Die Fische. Ein Blick auf das Leben der Gesammtheit.
Fische können an Bewegungsfähigkeit mit den Vögeln wetteifern; keiner von ihnen aber unternimmt regelmäßige Wanderungen, deren Ausdehnung verglichen werden darf mit den Strecken, wie sie Vögel durchmessen.
Aufenthaltsort und Gestalt stehen in innigster Wechselbeziehung zu einander. Die in den tropischen Meeren der Gleicherländer lebenden Fische sind anders gestaltet als die, deren Heimat in der Nähe der Pole liegt, die Meerfische im Allgemeinen verschieden von denen, welche in Süßgewässern herbergen. Allerdings gibt es viele von ihnen, bei denen diese Beziehungen sich weniger bemerklich machen, viele, welche ebensowohl im Meere als in Flüssen oder in Landseen sich aufhalten können, aber kaum einen einzigen von diesen Wechselfischen, wie wir sie nennen wollen, welcher sein ganzes Leben im Meere oder im Süßwasser verbrächte. Vom Meere aus steigen Fische in die Flüsse empor, um zu laichen, von den Flüssen aus andere, des gleichen Zweckes halber, zum Meere herab. Werden sie verhindert an solcher Wanderung, so erfüllen sie nicht ihren Lebenslauf. Eine bestimmte Heimat haben also auch sie, möge man nun das Meer oder die süßen Gewässer als solche bezeichnen. Wie abhängig ein Fisch von seinem Wohngewässer ist, zeigen uns diejenigen Arten, welche in unseren Flüssen und Landseen herbergen, unseren Beobachtungen also am Meisten zugänglich sind. Als selbstverständlich nehmen wir es an, daß die Forelle nur im reinen Gebirgswasser, der Wels nur in schlammigen Teichen, die Groppe blos auf steinigem Grunde gedeiht, der Schlammbeißer nicht umsonst seinen Namen führt; aber nicht minder begreiflich wird es Dem, welcher vergleicht, daß der eine Fisch, wenn nicht ausschließlich, so doch vorzugsweise auf dem Boden des Meeres sich tummelt, während der andere die höheren Wasserschichten bevorzugt, daß die Scholle auch wirklich hängt an der Scholle des Meeres, der Flugfisch hingegen die Tiefe meidet.
Was ein enges Gebiet uns lehrt, wird bestätigt, wenn wir ein weiteres ins Auge fassen. Auch die Fische können Charakterthiere einer gewissen Gegend, eines bestimmten Meeres sein, obgleich sich bei ihnen die Abhängigkeit vom Klima und der mit ihm zusammenhängenden Pflanzenwelt minder deutlich zeigt als bei den übrigen Klassen der Wirbelthiere. Die Vielgestaltigkeit der Gleicherländer bekundet sich jedoch bei ihnen ebenfalls in ersichtlicher Weise. Aus den Meeren zwischen den Wende- kreisen stammen diejenigen Fische, welche von der uns gewohnten, für uns urbildlichen Gestalt am Meisten abweichen. Licht und Wärme, die schöpferischen Urkräfte, üben ihren von uns gewiß noch nicht vollständig erkannten Einfluß unter den niederen Breitengraden auch in der Tiefe des Meeres aus. Das in seiner Zusammensetzung so gleichmäßige Wasser, dessen Wärmehaltigkeit in den ver- schiedenen Erdgürteln weit weniger schwankt als die Wärme der Luft, macht es erklärlich, daß es auch den nordischen Meeren an wunderbaren Fischgestalten nicht mangelt; die Vielgestaltigkeit der Klasse zeigt sich aber doch nur unter den niederen Breiten. Schon das mittelländische Meer beherbergt sehr viele Arten, welche ihm durchaus eigenthümlich sind und nicht einmal in dem atlantischen Meere vorkommen, bezüglich in ihm gefunden worden sind. Eine größere Selbständigkeit seiner Fischwelt lehrt uns die Erforschung des indischen, insbesondere des rothen Meeres, des Meer- busens von Mejiko, der engen Straßen zwischen den Sundainseln, der japanesischen Gewässer u. s. w. Einzelne dieser Meere beherbergen artenreiche Familien, welche in anderen bisher noch nicht beobachtet worden sind, andere besitzen solche Familien mit benachbarten Gewässern gemeinschaftlich; eine Grenze des Verbreitungsgebietes aber läßt sich fast immer feststellen.
So einförmig und gleichartig die Lebensweise, die Gewohnheiten und Sitten der Fische zu sein scheinen, so manchfach und verschiedenartig zeigt sich ihr Treiben bei genauerer Beobachtung. Von unseren Flußsischen haben wir erfahren, daß jeder einzelne mehr oder weniger eine bestimmte Lebens-
Die Fiſche. Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Fiſche können an Bewegungsfähigkeit mit den Vögeln wetteifern; keiner von ihnen aber unternimmt regelmäßige Wanderungen, deren Ausdehnung verglichen werden darf mit den Strecken, wie ſie Vögel durchmeſſen.
Aufenthaltsort und Geſtalt ſtehen in innigſter Wechſelbeziehung zu einander. Die in den tropiſchen Meeren der Gleicherländer lebenden Fiſche ſind anders geſtaltet als die, deren Heimat in der Nähe der Pole liegt, die Meerfiſche im Allgemeinen verſchieden von denen, welche in Süßgewäſſern herbergen. Allerdings gibt es viele von ihnen, bei denen dieſe Beziehungen ſich weniger bemerklich machen, viele, welche ebenſowohl im Meere als in Flüſſen oder in Landſeen ſich aufhalten können, aber kaum einen einzigen von dieſen Wechſelfiſchen, wie wir ſie nennen wollen, welcher ſein ganzes Leben im Meere oder im Süßwaſſer verbrächte. Vom Meere aus ſteigen Fiſche in die Flüſſe empor, um zu laichen, von den Flüſſen aus andere, des gleichen Zweckes halber, zum Meere herab. Werden ſie verhindert an ſolcher Wanderung, ſo erfüllen ſie nicht ihren Lebenslauf. Eine beſtimmte Heimat haben alſo auch ſie, möge man nun das Meer oder die ſüßen Gewäſſer als ſolche bezeichnen. Wie abhängig ein Fiſch von ſeinem Wohngewäſſer iſt, zeigen uns diejenigen Arten, welche in unſeren Flüſſen und Landſeen herbergen, unſeren Beobachtungen alſo am Meiſten zugänglich ſind. Als ſelbſtverſtändlich nehmen wir es an, daß die Forelle nur im reinen Gebirgswaſſer, der Wels nur in ſchlammigen Teichen, die Groppe blos auf ſteinigem Grunde gedeiht, der Schlammbeißer nicht umſonſt ſeinen Namen führt; aber nicht minder begreiflich wird es Dem, welcher vergleicht, daß der eine Fiſch, wenn nicht ausſchließlich, ſo doch vorzugsweiſe auf dem Boden des Meeres ſich tummelt, während der andere die höheren Waſſerſchichten bevorzugt, daß die Scholle auch wirklich hängt an der Scholle des Meeres, der Flugfiſch hingegen die Tiefe meidet.
Was ein enges Gebiet uns lehrt, wird beſtätigt, wenn wir ein weiteres ins Auge faſſen. Auch die Fiſche können Charakterthiere einer gewiſſen Gegend, eines beſtimmten Meeres ſein, obgleich ſich bei ihnen die Abhängigkeit vom Klima und der mit ihm zuſammenhängenden Pflanzenwelt minder deutlich zeigt als bei den übrigen Klaſſen der Wirbelthiere. Die Vielgeſtaltigkeit der Gleicherländer bekundet ſich jedoch bei ihnen ebenfalls in erſichtlicher Weiſe. Aus den Meeren zwiſchen den Wende- kreiſen ſtammen diejenigen Fiſche, welche von der uns gewohnten, für uns urbildlichen Geſtalt am Meiſten abweichen. Licht und Wärme, die ſchöpferiſchen Urkräfte, üben ihren von uns gewiß noch nicht vollſtändig erkannten Einfluß unter den niederen Breitengraden auch in der Tiefe des Meeres aus. Das in ſeiner Zuſammenſetzung ſo gleichmäßige Waſſer, deſſen Wärmehaltigkeit in den ver- ſchiedenen Erdgürteln weit weniger ſchwankt als die Wärme der Luft, macht es erklärlich, daß es auch den nordiſchen Meeren an wunderbaren Fiſchgeſtalten nicht mangelt; die Vielgeſtaltigkeit der Klaſſe zeigt ſich aber doch nur unter den niederen Breiten. Schon das mittelländiſche Meer beherbergt ſehr viele Arten, welche ihm durchaus eigenthümlich ſind und nicht einmal in dem atlantiſchen Meere vorkommen, bezüglich in ihm gefunden worden ſind. Eine größere Selbſtändigkeit ſeiner Fiſchwelt lehrt uns die Erforſchung des indiſchen, insbeſondere des rothen Meeres, des Meer- buſens von Mejiko, der engen Straßen zwiſchen den Sundainſeln, der japaneſiſchen Gewäſſer u. ſ. w. Einzelne dieſer Meere beherbergen artenreiche Familien, welche in anderen bisher noch nicht beobachtet worden ſind, andere beſitzen ſolche Familien mit benachbarten Gewäſſern gemeinſchaftlich; eine Grenze des Verbreitungsgebietes aber läßt ſich faſt immer feſtſtellen.
So einförmig und gleichartig die Lebensweiſe, die Gewohnheiten und Sitten der Fiſche zu ſein ſcheinen, ſo manchfach und verſchiedenartig zeigt ſich ihr Treiben bei genauerer Beobachtung. Von unſeren Flußſiſchen haben wir erfahren, daß jeder einzelne mehr oder weniger eine beſtimmte Lebens-
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Die Fiſche. Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Fiſche können an Bewegungsfähigkeit mit den Vögeln wetteifern; keiner von ihnen aber unternimmt
regelmäßige Wanderungen, deren Ausdehnung verglichen werden darf mit den Strecken, wie ſie
Vögel durchmeſſen.
Aufenthaltsort und Geſtalt ſtehen in innigſter Wechſelbeziehung zu einander. Die in den
tropiſchen Meeren der Gleicherländer lebenden Fiſche ſind anders geſtaltet als die, deren Heimat in
der Nähe der Pole liegt, die Meerfiſche im Allgemeinen verſchieden von denen, welche in Süßgewäſſern
herbergen. Allerdings gibt es viele von ihnen, bei denen dieſe Beziehungen ſich weniger bemerklich
machen, viele, welche ebenſowohl im Meere als in Flüſſen oder in Landſeen ſich aufhalten können,
aber kaum einen einzigen von dieſen Wechſelfiſchen, wie wir ſie nennen wollen, welcher ſein ganzes
Leben im Meere oder im Süßwaſſer verbrächte. Vom Meere aus ſteigen Fiſche in die Flüſſe empor,
um zu laichen, von den Flüſſen aus andere, des gleichen Zweckes halber, zum Meere herab.
Werden ſie verhindert an ſolcher Wanderung, ſo erfüllen ſie nicht ihren Lebenslauf. Eine beſtimmte
Heimat haben alſo auch ſie, möge man nun das Meer oder die ſüßen Gewäſſer als ſolche bezeichnen.
Wie abhängig ein Fiſch von ſeinem Wohngewäſſer iſt, zeigen uns diejenigen Arten, welche in unſeren
Flüſſen und Landſeen herbergen, unſeren Beobachtungen alſo am Meiſten zugänglich ſind. Als
ſelbſtverſtändlich nehmen wir es an, daß die Forelle nur im reinen Gebirgswaſſer, der Wels nur in
ſchlammigen Teichen, die Groppe blos auf ſteinigem Grunde gedeiht, der Schlammbeißer nicht
umſonſt ſeinen Namen führt; aber nicht minder begreiflich wird es Dem, welcher vergleicht, daß der
eine Fiſch, wenn nicht ausſchließlich, ſo doch vorzugsweiſe auf dem Boden des Meeres ſich tummelt,
während der andere die höheren Waſſerſchichten bevorzugt, daß die Scholle auch wirklich hängt an
der Scholle des Meeres, der Flugfiſch hingegen die Tiefe meidet.
Was ein enges Gebiet uns lehrt, wird beſtätigt, wenn wir ein weiteres ins Auge faſſen. Auch
die Fiſche können Charakterthiere einer gewiſſen Gegend, eines beſtimmten Meeres ſein, obgleich ſich
bei ihnen die Abhängigkeit vom Klima und der mit ihm zuſammenhängenden Pflanzenwelt minder
deutlich zeigt als bei den übrigen Klaſſen der Wirbelthiere. Die Vielgeſtaltigkeit der Gleicherländer
bekundet ſich jedoch bei ihnen ebenfalls in erſichtlicher Weiſe. Aus den Meeren zwiſchen den Wende-
kreiſen ſtammen diejenigen Fiſche, welche von der uns gewohnten, für uns urbildlichen Geſtalt am
Meiſten abweichen. Licht und Wärme, die ſchöpferiſchen Urkräfte, üben ihren von uns gewiß noch
nicht vollſtändig erkannten Einfluß unter den niederen Breitengraden auch in der Tiefe des Meeres
aus. Das in ſeiner Zuſammenſetzung ſo gleichmäßige Waſſer, deſſen Wärmehaltigkeit in den ver-
ſchiedenen Erdgürteln weit weniger ſchwankt als die Wärme der Luft, macht es erklärlich, daß es
auch den nordiſchen Meeren an wunderbaren Fiſchgeſtalten nicht mangelt; die Vielgeſtaltigkeit der
Klaſſe zeigt ſich aber doch nur unter den niederen Breiten. Schon das mittelländiſche Meer
beherbergt ſehr viele Arten, welche ihm durchaus eigenthümlich ſind und nicht einmal in dem
atlantiſchen Meere vorkommen, bezüglich in ihm gefunden worden ſind. Eine größere Selbſtändigkeit
ſeiner Fiſchwelt lehrt uns die Erforſchung des indiſchen, insbeſondere des rothen Meeres, des Meer-
buſens von Mejiko, der engen Straßen zwiſchen den Sundainſeln, der japaneſiſchen Gewäſſer u. ſ. w.
Einzelne dieſer Meere beherbergen artenreiche Familien, welche in anderen bisher noch nicht beobachtet
worden ſind, andere beſitzen ſolche Familien mit benachbarten Gewäſſern gemeinſchaftlich; eine
Grenze des Verbreitungsgebietes aber läßt ſich faſt immer feſtſtellen.
So einförmig und gleichartig die Lebensweiſe, die Gewohnheiten und Sitten der Fiſche zu ſein
ſcheinen, ſo manchfach und verſchiedenartig zeigt ſich ihr Treiben bei genauerer Beobachtung. Von
unſeren Flußſiſchen haben wir erfahren, daß jeder einzelne mehr oder weniger eine beſtimmte Lebens-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/488>, abgerufen am 23.12.2024.
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