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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Schnapp- und Geierschildkröte. Cargodo. Amazonenschildkröte.
legen, kurze Füße und weite, durch Schwimmhäute verbundene Zehen, welche ebenfalls nicht unter
dem Panzer verborgen werden können.

Der Prinz von Wied hat uns bekannt gemacht mit einer zu dieser Familie zählenden Art,
welche in Brasilien Cargodo genannt wird und die Sippe der Plattschildkröten (Platemys)
vertritt. Die Kennzeichen dieser Gruppe liegen in dem sehr flach gewölbten, festen Panzer, dessen
Obertheil dreizehn Scheiben und fünfundzwanzig Randschilder trägt, während der Brusttheil deren
dreizehn besitzt, dem etwas breiten, eiförmigen, platt gedrückten Kopfe mit kegelförmig verlängerter
Nase, harten Kieferrändern und zwei kurzen Bartfäden unter dem Kinne, den mittellangen Füßen,
deren vordere fünf und deren hintere vier Krallen tragen, und dem kurzen, kegeligen Schwanze.
Der Cargodo (Platemys depressa) ist mit ausgestrecktem Halse gegen 15 Zoll, sein Oberpanzer 9 Zoll
lang, die Färbung des letzteren hellbraun, strahlig dunkler gestreift, die der nackten Theile ein ins
Grasgrünliche ziehendes Schwarzgrau, welches auf der Unterseite in Blaßgraugelb übergeht und hier
mit dunkleren und schwärzlicheren Flecken gezeichnet ist; auf dem Unterhalse sind die Flecken größer
und unregelmäßiger, in der Kinngegend besindet sich ein hufeisenförmig gestalteter, welcher mit seiner
ausgehöhlten Seite nach hinten gestellt ist; von der Nase zieht sich ein schwärzlicher Streifen durch die
Augen und mit ihm gleichlaufend ein zweiter vom Unterkiefer an an der Halsseite herab; die Bart-
fäden sehen gelblich aus.

Der Cargodo findet sich in den Flüssen des östlichen Brasiliens. Die ersten erwachsenen Thiere
dieser Art, welche der Prinz erhielt, wurden im Flusse Mucuri gefangen und zwar mit Angeln,
welche mit Fisch- oder Vogelfleisch geködert waren. Jhre Nahrung besteht demnach aus kleinen
Fischen, Schnecken, Würmern und Weichthieren. Während der Monate Dezember, Januar und
Februar steigen diese Thiere in Menge auf die Sandbänke und Sandufer der Flüsse, des Mucuri,
Belmonte, Jlheos, Tahype, Rio Pardo u. s. w., um sich ihrer Eier zu entledigen. Sie scharren mit
ihren Klauen eine Vertiefung in den Sand, legen zwölf, sechszehn bis achtzehn kugelrunde Eier von
der Größe einer starken Kirsche und glänzendweißer, harter Schale hinein und treten den Sand
darüber zu. Die Eier haben den Geschmack der Hühnereier und sind dabei gänzlich ohne Geruch.
Die jungen Thiere kriechen sofort nach ihrem Ausschlüpfen dem Flusse zu.

Die Brasilianer kennen die Zeit wohl, in welcher diese Eier zu finden sind, und die Fischer durch-
suchen alsdann alle Sandufer auf das Genaueste; doch hält die Eierernte an den brasilianischen
Flüssen, nach Versicherung des Prinzen von Wied, keinen Vergleich mit der oben geschilderten aus.
Das Fleisch der alten Thiere wird ebenfalls gegessen; man liebt es jedoch nicht, weil es einen
unangenehmen Fischgeruch hat.

Bei Gefahr sucht der Cargodo seinen Hals zu schützen, indem er ihn mit dem Kopfe seitwärts
krümmt und mit den Rändern unter den Oberpanzer legt: hier wird er so vollkommen aufgenommen,
daß er, wenn man senkrecht von oben oder unten auf den Panzer sieht, nicht bemerkt werden kann.



Der Panzer der Schienenschildkröten (Podocnemis) hat vierundzwanzig Randschilder; die
Hinterfüße tragen breite Schuppen, und die röhrenförmigen Nasenlöcher sind durch eine vertiefte
Längsfurche geschieden. Wahrscheinlich gehören dieser Sippe die von Humboldt so ausführlich
geschilderte Arrau- und Terekeyschildkröte an; Schomburgk wenigstens ist der Meinung, daß erstere
und die Amazonenschildkröte gleichartig sind. Letztgenannte (Podocnemis expansa) wird fast 21/2 Fuß
lang; ihr Rückenpanzer ist sehr breit und niedrig, bei alten Thieren ölgrün, bei jüngeren dunkelölbraun,
während der Brustpanzer mehr erbsengelb oder rothbraun aussieht. Die behäuteten Theile haben
eine schmuziggrüne Färbung.

Schnapp- und Geierſchildkröte. Cargodo. Amazonenſchildkröte.
legen, kurze Füße und weite, durch Schwimmhäute verbundene Zehen, welche ebenfalls nicht unter
dem Panzer verborgen werden können.

Der Prinz von Wied hat uns bekannt gemacht mit einer zu dieſer Familie zählenden Art,
welche in Braſilien Cargodo genannt wird und die Sippe der Plattſchildkröten (Platemys)
vertritt. Die Kennzeichen dieſer Gruppe liegen in dem ſehr flach gewölbten, feſten Panzer, deſſen
Obertheil dreizehn Scheiben und fünfundzwanzig Randſchilder trägt, während der Bruſttheil deren
dreizehn beſitzt, dem etwas breiten, eiförmigen, platt gedrückten Kopfe mit kegelförmig verlängerter
Naſe, harten Kieferrändern und zwei kurzen Bartfäden unter dem Kinne, den mittellangen Füßen,
deren vordere fünf und deren hintere vier Krallen tragen, und dem kurzen, kegeligen Schwanze.
Der Cargodo (Platemys depressa) iſt mit ausgeſtrecktem Halſe gegen 15 Zoll, ſein Oberpanzer 9 Zoll
lang, die Färbung des letzteren hellbraun, ſtrahlig dunkler geſtreift, die der nackten Theile ein ins
Grasgrünliche ziehendes Schwarzgrau, welches auf der Unterſeite in Blaßgraugelb übergeht und hier
mit dunkleren und ſchwärzlicheren Flecken gezeichnet iſt; auf dem Unterhalſe ſind die Flecken größer
und unregelmäßiger, in der Kinngegend beſindet ſich ein hufeiſenförmig geſtalteter, welcher mit ſeiner
ausgehöhlten Seite nach hinten geſtellt iſt; von der Naſe zieht ſich ein ſchwärzlicher Streifen durch die
Augen und mit ihm gleichlaufend ein zweiter vom Unterkiefer an an der Halsſeite herab; die Bart-
fäden ſehen gelblich aus.

Der Cargodo findet ſich in den Flüſſen des öſtlichen Braſiliens. Die erſten erwachſenen Thiere
dieſer Art, welche der Prinz erhielt, wurden im Fluſſe Mucuri gefangen und zwar mit Angeln,
welche mit Fiſch- oder Vogelfleiſch geködert waren. Jhre Nahrung beſteht demnach aus kleinen
Fiſchen, Schnecken, Würmern und Weichthieren. Während der Monate Dezember, Januar und
Februar ſteigen dieſe Thiere in Menge auf die Sandbänke und Sandufer der Flüſſe, des Mucuri,
Belmonte, Jlheos, Tahype, Rio Pardo u. ſ. w., um ſich ihrer Eier zu entledigen. Sie ſcharren mit
ihren Klauen eine Vertiefung in den Sand, legen zwölf, ſechszehn bis achtzehn kugelrunde Eier von
der Größe einer ſtarken Kirſche und glänzendweißer, harter Schale hinein und treten den Sand
darüber zu. Die Eier haben den Geſchmack der Hühnereier und ſind dabei gänzlich ohne Geruch.
Die jungen Thiere kriechen ſofort nach ihrem Ausſchlüpfen dem Fluſſe zu.

Die Braſilianer kennen die Zeit wohl, in welcher dieſe Eier zu finden ſind, und die Fiſcher durch-
ſuchen alsdann alle Sandufer auf das Genaueſte; doch hält die Eierernte an den braſilianiſchen
Flüſſen, nach Verſicherung des Prinzen von Wied, keinen Vergleich mit der oben geſchilderten aus.
Das Fleiſch der alten Thiere wird ebenfalls gegeſſen; man liebt es jedoch nicht, weil es einen
unangenehmen Fiſchgeruch hat.

Bei Gefahr ſucht der Cargodo ſeinen Hals zu ſchützen, indem er ihn mit dem Kopfe ſeitwärts
krümmt und mit den Rändern unter den Oberpanzer legt: hier wird er ſo vollkommen aufgenommen,
daß er, wenn man ſenkrecht von oben oder unten auf den Panzer ſieht, nicht bemerkt werden kann.



Der Panzer der Schienenſchildkröten (Podocnemis) hat vierundzwanzig Randſchilder; die
Hinterfüße tragen breite Schuppen, und die röhrenförmigen Naſenlöcher ſind durch eine vertiefte
Längsfurche geſchieden. Wahrſcheinlich gehören dieſer Sippe die von Humboldt ſo ausführlich
geſchilderte Arráu- und Terekeyſchildkröte an; Schomburgk wenigſtens iſt der Meinung, daß erſtere
und die Amazonenſchildkröte gleichartig ſind. Letztgenannte (Podocnemis expansa) wird faſt 2½ Fuß
lang; ihr Rückenpanzer iſt ſehr breit und niedrig, bei alten Thieren ölgrün, bei jüngeren dunkelölbraun,
während der Bruſtpanzer mehr erbſengelb oder rothbraun ausſieht. Die behäuteten Theile haben
eine ſchmuziggrüne Färbung.

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[45/0057] Schnapp- und Geierſchildkröte. Cargodo. Amazonenſchildkröte. legen, kurze Füße und weite, durch Schwimmhäute verbundene Zehen, welche ebenfalls nicht unter dem Panzer verborgen werden können. Der Prinz von Wied hat uns bekannt gemacht mit einer zu dieſer Familie zählenden Art, welche in Braſilien Cargodo genannt wird und die Sippe der Plattſchildkröten (Platemys) vertritt. Die Kennzeichen dieſer Gruppe liegen in dem ſehr flach gewölbten, feſten Panzer, deſſen Obertheil dreizehn Scheiben und fünfundzwanzig Randſchilder trägt, während der Bruſttheil deren dreizehn beſitzt, dem etwas breiten, eiförmigen, platt gedrückten Kopfe mit kegelförmig verlängerter Naſe, harten Kieferrändern und zwei kurzen Bartfäden unter dem Kinne, den mittellangen Füßen, deren vordere fünf und deren hintere vier Krallen tragen, und dem kurzen, kegeligen Schwanze. Der Cargodo (Platemys depressa) iſt mit ausgeſtrecktem Halſe gegen 15 Zoll, ſein Oberpanzer 9 Zoll lang, die Färbung des letzteren hellbraun, ſtrahlig dunkler geſtreift, die der nackten Theile ein ins Grasgrünliche ziehendes Schwarzgrau, welches auf der Unterſeite in Blaßgraugelb übergeht und hier mit dunkleren und ſchwärzlicheren Flecken gezeichnet iſt; auf dem Unterhalſe ſind die Flecken größer und unregelmäßiger, in der Kinngegend beſindet ſich ein hufeiſenförmig geſtalteter, welcher mit ſeiner ausgehöhlten Seite nach hinten geſtellt iſt; von der Naſe zieht ſich ein ſchwärzlicher Streifen durch die Augen und mit ihm gleichlaufend ein zweiter vom Unterkiefer an an der Halsſeite herab; die Bart- fäden ſehen gelblich aus. Der Cargodo findet ſich in den Flüſſen des öſtlichen Braſiliens. Die erſten erwachſenen Thiere dieſer Art, welche der Prinz erhielt, wurden im Fluſſe Mucuri gefangen und zwar mit Angeln, welche mit Fiſch- oder Vogelfleiſch geködert waren. Jhre Nahrung beſteht demnach aus kleinen Fiſchen, Schnecken, Würmern und Weichthieren. Während der Monate Dezember, Januar und Februar ſteigen dieſe Thiere in Menge auf die Sandbänke und Sandufer der Flüſſe, des Mucuri, Belmonte, Jlheos, Tahype, Rio Pardo u. ſ. w., um ſich ihrer Eier zu entledigen. Sie ſcharren mit ihren Klauen eine Vertiefung in den Sand, legen zwölf, ſechszehn bis achtzehn kugelrunde Eier von der Größe einer ſtarken Kirſche und glänzendweißer, harter Schale hinein und treten den Sand darüber zu. Die Eier haben den Geſchmack der Hühnereier und ſind dabei gänzlich ohne Geruch. Die jungen Thiere kriechen ſofort nach ihrem Ausſchlüpfen dem Fluſſe zu. Die Braſilianer kennen die Zeit wohl, in welcher dieſe Eier zu finden ſind, und die Fiſcher durch- ſuchen alsdann alle Sandufer auf das Genaueſte; doch hält die Eierernte an den braſilianiſchen Flüſſen, nach Verſicherung des Prinzen von Wied, keinen Vergleich mit der oben geſchilderten aus. Das Fleiſch der alten Thiere wird ebenfalls gegeſſen; man liebt es jedoch nicht, weil es einen unangenehmen Fiſchgeruch hat. Bei Gefahr ſucht der Cargodo ſeinen Hals zu ſchützen, indem er ihn mit dem Kopfe ſeitwärts krümmt und mit den Rändern unter den Oberpanzer legt: hier wird er ſo vollkommen aufgenommen, daß er, wenn man ſenkrecht von oben oder unten auf den Panzer ſieht, nicht bemerkt werden kann. Der Panzer der Schienenſchildkröten (Podocnemis) hat vierundzwanzig Randſchilder; die Hinterfüße tragen breite Schuppen, und die röhrenförmigen Naſenlöcher ſind durch eine vertiefte Längsfurche geſchieden. Wahrſcheinlich gehören dieſer Sippe die von Humboldt ſo ausführlich geſchilderte Arráu- und Terekeyſchildkröte an; Schomburgk wenigſtens iſt der Meinung, daß erſtere und die Amazonenſchildkröte gleichartig ſind. Letztgenannte (Podocnemis expansa) wird faſt 2½ Fuß lang; ihr Rückenpanzer iſt ſehr breit und niedrig, bei alten Thieren ölgrün, bei jüngeren dunkelölbraun, während der Bruſtpanzer mehr erbſengelb oder rothbraun ausſieht. Die behäuteten Theile haben eine ſchmuziggrüne Färbung.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/57>, abgerufen am 07.05.2024.