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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Schriftbarsch. Barbier. Blaubarsch.
am Bauch gesehen werden auch sattrot, sampt dem Schwantz, sein Kopff rond vnd getheilt" -- in der
That unser Barbier oder Meerscherer. Die Alten haben ungefähr Folgendes berichtet: Wo er sich
findet, erzählt Aristoteles, da giebt es kein gefährliches Raubthier; deshalb tauchen dort
Schwammsucher mit Zuversicht unter. Der Anthias, welchen sie für unverletzlich halten, trägt in
seinem Bauche einen blauen Stein mit goldenen Sternen, welcher Denjenigen unsichtbar macht, der
ihn an sich bringt.... Plinius beschreibt seinen sonderbaren Fang. Der Fischer fährt an
klippenreichen Jnseln Asiens in einem einfarbigen Rocke einige Tage lang hin und her und wirft
verschiedene Köder aus, welche Anfangs dem klugen Fische Anthias verdächtig sind, nach und nach
aber doch von ihm aufgeschnappt werden. Von nun an ist der Fischer voller Hoffnung, weil er
weiß, daß der dreiste Vorbote und Kundschafter andere herbeiziehen wird. Jn den ersten Tagen
erscheint jener allein, um seine Speise zu holen; später findet er Nachfolger, und zuletzt bringt er
zahlreiche Schwärme mit sich. Die Erstgekommenen sind inzwischen so zutraulich worden, daß sie dem
Fischer aus der Hand fressen. Wenn nun der Fang beginnen soll, wirft der Fischer die Angel aus,
jedoch nur kurz, sodaß er die Bethörten in sein Fahrzeug ziehen kann, ohne daß es die übrigen
bemerken; auch umhüllt ein Gehilfe jene mit einer Decke, damit sie durch Plätschern ihre Gefährten
nicht verjagen. Ganz besonders muß man sich in Acht nehmen, den Kundschafter zu fangen; denn
wenn Dies geschieht, ergreift der ganze Schwarm unfehlbar die Flucht. Sehen die Anthien, daß
einer ihrer Gefährten an der Angel hängt, so schneiden sie mit ihren gezähnten Rückenstrahlen die
Leine ab, welche der Gefangene straff anzieht u. s. w. Oppian berichtet Aehnliches. Und doch ist
schwerlich etwas Wahres an allen diesen Geschichten.

Unser Barbier oder Meerscherer erreicht eine Länge von höchstens 1 Fuß, wird aber
gewöhnlich nur 7 bis 8 Zoll lang. Seine Grundfärbung ist ein prächtigschimmerndes Rosenroth,
welches auf den Seiten goldigen, am Bauche silberigen Glanz zeigt; die Seiten des Kopfes werden
durch drei goldgelbe Binden, die oberen Theile desselben durch metallischgrüne Bänder gezeichnet,
welche sich als wolkige Flecken auf dem Rücken fortsetzen; die Flossen sind roth und gelb gesäumt.

Nach Bonaparte lebt der Barbier, welcher in der Umgegend Roms Canario genannt wird,
einzeln auf felsigem Grunde in geringer Tiefe. Die Fischer stellen ihm nicht eifrig nach, weil er sich
weniger durch Schmackhaftigkeit als durch seine schöne Gestalt und die prachtvolle Färbung aus-
zeichnet. Seine Laichzeit fällt in das Frühjahr.



Andere Barsche verdienen trotz unserer Unkenntniß ihrer Lebensweise wenigstens genannt zu
werden, da sie wegen ihrer eigenthümlichen Gestalt, Größe oder prachtvollen Färbung unsere
Beachtung auf sich lenken.

Die Stachelbarsche (Diacope), den Zackenbarschen verwandt, von ihnen aber durch die
Bildung des Vorkiemendeckels unterschieden, kennzeichnen sich durch die Bezahnung und einen
Einschnitt des Vordeckels, welcher einen hervorragenden Höcker des Zwischendeckels in sich aufnimmt.
Als Vertreter der Sippe gilt der im indischen Meere heimische Blaubarsch (Diacope rivularis),
ein Fisch, welcher bis 31/2 Fuß an Länge erreicht und auf röthlichblauem Grunde mit himmelblauen,
nach dem Tode in Weiß übergehenden, die Mitte der Schuppe einnehmenden Pünktchen
gezeichnet ist.

Ein in den brasilianischen Meeren lebender, höchstens 8 Zoll langer Fisch zeichnet sich dadurch
aus, daß der dritte Strahl seiner Rückenflosse die übrigen um mehr als das Vierfache überragt, und
ist, weil man diesen Strahl mit einer Peitsche verglich, Fuhrmann oder Kutscher genannt worden.
Er vertritt mit anderen, denen übrigens dieses Merkmal abgeht, die Sippe der Sklaven (Dules),

31 *

Schriftbarſch. Barbier. Blaubarſch.
am Bauch geſehen werden auch ſattrot, ſampt dem Schwantz, ſein Kopff rond vnd getheilt“ — in der
That unſer Barbier oder Meerſcherer. Die Alten haben ungefähr Folgendes berichtet: Wo er ſich
findet, erzählt Ariſtoteles, da giebt es kein gefährliches Raubthier; deshalb tauchen dort
Schwammſucher mit Zuverſicht unter. Der Anthias, welchen ſie für unverletzlich halten, trägt in
ſeinem Bauche einen blauen Stein mit goldenen Sternen, welcher Denjenigen unſichtbar macht, der
ihn an ſich bringt.... Plinius beſchreibt ſeinen ſonderbaren Fang. Der Fiſcher fährt an
klippenreichen Jnſeln Aſiens in einem einfarbigen Rocke einige Tage lang hin und her und wirft
verſchiedene Köder aus, welche Anfangs dem klugen Fiſche Anthias verdächtig ſind, nach und nach
aber doch von ihm aufgeſchnappt werden. Von nun an iſt der Fiſcher voller Hoffnung, weil er
weiß, daß der dreiſte Vorbote und Kundſchafter andere herbeiziehen wird. Jn den erſten Tagen
erſcheint jener allein, um ſeine Speiſe zu holen; ſpäter findet er Nachfolger, und zuletzt bringt er
zahlreiche Schwärme mit ſich. Die Erſtgekommenen ſind inzwiſchen ſo zutraulich worden, daß ſie dem
Fiſcher aus der Hand freſſen. Wenn nun der Fang beginnen ſoll, wirft der Fiſcher die Angel aus,
jedoch nur kurz, ſodaß er die Bethörten in ſein Fahrzeug ziehen kann, ohne daß es die übrigen
bemerken; auch umhüllt ein Gehilfe jene mit einer Decke, damit ſie durch Plätſchern ihre Gefährten
nicht verjagen. Ganz beſonders muß man ſich in Acht nehmen, den Kundſchafter zu fangen; denn
wenn Dies geſchieht, ergreift der ganze Schwarm unfehlbar die Flucht. Sehen die Anthien, daß
einer ihrer Gefährten an der Angel hängt, ſo ſchneiden ſie mit ihren gezähnten Rückenſtrahlen die
Leine ab, welche der Gefangene ſtraff anzieht u. ſ. w. Oppian berichtet Aehnliches. Und doch iſt
ſchwerlich etwas Wahres an allen dieſen Geſchichten.

Unſer Barbier oder Meerſcherer erreicht eine Länge von höchſtens 1 Fuß, wird aber
gewöhnlich nur 7 bis 8 Zoll lang. Seine Grundfärbung iſt ein prächtigſchimmerndes Roſenroth,
welches auf den Seiten goldigen, am Bauche ſilberigen Glanz zeigt; die Seiten des Kopfes werden
durch drei goldgelbe Binden, die oberen Theile deſſelben durch metalliſchgrüne Bänder gezeichnet,
welche ſich als wolkige Flecken auf dem Rücken fortſetzen; die Floſſen ſind roth und gelb geſäumt.

Nach Bonaparte lebt der Barbier, welcher in der Umgegend Roms Canario genannt wird,
einzeln auf felſigem Grunde in geringer Tiefe. Die Fiſcher ſtellen ihm nicht eifrig nach, weil er ſich
weniger durch Schmackhaftigkeit als durch ſeine ſchöne Geſtalt und die prachtvolle Färbung aus-
zeichnet. Seine Laichzeit fällt in das Frühjahr.



Andere Barſche verdienen trotz unſerer Unkenntniß ihrer Lebensweiſe wenigſtens genannt zu
werden, da ſie wegen ihrer eigenthümlichen Geſtalt, Größe oder prachtvollen Färbung unſere
Beachtung auf ſich lenken.

Die Stachelbarſche (Diacope), den Zackenbarſchen verwandt, von ihnen aber durch die
Bildung des Vorkiemendeckels unterſchieden, kennzeichnen ſich durch die Bezahnung und einen
Einſchnitt des Vordeckels, welcher einen hervorragenden Höcker des Zwiſchendeckels in ſich aufnimmt.
Als Vertreter der Sippe gilt der im indiſchen Meere heimiſche Blaubarſch (Diacope rivularis),
ein Fiſch, welcher bis 3½ Fuß an Länge erreicht und auf röthlichblauem Grunde mit himmelblauen,
nach dem Tode in Weiß übergehenden, die Mitte der Schuppe einnehmenden Pünktchen
gezeichnet iſt.

Ein in den braſilianiſchen Meeren lebender, höchſtens 8 Zoll langer Fiſch zeichnet ſich dadurch
aus, daß der dritte Strahl ſeiner Rückenfloſſe die übrigen um mehr als das Vierfache überragt, und
iſt, weil man dieſen Strahl mit einer Peitſche verglich, Fuhrmann oder Kutſcher genannt worden.
Er vertritt mit anderen, denen übrigens dieſes Merkmal abgeht, die Sippe der Sklaven (Dules),

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[483/0513] Schriftbarſch. Barbier. Blaubarſch. am Bauch geſehen werden auch ſattrot, ſampt dem Schwantz, ſein Kopff rond vnd getheilt“ — in der That unſer Barbier oder Meerſcherer. Die Alten haben ungefähr Folgendes berichtet: Wo er ſich findet, erzählt Ariſtoteles, da giebt es kein gefährliches Raubthier; deshalb tauchen dort Schwammſucher mit Zuverſicht unter. Der Anthias, welchen ſie für unverletzlich halten, trägt in ſeinem Bauche einen blauen Stein mit goldenen Sternen, welcher Denjenigen unſichtbar macht, der ihn an ſich bringt.... Plinius beſchreibt ſeinen ſonderbaren Fang. Der Fiſcher fährt an klippenreichen Jnſeln Aſiens in einem einfarbigen Rocke einige Tage lang hin und her und wirft verſchiedene Köder aus, welche Anfangs dem klugen Fiſche Anthias verdächtig ſind, nach und nach aber doch von ihm aufgeſchnappt werden. Von nun an iſt der Fiſcher voller Hoffnung, weil er weiß, daß der dreiſte Vorbote und Kundſchafter andere herbeiziehen wird. Jn den erſten Tagen erſcheint jener allein, um ſeine Speiſe zu holen; ſpäter findet er Nachfolger, und zuletzt bringt er zahlreiche Schwärme mit ſich. Die Erſtgekommenen ſind inzwiſchen ſo zutraulich worden, daß ſie dem Fiſcher aus der Hand freſſen. Wenn nun der Fang beginnen ſoll, wirft der Fiſcher die Angel aus, jedoch nur kurz, ſodaß er die Bethörten in ſein Fahrzeug ziehen kann, ohne daß es die übrigen bemerken; auch umhüllt ein Gehilfe jene mit einer Decke, damit ſie durch Plätſchern ihre Gefährten nicht verjagen. Ganz beſonders muß man ſich in Acht nehmen, den Kundſchafter zu fangen; denn wenn Dies geſchieht, ergreift der ganze Schwarm unfehlbar die Flucht. Sehen die Anthien, daß einer ihrer Gefährten an der Angel hängt, ſo ſchneiden ſie mit ihren gezähnten Rückenſtrahlen die Leine ab, welche der Gefangene ſtraff anzieht u. ſ. w. Oppian berichtet Aehnliches. Und doch iſt ſchwerlich etwas Wahres an allen dieſen Geſchichten. Unſer Barbier oder Meerſcherer erreicht eine Länge von höchſtens 1 Fuß, wird aber gewöhnlich nur 7 bis 8 Zoll lang. Seine Grundfärbung iſt ein prächtigſchimmerndes Roſenroth, welches auf den Seiten goldigen, am Bauche ſilberigen Glanz zeigt; die Seiten des Kopfes werden durch drei goldgelbe Binden, die oberen Theile deſſelben durch metalliſchgrüne Bänder gezeichnet, welche ſich als wolkige Flecken auf dem Rücken fortſetzen; die Floſſen ſind roth und gelb geſäumt. Nach Bonaparte lebt der Barbier, welcher in der Umgegend Roms Canario genannt wird, einzeln auf felſigem Grunde in geringer Tiefe. Die Fiſcher ſtellen ihm nicht eifrig nach, weil er ſich weniger durch Schmackhaftigkeit als durch ſeine ſchöne Geſtalt und die prachtvolle Färbung aus- zeichnet. Seine Laichzeit fällt in das Frühjahr. Andere Barſche verdienen trotz unſerer Unkenntniß ihrer Lebensweiſe wenigſtens genannt zu werden, da ſie wegen ihrer eigenthümlichen Geſtalt, Größe oder prachtvollen Färbung unſere Beachtung auf ſich lenken. Die Stachelbarſche (Diacope), den Zackenbarſchen verwandt, von ihnen aber durch die Bildung des Vorkiemendeckels unterſchieden, kennzeichnen ſich durch die Bezahnung und einen Einſchnitt des Vordeckels, welcher einen hervorragenden Höcker des Zwiſchendeckels in ſich aufnimmt. Als Vertreter der Sippe gilt der im indiſchen Meere heimiſche Blaubarſch (Diacope rivularis), ein Fiſch, welcher bis 3½ Fuß an Länge erreicht und auf röthlichblauem Grunde mit himmelblauen, nach dem Tode in Weiß übergehenden, die Mitte der Schuppe einnehmenden Pünktchen gezeichnet iſt. Ein in den braſilianiſchen Meeren lebender, höchſtens 8 Zoll langer Fiſch zeichnet ſich dadurch aus, daß der dritte Strahl ſeiner Rückenfloſſe die übrigen um mehr als das Vierfache überragt, und iſt, weil man dieſen Strahl mit einer Peitſche verglich, Fuhrmann oder Kutſcher genannt worden. Er vertritt mit anderen, denen übrigens dieſes Merkmal abgeht, die Sippe der Sklaven (Dules), 31 *

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/513>, abgerufen am 16.06.2024.