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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Stachelflosser. Seebarben. Rothbarben. Zahnbarben. Schuppenflosser.
schiedenen Weichthieren zu bestehen, zu deren Aufspürung die Bartfäden wahrscheinlich gute
Dienste leisten mögen.

Ausnahmsweise geschieht es, daß man in England einen reichen Fischzug thut und die so
geschätzten Seebarben in Menge fängt. So wurden in der Weymonthbay am 8. August 1819
fünftausend Stück in einer einzigen Nacht erbeutet, und im Mai 1851 von Yarmouth in einer Woche
zehntausend Stück auf den Londoner Fischmarkt gesandt. Jn Jtalien fängt man beide Seebarben
während des ganzen Jahres mit Netzen, Reusen und Angeln, welche letztere durch Krebsschwänze
geködert werden. Da die Gefangenen wirklich bald verderben, pflegt man sie sofort nach dem Fange
in Meerwasser abzusieden und so mit Mehl zu bestreuen, daß sie in einen Teig eingehüllt werden und

[Abbildung] Die dreistreifige Zahnbarbe (Upeneus trifasciatus).
in diesem versandt werden können -- ganz wie es schon vor Jahrhunderten geschah: "Jhre junerliche
theil faulen gantz in kurtzer zeit: derhalben sie nicht lang behalten, oder weit von dem meer mögen
geführt werden, so pflegt man sie in pasteten oder kuchen wol mit gewürtz besprengt zu beschliessen,
vnd in weite grosse Stätt zu schicken." Als die vorzüglichsten Seebarben gelten gegenwärtig die,
welche man an der Küste der Provence, insbesondere in der Umgegend von Toulon fängt; aber auch
in Jtalien gilt noch heutigentages das Sprüchwort: "Nicht bekommt auf den Tisch Der, welcher
fängt den Fisch."



Jn den Meeren des heißen Gürtels wird die Familie durch die Zahnbarben (Upeneus)
vertreten, so genannt, weil sie auch in der oberen Kinnlade Zähne tragen. Von den europäischen

Die Stachelfloſſer. Seebarben. Rothbarben. Zahnbarben. Schuppenfloſſer.
ſchiedenen Weichthieren zu beſtehen, zu deren Aufſpürung die Bartfäden wahrſcheinlich gute
Dienſte leiſten mögen.

Ausnahmsweiſe geſchieht es, daß man in England einen reichen Fiſchzug thut und die ſo
geſchätzten Seebarben in Menge fängt. So wurden in der Weymonthbay am 8. Auguſt 1819
fünftauſend Stück in einer einzigen Nacht erbeutet, und im Mai 1851 von Yarmouth in einer Woche
zehntauſend Stück auf den Londoner Fiſchmarkt geſandt. Jn Jtalien fängt man beide Seebarben
während des ganzen Jahres mit Netzen, Reuſen und Angeln, welche letztere durch Krebsſchwänze
geködert werden. Da die Gefangenen wirklich bald verderben, pflegt man ſie ſofort nach dem Fange
in Meerwaſſer abzuſieden und ſo mit Mehl zu beſtreuen, daß ſie in einen Teig eingehüllt werden und

[Abbildung] Die dreiſtreifige Zahnbarbe (Upeneus trifasciatus).
in dieſem verſandt werden können — ganz wie es ſchon vor Jahrhunderten geſchah: „Jhre junerliche
theil faulen gantz in kurtzer zeit: derhalben ſie nicht lang behalten, oder weit von dem meer mögen
geführt werden, ſo pflegt man ſie in paſteten oder kuchen wol mit gewürtz beſprengt zu beſchlieſſen,
vnd in weite groſſe Stätt zu ſchicken.“ Als die vorzüglichſten Seebarben gelten gegenwärtig die,
welche man an der Küſte der Provence, insbeſondere in der Umgegend von Toulon fängt; aber auch
in Jtalien gilt noch heutigentages das Sprüchwort: „Nicht bekommt auf den Tiſch Der, welcher
fängt den Fiſch.“



Jn den Meeren des heißen Gürtels wird die Familie durch die Zahnbarben (Upeneus)
vertreten, ſo genannt, weil ſie auch in der oberen Kinnlade Zähne tragen. Von den europäiſchen

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[516/0548] Die Stachelfloſſer. Seebarben. Rothbarben. Zahnbarben. Schuppenfloſſer. ſchiedenen Weichthieren zu beſtehen, zu deren Aufſpürung die Bartfäden wahrſcheinlich gute Dienſte leiſten mögen. Ausnahmsweiſe geſchieht es, daß man in England einen reichen Fiſchzug thut und die ſo geſchätzten Seebarben in Menge fängt. So wurden in der Weymonthbay am 8. Auguſt 1819 fünftauſend Stück in einer einzigen Nacht erbeutet, und im Mai 1851 von Yarmouth in einer Woche zehntauſend Stück auf den Londoner Fiſchmarkt geſandt. Jn Jtalien fängt man beide Seebarben während des ganzen Jahres mit Netzen, Reuſen und Angeln, welche letztere durch Krebsſchwänze geködert werden. Da die Gefangenen wirklich bald verderben, pflegt man ſie ſofort nach dem Fange in Meerwaſſer abzuſieden und ſo mit Mehl zu beſtreuen, daß ſie in einen Teig eingehüllt werden und [Abbildung Die dreiſtreifige Zahnbarbe (Upeneus trifasciatus).] in dieſem verſandt werden können — ganz wie es ſchon vor Jahrhunderten geſchah: „Jhre junerliche theil faulen gantz in kurtzer zeit: derhalben ſie nicht lang behalten, oder weit von dem meer mögen geführt werden, ſo pflegt man ſie in paſteten oder kuchen wol mit gewürtz beſprengt zu beſchlieſſen, vnd in weite groſſe Stätt zu ſchicken.“ Als die vorzüglichſten Seebarben gelten gegenwärtig die, welche man an der Küſte der Provence, insbeſondere in der Umgegend von Toulon fängt; aber auch in Jtalien gilt noch heutigentages das Sprüchwort: „Nicht bekommt auf den Tiſch Der, welcher fängt den Fiſch.“ Jn den Meeren des heißen Gürtels wird die Familie durch die Zahnbarben (Upeneus) vertreten, ſo genannt, weil ſie auch in der oberen Kinnlade Zähne tragen. Von den europäiſchen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/548>, abgerufen am 23.12.2024.