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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Spanfisch. Riemenfisch.

Die Ruderfische (Regalecus) unterscheiden sich durch das Fehlen der Schwanzflosse und die
in der oben angegebenen Weise verkümmerten Bauchflossen, die sehr kleinen, kaum wahrnehmbaren
Zähne und die sehr bewehrte Seitenlinie von den Kahlaftern.

Am 23. Februar 1788 strandete an der großbritannischen Küste ein Fisch von 8 Fuß 4 Zoll
Länge, 10 Zoll Höhe, 21/2 Zoll Stärke und 40 Pfund Gewicht, welchen bis dahin noch keiner der
dortigen Fischer gesehen hatte. Man gab ihm den Namen Niemenfisch, weil man ihn mit einem Ruder
verglich. Seinen wissenschaftlichen Namen (Regalecus Banksii) erhielt er erst später. Am 18. März
1796 fanden Weiber ein anderes Stück desselben Fisches, aber von 13 Fuß Länge, 1 Fuß Höhe
und 3 Zoll Stärke. Von dieser Zeit an ist es wiederholt vorgekommen, daß Ruderfische an das
Land geworfen wurden, unter andern auch solche von 18 Fuß Länge; doch ist nicht festgestellt worden,
ob alle zu der genannten Art gehörten. Bei ihr erstreckt sich die Rückenflosse ebenfalls über die
ganze Oberseite; 12 Strahlen erheben sich über die übrigen 268, biegen sich gegen das Ende hin
etwas nach rückwärts; einige von ihnen werden durch die Haut bis gegen die Spitze hin verbunden,
die übrigen sind frei, während die niederen Strahlen sämmtlich eine gleichmäßig hohe Flosse stützen;
in der Brustflosse zählt man 11, in der Bauchflosse nur einen einzigen Strahl. Der Kopf ist klein,
sehr kurz im Verhältniß zum Leibe, die Färbung ein zartes Weiß mit silbernem Glanze; die
Zeichnung besteht aus unterbrochenen Bändern von dunkler Farbe. Die Flossen sehen orangegelb aus.

Ueber die Lebensweise konnte selbstverständlich Nichts beobachtet werden. Von Verwandten,
welche im Mittelmeere leben, sagt man, daß sie sich lebhaft bewegen, ebenfalls leicht brechen und
außerhalb des Wassers längere Zeit leben können. Die Schriftsteller, welche über die Fische des
Mittelmeeres berichten, können die Schönheit der Ruderfische nicht genügend schildern. Sie erscheinen,
wenn sie sich bei ruhigem Wasser den Küsten nähern, wie mit rothen Fransen oder mit Edelsteinen
besetzte Silberbänder, welche sich auf manchfaltige Art durch die Wellen schlängeln. Das wenige
Fleisch, welches sie haben, soll schlecht schmecken, ihnen deshalb auch nirgends nachgestellt werden.
Bei den alten Venetianern hießen sie Sensenfische.



Halsgrundeln nennt Oken einige große und plattköpfige, kurzleibige, langschwänzige Fische
mit großen, wenigstrahligen Flossen. Der Mund ist weit vorstreckbar; die Anzahl der Kiemenhaut-
strahlen schwankt zwischen 6 oder 7; die Strahlen der ersten oder zweiten Rückenflosse verlängern sich
in der Regel und enden in fadenartige Anhängsel; die Bauchflossen, welche vor den Brustflossen ein-
gelenkt sind, übertreffen diese an Größe; die Schwanzflosse ist oft verlängert und zugespitzt. Die
Bekleidung besteht aus Schuppen oder einer nackten Haut. Eine Schwimmblase ist nicht vorhanden.

Von den meisten Fischkundigen des Festlandes werden die Halsgrundeln der nächstfolgenden
Familie eingereiht; die englischen Forscher hingegen bilden aus ihnen eine besondere Familie (Callio-
nymi
), und ihrer Ansicht habe ich mich um so eher angeschlossen, als auch jene gedachten Fischen eine
gewisse Selbstständigkeit einzuräumen pflegen.

Als Urbilder der Familie gelten die Spinnenfische (Callionymus), in unseren nordischen
Meeren vertreten durch zwei sich sehr ähnelnde Arten, deren bekannteste die Goldgrundel ist.
Sie und ihre Verwandten haben das eben geschilderte Gepräge der Familie und zeichnen sich noch
besonders aus durch ihre, bis auf ein nah am Nacken sich öffnendes Loch verkümmerten, Kiemen-
öffnungen, die sehr genäherten Augen, Sammetzähne in den Kiefern, aber keine an dem Gaumen,
sechs Kiemenstrahlen, sehr verlängerte erste Rückenflosse und eine in der Regel glatte Haut, welche bei
vielen in prächtigen Farben prangt. Männchen und Weibchen unterscheiden sich durch Gestaltung
und Färbung.

Spanfiſch. Riemenfiſch.

Die Ruderfiſche (Regalecus) unterſcheiden ſich durch das Fehlen der Schwanzfloſſe und die
in der oben angegebenen Weiſe verkümmerten Bauchfloſſen, die ſehr kleinen, kaum wahrnehmbaren
Zähne und die ſehr bewehrte Seitenlinie von den Kahlaftern.

Am 23. Februar 1788 ſtrandete an der großbritanniſchen Küſte ein Fiſch von 8 Fuß 4 Zoll
Länge, 10 Zoll Höhe, 2½ Zoll Stärke und 40 Pfund Gewicht, welchen bis dahin noch keiner der
dortigen Fiſcher geſehen hatte. Man gab ihm den Namen Niemenfiſch, weil man ihn mit einem Ruder
verglich. Seinen wiſſenſchaftlichen Namen (Regalecus Banksii) erhielt er erſt ſpäter. Am 18. März
1796 fanden Weiber ein anderes Stück deſſelben Fiſches, aber von 13 Fuß Länge, 1 Fuß Höhe
und 3 Zoll Stärke. Von dieſer Zeit an iſt es wiederholt vorgekommen, daß Ruderfiſche an das
Land geworfen wurden, unter andern auch ſolche von 18 Fuß Länge; doch iſt nicht feſtgeſtellt worden,
ob alle zu der genannten Art gehörten. Bei ihr erſtreckt ſich die Rückenfloſſe ebenfalls über die
ganze Oberſeite; 12 Strahlen erheben ſich über die übrigen 268, biegen ſich gegen das Ende hin
etwas nach rückwärts; einige von ihnen werden durch die Haut bis gegen die Spitze hin verbunden,
die übrigen ſind frei, während die niederen Strahlen ſämmtlich eine gleichmäßig hohe Floſſe ſtützen;
in der Bruſtfloſſe zählt man 11, in der Bauchfloſſe nur einen einzigen Strahl. Der Kopf iſt klein,
ſehr kurz im Verhältniß zum Leibe, die Färbung ein zartes Weiß mit ſilbernem Glanze; die
Zeichnung beſteht aus unterbrochenen Bändern von dunkler Farbe. Die Floſſen ſehen orangegelb aus.

Ueber die Lebensweiſe konnte ſelbſtverſtändlich Nichts beobachtet werden. Von Verwandten,
welche im Mittelmeere leben, ſagt man, daß ſie ſich lebhaft bewegen, ebenfalls leicht brechen und
außerhalb des Waſſers längere Zeit leben können. Die Schriftſteller, welche über die Fiſche des
Mittelmeeres berichten, können die Schönheit der Ruderfiſche nicht genügend ſchildern. Sie erſcheinen,
wenn ſie ſich bei ruhigem Waſſer den Küſten nähern, wie mit rothen Franſen oder mit Edelſteinen
beſetzte Silberbänder, welche ſich auf manchfaltige Art durch die Wellen ſchlängeln. Das wenige
Fleiſch, welches ſie haben, ſoll ſchlecht ſchmecken, ihnen deshalb auch nirgends nachgeſtellt werden.
Bei den alten Venetianern hießen ſie Senſenfiſche.



Halsgrundeln nennt Oken einige große und plattköpfige, kurzleibige, langſchwänzige Fiſche
mit großen, wenigſtrahligen Floſſen. Der Mund iſt weit vorſtreckbar; die Anzahl der Kiemenhaut-
ſtrahlen ſchwankt zwiſchen 6 oder 7; die Strahlen der erſten oder zweiten Rückenfloſſe verlängern ſich
in der Regel und enden in fadenartige Anhängſel; die Bauchfloſſen, welche vor den Bruſtfloſſen ein-
gelenkt ſind, übertreffen dieſe an Größe; die Schwanzfloſſe iſt oft verlängert und zugeſpitzt. Die
Bekleidung beſteht aus Schuppen oder einer nackten Haut. Eine Schwimmblaſe iſt nicht vorhanden.

Von den meiſten Fiſchkundigen des Feſtlandes werden die Halsgrundeln der nächſtfolgenden
Familie eingereiht; die engliſchen Forſcher hingegen bilden aus ihnen eine beſondere Familie (Callio-
nymi
), und ihrer Anſicht habe ich mich um ſo eher angeſchloſſen, als auch jene gedachten Fiſchen eine
gewiſſe Selbſtſtändigkeit einzuräumen pflegen.

Als Urbilder der Familie gelten die Spinnenfiſche (Callionymus), in unſeren nordiſchen
Meeren vertreten durch zwei ſich ſehr ähnelnde Arten, deren bekannteſte die Goldgrundel iſt.
Sie und ihre Verwandten haben das eben geſchilderte Gepräge der Familie und zeichnen ſich noch
beſonders aus durch ihre, bis auf ein nah am Nacken ſich öffnendes Loch verkümmerten, Kiemen-
öffnungen, die ſehr genäherten Augen, Sammetzähne in den Kiefern, aber keine an dem Gaumen,
ſechs Kiemenſtrahlen, ſehr verlängerte erſte Rückenfloſſe und eine in der Regel glatte Haut, welche bei
vielen in prächtigen Farben prangt. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich durch Geſtaltung
und Färbung.

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[569/0605] Spanfiſch. Riemenfiſch. Die Ruderfiſche (Regalecus) unterſcheiden ſich durch das Fehlen der Schwanzfloſſe und die in der oben angegebenen Weiſe verkümmerten Bauchfloſſen, die ſehr kleinen, kaum wahrnehmbaren Zähne und die ſehr bewehrte Seitenlinie von den Kahlaftern. Am 23. Februar 1788 ſtrandete an der großbritanniſchen Küſte ein Fiſch von 8 Fuß 4 Zoll Länge, 10 Zoll Höhe, 2½ Zoll Stärke und 40 Pfund Gewicht, welchen bis dahin noch keiner der dortigen Fiſcher geſehen hatte. Man gab ihm den Namen Niemenfiſch, weil man ihn mit einem Ruder verglich. Seinen wiſſenſchaftlichen Namen (Regalecus Banksii) erhielt er erſt ſpäter. Am 18. März 1796 fanden Weiber ein anderes Stück deſſelben Fiſches, aber von 13 Fuß Länge, 1 Fuß Höhe und 3 Zoll Stärke. Von dieſer Zeit an iſt es wiederholt vorgekommen, daß Ruderfiſche an das Land geworfen wurden, unter andern auch ſolche von 18 Fuß Länge; doch iſt nicht feſtgeſtellt worden, ob alle zu der genannten Art gehörten. Bei ihr erſtreckt ſich die Rückenfloſſe ebenfalls über die ganze Oberſeite; 12 Strahlen erheben ſich über die übrigen 268, biegen ſich gegen das Ende hin etwas nach rückwärts; einige von ihnen werden durch die Haut bis gegen die Spitze hin verbunden, die übrigen ſind frei, während die niederen Strahlen ſämmtlich eine gleichmäßig hohe Floſſe ſtützen; in der Bruſtfloſſe zählt man 11, in der Bauchfloſſe nur einen einzigen Strahl. Der Kopf iſt klein, ſehr kurz im Verhältniß zum Leibe, die Färbung ein zartes Weiß mit ſilbernem Glanze; die Zeichnung beſteht aus unterbrochenen Bändern von dunkler Farbe. Die Floſſen ſehen orangegelb aus. Ueber die Lebensweiſe konnte ſelbſtverſtändlich Nichts beobachtet werden. Von Verwandten, welche im Mittelmeere leben, ſagt man, daß ſie ſich lebhaft bewegen, ebenfalls leicht brechen und außerhalb des Waſſers längere Zeit leben können. Die Schriftſteller, welche über die Fiſche des Mittelmeeres berichten, können die Schönheit der Ruderfiſche nicht genügend ſchildern. Sie erſcheinen, wenn ſie ſich bei ruhigem Waſſer den Küſten nähern, wie mit rothen Franſen oder mit Edelſteinen beſetzte Silberbänder, welche ſich auf manchfaltige Art durch die Wellen ſchlängeln. Das wenige Fleiſch, welches ſie haben, ſoll ſchlecht ſchmecken, ihnen deshalb auch nirgends nachgeſtellt werden. Bei den alten Venetianern hießen ſie Senſenfiſche. Halsgrundeln nennt Oken einige große und plattköpfige, kurzleibige, langſchwänzige Fiſche mit großen, wenigſtrahligen Floſſen. Der Mund iſt weit vorſtreckbar; die Anzahl der Kiemenhaut- ſtrahlen ſchwankt zwiſchen 6 oder 7; die Strahlen der erſten oder zweiten Rückenfloſſe verlängern ſich in der Regel und enden in fadenartige Anhängſel; die Bauchfloſſen, welche vor den Bruſtfloſſen ein- gelenkt ſind, übertreffen dieſe an Größe; die Schwanzfloſſe iſt oft verlängert und zugeſpitzt. Die Bekleidung beſteht aus Schuppen oder einer nackten Haut. Eine Schwimmblaſe iſt nicht vorhanden. Von den meiſten Fiſchkundigen des Feſtlandes werden die Halsgrundeln der nächſtfolgenden Familie eingereiht; die engliſchen Forſcher hingegen bilden aus ihnen eine beſondere Familie (Callio- nymi), und ihrer Anſicht habe ich mich um ſo eher angeſchloſſen, als auch jene gedachten Fiſchen eine gewiſſe Selbſtſtändigkeit einzuräumen pflegen. Als Urbilder der Familie gelten die Spinnenfiſche (Callionymus), in unſeren nordiſchen Meeren vertreten durch zwei ſich ſehr ähnelnde Arten, deren bekannteſte die Goldgrundel iſt. Sie und ihre Verwandten haben das eben geſchilderte Gepräge der Familie und zeichnen ſich noch beſonders aus durch ihre, bis auf ein nah am Nacken ſich öffnendes Loch verkümmerten, Kiemen- öffnungen, die ſehr genäherten Augen, Sammetzähne in den Kiefern, aber keine an dem Gaumen, ſechs Kiemenſtrahlen, ſehr verlängerte erſte Rückenfloſſe und eine in der Regel glatte Haut, welche bei vielen in prächtigen Farben prangt. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich durch Geſtaltung und Färbung.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/605>, abgerufen am 26.06.2024.