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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schildkröten. Flußschildkröten. Pfuhlschildkröten.
tölpelhaft, bewegt sich wenigstens hier viel schneller als die Landschildkröten. Jhre Nahrung besteht
in Regenwürmern, Wasserkerfen, Schnecken; aber sie stellt auch den Fischen nach und wagt sich selbst
an ziemlich große, denen sie Bisse in den Unterleib versetzt, bis das Opfer entkräftet und dann
vollends von ihr bewältigt wird. An Gesangenen beobachtete Marcgraf, daß sie den getödteten
Fisch sodann ins Wasser zogen und ihn bis auf die Gräten auffraßen. Bei dieser Zerlegung der
Beute wird oft deren Schwimmblase abgebissen und kommt dann zur Oberfläche des Wassers empor.
Findet man also auf einem Gewässer die Schwimmblasen von Fischen umhertreiben, so darf man mit
aller Sicherheit annehmen, daß Teichschildkröten vorhanden sind. Neben der Fleischkost fressen
[Abbildung] Die Teichschildkröte (Emys europaea). 1/4 der nat. Größe.
diese auch verschiedene Wasserpflanzen, ob gern oder nur im Nothfalle, ist zur Zeit noch fraglich. Jn
der Gefangenschaft erhält man sie bei gutem Wohlsein viele Jahre lang, wenn man ihnen Schnecken
und Regenwürmer füttert; sie werden auch bald so zahm, daß sie aus der Hand fressen, gewöhnen
sich an bestimmte Lagerplätze und fallen, wie Erber beobachtete, nicht in Winterschlaf; während sie
sich, wenn man ihnen einen kleinen Teich in einem umschlossenen Garten anweist, mit Beginn der
kühlen Jahreszeit vergraben.

Marcgraf hielt ein Paar dieser Schildkröten in seinem Garten. Sie paarten sich im Früh-
jahre und legten nach einiger Zeit Eier in feuchte Erde. Die Jungen krochen im Juni aus. Jhre
Schale war bereits bei dem Hervorkommen aus dem Eie hart, aber weiß und durchsichtig, wurde jedoch

Die Schildkröten. Flußſchildkröten. Pfuhlſchildkröten.
tölpelhaft, bewegt ſich wenigſtens hier viel ſchneller als die Landſchildkröten. Jhre Nahrung beſteht
in Regenwürmern, Waſſerkerfen, Schnecken; aber ſie ſtellt auch den Fiſchen nach und wagt ſich ſelbſt
an ziemlich große, denen ſie Biſſe in den Unterleib verſetzt, bis das Opfer entkräftet und dann
vollends von ihr bewältigt wird. An Geſangenen beobachtete Marcgraf, daß ſie den getödteten
Fiſch ſodann ins Waſſer zogen und ihn bis auf die Gräten auffraßen. Bei dieſer Zerlegung der
Beute wird oft deren Schwimmblaſe abgebiſſen und kommt dann zur Oberfläche des Waſſers empor.
Findet man alſo auf einem Gewäſſer die Schwimmblaſen von Fiſchen umhertreiben, ſo darf man mit
aller Sicherheit annehmen, daß Teichſchildkröten vorhanden ſind. Neben der Fleiſchkoſt freſſen
[Abbildung] Die Teichſchildkröte (Emys europaea). ¼ der nat. Größe.
dieſe auch verſchiedene Waſſerpflanzen, ob gern oder nur im Nothfalle, iſt zur Zeit noch fraglich. Jn
der Gefangenſchaft erhält man ſie bei gutem Wohlſein viele Jahre lang, wenn man ihnen Schnecken
und Regenwürmer füttert; ſie werden auch bald ſo zahm, daß ſie aus der Hand freſſen, gewöhnen
ſich an beſtimmte Lagerplätze und fallen, wie Erber beobachtete, nicht in Winterſchlaf; während ſie
ſich, wenn man ihnen einen kleinen Teich in einem umſchloſſenen Garten anweiſt, mit Beginn der
kühlen Jahreszeit vergraben.

Marcgraf hielt ein Paar dieſer Schildkröten in ſeinem Garten. Sie paarten ſich im Früh-
jahre und legten nach einiger Zeit Eier in feuchte Erde. Die Jungen krochen im Juni aus. Jhre
Schale war bereits bei dem Hervorkommen aus dem Eie hart, aber weiß und durchſichtig, wurde jedoch

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[38/0050] Die Schildkröten. Flußſchildkröten. Pfuhlſchildkröten. tölpelhaft, bewegt ſich wenigſtens hier viel ſchneller als die Landſchildkröten. Jhre Nahrung beſteht in Regenwürmern, Waſſerkerfen, Schnecken; aber ſie ſtellt auch den Fiſchen nach und wagt ſich ſelbſt an ziemlich große, denen ſie Biſſe in den Unterleib verſetzt, bis das Opfer entkräftet und dann vollends von ihr bewältigt wird. An Geſangenen beobachtete Marcgraf, daß ſie den getödteten Fiſch ſodann ins Waſſer zogen und ihn bis auf die Gräten auffraßen. Bei dieſer Zerlegung der Beute wird oft deren Schwimmblaſe abgebiſſen und kommt dann zur Oberfläche des Waſſers empor. Findet man alſo auf einem Gewäſſer die Schwimmblaſen von Fiſchen umhertreiben, ſo darf man mit aller Sicherheit annehmen, daß Teichſchildkröten vorhanden ſind. Neben der Fleiſchkoſt freſſen [Abbildung Die Teichſchildkröte (Emys europaea). ¼ der nat. Größe.] dieſe auch verſchiedene Waſſerpflanzen, ob gern oder nur im Nothfalle, iſt zur Zeit noch fraglich. Jn der Gefangenſchaft erhält man ſie bei gutem Wohlſein viele Jahre lang, wenn man ihnen Schnecken und Regenwürmer füttert; ſie werden auch bald ſo zahm, daß ſie aus der Hand freſſen, gewöhnen ſich an beſtimmte Lagerplätze und fallen, wie Erber beobachtete, nicht in Winterſchlaf; während ſie ſich, wenn man ihnen einen kleinen Teich in einem umſchloſſenen Garten anweiſt, mit Beginn der kühlen Jahreszeit vergraben. Marcgraf hielt ein Paar dieſer Schildkröten in ſeinem Garten. Sie paarten ſich im Früh- jahre und legten nach einiger Zeit Eier in feuchte Erde. Die Jungen krochen im Juni aus. Jhre Schale war bereits bei dem Hervorkommen aus dem Eie hart, aber weiß und durchſichtig, wurde jedoch

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/50>, abgerufen am 20.12.2024.