögel mit den Habich oder Stoßvogel, alſo fahen auch etliche Völcker in frembden Jnßlen die Fiſch deß weiten Meers, durch andere Fiſch ſo zu ſolcher arbeit genaturt vnd gewönet worden ſind. Solcher werden zweyerley geſtalt beſchrieben.“
„Die erſte ſol ſich vergleichen einem groſſen Aal, allein daß er ein gröſſeren kopff hat. Auff ſeinem genick ſol er haben ein fel oder haut, gleich einer groſſen, weiten, langen taſchen oder wie ein ſack. Solchen pflegen ſie angebunden zu führen im waſſer her, am Schiff alſo daß er den Lufft nit erreichet, dann gentzlich mag dieſer Fiſch den Lufft oder daß licht nicht erleiden. Wo ſie nun einen raub erſehen, er ſey von großen Schiltkrotten oder andern Fiſchen, ſo löſen ſie das ſeyl auff, der Fiſch, ſo bald er vermerckt daß ſolch ſeyl nachgelaſſen, ſo ſcheußt er nach dem raub wie ein Pfeil, wirfft auff jn ſein fel oder taſchen, alſo daß er jn damit ergreifft ſo ſtarck, daß ſolcher raub mit keiner arbeit mag von jm entlediget werden, ſo lang er lebet: er werde dann nach vnd nach mit dem ſeyl herauff an den Lufft oder tag gezogen, welchen ſo balt er ſihet, ſo leſt er den raub den Jägern oder Fiſchern, welche jn ſo vil widerumb ledigen, daß er ſich möge in das waſſer an ſeinen alten ſitz oder ort halten. Den raub oder fang theilen ſie vnd laſſen ein theil dem Fiſch herab an einem ſeyl zu ſeiner ſpeiß vnd narung. Mit ſolchem jagfiſch ſollen ſie in kurtzer Zeit viel fahen.“
Alſo berichtet Geßner, die in ſeiner Zeit und viel ſpäter noch allgemein geglaubte Erzählung wiedergebend. Columbus, Dampier, Commerſon, Sloane und andere Reiſende wollen geſehen haben, daß man an den afrikaniſchen und amerikaniſchen Küſten Fiſche in Fäſſern mit Seewaſſer hält und dieſe, ganz wie es Geßner beſchreibt, zum Fange benutzt, d. h. ſie an einer Leine feſſelt und Angeſichts einer erſpähten Schildkröte losläßt. Sie ſollen zu entfliehen ſuchen und ſich, wenn ſie nicht von der Leine loskommen können, ſo feſt an die Schildkröte heften, daß dieſe mit Leichtigkeit zum Schiffe empor gezogen werden kann.
Der Schiffshalter, welchen Geßner und ſeine Gewährsmänner meinen, war ſchon den Alten wohl bekannt und ſeine Art, ſich an Schiffen oder großen Seefiſchen feſtzuſaugen, iſt unzweifel- haft die Urſache zu ſeinem Namen und den auf dieſen Namen gegründeten Fabeln geworden. Jm Alterthume glaubte der Eine oder der Andere, daß dieſer Fiſch im Stande ſei, Schiffe wirklich aufzu- halten; ſpäter mag die Meinung entſtanden ſein, daß man ihn wohl zum Fange anderer Seethiere benutzen könne: anders wenigſtens laſſen ſich die von verſchiedenen alten Reiſenden gegebenen über- einſtimmenden Mittheilungen nicht wohl erklären; denn man muß bezweifeln, daß irgend einer von ihnen wirklich die beſchriebene Verwendung des Fiſches mit angeſehen hat, weil die neueren See- fahrer ihre Angaben durchaus nicht beſtätigt haben.
Einige Naturforſcher vereinigen die Schiffshalter (Echeneides) mit den Meergrundeln im weiteſten oder mit den Scheibenbäuchen im engeren Sinne, ohne jedoch zu verkennen, daß eine Ver- wandtſchaft zwiſchen beiden Gruppen thatſächlich nicht beſteht. Richtiger alſo wird es ſein, dem Vorgange der engliſchen Fiſchkundigen zu folgen und aus jenen Fiſchen eine eigene Familie zu bilden, obſchon dieſe nur eine einzige Sippe umfaßt und wenige ſich ſehr ähnliche Arten zählt. Das wichtigſte Merkmal iſt eine flache, länglichrunde Scheibe, welche über den Naſenlöchern beginnt,
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Die Stachelfloſſer. Schiffshalter.
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Bennett beobachtete, daß ſie im Januar mit reifen Eiern trächtig ging, und daß die Eier eine
bedeutende Größe hatten. Die Nahrung beſteht aus kleinen Weichthieren, Kruſtern und Fiſchen.
Das Fleiſch iſt ſchleimig und fett, wird aber wenig geachtet, der Seeſchnecke deshalb auch nirgends
nachgeſtellt. Starke Stürme ſchleudern oft Hunderte an den Strand, auf welchem ſie hilflos liegen
bleiben müſſen, weil ſie nicht gewandt genug ſind, den zurückkehrenden Wogen zu folgen.
„Nicht anderſt dann wie man bey vns die Haſen auff weitem Feld fähet mit jaghunden, Jtem
die vögel mit den Habich oder Stoßvogel, alſo fahen auch etliche Völcker in frembden Jnßlen die
Fiſch deß weiten Meers, durch andere Fiſch ſo zu ſolcher arbeit genaturt vnd gewönet worden ſind.
Solcher werden zweyerley geſtalt beſchrieben.“
„Die erſte ſol ſich vergleichen einem groſſen Aal, allein daß er ein gröſſeren kopff hat. Auff
ſeinem genick ſol er haben ein fel oder haut, gleich einer groſſen, weiten, langen taſchen oder wie ein
ſack. Solchen pflegen ſie angebunden zu führen im waſſer her, am Schiff alſo daß er den Lufft nit
erreichet, dann gentzlich mag dieſer Fiſch den Lufft oder daß licht nicht erleiden. Wo ſie nun einen
raub erſehen, er ſey von großen Schiltkrotten oder andern Fiſchen, ſo löſen ſie das ſeyl auff, der
Fiſch, ſo bald er vermerckt daß ſolch ſeyl nachgelaſſen, ſo ſcheußt er nach dem raub wie ein Pfeil,
wirfft auff jn ſein fel oder taſchen, alſo daß er jn damit ergreifft ſo ſtarck, daß ſolcher raub mit keiner
arbeit mag von jm entlediget werden, ſo lang er lebet: er werde dann nach vnd nach mit dem ſeyl
herauff an den Lufft oder tag gezogen, welchen ſo balt er ſihet, ſo leſt er den raub den Jägern oder
Fiſchern, welche jn ſo vil widerumb ledigen, daß er ſich möge in das waſſer an ſeinen alten ſitz oder
ort halten. Den raub oder fang theilen ſie vnd laſſen ein theil dem Fiſch herab an einem ſeyl zu
ſeiner ſpeiß vnd narung. Mit ſolchem jagfiſch ſollen ſie in kurtzer Zeit viel fahen.“
Alſo berichtet Geßner, die in ſeiner Zeit und viel ſpäter noch allgemein geglaubte Erzählung
wiedergebend. Columbus, Dampier, Commerſon, Sloane und andere Reiſende wollen
geſehen haben, daß man an den afrikaniſchen und amerikaniſchen Küſten Fiſche in Fäſſern mit
Seewaſſer hält und dieſe, ganz wie es Geßner beſchreibt, zum Fange benutzt, d. h. ſie an einer Leine
feſſelt und Angeſichts einer erſpähten Schildkröte losläßt. Sie ſollen zu entfliehen ſuchen und ſich,
wenn ſie nicht von der Leine loskommen können, ſo feſt an die Schildkröte heften, daß dieſe mit
Leichtigkeit zum Schiffe empor gezogen werden kann.
Der Schiffshalter, welchen Geßner und ſeine Gewährsmänner meinen, war ſchon den
Alten wohl bekannt und ſeine Art, ſich an Schiffen oder großen Seefiſchen feſtzuſaugen, iſt unzweifel-
haft die Urſache zu ſeinem Namen und den auf dieſen Namen gegründeten Fabeln geworden. Jm
Alterthume glaubte der Eine oder der Andere, daß dieſer Fiſch im Stande ſei, Schiffe wirklich aufzu-
halten; ſpäter mag die Meinung entſtanden ſein, daß man ihn wohl zum Fange anderer Seethiere
benutzen könne: anders wenigſtens laſſen ſich die von verſchiedenen alten Reiſenden gegebenen über-
einſtimmenden Mittheilungen nicht wohl erklären; denn man muß bezweifeln, daß irgend einer von
ihnen wirklich die beſchriebene Verwendung des Fiſches mit angeſehen hat, weil die neueren See-
fahrer ihre Angaben durchaus nicht beſtätigt haben.
Einige Naturforſcher vereinigen die Schiffshalter (Echeneides) mit den Meergrundeln im
weiteſten oder mit den Scheibenbäuchen im engeren Sinne, ohne jedoch zu verkennen, daß eine Ver-
wandtſchaft zwiſchen beiden Gruppen thatſächlich nicht beſteht. Richtiger alſo wird es ſein, dem
Vorgange der engliſchen Fiſchkundigen zu folgen und aus jenen Fiſchen eine eigene Familie zu bilden,
obſchon dieſe nur eine einzige Sippe umfaßt und wenige ſich ſehr ähnliche Arten zählt. Das
wichtigſte Merkmal iſt eine flache, länglichrunde Scheibe, welche über den Naſenlöchern beginnt,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/612>, abgerufen am 23.12.2024.
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