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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Feuersalamander.
scheinlich in Folge der größeren Wärme, weit schneller als die im Freien zur Welt gebrachten und
können schon nach drei Wochen aufs Trockene gehen.

Der scharfätzende Saft, welchen die Hautdrüsen absondern, schützt diese Lurche vor vielen
Feinden, weil er letzteren unangenehm, ja sogar gefährlich wird. Wenn man einen Salamander im
Genick ergreift, und ihn drückt, spritzt dieser Saft fußweit weg; das Thier kann seine Drüsen aber
auch willkürlich entleeren und thut es in der Angst regelmäßig, um sich vor Angriffen zu schützen.
Man hat die Wirkungen gedachten Saftes vielfach übertrieben, sogar ein Oken sich nicht gescheut,
anzugeben, daß Kinder gestorben seien, welche aus einem mit Salamandern besetzten Brunnen
getrunken hätten; vielfache Versuche aber, welche angestellt wurden, haben eben nur bewiesen, daß er
auf Schleimhäuten ein heftiges Brennen, also gewissermaßen eine Entzündung verursacht, an
welcher kleine, schwache Vögel, Kriechthiere und Lurche auch wohl zu Grunde gehen können. Eidechsen,
welche Laurenti zwang, Salamander zu beißen, wurden von Krämpfen befallen und starben,
Hunde hingegen, Puter und Hühner, denen man in Stücke zerhackte Salamander zu fressen
gab, verdauten diese ohne Schaden, obgleich es vorkam, daß die Hunde zuweilen sich erbrachen.
Neuerdings nun hat Abini das "Gift" wieder untersucht und der "zoologisch-botanischen Gesell-
schaft" zu Wien über die gewonnenen Ergebnisse Mittheilung gemacht.

"Hat man einmal", sagt er, "den natürlichen Abschen, welchen solch' kriechende, stumme,
starräugige Geschöpfe fast jedem Menschen einflößen, überstanden, und nimmt man dieselben mit
Vorsicht auf die flache Hand, so bleiben dieselben gewöhnlich ganz ruhig; ja, es scheint ihnen die
Körperwärme der Hand selbst angenehm zu sein: faßt man sie aber mit Furcht und zitternder Hand
an, sodaß man sie an gewissen Stellen stark zusammendrückt, so spritzen sie mehrere Tropfen ihres
weißen Saftes aus, welcher schnell eintrocknet; dann nimmt man auch sofort den angenehmen Duft
des unter dem Namen Moschusbock bekannten Käfers (Cerambyx moschatus) wahr. Will man
einen Salamander auf ein Bret binden, so sträubt er sich mit allen seinen Kräften und spritzt dabei
oft auf eine Entfernung von Fußweite den Saft aus, von welchem somit nur einige Tropfen auf
den Schweißlöchern der Haut bleiben.... Da ich mich überzeugt hatte, daß die Entleerung des
Saftes immer durch willkürliche Muskelbewegung bedingt wurde, versuchte ich durch Anwendung von
Elektrizität größere Mengen zu erhalten, wusch deshalb mehrere Thiere sorgfältig, brachte eines
nach dem andern in ein reines Becherglas, welches ich mit einer Glasplatte zudecken konnte, leitete
durch eine Oeffnung der letzteren die Drähte des Magnetelectromotor und konnte so das Thier beliebig
dem Strome aussetzen. Auf diese Weise erhielt ich den Saft theils auf die Wandungen des Glases,
theils auf die Deckel gespritzt."

Der so erhaltene Saft wurde nun geprüft und zeigte sich giftig auf beiden Wegen, er mochte in
das Blut oder in den Magen gebracht werden; ja, Abini bemerkte, daß derselbe noch weit rascher
und heftiger wirkte, wenn er denselben in den Mund der Vögel und Frösche brachte, als wenn er
ihn einimpfte. Thiere hingegen, welche von dem Fleische der durch Salamandergift getödteten
Geschöpfe fraßen, blieben gesund. Doch wurde bei den in dieser Hinsicht angestellten Versuchen aller-
dings die Vorsicht gebraucht, das Glied, in welches man Gift eingeimpft hatte, oder Speiseröhre und
Magen zu entfernen. Aus allen diesen Versuchen stellt Abini folgende Thatsachen fest: Das Gift
wirkt örtlich reizend, wie es bewiesen wird durch die starke Röthung der Mund- und Zungenschleimhaut
der Frösche, denen einige Tropfen des Saftes oder eines wässerigen Auszuges desselben in den Mund
eingeflößt wurden, sowie ferner durch Schütteln des Kopfes und Oeffnen des Schnabels bei Vögeln,
denen man die Absonderung eintrichterte. Bei großen Gaben und rasch folgendem Tode, welcher
bei vergifteten Vögeln gewöhnlich einzutreten pflegt, stellen sich Krämpfe ein, welche mit Schmerzens-
äußerungen und ängstlicher Aufregung begleitet zu sein pflegen; die Athmung und Herzbewegungen
sind rascher und häufiger; ein Vogel kann fliegen, aber nicht aufrecht auf den Füßen stehen; die
Füße werden gewöhnlich krampfhaft zusammengezogen wie die Zehen, und wenn der vergiftete Vogel
von der Stelle sich bewegen will, dreht er sich, auf einer oder der anderer Seite des Körpers liegend,

Feuerſalamander.
ſcheinlich in Folge der größeren Wärme, weit ſchneller als die im Freien zur Welt gebrachten und
können ſchon nach drei Wochen aufs Trockene gehen.

Der ſcharfätzende Saft, welchen die Hautdrüſen abſondern, ſchützt dieſe Lurche vor vielen
Feinden, weil er letzteren unangenehm, ja ſogar gefährlich wird. Wenn man einen Salamander im
Genick ergreift, und ihn drückt, ſpritzt dieſer Saft fußweit weg; das Thier kann ſeine Drüſen aber
auch willkürlich entleeren und thut es in der Angſt regelmäßig, um ſich vor Angriffen zu ſchützen.
Man hat die Wirkungen gedachten Saftes vielfach übertrieben, ſogar ein Oken ſich nicht geſcheut,
anzugeben, daß Kinder geſtorben ſeien, welche aus einem mit Salamandern beſetzten Brunnen
getrunken hätten; vielfache Verſuche aber, welche angeſtellt wurden, haben eben nur bewieſen, daß er
auf Schleimhäuten ein heftiges Brennen, alſo gewiſſermaßen eine Entzündung verurſacht, an
welcher kleine, ſchwache Vögel, Kriechthiere und Lurche auch wohl zu Grunde gehen können. Eidechſen,
welche Laurenti zwang, Salamander zu beißen, wurden von Krämpfen befallen und ſtarben,
Hunde hingegen, Puter und Hühner, denen man in Stücke zerhackte Salamander zu freſſen
gab, verdauten dieſe ohne Schaden, obgleich es vorkam, daß die Hunde zuweilen ſich erbrachen.
Neuerdings nun hat Abini das „Gift“ wieder unterſucht und der „zoologiſch-botaniſchen Geſell-
ſchaft“ zu Wien über die gewonnenen Ergebniſſe Mittheilung gemacht.

„Hat man einmal“, ſagt er, „den natürlichen Abſchen, welchen ſolch’ kriechende, ſtumme,
ſtarräugige Geſchöpfe faſt jedem Menſchen einflößen, überſtanden, und nimmt man dieſelben mit
Vorſicht auf die flache Hand, ſo bleiben dieſelben gewöhnlich ganz ruhig; ja, es ſcheint ihnen die
Körperwärme der Hand ſelbſt angenehm zu ſein: faßt man ſie aber mit Furcht und zitternder Hand
an, ſodaß man ſie an gewiſſen Stellen ſtark zuſammendrückt, ſo ſpritzen ſie mehrere Tropfen ihres
weißen Saftes aus, welcher ſchnell eintrocknet; dann nimmt man auch ſofort den angenehmen Duft
des unter dem Namen Moſchusbock bekannten Käfers (Cerambyx moschatus) wahr. Will man
einen Salamander auf ein Bret binden, ſo ſträubt er ſich mit allen ſeinen Kräften und ſpritzt dabei
oft auf eine Entfernung von Fußweite den Saft aus, von welchem ſomit nur einige Tropfen auf
den Schweißlöchern der Haut bleiben.... Da ich mich überzeugt hatte, daß die Entleerung des
Saftes immer durch willkürliche Muskelbewegung bedingt wurde, verſuchte ich durch Anwendung von
Elektrizität größere Mengen zu erhalten, wuſch deshalb mehrere Thiere ſorgfältig, brachte eines
nach dem andern in ein reines Becherglas, welches ich mit einer Glasplatte zudecken konnte, leitete
durch eine Oeffnung der letzteren die Drähte des Magnetelectromotor und konnte ſo das Thier beliebig
dem Strome ausſetzen. Auf dieſe Weiſe erhielt ich den Saft theils auf die Wandungen des Glaſes,
theils auf die Deckel geſpritzt.“

Der ſo erhaltene Saft wurde nun geprüft und zeigte ſich giftig auf beiden Wegen, er mochte in
das Blut oder in den Magen gebracht werden; ja, Abini bemerkte, daß derſelbe noch weit raſcher
und heftiger wirkte, wenn er denſelben in den Mund der Vögel und Fröſche brachte, als wenn er
ihn einimpfte. Thiere hingegen, welche von dem Fleiſche der durch Salamandergift getödteten
Geſchöpfe fraßen, blieben geſund. Doch wurde bei den in dieſer Hinſicht angeſtellten Verſuchen aller-
dings die Vorſicht gebraucht, das Glied, in welches man Gift eingeimpft hatte, oder Speiſeröhre und
Magen zu entfernen. Aus allen dieſen Verſuchen ſtellt Abini folgende Thatſachen feſt: Das Gift
wirkt örtlich reizend, wie es bewieſen wird durch die ſtarke Röthung der Mund- und Zungenſchleimhaut
der Fröſche, denen einige Tropfen des Saftes oder eines wäſſerigen Auszuges deſſelben in den Mund
eingeflößt wurden, ſowie ferner durch Schütteln des Kopfes und Oeffnen des Schnabels bei Vögeln,
denen man die Abſonderung eintrichterte. Bei großen Gaben und raſch folgendem Tode, welcher
bei vergifteten Vögeln gewöhnlich einzutreten pflegt, ſtellen ſich Krämpfe ein, welche mit Schmerzens-
äußerungen und ängſtlicher Aufregung begleitet zu ſein pflegen; die Athmung und Herzbewegungen
ſind raſcher und häufiger; ein Vogel kann fliegen, aber nicht aufrecht auf den Füßen ſtehen; die
Füße werden gewöhnlich krampfhaft zuſammengezogen wie die Zehen, und wenn der vergiftete Vogel
von der Stelle ſich bewegen will, dreht er ſich, auf einer oder der anderer Seite des Körpers liegend,

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[415/0443] Feuerſalamander. ſcheinlich in Folge der größeren Wärme, weit ſchneller als die im Freien zur Welt gebrachten und können ſchon nach drei Wochen aufs Trockene gehen. Der ſcharfätzende Saft, welchen die Hautdrüſen abſondern, ſchützt dieſe Lurche vor vielen Feinden, weil er letzteren unangenehm, ja ſogar gefährlich wird. Wenn man einen Salamander im Genick ergreift, und ihn drückt, ſpritzt dieſer Saft fußweit weg; das Thier kann ſeine Drüſen aber auch willkürlich entleeren und thut es in der Angſt regelmäßig, um ſich vor Angriffen zu ſchützen. Man hat die Wirkungen gedachten Saftes vielfach übertrieben, ſogar ein Oken ſich nicht geſcheut, anzugeben, daß Kinder geſtorben ſeien, welche aus einem mit Salamandern beſetzten Brunnen getrunken hätten; vielfache Verſuche aber, welche angeſtellt wurden, haben eben nur bewieſen, daß er auf Schleimhäuten ein heftiges Brennen, alſo gewiſſermaßen eine Entzündung verurſacht, an welcher kleine, ſchwache Vögel, Kriechthiere und Lurche auch wohl zu Grunde gehen können. Eidechſen, welche Laurenti zwang, Salamander zu beißen, wurden von Krämpfen befallen und ſtarben, Hunde hingegen, Puter und Hühner, denen man in Stücke zerhackte Salamander zu freſſen gab, verdauten dieſe ohne Schaden, obgleich es vorkam, daß die Hunde zuweilen ſich erbrachen. Neuerdings nun hat Abini das „Gift“ wieder unterſucht und der „zoologiſch-botaniſchen Geſell- ſchaft“ zu Wien über die gewonnenen Ergebniſſe Mittheilung gemacht. „Hat man einmal“, ſagt er, „den natürlichen Abſchen, welchen ſolch’ kriechende, ſtumme, ſtarräugige Geſchöpfe faſt jedem Menſchen einflößen, überſtanden, und nimmt man dieſelben mit Vorſicht auf die flache Hand, ſo bleiben dieſelben gewöhnlich ganz ruhig; ja, es ſcheint ihnen die Körperwärme der Hand ſelbſt angenehm zu ſein: faßt man ſie aber mit Furcht und zitternder Hand an, ſodaß man ſie an gewiſſen Stellen ſtark zuſammendrückt, ſo ſpritzen ſie mehrere Tropfen ihres weißen Saftes aus, welcher ſchnell eintrocknet; dann nimmt man auch ſofort den angenehmen Duft des unter dem Namen Moſchusbock bekannten Käfers (Cerambyx moschatus) wahr. Will man einen Salamander auf ein Bret binden, ſo ſträubt er ſich mit allen ſeinen Kräften und ſpritzt dabei oft auf eine Entfernung von Fußweite den Saft aus, von welchem ſomit nur einige Tropfen auf den Schweißlöchern der Haut bleiben.... Da ich mich überzeugt hatte, daß die Entleerung des Saftes immer durch willkürliche Muskelbewegung bedingt wurde, verſuchte ich durch Anwendung von Elektrizität größere Mengen zu erhalten, wuſch deshalb mehrere Thiere ſorgfältig, brachte eines nach dem andern in ein reines Becherglas, welches ich mit einer Glasplatte zudecken konnte, leitete durch eine Oeffnung der letzteren die Drähte des Magnetelectromotor und konnte ſo das Thier beliebig dem Strome ausſetzen. Auf dieſe Weiſe erhielt ich den Saft theils auf die Wandungen des Glaſes, theils auf die Deckel geſpritzt.“ Der ſo erhaltene Saft wurde nun geprüft und zeigte ſich giftig auf beiden Wegen, er mochte in das Blut oder in den Magen gebracht werden; ja, Abini bemerkte, daß derſelbe noch weit raſcher und heftiger wirkte, wenn er denſelben in den Mund der Vögel und Fröſche brachte, als wenn er ihn einimpfte. Thiere hingegen, welche von dem Fleiſche der durch Salamandergift getödteten Geſchöpfe fraßen, blieben geſund. Doch wurde bei den in dieſer Hinſicht angeſtellten Verſuchen aller- dings die Vorſicht gebraucht, das Glied, in welches man Gift eingeimpft hatte, oder Speiſeröhre und Magen zu entfernen. Aus allen dieſen Verſuchen ſtellt Abini folgende Thatſachen feſt: Das Gift wirkt örtlich reizend, wie es bewieſen wird durch die ſtarke Röthung der Mund- und Zungenſchleimhaut der Fröſche, denen einige Tropfen des Saftes oder eines wäſſerigen Auszuges deſſelben in den Mund eingeflößt wurden, ſowie ferner durch Schütteln des Kopfes und Oeffnen des Schnabels bei Vögeln, denen man die Abſonderung eintrichterte. Bei großen Gaben und raſch folgendem Tode, welcher bei vergifteten Vögeln gewöhnlich einzutreten pflegt, ſtellen ſich Krämpfe ein, welche mit Schmerzens- äußerungen und ängſtlicher Aufregung begleitet zu ſein pflegen; die Athmung und Herzbewegungen ſind raſcher und häufiger; ein Vogel kann fliegen, aber nicht aufrecht auf den Füßen ſtehen; die Füße werden gewöhnlich krampfhaft zuſammengezogen wie die Zehen, und wenn der vergiftete Vogel von der Stelle ſich bewegen will, dreht er ſich, auf einer oder der anderer Seite des Körpers liegend,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/443>, abgerufen am 21.12.2024.