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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schuppenechsen. Waraus. Dickechsen. Sandechsen.
den zwischen Auge und Maulspitze gestellten Nasenlöchern, sowie endlich den großen, rundlichen und
gekörnelten Schuppen. Die Dickechse (Pachysaurus albogularis), welche ausgewachsen eine Länge
von reichlich 5 Fuß erreicht, ist auf dunkelbraunem Grunde weiß gefleckt, auf der Unterseite lichter und
in der Kehlgegend gelblichweiß.

Erst A. Smith hat uns einigermaßen über die Lebensweise dieses Thieres unterrichtet;
Dumeril und Bibron kannten noch nicht einmal sein Vaterland. Smith fand die Dickechse im
Norden der Ansiedelung des Vorgebirges der guten Hoffnung an Felsenwänden oder niedrigen Stein-

[Abbildung] Die Dickechse (Pachysaurus albogularis). [ 1/6 ] der nat. Größe.
hügeln, in deren Spalten sie sich bei Gefahr zurückzieht. Wenn sie nicht mehr entrinnen kann,
klammert sie sich an Steinen oder an der Felsenwand selbst an und zwar so fest, daß man sie nur mit
größter Mühe loszureißen vermag. Ein erwachsenes Thier soll von einem einzelnen Manne nicht
abgerissen werden können, selbst dann nicht, wenn er vorher eine starke Schnur um die hinteren
Füße bindet. "Jch habe gesehen", sagt Smith, "daß zwei Leute nöthig waren, um eine erwachsene
Dickechse loszureißen, aber die Flucht ergreifen mußten, als ihre Auftrengungen gelungen waren, weil
das Thier sich in demselben Augenblicke mit einer wahren Wuth auf seine Feinde stürzte und diese
mit heftigen Bissen bedrohte. Nachdem es getödtet worden war, entdeckte man, daß es sich, bei der
kräftigen Anstrengung, sich festzuhalten, die Spitzen aller Nägel abgebrochen hatte."

Die Nahrung besteht in Kerbthieren, Krebsen, Fröschen, kleinen Vierfüßlern und dergl., denen
unsere Echse übertages nachgeht. Nicht selten bemerkt man sie in der Nähe der Flüsse, und die

Die Schuppenechſen. Waraus. Dickechſen. Sandechſen.
den zwiſchen Auge und Maulſpitze geſtellten Naſenlöchern, ſowie endlich den großen, rundlichen und
gekörnelten Schuppen. Die Dickechſe (Pachysaurus albogularis), welche ausgewachſen eine Länge
von reichlich 5 Fuß erreicht, iſt auf dunkelbraunem Grunde weiß gefleckt, auf der Unterſeite lichter und
in der Kehlgegend gelblichweiß.

Erſt A. Smith hat uns einigermaßen über die Lebensweiſe dieſes Thieres unterrichtet;
Dumeril und Bibron kannten noch nicht einmal ſein Vaterland. Smith fand die Dickechſe im
Norden der Anſiedelung des Vorgebirges der guten Hoffnung an Felſenwänden oder niedrigen Stein-

[Abbildung] Die Dickechſe (Pachysaurus albogularis). [⅙] der nat. Größe.
hügeln, in deren Spalten ſie ſich bei Gefahr zurückzieht. Wenn ſie nicht mehr entrinnen kann,
klammert ſie ſich an Steinen oder an der Felſenwand ſelbſt an und zwar ſo feſt, daß man ſie nur mit
größter Mühe loszureißen vermag. Ein erwachſenes Thier ſoll von einem einzelnen Manne nicht
abgeriſſen werden können, ſelbſt dann nicht, wenn er vorher eine ſtarke Schnur um die hinteren
Füße bindet. „Jch habe geſehen“, ſagt Smith, „daß zwei Leute nöthig waren, um eine erwachſene
Dickechſe loszureißen, aber die Flucht ergreifen mußten, als ihre Auftrengungen gelungen waren, weil
das Thier ſich in demſelben Augenblicke mit einer wahren Wuth auf ſeine Feinde ſtürzte und dieſe
mit heftigen Biſſen bedrohte. Nachdem es getödtet worden war, entdeckte man, daß es ſich, bei der
kräftigen Anſtrengung, ſich feſtzuhalten, die Spitzen aller Nägel abgebrochen hatte.“

Die Nahrung beſteht in Kerbthieren, Krebſen, Fröſchen, kleinen Vierfüßlern und dergl., denen
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[102/0118] Die Schuppenechſen. Waraus. Dickechſen. Sandechſen. den zwiſchen Auge und Maulſpitze geſtellten Naſenlöchern, ſowie endlich den großen, rundlichen und gekörnelten Schuppen. Die Dickechſe (Pachysaurus albogularis), welche ausgewachſen eine Länge von reichlich 5 Fuß erreicht, iſt auf dunkelbraunem Grunde weiß gefleckt, auf der Unterſeite lichter und in der Kehlgegend gelblichweiß. Erſt A. Smith hat uns einigermaßen über die Lebensweiſe dieſes Thieres unterrichtet; Dumeril und Bibron kannten noch nicht einmal ſein Vaterland. Smith fand die Dickechſe im Norden der Anſiedelung des Vorgebirges der guten Hoffnung an Felſenwänden oder niedrigen Stein- [Abbildung Die Dickechſe (Pachysaurus albogularis). ⅙ der nat. Größe.] hügeln, in deren Spalten ſie ſich bei Gefahr zurückzieht. Wenn ſie nicht mehr entrinnen kann, klammert ſie ſich an Steinen oder an der Felſenwand ſelbſt an und zwar ſo feſt, daß man ſie nur mit größter Mühe loszureißen vermag. Ein erwachſenes Thier ſoll von einem einzelnen Manne nicht abgeriſſen werden können, ſelbſt dann nicht, wenn er vorher eine ſtarke Schnur um die hinteren Füße bindet. „Jch habe geſehen“, ſagt Smith, „daß zwei Leute nöthig waren, um eine erwachſene Dickechſe loszureißen, aber die Flucht ergreifen mußten, als ihre Auftrengungen gelungen waren, weil das Thier ſich in demſelben Augenblicke mit einer wahren Wuth auf ſeine Feinde ſtürzte und dieſe mit heftigen Biſſen bedrohte. Nachdem es getödtet worden war, entdeckte man, daß es ſich, bei der kräftigen Anſtrengung, ſich feſtzuhalten, die Spitzen aller Nägel abgebrochen hatte.“ Die Nahrung beſteht in Kerbthieren, Krebſen, Fröſchen, kleinen Vierfüßlern und dergl., denen unſere Echſe übertages nachgeht. Nicht ſelten bemerkt man ſie in der Nähe der Flüſſe, und die

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/118>, abgerufen am 02.05.2024.