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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Stachelflosser. Barsche. Meerbarsche. Hechtbarsche.
welches auf dem Rücken ins Bläuliche, auf dem Bauche ins Weißliche übergeht; die Flossen sehen
blaßbraun aus. Man zählt in der ersten Rückenflosse 9, in der zweiten 1 harte und 12 weiche, in
der Brustflosse 16, in der Bauchflosse 1 harte und 5 weiche, in der Afterflosse 3 harte und 11 weiche,
in der Schwanzflosse 16 Strahlen.

Aristoteles führt den Seebarsch unter dem Namen Labrax, Plinius unter dem Namen
Lupus auf. Beide Forscher rühmen ihn wegen seines kostbaren Fleisches. Nach Plinius waren
besonders diejenigen Seebarsche geschätzt, welche in der Tiber bei oder unmittelbar in Rom selbst
gefangen wurden, weil sie von dem Unrath aus den Abtritten sich nährten und sich feisteten. Ueber-
haupt zog man die im Süßwasser erbeuteten den im Meere gefischten vor, nach Versuchen, welche
in England angestellt wurden, mit vollstem Rechte. Die Alten behaupteten, daß diese Fische einsam
lebten, das Maul aus lauter Freßbegierde stets offen hielten und deshalb Wolf genannt würden, nicht
bloß Fleisch, sondern auch Meerpflanzen, ja selbst Unrath verzehrten und diesem zu Gefallen nach Rom
kämen, gescheidter seien als andere Fische und den Nachstellungen wohl zu entgehen wüßten, wachend
sehr gut hörten, sich aber oft dem Schlaf überließen und dann mit Spießen gestochen würden, wenn
an der Angel hängend, so fürchterlich um sich schlügen, bis sie die Wunde erweiterten und sich dadurch
von der Angel losmachen könnten, auch aus den Netzen zu entschlüpfen wüßten etc. Neuere
Beobachter haben Manches von diesen Angaben bestätigt gefunden.

Nach Yarrell kommt der Seebarsch an allen südlichen Küsten Englands, und ebenso im Bristol-
und St. Georges-Kanal vor, wird auch zuweilen weiter nördlich gefangen. An den irischen Küsten
gehört er zu den bekannteren Fischen, und wird gelegentlich in zahlreicher Menge in den für die
Lachse und Verwandte ausgestellten Netzen erbeutet. Er hält sich gewöhnlich in der Nähe der Küsten
auf, seichtes Wasser dem tieferen vorziehend, schwimmt auch oft in die Mündungen der Flüsse und
steigt dann in diesen bis zu einer ansehnlichen Entfernung empor. Krebse, Würmer und kleine Fische
bilden seine Beute. Wegen der ersteren schwimmt er bei heftigen Stürmen bis dicht an die Küste
heran, weil dann durch die brandenden Wogen viele von den Krustern losgerissen und ihm zugeführt
werden. Seine Laichzeit fällt in dem Hochsommer.

Da der Seebarsch an Gefräßigkeit hinter seinen Verwandten nicht nachsteht, wird auch er leicht
mit der Angel gefangen, wendet aber wirklich, wie die Römer erzählten, alle Kräfte an, um zu ent-
kommen, schwimmt mit erstaunlicher Kraft hin und her, und zwingt den Fänger, alle Kunstfertigkeit
aufzubieten, um sich seiner zu versichern.



Die Meerbarsche (Centropoma) haben fast alle Kennzeichen der Mitglieder der vorhergehenden
Sippe, unterscheiden sich aber durch das Fehlen des Dornes am Kiemendeckel.

Der Camuri (Centropoma undecimalis), ein Fisch von reichlich 2 Fuß Länge, ist auf dem
Rücken grau, an den Seiten und am Bauche silberfarben, eine längs der Seite verlaufende dunkle
Linie braun oder schwarz, die erste Rückenflosse grau, die zweite, wie alle übrigen gelblich. Jn der
ersten Rückenflosse finden sich 8, in der zweiten 11, in der Afterflosse 3 und 6 Strahlen.

An allen Küsten Südamerikas, von den Platastaaten bis gegen Cuba hin, gehört dieser Fisch
zu den häufigsten und beliebtesten, da sein Fleisch mit Recht als ein vortreffliches Gericht gilt. Vom
Meere aus tritt er in die Mündungen der Flüsse ein und geht oft weit in ihnen aufwärts, gilt des-
halb auch hier und da geradezu als Flußfisch. Wie alle seine Verwandten zählt er zu den tüchtigsten
Raubfischen. Man sagt, daß er zwei Mal im Jahre laiche, und demgemäß sich sehr stark vermehre;
wahrscheinlich aber fällt die Fortpflanzungszeit bei verschiedenen Stücken in verschiedene Zeiten des

Die Stachelfloſſer. Barſche. Meerbarſche. Hechtbarſche.
welches auf dem Rücken ins Bläuliche, auf dem Bauche ins Weißliche übergeht; die Floſſen ſehen
blaßbraun aus. Man zählt in der erſten Rückenfloſſe 9, in der zweiten 1 harte und 12 weiche, in
der Bruſtfloſſe 16, in der Bauchfloſſe 1 harte und 5 weiche, in der Afterfloſſe 3 harte und 11 weiche,
in der Schwanzfloſſe 16 Strahlen.

Ariſtoteles führt den Seebarſch unter dem Namen Labrax, Plinius unter dem Namen
Lupus auf. Beide Forſcher rühmen ihn wegen ſeines koſtbaren Fleiſches. Nach Plinius waren
beſonders diejenigen Seebarſche geſchätzt, welche in der Tiber bei oder unmittelbar in Rom ſelbſt
gefangen wurden, weil ſie von dem Unrath aus den Abtritten ſich nährten und ſich feiſteten. Ueber-
haupt zog man die im Süßwaſſer erbeuteten den im Meere gefiſchten vor, nach Verſuchen, welche
in England angeſtellt wurden, mit vollſtem Rechte. Die Alten behaupteten, daß dieſe Fiſche einſam
lebten, das Maul aus lauter Freßbegierde ſtets offen hielten und deshalb Wolf genannt würden, nicht
bloß Fleiſch, ſondern auch Meerpflanzen, ja ſelbſt Unrath verzehrten und dieſem zu Gefallen nach Rom
kämen, geſcheidter ſeien als andere Fiſche und den Nachſtellungen wohl zu entgehen wüßten, wachend
ſehr gut hörten, ſich aber oft dem Schlaf überließen und dann mit Spießen geſtochen würden, wenn
an der Angel hängend, ſo fürchterlich um ſich ſchlügen, bis ſie die Wunde erweiterten und ſich dadurch
von der Angel losmachen könnten, auch aus den Netzen zu entſchlüpfen wüßten ꝛc. Neuere
Beobachter haben Manches von dieſen Angaben beſtätigt gefunden.

Nach Yarrell kommt der Seebarſch an allen ſüdlichen Küſten Englands, und ebenſo im Briſtol-
und St. Georges-Kanal vor, wird auch zuweilen weiter nördlich gefangen. An den iriſchen Küſten
gehört er zu den bekannteren Fiſchen, und wird gelegentlich in zahlreicher Menge in den für die
Lachſe und Verwandte ausgeſtellten Netzen erbeutet. Er hält ſich gewöhnlich in der Nähe der Küſten
auf, ſeichtes Waſſer dem tieferen vorziehend, ſchwimmt auch oft in die Mündungen der Flüſſe und
ſteigt dann in dieſen bis zu einer anſehnlichen Entfernung empor. Krebſe, Würmer und kleine Fiſche
bilden ſeine Beute. Wegen der erſteren ſchwimmt er bei heftigen Stürmen bis dicht an die Küſte
heran, weil dann durch die brandenden Wogen viele von den Kruſtern losgeriſſen und ihm zugeführt
werden. Seine Laichzeit fällt in dem Hochſommer.

Da der Seebarſch an Gefräßigkeit hinter ſeinen Verwandten nicht nachſteht, wird auch er leicht
mit der Angel gefangen, wendet aber wirklich, wie die Römer erzählten, alle Kräfte an, um zu ent-
kommen, ſchwimmt mit erſtaunlicher Kraft hin und her, und zwingt den Fänger, alle Kunſtfertigkeit
aufzubieten, um ſich ſeiner zu verſichern.



Die Meerbarſche (Centropoma) haben faſt alle Kennzeichen der Mitglieder der vorhergehenden
Sippe, unterſcheiden ſich aber durch das Fehlen des Dornes am Kiemendeckel.

Der Camuri (Centropoma undecimalis), ein Fiſch von reichlich 2 Fuß Länge, iſt auf dem
Rücken grau, an den Seiten und am Bauche ſilberfarben, eine längs der Seite verlaufende dunkle
Linie braun oder ſchwarz, die erſte Rückenfloſſe grau, die zweite, wie alle übrigen gelblich. Jn der
erſten Rückenfloſſe finden ſich 8, in der zweiten 11, in der Afterfloſſe 3 und 6 Strahlen.

An allen Küſten Südamerikas, von den Plataſtaaten bis gegen Cuba hin, gehört dieſer Fiſch
zu den häufigſten und beliebteſten, da ſein Fleiſch mit Recht als ein vortreffliches Gericht gilt. Vom
Meere aus tritt er in die Mündungen der Flüſſe ein und geht oft weit in ihnen aufwärts, gilt des-
halb auch hier und da geradezu als Flußfiſch. Wie alle ſeine Verwandten zählt er zu den tüchtigſten
Raubfiſchen. Man ſagt, daß er zwei Mal im Jahre laiche, und demgemäß ſich ſehr ſtark vermehre;
wahrſcheinlich aber fällt die Fortpflanzungszeit bei verſchiedenen Stücken in verſchiedene Zeiten des

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[476/0506] Die Stachelfloſſer. Barſche. Meerbarſche. Hechtbarſche. welches auf dem Rücken ins Bläuliche, auf dem Bauche ins Weißliche übergeht; die Floſſen ſehen blaßbraun aus. Man zählt in der erſten Rückenfloſſe 9, in der zweiten 1 harte und 12 weiche, in der Bruſtfloſſe 16, in der Bauchfloſſe 1 harte und 5 weiche, in der Afterfloſſe 3 harte und 11 weiche, in der Schwanzfloſſe 16 Strahlen. Ariſtoteles führt den Seebarſch unter dem Namen Labrax, Plinius unter dem Namen Lupus auf. Beide Forſcher rühmen ihn wegen ſeines koſtbaren Fleiſches. Nach Plinius waren beſonders diejenigen Seebarſche geſchätzt, welche in der Tiber bei oder unmittelbar in Rom ſelbſt gefangen wurden, weil ſie von dem Unrath aus den Abtritten ſich nährten und ſich feiſteten. Ueber- haupt zog man die im Süßwaſſer erbeuteten den im Meere gefiſchten vor, nach Verſuchen, welche in England angeſtellt wurden, mit vollſtem Rechte. Die Alten behaupteten, daß dieſe Fiſche einſam lebten, das Maul aus lauter Freßbegierde ſtets offen hielten und deshalb Wolf genannt würden, nicht bloß Fleiſch, ſondern auch Meerpflanzen, ja ſelbſt Unrath verzehrten und dieſem zu Gefallen nach Rom kämen, geſcheidter ſeien als andere Fiſche und den Nachſtellungen wohl zu entgehen wüßten, wachend ſehr gut hörten, ſich aber oft dem Schlaf überließen und dann mit Spießen geſtochen würden, wenn an der Angel hängend, ſo fürchterlich um ſich ſchlügen, bis ſie die Wunde erweiterten und ſich dadurch von der Angel losmachen könnten, auch aus den Netzen zu entſchlüpfen wüßten ꝛc. Neuere Beobachter haben Manches von dieſen Angaben beſtätigt gefunden. Nach Yarrell kommt der Seebarſch an allen ſüdlichen Küſten Englands, und ebenſo im Briſtol- und St. Georges-Kanal vor, wird auch zuweilen weiter nördlich gefangen. An den iriſchen Küſten gehört er zu den bekannteren Fiſchen, und wird gelegentlich in zahlreicher Menge in den für die Lachſe und Verwandte ausgeſtellten Netzen erbeutet. Er hält ſich gewöhnlich in der Nähe der Küſten auf, ſeichtes Waſſer dem tieferen vorziehend, ſchwimmt auch oft in die Mündungen der Flüſſe und ſteigt dann in dieſen bis zu einer anſehnlichen Entfernung empor. Krebſe, Würmer und kleine Fiſche bilden ſeine Beute. Wegen der erſteren ſchwimmt er bei heftigen Stürmen bis dicht an die Küſte heran, weil dann durch die brandenden Wogen viele von den Kruſtern losgeriſſen und ihm zugeführt werden. Seine Laichzeit fällt in dem Hochſommer. Da der Seebarſch an Gefräßigkeit hinter ſeinen Verwandten nicht nachſteht, wird auch er leicht mit der Angel gefangen, wendet aber wirklich, wie die Römer erzählten, alle Kräfte an, um zu ent- kommen, ſchwimmt mit erſtaunlicher Kraft hin und her, und zwingt den Fänger, alle Kunſtfertigkeit aufzubieten, um ſich ſeiner zu verſichern. Die Meerbarſche (Centropoma) haben faſt alle Kennzeichen der Mitglieder der vorhergehenden Sippe, unterſcheiden ſich aber durch das Fehlen des Dornes am Kiemendeckel. Der Camuri (Centropoma undecimalis), ein Fiſch von reichlich 2 Fuß Länge, iſt auf dem Rücken grau, an den Seiten und am Bauche ſilberfarben, eine längs der Seite verlaufende dunkle Linie braun oder ſchwarz, die erſte Rückenfloſſe grau, die zweite, wie alle übrigen gelblich. Jn der erſten Rückenfloſſe finden ſich 8, in der zweiten 11, in der Afterfloſſe 3 und 6 Strahlen. An allen Küſten Südamerikas, von den Plataſtaaten bis gegen Cuba hin, gehört dieſer Fiſch zu den häufigſten und beliebteſten, da ſein Fleiſch mit Recht als ein vortreffliches Gericht gilt. Vom Meere aus tritt er in die Mündungen der Flüſſe ein und geht oft weit in ihnen aufwärts, gilt des- halb auch hier und da geradezu als Flußfiſch. Wie alle ſeine Verwandten zählt er zu den tüchtigſten Raubfiſchen. Man ſagt, daß er zwei Mal im Jahre laiche, und demgemäß ſich ſehr ſtark vermehre; wahrſcheinlich aber fällt die Fortpflanzungszeit bei verſchiedenen Stücken in verſchiedene Zeiten des

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/506>, abgerufen am 15.06.2024.