Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schuppenechsen. Glanzschleichen.
Apotecken Crocodylea genannt, wirdt gebraucht das angesicht zu schönen, macklen, fläcken, rüselen
zu uertreiben."

Eine natürliche Folge dieses Wahnes, welcher heutigentages noch in den Köpfen einzelner
Mahammedaner spuken soll, war es, daß man unsere Glanzschleiche eifrigst verfolgte, zu Tausenden
sing und mit ihrem gedorrten oder zu Pulver gebrannten Leichnam einen schwungvollen Handel trieb.
Trotzdem wissen wir noch wenig über die Lebensweise des Thieres. Bruce erzählt, daß der Skink
in den feuchten Gegenden von Syrien, welche an Arabien stoßen, in unglaublicher Zahl vorkomme
und er in dem großen Hofe des Sonnentempels zu Baalbeck einmal viele Tausende zusammen gesehen
habe, welche den Boden, die Steine und alle Mauern dieser Ruine bedeckten, theilweise schliefen und
theilweise im Sonnenscheine herumliefen: es fragt sich jedoch noch sehr, ob die Echse, welche unser
Reisender meint, wirklich der Skink war; denn der Verbreitungskreis desselben scheint auf Afrika
beschränkt zu sein. Hier bewohnt er den Norden vom rothen Meere an bis zur Küste des atlantischen.
Jn Egypten, Rubien und Abessinien ist er nicht selten, in der Wüste Sahara scheint er sehr häufig

[Abbildung] Der Skink (Seincus officinalis).
vorzukommen, am Senegal hat man ihn ebenfalls beobachtet. Alerander Lefebvre, welcher im
Jahre 1828 die Oase Baharie besuchte, theilte Dumeril und Bibron mit, daß der Skink besonders
auf den kleinen, vom Winde zusammengetriebenen Sandhügeln am Fuße der Bäume und der das
bebaute Land umgebenden Hecken gefunden werde, hier sich in aller Ruhe im glühenden Strahle der
Sonne recke und von Zeit zu Zeit aufspringe, um einen Käfer oder ein anderes Kerbthier zu erhaschen.
Sein Lauf geschieht mit einiger Schnelligkeit; bei Gefahr sucht er sich aber nicht durch Laufen zu
retten, sondern vergräbt sich im Sande und zwar mit einer so wunderbaren Gewandtheit, daß er
schon im Verlaufe weniger Augenblicke mehrere Fuß durchwühlt hat. Gefangen, strengt er sich an
zu entkommen, versucht aber nie zu beißen oder sich mit seinen Klauen zu vertheidigen.

Der Skink ist eine sehr gedrungene Echse mit kurzen Gliedmaßen. Alle vier Füße tragen
fünf ungleich lange, seitlich gefranste, bis zur Wurzel getrennte Zehen; der Schwanz ist kegelförmig,
der Kopf an der Schnauze keilartig zugespitzt, die obere Kinnlade über die untere verlängert und vorn
etwas abgestumpft. Die Schuppen sind breiter als lang, abgerundet, glatt, glänzend, von
Farbe graulich und mit einer helleren Linie gezeichnet. Ueber den Leib verlaufen mehrere Quer-

Die Schuppenechſen. Glanzſchleichen.
Apotecken Crocodylea genannt, wirdt gebraucht das angeſicht zu ſchönen, macklen, fläcken, rüſelen
zu uertreiben.“

Eine natürliche Folge dieſes Wahnes, welcher heutigentages noch in den Köpfen einzelner
Mahammedaner ſpuken ſoll, war es, daß man unſere Glanzſchleiche eifrigſt verfolgte, zu Tauſenden
ſing und mit ihrem gedorrten oder zu Pulver gebrannten Leichnam einen ſchwungvollen Handel trieb.
Trotzdem wiſſen wir noch wenig über die Lebensweiſe des Thieres. Bruce erzählt, daß der Skink
in den feuchten Gegenden von Syrien, welche an Arabien ſtoßen, in unglaublicher Zahl vorkomme
und er in dem großen Hofe des Sonnentempels zu Baalbeck einmal viele Tauſende zuſammen geſehen
habe, welche den Boden, die Steine und alle Mauern dieſer Ruine bedeckten, theilweiſe ſchliefen und
theilweiſe im Sonnenſcheine herumliefen: es fragt ſich jedoch noch ſehr, ob die Echſe, welche unſer
Reiſender meint, wirklich der Skink war; denn der Verbreitungskreis deſſelben ſcheint auf Afrika
beſchränkt zu ſein. Hier bewohnt er den Norden vom rothen Meere an bis zur Küſte des atlantiſchen.
Jn Egypten, Rubien und Abeſſinien iſt er nicht ſelten, in der Wüſte Sahara ſcheint er ſehr häufig

[Abbildung] Der Skink (Seincus officinalis).
vorzukommen, am Senegal hat man ihn ebenfalls beobachtet. Alerander Lefebvre, welcher im
Jahre 1828 die Oaſe Baharïe beſuchte, theilte Dumeril und Bibron mit, daß der Skink beſonders
auf den kleinen, vom Winde zuſammengetriebenen Sandhügeln am Fuße der Bäume und der das
bebaute Land umgebenden Hecken gefunden werde, hier ſich in aller Ruhe im glühenden Strahle der
Sonne recke und von Zeit zu Zeit aufſpringe, um einen Käfer oder ein anderes Kerbthier zu erhaſchen.
Sein Lauf geſchieht mit einiger Schnelligkeit; bei Gefahr ſucht er ſich aber nicht durch Laufen zu
retten, ſondern vergräbt ſich im Sande und zwar mit einer ſo wunderbaren Gewandtheit, daß er
ſchon im Verlaufe weniger Augenblicke mehrere Fuß durchwühlt hat. Gefangen, ſtrengt er ſich an
zu entkommen, verſucht aber nie zu beißen oder ſich mit ſeinen Klauen zu vertheidigen.

Der Skink iſt eine ſehr gedrungene Echſe mit kurzen Gliedmaßen. Alle vier Füße tragen
fünf ungleich lange, ſeitlich gefranſte, bis zur Wurzel getrennte Zehen; der Schwanz iſt kegelförmig,
der Kopf an der Schnauze keilartig zugeſpitzt, die obere Kinnlade über die untere verlängert und vorn
etwas abgeſtumpft. Die Schuppen ſind breiter als lang, abgerundet, glatt, glänzend, von
Farbe graulich und mit einer helleren Linie gezeichnet. Ueber den Leib verlaufen mehrere Quer-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0180" n="160"/><fw place="top" type="header">Die Schuppenech&#x017F;en. Glanz&#x017F;chleichen.</fw><lb/>
Apotecken Crocodylea genannt, wirdt gebraucht das ange&#x017F;icht zu &#x017F;chönen, macklen, fläcken, rü&#x017F;elen<lb/>
zu uertreiben.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Eine natürliche Folge die&#x017F;es Wahnes, welcher heutigentages noch in den Köpfen einzelner<lb/>
Mahammedaner &#x017F;puken &#x017F;oll, war es, daß man un&#x017F;ere Glanz&#x017F;chleiche eifrig&#x017F;t verfolgte, zu Tau&#x017F;enden<lb/>
&#x017F;ing und mit ihrem gedorrten oder zu Pulver gebrannten Leichnam einen &#x017F;chwungvollen Handel trieb.<lb/>
Trotzdem wi&#x017F;&#x017F;en wir noch wenig über die Lebenswei&#x017F;e des Thieres. <hi rendition="#g">Bruce</hi> erzählt, daß der <hi rendition="#g">Skink</hi><lb/>
in den feuchten Gegenden von Syrien, welche an Arabien &#x017F;toßen, in unglaublicher Zahl vorkomme<lb/>
und er in dem großen Hofe des Sonnentempels zu Baalbeck einmal viele Tau&#x017F;ende zu&#x017F;ammen ge&#x017F;ehen<lb/>
habe, welche den Boden, die Steine und alle Mauern die&#x017F;er Ruine bedeckten, theilwei&#x017F;e &#x017F;chliefen und<lb/>
theilwei&#x017F;e im Sonnen&#x017F;cheine herumliefen: es fragt &#x017F;ich jedoch noch &#x017F;ehr, ob die Ech&#x017F;e, welche un&#x017F;er<lb/>
Rei&#x017F;ender meint, wirklich der Skink war; denn der Verbreitungskreis de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;cheint auf Afrika<lb/>
be&#x017F;chränkt zu &#x017F;ein. Hier bewohnt er den Norden vom rothen Meere an bis zur Kü&#x017F;te des atlanti&#x017F;chen.<lb/>
Jn Egypten, Rubien und Abe&#x017F;&#x017F;inien i&#x017F;t er nicht &#x017F;elten, in der Wü&#x017F;te Sahara &#x017F;cheint er &#x017F;ehr häufig<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Skink</hi><hi rendition="#aq">(Seincus officinalis).</hi></hi></head></figure><lb/>
vorzukommen, am Senegal hat man ihn ebenfalls beobachtet. <hi rendition="#g">Alerander Lefebvre,</hi> welcher im<lb/>
Jahre 1828 die Oa&#x017F;e Baharïe be&#x017F;uchte, theilte <hi rendition="#g">Dumeril</hi> und <hi rendition="#g">Bibron</hi> mit, daß der Skink be&#x017F;onders<lb/>
auf den kleinen, vom Winde zu&#x017F;ammengetriebenen Sandhügeln am Fuße der Bäume und der das<lb/>
bebaute Land umgebenden Hecken gefunden werde, hier &#x017F;ich in aller Ruhe im glühenden Strahle der<lb/>
Sonne recke und von Zeit zu Zeit auf&#x017F;pringe, um einen Käfer oder ein anderes Kerbthier zu erha&#x017F;chen.<lb/>
Sein Lauf ge&#x017F;chieht mit einiger Schnelligkeit; bei Gefahr &#x017F;ucht er &#x017F;ich aber nicht durch Laufen zu<lb/>
retten, &#x017F;ondern vergräbt &#x017F;ich im Sande und zwar mit einer &#x017F;o wunderbaren Gewandtheit, daß er<lb/>
&#x017F;chon im Verlaufe weniger Augenblicke mehrere Fuß durchwühlt hat. Gefangen, &#x017F;trengt er &#x017F;ich an<lb/>
zu entkommen, ver&#x017F;ucht aber nie zu beißen oder &#x017F;ich mit &#x017F;einen Klauen zu vertheidigen.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">Skink</hi> i&#x017F;t eine &#x017F;ehr gedrungene Ech&#x017F;e mit kurzen Gliedmaßen. Alle vier Füße tragen<lb/>
fünf ungleich lange, &#x017F;eitlich gefran&#x017F;te, bis zur Wurzel getrennte Zehen; der Schwanz i&#x017F;t kegelförmig,<lb/>
der Kopf an der Schnauze keilartig zuge&#x017F;pitzt, die obere Kinnlade über die untere verlängert und vorn<lb/>
etwas abge&#x017F;tumpft. Die Schuppen &#x017F;ind breiter als lang, abgerundet, glatt, glänzend, von<lb/>
Farbe graulich und mit einer helleren Linie gezeichnet. Ueber den Leib verlaufen mehrere Quer-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0180] Die Schuppenechſen. Glanzſchleichen. Apotecken Crocodylea genannt, wirdt gebraucht das angeſicht zu ſchönen, macklen, fläcken, rüſelen zu uertreiben.“ Eine natürliche Folge dieſes Wahnes, welcher heutigentages noch in den Köpfen einzelner Mahammedaner ſpuken ſoll, war es, daß man unſere Glanzſchleiche eifrigſt verfolgte, zu Tauſenden ſing und mit ihrem gedorrten oder zu Pulver gebrannten Leichnam einen ſchwungvollen Handel trieb. Trotzdem wiſſen wir noch wenig über die Lebensweiſe des Thieres. Bruce erzählt, daß der Skink in den feuchten Gegenden von Syrien, welche an Arabien ſtoßen, in unglaublicher Zahl vorkomme und er in dem großen Hofe des Sonnentempels zu Baalbeck einmal viele Tauſende zuſammen geſehen habe, welche den Boden, die Steine und alle Mauern dieſer Ruine bedeckten, theilweiſe ſchliefen und theilweiſe im Sonnenſcheine herumliefen: es fragt ſich jedoch noch ſehr, ob die Echſe, welche unſer Reiſender meint, wirklich der Skink war; denn der Verbreitungskreis deſſelben ſcheint auf Afrika beſchränkt zu ſein. Hier bewohnt er den Norden vom rothen Meere an bis zur Küſte des atlantiſchen. Jn Egypten, Rubien und Abeſſinien iſt er nicht ſelten, in der Wüſte Sahara ſcheint er ſehr häufig [Abbildung Der Skink (Seincus officinalis).] vorzukommen, am Senegal hat man ihn ebenfalls beobachtet. Alerander Lefebvre, welcher im Jahre 1828 die Oaſe Baharïe beſuchte, theilte Dumeril und Bibron mit, daß der Skink beſonders auf den kleinen, vom Winde zuſammengetriebenen Sandhügeln am Fuße der Bäume und der das bebaute Land umgebenden Hecken gefunden werde, hier ſich in aller Ruhe im glühenden Strahle der Sonne recke und von Zeit zu Zeit aufſpringe, um einen Käfer oder ein anderes Kerbthier zu erhaſchen. Sein Lauf geſchieht mit einiger Schnelligkeit; bei Gefahr ſucht er ſich aber nicht durch Laufen zu retten, ſondern vergräbt ſich im Sande und zwar mit einer ſo wunderbaren Gewandtheit, daß er ſchon im Verlaufe weniger Augenblicke mehrere Fuß durchwühlt hat. Gefangen, ſtrengt er ſich an zu entkommen, verſucht aber nie zu beißen oder ſich mit ſeinen Klauen zu vertheidigen. Der Skink iſt eine ſehr gedrungene Echſe mit kurzen Gliedmaßen. Alle vier Füße tragen fünf ungleich lange, ſeitlich gefranſte, bis zur Wurzel getrennte Zehen; der Schwanz iſt kegelförmig, der Kopf an der Schnauze keilartig zugeſpitzt, die obere Kinnlade über die untere verlängert und vorn etwas abgeſtumpft. Die Schuppen ſind breiter als lang, abgerundet, glatt, glänzend, von Farbe graulich und mit einer helleren Linie gezeichnet. Ueber den Leib verlaufen mehrere Quer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/180
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/180>, abgerufen am 02.05.2024.