Länge und sind oben dunkelgrau mit einem Schimmer ins Grünliche, unten heller gefärbt, ganz nach Art der Aale.
Ueber die Lebensweise wissen wir Folgendes. Die Aalmolche bewohnen die Sümpfe und anderweitige stehende Gewässer New-Orleans, Georgiens und Südkarolinas, schwimmen unter schlängelnder Bewegung nach Art der Aale ziemlich munter umher, wühlen sich aber oft auch in den Schlamm ein, während des Winters zuweilen zwei bis drei Fuß tief, indem sie hier nach Art der Regenwürmer sich einbohren. Gefangene Stücke, welche durch Zufall aus ihrem Gefäß geworfen worden, lebten mehrere Tage ohne Schaden auf dem Trocknen. Die Nahrung besteht in allerlei Kleingethier.
[Abbildung]
Der dreizehige Aalmolch(Amphiuma tridactylum). 1/2 der nat. Größe.
Von den Negern sollen die Aalmolche Congoschlangen genannt, als giftig angesehen und sehr gefürchtet werden.
Die Kiemenfischlinge(Branchiata) haben auf jeder Seite des Halses drei Kiemen, von denen man annimmt, daß sie während des ganzen Lebens bleiben. Der Leib dieser Thiere ist lang- gestreckt und wird gestützt durch vier oder zwei schwächliche Beine; der Schwanz trägt oben und unten einen Hautsaum. Wie bei den Aalmolchen überdeckt die Haut auch die Augen, und die Nasenlöcher durchbohren den knöchernen Gaumen nicht. Die Luftröhre ist häutig; die Lungen bestehen aus zwei langen Säcken, auf deren innerer Seite die Blutgefäße ein Netz mit lockeren Maschen bilden.
Unter den hierher gehörigen Lurchen geht uns der Olm am Nächsten an, weil er in Europa und zwar in Oesterreich gefunden wird.
Es sind gegenwärtig ungefähr zweihundert Jahre her, daß Valvasor von dem merkwürdigen Geschöpfe berichtete, welches wir heutigentages, Oken's Vorgange folgend, Olm nennen. Die biedern Krainer hatten dem Verfasser der "Ehre des Herzogthums Krain" von Lindwürmern erzählt, welche zu Zeiten aus der Tiefe der Erde hervorkommen und, wer kann sagen welches, Unheil anrichten sollten. Valvasor untersuchte die Sache und fand, daß der vermeintliche Lindwurm "ein
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Aalmolch.
Länge und ſind oben dunkelgrau mit einem Schimmer ins Grünliche, unten heller gefärbt, ganz nach Art der Aale.
Ueber die Lebensweiſe wiſſen wir Folgendes. Die Aalmolche bewohnen die Sümpfe und anderweitige ſtehende Gewäſſer New-Orleans, Georgiens und Südkarolinas, ſchwimmen unter ſchlängelnder Bewegung nach Art der Aale ziemlich munter umher, wühlen ſich aber oft auch in den Schlamm ein, während des Winters zuweilen zwei bis drei Fuß tief, indem ſie hier nach Art der Regenwürmer ſich einbohren. Gefangene Stücke, welche durch Zufall aus ihrem Gefäß geworfen worden, lebten mehrere Tage ohne Schaden auf dem Trocknen. Die Nahrung beſteht in allerlei Kleingethier.
[Abbildung]
Der dreizehige Aalmolch(Amphiuma tridactylum). ½ der nat. Größe.
Von den Negern ſollen die Aalmolche Congoſchlangen genannt, als giftig angeſehen und ſehr gefürchtet werden.
Die Kiemenfiſchlinge(Branchiata) haben auf jeder Seite des Halſes drei Kiemen, von denen man annimmt, daß ſie während des ganzen Lebens bleiben. Der Leib dieſer Thiere iſt lang- geſtreckt und wird geſtützt durch vier oder zwei ſchwächliche Beine; der Schwanz trägt oben und unten einen Hautſaum. Wie bei den Aalmolchen überdeckt die Haut auch die Augen, und die Naſenlöcher durchbohren den knöchernen Gaumen nicht. Die Luftröhre iſt häutig; die Lungen beſtehen aus zwei langen Säcken, auf deren innerer Seite die Blutgefäße ein Netz mit lockeren Maſchen bilden.
Unter den hierher gehörigen Lurchen geht uns der Olm am Nächſten an, weil er in Europa und zwar in Oeſterreich gefunden wird.
Es ſind gegenwärtig ungefähr zweihundert Jahre her, daß Valvaſor von dem merkwürdigen Geſchöpfe berichtete, welches wir heutigentages, Oken’s Vorgange folgend, Olm nennen. Die biedern Krainer hatten dem Verfaſſer der „Ehre des Herzogthums Krain“ von Lindwürmern erzählt, welche zu Zeiten aus der Tiefe der Erde hervorkommen und, wer kann ſagen welches, Unheil anrichten ſollten. Valvaſor unterſuchte die Sache und fand, daß der vermeintliche Lindwurm „ein
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Aalmolch.
Länge und ſind oben dunkelgrau mit einem Schimmer ins Grünliche, unten heller gefärbt, ganz
nach Art der Aale.
Ueber die Lebensweiſe wiſſen wir Folgendes. Die Aalmolche bewohnen die Sümpfe und
anderweitige ſtehende Gewäſſer New-Orleans, Georgiens und Südkarolinas, ſchwimmen unter
ſchlängelnder Bewegung nach Art der Aale ziemlich munter umher, wühlen ſich aber oft auch in den
Schlamm ein, während des Winters zuweilen zwei bis drei Fuß tief, indem ſie hier nach Art der
Regenwürmer ſich einbohren. Gefangene Stücke, welche durch Zufall aus ihrem Gefäß geworfen
worden, lebten mehrere Tage ohne Schaden auf dem Trocknen. Die Nahrung beſteht in
allerlei Kleingethier.
[Abbildung Der dreizehige Aalmolch (Amphiuma tridactylum). ½ der nat. Größe.]
Von den Negern ſollen die Aalmolche Congoſchlangen genannt, als giftig angeſehen und ſehr
gefürchtet werden.
Die Kiemenfiſchlinge (Branchiata) haben auf jeder Seite des Halſes drei Kiemen, von
denen man annimmt, daß ſie während des ganzen Lebens bleiben. Der Leib dieſer Thiere iſt lang-
geſtreckt und wird geſtützt durch vier oder zwei ſchwächliche Beine; der Schwanz trägt oben und unten
einen Hautſaum. Wie bei den Aalmolchen überdeckt die Haut auch die Augen, und die Naſenlöcher
durchbohren den knöchernen Gaumen nicht. Die Luftröhre iſt häutig; die Lungen beſtehen aus zwei
langen Säcken, auf deren innerer Seite die Blutgefäße ein Netz mit lockeren Maſchen bilden.
Unter den hierher gehörigen Lurchen geht uns der Olm am Nächſten an, weil er in Europa
und zwar in Oeſterreich gefunden wird.
Es ſind gegenwärtig ungefähr zweihundert Jahre her, daß Valvaſor von dem merkwürdigen
Geſchöpfe berichtete, welches wir heutigentages, Oken’s Vorgange folgend, Olm nennen. Die
biedern Krainer hatten dem Verfaſſer der „Ehre des Herzogthums Krain“ von Lindwürmern erzählt,
welche zu Zeiten aus der Tiefe der Erde hervorkommen und, wer kann ſagen welches, Unheil
anrichten ſollten. Valvaſor unterſuchte die Sache und fand, daß der vermeintliche Lindwurm „ein
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/465>, abgerufen am 01.11.2024.
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