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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Steinpicker. Bergilt.

Vertreter dieser Sippe ist der Steinpicker (Aspidophorus cataphractus), ein achtkantiger
Fisch von 6 Zoll Länge und brauner, unten lichtbrauner und selbst bräunlichweißer Grundfärbung,
von welcher sich vier breite, dunkelbraune Rückenstreifen abheben; die lichtbraunen Rückenflossen sind
dunkelbraun gefleckt, die großen Brustflossen braun gebändert. Jn der ersten Rückenflosse zählt
man 5, in der zweiten 7, in der Brustflosse 15, in der Bauchflosse 1 und 2, in der Afterflosse 7, in
der Schwanzflosse 11 Strahlen.

Schon im Jahre 1624 lieferte Schonevelde, ein deutscher Arzt, eine ziemlich richtige
Beschreibung des Steinpickers, den er an der Mündung der Elbe gefangen hatte; gegenwärtig wissen
wir, daß unser Fisch sich über einen großen Theil der Nordsee verbreitet, während des Sommers in
mäßiger Tiefe, am Liebsten in der Nähe von Flußmündungen sich aufhält, gegen den Winter aber
in die niederen Gründe des Meeres sich zurückzieht. Die Männchen nähern sich, nach Eckström,
den Küsten seltener als die Weibchen, wie es scheint, nur während der Laichzeit, im April oder Mai,
dann zuweilen in nicht unbedeutender Anzahl. Die Vermehrung ist schwach; Kröyer fand in
einem alten trächtigen Weibchen nur dreihundert Eier. An Gefräßigkeit steht der Steinpicker seinen
Familienverwandten kaum nach, obgleich er blos kleinere Beute bewältigen kann. Sein Fleisch wird
ebenfalls gering geschätzt und deshalb von den Fischern meist als Köder für größere Raub-
fische verwendet.



Unter den Panzerwangen mit einer einzigen Rückenflosse steht der Bergilt obenan. Er
vertritt die Sippe der Ulkfische (Sebastes) und bildet gewissermaßen ein Mittelglied von den
Barschen zu den Panzerwangen, da er den einen ebensoviel ähnelt wie den anderen. Der Kopf ist
weniger bewassnet als bei den Verwandten, jedoch allseitig beschuppt, die Bildung der Gesichtsknochen
für die Familienangehörigkeit entscheidend.

Der Bergilt (Sebastes norvegicus) erreicht eine Länge von etwa 2 Fuß und prangt in einem
prachtvollen Karminroth, welches gegen den Rücken ins Bräunliche übergeht und nach dem Bauche
zu blässer wird. Jn der Rückenflosse zählt man 15 harte und 15 weiche, in der Brustflosse 19, in
der Bauchflosse 1 und 5, in der Afterflosse 3 und 8, in der Schwanzflosse 14 Strahlen. Eine nah
verwandte Art bewohnt das Mittelmeer.

Fabricius war der erste Forscher, welcher den Bergilt in den grönländischen Gewässern auf-
fand und über seine Lebensweise Mittheilungen machte; Faber beobachtete ihn später in der Nähe
der isländischen Küste. Der Fisch bewohnt nur den hohen Norden, und zwar eine Meerestiefe von
achtzig bis hundert Klaftern, ist aber den dortigen Küstenbewohnern wohl bekannt, wird auch
schon in der Edda erwähnt. Seine Nahrung besteht aus Fischen und Krebsen. Die Fortpflanzungs-
zeit fällt in den Frühling; sie aber ist es nicht, welche den geschätzten Fisch in die Netze der Fischer
liefert. Häufig erlangt man ihn nur nach heftigen Stürmen, welche das Meer sozusagen in seinen
Grundfesten aufrütteln und den Bergilt bewegen mögen, aus der sicheren Tiefe rasch empor-
zusteigen. Dann ergeht es ihm wie den aus großen Tiefen emporgeholten Barschen: die Schwimm-
blase dehnt sich jählings aus und stülpt ihm den Magen um, verwehrt ihm das Athmen und tödtet
ihn. Auf Grönland und Jsland treiben nach einem Sturme Hunderte solcher Fische an den Strand,
werden von den Eingeborenen aufgelesen und gewöhnlich frisch gegessen. Faber fand das Fleisch
trocken, jedoch nicht unschmackhaft; nur verleideten ihm viele Eingeweidewürmer zwischen den Muskeln
die Lust an solcher Speise.



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Steinpicker. Bergilt.

Vertreter dieſer Sippe iſt der Steinpicker (Aspidophorus cataphractus), ein achtkantiger
Fiſch von 6 Zoll Länge und brauner, unten lichtbrauner und ſelbſt bräunlichweißer Grundfärbung,
von welcher ſich vier breite, dunkelbraune Rückenſtreifen abheben; die lichtbraunen Rückenfloſſen ſind
dunkelbraun gefleckt, die großen Bruſtfloſſen braun gebändert. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt
man 5, in der zweiten 7, in der Bruſtfloſſe 15, in der Bauchfloſſe 1 und 2, in der Afterfloſſe 7, in
der Schwanzfloſſe 11 Strahlen.

Schon im Jahre 1624 lieferte Schonevelde, ein deutſcher Arzt, eine ziemlich richtige
Beſchreibung des Steinpickers, den er an der Mündung der Elbe gefangen hatte; gegenwärtig wiſſen
wir, daß unſer Fiſch ſich über einen großen Theil der Nordſee verbreitet, während des Sommers in
mäßiger Tiefe, am Liebſten in der Nähe von Flußmündungen ſich aufhält, gegen den Winter aber
in die niederen Gründe des Meeres ſich zurückzieht. Die Männchen nähern ſich, nach Eckſtröm,
den Küſten ſeltener als die Weibchen, wie es ſcheint, nur während der Laichzeit, im April oder Mai,
dann zuweilen in nicht unbedeutender Anzahl. Die Vermehrung iſt ſchwach; Kröyer fand in
einem alten trächtigen Weibchen nur dreihundert Eier. An Gefräßigkeit ſteht der Steinpicker ſeinen
Familienverwandten kaum nach, obgleich er blos kleinere Beute bewältigen kann. Sein Fleiſch wird
ebenfalls gering geſchätzt und deshalb von den Fiſchern meiſt als Köder für größere Raub-
fiſche verwendet.



Unter den Panzerwangen mit einer einzigen Rückenfloſſe ſteht der Bergilt obenan. Er
vertritt die Sippe der Ulkfiſche (Sebastes) und bildet gewiſſermaßen ein Mittelglied von den
Barſchen zu den Panzerwangen, da er den einen ebenſoviel ähnelt wie den anderen. Der Kopf iſt
weniger bewaſſnet als bei den Verwandten, jedoch allſeitig beſchuppt, die Bildung der Geſichtsknochen
für die Familienangehörigkeit entſcheidend.

Der Bergilt (Sebastes norvegicus) erreicht eine Länge von etwa 2 Fuß und prangt in einem
prachtvollen Karminroth, welches gegen den Rücken ins Bräunliche übergeht und nach dem Bauche
zu bläſſer wird. Jn der Rückenfloſſe zählt man 15 harte und 15 weiche, in der Bruſtfloſſe 19, in
der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 3 und 8, in der Schwanzfloſſe 14 Strahlen. Eine nah
verwandte Art bewohnt das Mittelmeer.

Fabricius war der erſte Forſcher, welcher den Bergilt in den grönländiſchen Gewäſſern auf-
fand und über ſeine Lebensweiſe Mittheilungen machte; Faber beobachtete ihn ſpäter in der Nähe
der isländiſchen Küſte. Der Fiſch bewohnt nur den hohen Norden, und zwar eine Meerestiefe von
achtzig bis hundert Klaftern, iſt aber den dortigen Küſtenbewohnern wohl bekannt, wird auch
ſchon in der Edda erwähnt. Seine Nahrung beſteht aus Fiſchen und Krebſen. Die Fortpflanzungs-
zeit fällt in den Frühling; ſie aber iſt es nicht, welche den geſchätzten Fiſch in die Netze der Fiſcher
liefert. Häufig erlangt man ihn nur nach heftigen Stürmen, welche das Meer ſozuſagen in ſeinen
Grundfeſten aufrütteln und den Bergilt bewegen mögen, aus der ſicheren Tiefe raſch empor-
zuſteigen. Dann ergeht es ihm wie den aus großen Tiefen emporgeholten Barſchen: die Schwimm-
blaſe dehnt ſich jählings aus und ſtülpt ihm den Magen um, verwehrt ihm das Athmen und tödtet
ihn. Auf Grönland und Jsland treiben nach einem Sturme Hunderte ſolcher Fiſche an den Strand,
werden von den Eingeborenen aufgeleſen und gewöhnlich friſch gegeſſen. Faber fand das Fleiſch
trocken, jedoch nicht unſchmackhaft; nur verleideten ihm viele Eingeweidewürmer zwiſchen den Muskeln
die Luſt an ſolcher Speiſe.



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[499/0531] Steinpicker. Bergilt. Vertreter dieſer Sippe iſt der Steinpicker (Aspidophorus cataphractus), ein achtkantiger Fiſch von 6 Zoll Länge und brauner, unten lichtbrauner und ſelbſt bräunlichweißer Grundfärbung, von welcher ſich vier breite, dunkelbraune Rückenſtreifen abheben; die lichtbraunen Rückenfloſſen ſind dunkelbraun gefleckt, die großen Bruſtfloſſen braun gebändert. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man 5, in der zweiten 7, in der Bruſtfloſſe 15, in der Bauchfloſſe 1 und 2, in der Afterfloſſe 7, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen. Schon im Jahre 1624 lieferte Schonevelde, ein deutſcher Arzt, eine ziemlich richtige Beſchreibung des Steinpickers, den er an der Mündung der Elbe gefangen hatte; gegenwärtig wiſſen wir, daß unſer Fiſch ſich über einen großen Theil der Nordſee verbreitet, während des Sommers in mäßiger Tiefe, am Liebſten in der Nähe von Flußmündungen ſich aufhält, gegen den Winter aber in die niederen Gründe des Meeres ſich zurückzieht. Die Männchen nähern ſich, nach Eckſtröm, den Küſten ſeltener als die Weibchen, wie es ſcheint, nur während der Laichzeit, im April oder Mai, dann zuweilen in nicht unbedeutender Anzahl. Die Vermehrung iſt ſchwach; Kröyer fand in einem alten trächtigen Weibchen nur dreihundert Eier. An Gefräßigkeit ſteht der Steinpicker ſeinen Familienverwandten kaum nach, obgleich er blos kleinere Beute bewältigen kann. Sein Fleiſch wird ebenfalls gering geſchätzt und deshalb von den Fiſchern meiſt als Köder für größere Raub- fiſche verwendet. Unter den Panzerwangen mit einer einzigen Rückenfloſſe ſteht der Bergilt obenan. Er vertritt die Sippe der Ulkfiſche (Sebastes) und bildet gewiſſermaßen ein Mittelglied von den Barſchen zu den Panzerwangen, da er den einen ebenſoviel ähnelt wie den anderen. Der Kopf iſt weniger bewaſſnet als bei den Verwandten, jedoch allſeitig beſchuppt, die Bildung der Geſichtsknochen für die Familienangehörigkeit entſcheidend. Der Bergilt (Sebastes norvegicus) erreicht eine Länge von etwa 2 Fuß und prangt in einem prachtvollen Karminroth, welches gegen den Rücken ins Bräunliche übergeht und nach dem Bauche zu bläſſer wird. Jn der Rückenfloſſe zählt man 15 harte und 15 weiche, in der Bruſtfloſſe 19, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 3 und 8, in der Schwanzfloſſe 14 Strahlen. Eine nah verwandte Art bewohnt das Mittelmeer. Fabricius war der erſte Forſcher, welcher den Bergilt in den grönländiſchen Gewäſſern auf- fand und über ſeine Lebensweiſe Mittheilungen machte; Faber beobachtete ihn ſpäter in der Nähe der isländiſchen Küſte. Der Fiſch bewohnt nur den hohen Norden, und zwar eine Meerestiefe von achtzig bis hundert Klaftern, iſt aber den dortigen Küſtenbewohnern wohl bekannt, wird auch ſchon in der Edda erwähnt. Seine Nahrung beſteht aus Fiſchen und Krebſen. Die Fortpflanzungs- zeit fällt in den Frühling; ſie aber iſt es nicht, welche den geſchätzten Fiſch in die Netze der Fiſcher liefert. Häufig erlangt man ihn nur nach heftigen Stürmen, welche das Meer ſozuſagen in ſeinen Grundfeſten aufrütteln und den Bergilt bewegen mögen, aus der ſicheren Tiefe raſch empor- zuſteigen. Dann ergeht es ihm wie den aus großen Tiefen emporgeholten Barſchen: die Schwimm- blaſe dehnt ſich jählings aus und ſtülpt ihm den Magen um, verwehrt ihm das Athmen und tödtet ihn. Auf Grönland und Jsland treiben nach einem Sturme Hunderte ſolcher Fiſche an den Strand, werden von den Eingeborenen aufgeleſen und gewöhnlich friſch gegeſſen. Faber fand das Fleiſch trocken, jedoch nicht unſchmackhaft; nur verleideten ihm viele Eingeweidewürmer zwiſchen den Muskeln die Luſt an ſolcher Speiſe. 32 *

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/531>, abgerufen am 16.06.2024.