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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Brillensalamander. Rippenmolch.

Wenn man will, kann man die Wassermolche (Tritones) in einer besonderen Familie
vereinigen, obgleich sie sich in ihrem Leibesbau sehr wenig von den Erdmolchen unterscheiden. Jhr
Leib ist mehr oder weniger schlank, walzig, der Schwanz von der Seite stark zusammengedrückt, also
ruderähnlich, bei einzelnen auch wohl noch mit einem Hautkamme verziert. Die Vorderfüße haben
immer vier, die Hinterfüße stets fünf Zehen, welche oft auch am Grunde durch eine Haut mehr oder
weniger verbunden werden. Die Kinnladen sind gezahnt, die Gaumenknochen außerdem mit Quer-
und Längsreihen von Zähnen besetzt.

Alle Wassermolche halten sich vorzugsweise in stehendem, seltener in fließendem Wasser auf,
schwimmen hier sehr geschickt und rasch umher, legen in ihren Bewegungen größere Munterkeit
an den Tag als die Erdmolche, und stellen als tüchtige Räuber allerlei Kleingethier nach. Alle bis
jetzt bekannten Arten pflanzen sich fort durch Eier; das Merkwürdige aber ist, daß einzelne es
thun, bevor sie ihre vollständige Ausbildung erlangt haben. Den gelegten Eiern widmen sie nicht
die geringste Sorgfalt, sondern überlassen sie, wie andere Lurche auch, den Einwirkungen des Wassers
und der Wärme. Die Larven tragen ebenfalls Kiemen, verlassen aber die Eihülle, wie von
vornherein anzunehmen, noch ehe sich ihre Glieder gebildet haben. Jm Verlaufe der Entwicklung
erscheinen zuerst die vorderen, sodann die hinteren Füße und verschwinden endlich die Kiemen, bei
gewissen Arten jedoch erst in höherem Alter, bei einzelnen Stücken dieser Arten möglicherweise gar
nicht. Nachdem die Kiemen eingeschrumpft und die Kiemenspalten sich geschlossen, tritt Lungen-
athmung ein.

Da die hierher gehörigen Thiere einen scharfen Schleim nicht ausschwitzen, sind sie weit mehr
Gefahren ausgesetzt als ihre auf dem Lande lebenden Ordnungsverwandten und werden massenhaft
von allen im Wasser lebenden Raubthieren, insbesondere von den Naubfischen vertilgt. Anderer-
seits aber erreicht die den Lurchen eigene Lebenszähigkeit bei ihnen den höchsten Grad und hilft ihnen
über manche Fährlichkeiten hinweg, welche anderen Thieren unrettbar das Verderben bringen würden;
daher kommt es, daß Wassermolche eigentlich überall, wo sie einmal vorkommen, häufig sind.



Michahelles, ein trefflicher Forscher, veröffentlichte im Jahre 1830 die Beschreibung eines
Wassermolches, welcher von ihm zum Vertreter einer besonderen Sippe erhoben, von späteren
Forschern sogar als das Urbild einer eigenen Familie angesehen wurde. Das Thier, der Rippen-
molch
(Pleurodeles Waltelii), unterscheidet sich von allen Verwandten, ja von allen Lurchen über-
haupt dadurch, daß er an zwölf bis vierzehn Wirbeln verhältnißmäßig lange Rippenstummel trägt.
Jm Allgemeinen ähnelt er den Tritonen sehr, weicht aber durch den plattgedrückten Kopf, die schon
durch die Muskel- und Hautdecken ersichtlichen, nach Dumerils Beobachtungen diese sogar durch-
bohrenden spitzen Rippen und den verhältnißmäßig sehr langen Schwanz ab. Der Kopf ist breiter
als der Rumpf und deutlich von diesem getrennt; die Nasenlöcher stehen weit von einander; die
Augen sind länglichkreisrund, die oberen Lider ziemlich ausgebildet; der Leib ist walzig, der Schwanz
länger und niederer als der Leib, seitlich zusammengedrückt, scharfspitzig, oben und unten mit einer
nur linienhohen Schwimmflosse besetzt. Der Haut fehlen die seitlichen Drüsenanhäufungen der Erd-
salamander; übrigens ist sie durchaus, namentlich in der Kinngegend, mit zahlreichen, kleinen,
unregelmäßigen, etwas erhöhten Drüsen besetzt. Die vorderen Beine haben vier, die hinteren
fünf nagellose, nicht durch Schwimmhäute verbundene Zehen. Ueber die Färbung lassen sich
kaum bestimmte Angaben machen. Michahelles beschreibt sie als ein schmuziges, etwas ins
Grauliche spielendes Braun mit wenig bemerklichen Flecken auf dem Rücken, während die Bauchseite
auf ockergelbem Grunde kleine, runde schwarzgraue Flecken zeigt. Dumeril, welcher im Jahre
1852 lebende Stücke erhielt, gibt eine Abbildung, nach welcher die Färbung der Oberseite auf

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Brillenſalamander. Rippenmolch.

Wenn man will, kann man die Waſſermolche (Tritones) in einer beſonderen Familie
vereinigen, obgleich ſie ſich in ihrem Leibesbau ſehr wenig von den Erdmolchen unterſcheiden. Jhr
Leib iſt mehr oder weniger ſchlank, walzig, der Schwanz von der Seite ſtark zuſammengedrückt, alſo
ruderähnlich, bei einzelnen auch wohl noch mit einem Hautkamme verziert. Die Vorderfüße haben
immer vier, die Hinterfüße ſtets fünf Zehen, welche oft auch am Grunde durch eine Haut mehr oder
weniger verbunden werden. Die Kinnladen ſind gezahnt, die Gaumenknochen außerdem mit Quer-
und Längsreihen von Zähnen beſetzt.

Alle Waſſermolche halten ſich vorzugsweiſe in ſtehendem, ſeltener in fließendem Waſſer auf,
ſchwimmen hier ſehr geſchickt und raſch umher, legen in ihren Bewegungen größere Munterkeit
an den Tag als die Erdmolche, und ſtellen als tüchtige Räuber allerlei Kleingethier nach. Alle bis
jetzt bekannten Arten pflanzen ſich fort durch Eier; das Merkwürdige aber iſt, daß einzelne es
thun, bevor ſie ihre vollſtändige Ausbildung erlangt haben. Den gelegten Eiern widmen ſie nicht
die geringſte Sorgfalt, ſondern überlaſſen ſie, wie andere Lurche auch, den Einwirkungen des Waſſers
und der Wärme. Die Larven tragen ebenfalls Kiemen, verlaſſen aber die Eihülle, wie von
vornherein anzunehmen, noch ehe ſich ihre Glieder gebildet haben. Jm Verlaufe der Entwicklung
erſcheinen zuerſt die vorderen, ſodann die hinteren Füße und verſchwinden endlich die Kiemen, bei
gewiſſen Arten jedoch erſt in höherem Alter, bei einzelnen Stücken dieſer Arten möglicherweiſe gar
nicht. Nachdem die Kiemen eingeſchrumpft und die Kiemenſpalten ſich geſchloſſen, tritt Lungen-
athmung ein.

Da die hierher gehörigen Thiere einen ſcharfen Schleim nicht ausſchwitzen, ſind ſie weit mehr
Gefahren ausgeſetzt als ihre auf dem Lande lebenden Ordnungsverwandten und werden maſſenhaft
von allen im Waſſer lebenden Raubthieren, insbeſondere von den Naubfiſchen vertilgt. Anderer-
ſeits aber erreicht die den Lurchen eigene Lebenszähigkeit bei ihnen den höchſten Grad und hilft ihnen
über manche Fährlichkeiten hinweg, welche anderen Thieren unrettbar das Verderben bringen würden;
daher kommt es, daß Waſſermolche eigentlich überall, wo ſie einmal vorkommen, häufig ſind.



Michahelles, ein trefflicher Forſcher, veröffentlichte im Jahre 1830 die Beſchreibung eines
Waſſermolches, welcher von ihm zum Vertreter einer beſonderen Sippe erhoben, von ſpäteren
Forſchern ſogar als das Urbild einer eigenen Familie angeſehen wurde. Das Thier, der Rippen-
molch
(Pleurodeles Waltelii), unterſcheidet ſich von allen Verwandten, ja von allen Lurchen über-
haupt dadurch, daß er an zwölf bis vierzehn Wirbeln verhältnißmäßig lange Rippenſtummel trägt.
Jm Allgemeinen ähnelt er den Tritonen ſehr, weicht aber durch den plattgedrückten Kopf, die ſchon
durch die Muskel- und Hautdecken erſichtlichen, nach Dumerils Beobachtungen dieſe ſogar durch-
bohrenden ſpitzen Rippen und den verhältnißmäßig ſehr langen Schwanz ab. Der Kopf iſt breiter
als der Rumpf und deutlich von dieſem getrennt; die Naſenlöcher ſtehen weit von einander; die
Augen ſind länglichkreisrund, die oberen Lider ziemlich ausgebildet; der Leib iſt walzig, der Schwanz
länger und niederer als der Leib, ſeitlich zuſammengedrückt, ſcharfſpitzig, oben und unten mit einer
nur linienhohen Schwimmfloſſe beſetzt. Der Haut fehlen die ſeitlichen Drüſenanhäufungen der Erd-
ſalamander; übrigens iſt ſie durchaus, namentlich in der Kinngegend, mit zahlreichen, kleinen,
unregelmäßigen, etwas erhöhten Drüſen beſetzt. Die vorderen Beine haben vier, die hinteren
fünf nagelloſe, nicht durch Schwimmhäute verbundene Zehen. Ueber die Färbung laſſen ſich
kaum beſtimmte Angaben machen. Michahelles beſchreibt ſie als ein ſchmuziges, etwas ins
Grauliche ſpielendes Braun mit wenig bemerklichen Flecken auf dem Rücken, während die Bauchſeite
auf ockergelbem Grunde kleine, runde ſchwarzgraue Flecken zeigt. Dumeril, welcher im Jahre
1852 lebende Stücke erhielt, gibt eine Abbildung, nach welcher die Färbung der Oberſeite auf

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[419/0447] Brillenſalamander. Rippenmolch. Wenn man will, kann man die Waſſermolche (Tritones) in einer beſonderen Familie vereinigen, obgleich ſie ſich in ihrem Leibesbau ſehr wenig von den Erdmolchen unterſcheiden. Jhr Leib iſt mehr oder weniger ſchlank, walzig, der Schwanz von der Seite ſtark zuſammengedrückt, alſo ruderähnlich, bei einzelnen auch wohl noch mit einem Hautkamme verziert. Die Vorderfüße haben immer vier, die Hinterfüße ſtets fünf Zehen, welche oft auch am Grunde durch eine Haut mehr oder weniger verbunden werden. Die Kinnladen ſind gezahnt, die Gaumenknochen außerdem mit Quer- und Längsreihen von Zähnen beſetzt. Alle Waſſermolche halten ſich vorzugsweiſe in ſtehendem, ſeltener in fließendem Waſſer auf, ſchwimmen hier ſehr geſchickt und raſch umher, legen in ihren Bewegungen größere Munterkeit an den Tag als die Erdmolche, und ſtellen als tüchtige Räuber allerlei Kleingethier nach. Alle bis jetzt bekannten Arten pflanzen ſich fort durch Eier; das Merkwürdige aber iſt, daß einzelne es thun, bevor ſie ihre vollſtändige Ausbildung erlangt haben. Den gelegten Eiern widmen ſie nicht die geringſte Sorgfalt, ſondern überlaſſen ſie, wie andere Lurche auch, den Einwirkungen des Waſſers und der Wärme. Die Larven tragen ebenfalls Kiemen, verlaſſen aber die Eihülle, wie von vornherein anzunehmen, noch ehe ſich ihre Glieder gebildet haben. Jm Verlaufe der Entwicklung erſcheinen zuerſt die vorderen, ſodann die hinteren Füße und verſchwinden endlich die Kiemen, bei gewiſſen Arten jedoch erſt in höherem Alter, bei einzelnen Stücken dieſer Arten möglicherweiſe gar nicht. Nachdem die Kiemen eingeſchrumpft und die Kiemenſpalten ſich geſchloſſen, tritt Lungen- athmung ein. Da die hierher gehörigen Thiere einen ſcharfen Schleim nicht ausſchwitzen, ſind ſie weit mehr Gefahren ausgeſetzt als ihre auf dem Lande lebenden Ordnungsverwandten und werden maſſenhaft von allen im Waſſer lebenden Raubthieren, insbeſondere von den Naubfiſchen vertilgt. Anderer- ſeits aber erreicht die den Lurchen eigene Lebenszähigkeit bei ihnen den höchſten Grad und hilft ihnen über manche Fährlichkeiten hinweg, welche anderen Thieren unrettbar das Verderben bringen würden; daher kommt es, daß Waſſermolche eigentlich überall, wo ſie einmal vorkommen, häufig ſind. Michahelles, ein trefflicher Forſcher, veröffentlichte im Jahre 1830 die Beſchreibung eines Waſſermolches, welcher von ihm zum Vertreter einer beſonderen Sippe erhoben, von ſpäteren Forſchern ſogar als das Urbild einer eigenen Familie angeſehen wurde. Das Thier, der Rippen- molch (Pleurodeles Waltelii), unterſcheidet ſich von allen Verwandten, ja von allen Lurchen über- haupt dadurch, daß er an zwölf bis vierzehn Wirbeln verhältnißmäßig lange Rippenſtummel trägt. Jm Allgemeinen ähnelt er den Tritonen ſehr, weicht aber durch den plattgedrückten Kopf, die ſchon durch die Muskel- und Hautdecken erſichtlichen, nach Dumerils Beobachtungen dieſe ſogar durch- bohrenden ſpitzen Rippen und den verhältnißmäßig ſehr langen Schwanz ab. Der Kopf iſt breiter als der Rumpf und deutlich von dieſem getrennt; die Naſenlöcher ſtehen weit von einander; die Augen ſind länglichkreisrund, die oberen Lider ziemlich ausgebildet; der Leib iſt walzig, der Schwanz länger und niederer als der Leib, ſeitlich zuſammengedrückt, ſcharfſpitzig, oben und unten mit einer nur linienhohen Schwimmfloſſe beſetzt. Der Haut fehlen die ſeitlichen Drüſenanhäufungen der Erd- ſalamander; übrigens iſt ſie durchaus, namentlich in der Kinngegend, mit zahlreichen, kleinen, unregelmäßigen, etwas erhöhten Drüſen beſetzt. Die vorderen Beine haben vier, die hinteren fünf nagelloſe, nicht durch Schwimmhäute verbundene Zehen. Ueber die Färbung laſſen ſich kaum beſtimmte Angaben machen. Michahelles beſchreibt ſie als ein ſchmuziges, etwas ins Grauliche ſpielendes Braun mit wenig bemerklichen Flecken auf dem Rücken, während die Bauchſeite auf ockergelbem Grunde kleine, runde ſchwarzgraue Flecken zeigt. Dumeril, welcher im Jahre 1852 lebende Stücke erhielt, gibt eine Abbildung, nach welcher die Färbung der Oberſeite auf 27*

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/447>, abgerufen am 18.05.2024.