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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Stachelflosser. Barsche. Spindelbarsche. Kaulbarsche.
auf den Kopfseiten braun marmorirt, auf den Häuten, welche die Strahlen der Flossen verbinden
schwärzlich gefleckt. Die erste Rückenflosse hat 14, die zweite 1 und 20 bis 22, die Brustflosse 15, die
Bauchflosse 1 und 5 die Afterflosse 2 und 11, die Schwanzflosse 17 Strahlen.

Der Schill, wie er in Süddeutschland, oder der Sander, wie er in Norddeutschland genannt
wird, bewohnt die Ströme und größeren Flüsse Nordost- und Mitteleuropas, in Norddeutschland
Elbe- und Odergebiet und die benachbarten Seen, in Süddeutschland die Donau, fehlt dagegen,
soviel bis jetzt bekannt, dem Rhein- und dem Wesergebiet gänzlich. Jn den südruffischen Strömen,
namentlich der Wolga und dem Dnjestr wird er durch eine verwandte Art, den Berschik der Russen
(Lucioperca volgensis) vertreten. Er liebt tiefe, reine, fließende Gewässer, hält sich auch meist in
den unteren Wasserschichten auf und erscheint nur während seiner Laichzeit, welche zwischen die Monate
April und Juni fällt, auf seichteren, mit Wasserpflanzen bewachsenen Uferstellen, um hier seine Eier
abzusetzen. Als ein außerordentlich raubgieriger Fisch, welcher alle kleineren Klassenverwandten
gefährdet und seine eigene Brut ebenso wenig verschont als andere ihm erreichbare Beute, wächst er
ungemein schnell und erreicht, laut Heckel, bei hohem Wasserstande, wenn er sich im Ried aufhalten
kann, im ersten Jahre bereits ein Gewichts von 11/2, im zweiten ein solches von 2 Pfund, während
er bei niederem Wasser in der Donau selbst im ersten Jahre nur 3/4, im zweiten bis an 2 Pfund
Schwere erlangt. Seine Vermehrung ist bedeutend.

Obgleich Bloch in einem drei Pfund schweren Roggener gegen vierzigtausend Eier zählte, ist
die Vermehrung dieses köstlichen Fisches spärlicher, als man wünschen möchte, wohl deshalb, weil
die Alten ihren Jungen ebenso eifrig nachstellen, als die Hechte, Welse, Barsche und andere Raub-
fische ihnen. Mit Recht rügt es Siebold, daß sich die künstliche Fischzucht bisher mit dem Sander
noch nicht beschäftigt hat, da es ohne sie schwerlich gelingen wird, den leckern Raubfisch weiter zu
verbreiten. Gefangene Sander sterben nämlich sehr leicht ab, lassen sich also deshalb nicht weit
versenden, während Dies hinsichtlich befruchteter Eier durchaus keine Schwierigkeit hat. Jn größeren,
an schlechten Weißfischen, Plötzen, Rothaugen, Stinten, Gründlingen und ähnlichem Geschmeiß
reichen Gewässern, kleineren Seen oder Teichen, würde sich die auf die Zucht gerade dieses Fisches
verwandte Mühe reichlichst lohnen.

Das Fleisch ist am Besten und Fettesten vor der Laichzeit, also im Herbste und Winter, muß
aber frisch zubereitet werden, weil es geräuchert oder gesalzen sehr an Schmackhaftigkeit verliert. Bei
uns zu Lande bekommt man es selten zu kosten; selbst an der unteren Elbe wird es dem des Lachses
gleich geschätzt, weil man verhältnißmäßig wenige Sander fängt. Anders ist es am frischen und
kurischen Haff, insbesondere aber im Gebiete der südrussischen Ströme, in denen zuweilen eine solche
Menge von Sandern, bezüglich Berschiks gefischt werden, daß selbst das gemeine Volk sie verschmäht,
und man sie vorzüglich zum Auskochen des Fettes benutzt. Jn Astrachan hält man das Fleisch des
Berschik für eine ungesunde Speise.



Spindelbarsche (Aspro) heißen die zu unserer Familie gehörigen Fische mit spindelförmigem
Leibe, über den Unterkiefer hervorragender Schnauze, schwach gezahntem Vor- und bedornten Haupt-
deckel der Kiemen, zwei von einander getrennten Rückenflossen und Sammtzähnen in beiden Kiefern,
am Pflugschar- und Gaumenbeine.

Hierher gehören zwei Barsche des Donaugebietes, der Zingel und der Streber. Ersterer
(Aspro Zingel), welcher auch Zing, Zind, Zindel genannt wird, erreicht 1 Fuß an Länge und
2 Pfund an Gewicht. Die erste Rückenflosse hat 13 bis 14, die zweite außer einer halben 18 bis 20,
die Brustflosse 14, die Bauchflosse 1 und 5, die Afterflosse 1 und 12 bis 13, die Schwanzflosse 21
Strahlen. Die Färbung ist auf Rücken und Seiten graugelb, am Bauche weißlich; die Zeichnung

Die Stachelfloſſer. Barſche. Spindelbarſche. Kaulbarſche.
auf den Kopfſeiten braun marmorirt, auf den Häuten, welche die Strahlen der Floſſen verbinden
ſchwärzlich gefleckt. Die erſte Rückenfloſſe hat 14, die zweite 1 und 20 bis 22, die Bruſtfloſſe 15, die
Bauchfloſſe 1 und 5 die Afterfloſſe 2 und 11, die Schwanzfloſſe 17 Strahlen.

Der Schill, wie er in Süddeutſchland, oder der Sander, wie er in Norddeutſchland genannt
wird, bewohnt die Ströme und größeren Flüſſe Nordoſt- und Mitteleuropas, in Norddeutſchland
Elbe- und Odergebiet und die benachbarten Seen, in Süddeutſchland die Donau, fehlt dagegen,
ſoviel bis jetzt bekannt, dem Rhein- und dem Weſergebiet gänzlich. Jn den ſüdruffiſchen Strömen,
namentlich der Wolga und dem Dnjeſtr wird er durch eine verwandte Art, den Berſchik der Ruſſen
(Lucioperca volgensis) vertreten. Er liebt tiefe, reine, fließende Gewäſſer, hält ſich auch meiſt in
den unteren Waſſerſchichten auf und erſcheint nur während ſeiner Laichzeit, welche zwiſchen die Monate
April und Juni fällt, auf ſeichteren, mit Waſſerpflanzen bewachſenen Uferſtellen, um hier ſeine Eier
abzuſetzen. Als ein außerordentlich raubgieriger Fiſch, welcher alle kleineren Klaſſenverwandten
gefährdet und ſeine eigene Brut ebenſo wenig verſchont als andere ihm erreichbare Beute, wächſt er
ungemein ſchnell und erreicht, laut Heckel, bei hohem Waſſerſtande, wenn er ſich im Ried aufhalten
kann, im erſten Jahre bereits ein Gewichts von 1½, im zweiten ein ſolches von 2 Pfund, während
er bei niederem Waſſer in der Donau ſelbſt im erſten Jahre nur ¾, im zweiten bis an 2 Pfund
Schwere erlangt. Seine Vermehrung iſt bedeutend.

Obgleich Bloch in einem drei Pfund ſchweren Roggener gegen vierzigtauſend Eier zählte, iſt
die Vermehrung dieſes köſtlichen Fiſches ſpärlicher, als man wünſchen möchte, wohl deshalb, weil
die Alten ihren Jungen ebenſo eifrig nachſtellen, als die Hechte, Welſe, Barſche und andere Raub-
fiſche ihnen. Mit Recht rügt es Siebold, daß ſich die künſtliche Fiſchzucht bisher mit dem Sander
noch nicht beſchäftigt hat, da es ohne ſie ſchwerlich gelingen wird, den leckern Raubfiſch weiter zu
verbreiten. Gefangene Sander ſterben nämlich ſehr leicht ab, laſſen ſich alſo deshalb nicht weit
verſenden, während Dies hinſichtlich befruchteter Eier durchaus keine Schwierigkeit hat. Jn größeren,
an ſchlechten Weißfiſchen, Plötzen, Rothaugen, Stinten, Gründlingen und ähnlichem Geſchmeiß
reichen Gewäſſern, kleineren Seen oder Teichen, würde ſich die auf die Zucht gerade dieſes Fiſches
verwandte Mühe reichlichſt lohnen.

Das Fleiſch iſt am Beſten und Fetteſten vor der Laichzeit, alſo im Herbſte und Winter, muß
aber friſch zubereitet werden, weil es geräuchert oder geſalzen ſehr an Schmackhaftigkeit verliert. Bei
uns zu Lande bekommt man es ſelten zu koſten; ſelbſt an der unteren Elbe wird es dem des Lachſes
gleich geſchätzt, weil man verhältnißmäßig wenige Sander fängt. Anders iſt es am friſchen und
kuriſchen Haff, insbeſondere aber im Gebiete der ſüdruſſiſchen Ströme, in denen zuweilen eine ſolche
Menge von Sandern, bezüglich Berſchiks gefiſcht werden, daß ſelbſt das gemeine Volk ſie verſchmäht,
und man ſie vorzüglich zum Auskochen des Fettes benutzt. Jn Aſtrachan hält man das Fleiſch des
Berſchik für eine ungeſunde Speiſe.



Spindelbarſche (Aspro) heißen die zu unſerer Familie gehörigen Fiſche mit ſpindelförmigem
Leibe, über den Unterkiefer hervorragender Schnauze, ſchwach gezahntem Vor- und bedornten Haupt-
deckel der Kiemen, zwei von einander getrennten Rückenfloſſen und Sammtzähnen in beiden Kiefern,
am Pflugſchar- und Gaumenbeine.

Hierher gehören zwei Barſche des Donaugebietes, der Zingel und der Streber. Erſterer
(Aspro Zingel), welcher auch Zing, Zind, Zindel genannt wird, erreicht 1 Fuß an Länge und
2 Pfund an Gewicht. Die erſte Rückenfloſſe hat 13 bis 14, die zweite außer einer halben 18 bis 20,
die Bruſtfloſſe 14, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 1 und 12 bis 13, die Schwanzfloſſe 21
Strahlen. Die Färbung iſt auf Rücken und Seiten graugelb, am Bauche weißlich; die Zeichnung

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[478/0508] Die Stachelfloſſer. Barſche. Spindelbarſche. Kaulbarſche. auf den Kopfſeiten braun marmorirt, auf den Häuten, welche die Strahlen der Floſſen verbinden ſchwärzlich gefleckt. Die erſte Rückenfloſſe hat 14, die zweite 1 und 20 bis 22, die Bruſtfloſſe 15, die Bauchfloſſe 1 und 5 die Afterfloſſe 2 und 11, die Schwanzfloſſe 17 Strahlen. Der Schill, wie er in Süddeutſchland, oder der Sander, wie er in Norddeutſchland genannt wird, bewohnt die Ströme und größeren Flüſſe Nordoſt- und Mitteleuropas, in Norddeutſchland Elbe- und Odergebiet und die benachbarten Seen, in Süddeutſchland die Donau, fehlt dagegen, ſoviel bis jetzt bekannt, dem Rhein- und dem Weſergebiet gänzlich. Jn den ſüdruffiſchen Strömen, namentlich der Wolga und dem Dnjeſtr wird er durch eine verwandte Art, den Berſchik der Ruſſen (Lucioperca volgensis) vertreten. Er liebt tiefe, reine, fließende Gewäſſer, hält ſich auch meiſt in den unteren Waſſerſchichten auf und erſcheint nur während ſeiner Laichzeit, welche zwiſchen die Monate April und Juni fällt, auf ſeichteren, mit Waſſerpflanzen bewachſenen Uferſtellen, um hier ſeine Eier abzuſetzen. Als ein außerordentlich raubgieriger Fiſch, welcher alle kleineren Klaſſenverwandten gefährdet und ſeine eigene Brut ebenſo wenig verſchont als andere ihm erreichbare Beute, wächſt er ungemein ſchnell und erreicht, laut Heckel, bei hohem Waſſerſtande, wenn er ſich im Ried aufhalten kann, im erſten Jahre bereits ein Gewichts von 1½, im zweiten ein ſolches von 2 Pfund, während er bei niederem Waſſer in der Donau ſelbſt im erſten Jahre nur ¾, im zweiten bis an 2 Pfund Schwere erlangt. Seine Vermehrung iſt bedeutend. Obgleich Bloch in einem drei Pfund ſchweren Roggener gegen vierzigtauſend Eier zählte, iſt die Vermehrung dieſes köſtlichen Fiſches ſpärlicher, als man wünſchen möchte, wohl deshalb, weil die Alten ihren Jungen ebenſo eifrig nachſtellen, als die Hechte, Welſe, Barſche und andere Raub- fiſche ihnen. Mit Recht rügt es Siebold, daß ſich die künſtliche Fiſchzucht bisher mit dem Sander noch nicht beſchäftigt hat, da es ohne ſie ſchwerlich gelingen wird, den leckern Raubfiſch weiter zu verbreiten. Gefangene Sander ſterben nämlich ſehr leicht ab, laſſen ſich alſo deshalb nicht weit verſenden, während Dies hinſichtlich befruchteter Eier durchaus keine Schwierigkeit hat. Jn größeren, an ſchlechten Weißfiſchen, Plötzen, Rothaugen, Stinten, Gründlingen und ähnlichem Geſchmeiß reichen Gewäſſern, kleineren Seen oder Teichen, würde ſich die auf die Zucht gerade dieſes Fiſches verwandte Mühe reichlichſt lohnen. Das Fleiſch iſt am Beſten und Fetteſten vor der Laichzeit, alſo im Herbſte und Winter, muß aber friſch zubereitet werden, weil es geräuchert oder geſalzen ſehr an Schmackhaftigkeit verliert. Bei uns zu Lande bekommt man es ſelten zu koſten; ſelbſt an der unteren Elbe wird es dem des Lachſes gleich geſchätzt, weil man verhältnißmäßig wenige Sander fängt. Anders iſt es am friſchen und kuriſchen Haff, insbeſondere aber im Gebiete der ſüdruſſiſchen Ströme, in denen zuweilen eine ſolche Menge von Sandern, bezüglich Berſchiks gefiſcht werden, daß ſelbſt das gemeine Volk ſie verſchmäht, und man ſie vorzüglich zum Auskochen des Fettes benutzt. Jn Aſtrachan hält man das Fleiſch des Berſchik für eine ungeſunde Speiſe. Spindelbarſche (Aspro) heißen die zu unſerer Familie gehörigen Fiſche mit ſpindelförmigem Leibe, über den Unterkiefer hervorragender Schnauze, ſchwach gezahntem Vor- und bedornten Haupt- deckel der Kiemen, zwei von einander getrennten Rückenfloſſen und Sammtzähnen in beiden Kiefern, am Pflugſchar- und Gaumenbeine. Hierher gehören zwei Barſche des Donaugebietes, der Zingel und der Streber. Erſterer (Aspro Zingel), welcher auch Zing, Zind, Zindel genannt wird, erreicht 1 Fuß an Länge und 2 Pfund an Gewicht. Die erſte Rückenfloſſe hat 13 bis 14, die zweite außer einer halben 18 bis 20, die Bruſtfloſſe 14, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 1 und 12 bis 13, die Schwanzfloſſe 21 Strahlen. Die Färbung iſt auf Rücken und Seiten graugelb, am Bauche weißlich; die Zeichnung

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/508>, abgerufen am 23.12.2024.