stürzen sich die Ueberlebenden sämmtlich wie todt in das Wasser herab, tauchen unter und erscheinen nun hier und da mit dem Halse wieder über der Oberfläche, wählen sich dann jedoch gewöhnlich Stellen, wo Schilf oder Gezweig sie möglichst verbirgt. Die Anhinga jagte der Prinz von Wied in Brasilien vom Boote aus. Sein Jäger legte sich in diesem nieder und ließ es still den Fluß hinabtreiben, bis es in genügende Nähe eines über dem Wasser sitzenden Vogels gekommen war, dann wurde so schnell als möglich abgefeuert. Auf schwimmende Schlangenhalsvögel zu schießen, ist ein mißlich Ding; man verschwendet dabei sehr viel Pulver und Blei und hat doch nur selten Erfolg, weil der Leib gegen den Hagel eines Gewehres vollständig geborgen ist und nur der dünne Hals als Zielgegenstand sich bietet. Jn Jnnerafrika kann diese Jagd auch noch in anderer Hinsicht ihr Unangenehmes haben, wie wir zu unserem Entsetzen erfahren mußten; doch ich habe ja diese Geschichte (Band II, Seite 773) bereits mitgetheilt.
Die Scharben(Phalacrocorax) unterscheiden sich von den Schlangenhalsvögeln hauptsächlich durch plumperen Bau und verschieden gebildeten Schnabel. Letzterer ist mittellang, zusammengedrückt, auf dem Rücken rundlich, an der Seite der Oberkinnlade gefurcht, an den Spitzen beider Kinnladen abwärts gebogen und starkhakig, der Fuß ist kräftig, der Fittig kurz, in ihm die dritte Schwinge die längste, der aus zwölf bis vierzehn Steuerfedern bestehende Schwanz kürzer als bei den Schlangen- halsvögeln, das Gefieder ähnlich gebildet, auf dem Rücken jedoch nicht so entwickelt wie bei dieser.
Die Lebensweise der verschiedenen Arten dieser Sippe stimmt nicht in jeder Hinsicht überein; gleichwohl dürfte es genügen, wenn wir uns mit der gemeinsten und uns zunächst angehenden Scharbenart beschäftigen. Diese, der Kormoran, die Eis- oder Baumscharbe, der Wasser- oder Seerabe, die Haldenente, Scholver, Schalucher etc. (Phalacrocorax Carbo) ist 35 bis 37 Zoll lang und 60 bis 64 Zoll breit; die Fittiglänge beträgt 14 bis 15, die Schwanzlänge 61/2 bis 7 Zoll. Das Gefieder ist auf Oberkopf, Hals, Brust, Bauch und Unterrücken glänzendschwarz- grün, sanft metallischschimmernd, auf dem Vorderrücken und den Flügeln bräunlich, bronzeglänzend und wegen der dunkleren Säume der Federn wie geschuppt; die Schwingen und Steuerfedern sind schwarz; ein weißer, hinter dem Auge beginnender Flecken umgibt die Kehle, ein anderer rundlicher steht auf den Weichen. Das Auge ist meergrün, der Schnabel schwarz, an der Wurzel gelblich, die nackte Haut des Gesichts und der Kehle gelb, der Fuß schwarz. Während der Fortpflanzungszeit trägt die Scharbe, namentlich die männliche, zarte haarartige weiße Federn am Kopfe, welche die dunklen überwuchern, aber sehr bald ausfallen. Der junge Vogel ist mehr oder weniger grau, auf der Oberseite dunkelaschgrau, in ähnlicher Weise wie der alte geschuppt, auf der unteren gilblich oder lichtgrau.
Vom mittleren Norwegen an trifft man den Kormoran in ganz Europa und während des Winters in erstaunlicher Anzahl in Afrika an; außerdem lebt er sehr häufig in Mittelasien und ebenso in Nordamerika, vonhieraus bis Westindien, vondortaus bis Südasien wandernd. Er bewohnt das Meer und süße Gewässer, je nach des Ortes Gelegenheit. Größere Flüsse oder Ströme, welche von Waldungen eingeschlossen werden, beherbergen stets Kormorane, da hier der Mensch ihrer nicht Herr werden kann; ja die zudringlichen, frechen Vögel siedeln sich sogar in unmittelbarer Nähe von Ortschaften an und lassen sich kaum oder doch mit größter Mühe vertreiben. Man kennt ein Beispiel, daß sie inmitten einer Stadt erschienen und sich den Kirchthurm zum Ruhesitz erwählten. Jn noch größerer Anzahl treten sie im Meere auf, jedoch nur an gewissen Stellen, da nämlich, wo die Küste felsig und schwer zugänglich ist, oder aber da, wo ein Kranz von Schären sie umlagert. Längs der Küste von Skandinavien, auf Jsland, den Faröerinseln, Hebriden, Orkaden etc. sind die Kormorane und andere Scharben sehr häufig, weil der Mensch gar nicht im Stande ist, ihnen hier entgegen zu
Kormoran.
ſtürzen ſich die Ueberlebenden ſämmtlich wie todt in das Waſſer herab, tauchen unter und erſcheinen nun hier und da mit dem Halſe wieder über der Oberfläche, wählen ſich dann jedoch gewöhnlich Stellen, wo Schilf oder Gezweig ſie möglichſt verbirgt. Die Anhinga jagte der Prinz von Wied in Braſilien vom Boote aus. Sein Jäger legte ſich in dieſem nieder und ließ es ſtill den Fluß hinabtreiben, bis es in genügende Nähe eines über dem Waſſer ſitzenden Vogels gekommen war, dann wurde ſo ſchnell als möglich abgefeuert. Auf ſchwimmende Schlangenhalsvögel zu ſchießen, iſt ein mißlich Ding; man verſchwendet dabei ſehr viel Pulver und Blei und hat doch nur ſelten Erfolg, weil der Leib gegen den Hagel eines Gewehres vollſtändig geborgen iſt und nur der dünne Hals als Zielgegenſtand ſich bietet. Jn Jnnerafrika kann dieſe Jagd auch noch in anderer Hinſicht ihr Unangenehmes haben, wie wir zu unſerem Entſetzen erfahren mußten; doch ich habe ja dieſe Geſchichte (Band II, Seite 773) bereits mitgetheilt.
Die Scharben(Phalacrocorax) unterſcheiden ſich von den Schlangenhalsvögeln hauptſächlich durch plumperen Bau und verſchieden gebildeten Schnabel. Letzterer iſt mittellang, zuſammengedrückt, auf dem Rücken rundlich, an der Seite der Oberkinnlade gefurcht, an den Spitzen beider Kinnladen abwärts gebogen und ſtarkhakig, der Fuß iſt kräftig, der Fittig kurz, in ihm die dritte Schwinge die längſte, der aus zwölf bis vierzehn Steuerfedern beſtehende Schwanz kürzer als bei den Schlangen- halsvögeln, das Gefieder ähnlich gebildet, auf dem Rücken jedoch nicht ſo entwickelt wie bei dieſer.
Die Lebensweiſe der verſchiedenen Arten dieſer Sippe ſtimmt nicht in jeder Hinſicht überein; gleichwohl dürfte es genügen, wenn wir uns mit der gemeinſten und uns zunächſt angehenden Scharbenart beſchäftigen. Dieſe, der Kormoran, die Eis- oder Baumſcharbe, der Waſſer- oder Seerabe, die Haldenente, Scholver, Schalucher ꝛc. (Phalacrocorax Carbo) iſt 35 bis 37 Zoll lang und 60 bis 64 Zoll breit; die Fittiglänge beträgt 14 bis 15, die Schwanzlänge 6½ bis 7 Zoll. Das Gefieder iſt auf Oberkopf, Hals, Bruſt, Bauch und Unterrücken glänzendſchwarz- grün, ſanft metalliſchſchimmernd, auf dem Vorderrücken und den Flügeln bräunlich, bronzeglänzend und wegen der dunkleren Säume der Federn wie geſchuppt; die Schwingen und Steuerfedern ſind ſchwarz; ein weißer, hinter dem Auge beginnender Flecken umgibt die Kehle, ein anderer rundlicher ſteht auf den Weichen. Das Auge iſt meergrün, der Schnabel ſchwarz, an der Wurzel gelblich, die nackte Haut des Geſichts und der Kehle gelb, der Fuß ſchwarz. Während der Fortpflanzungszeit trägt die Scharbe, namentlich die männliche, zarte haarartige weiße Federn am Kopfe, welche die dunklen überwuchern, aber ſehr bald ausfallen. Der junge Vogel iſt mehr oder weniger grau, auf der Oberſeite dunkelaſchgrau, in ähnlicher Weiſe wie der alte geſchuppt, auf der unteren gilblich oder lichtgrau.
Vom mittleren Norwegen an trifft man den Kormoran in ganz Europa und während des Winters in erſtaunlicher Anzahl in Afrika an; außerdem lebt er ſehr häufig in Mittelaſien und ebenſo in Nordamerika, vonhieraus bis Weſtindien, vondortaus bis Südaſien wandernd. Er bewohnt das Meer und ſüße Gewäſſer, je nach des Ortes Gelegenheit. Größere Flüſſe oder Ströme, welche von Waldungen eingeſchloſſen werden, beherbergen ſtets Kormorane, da hier der Menſch ihrer nicht Herr werden kann; ja die zudringlichen, frechen Vögel ſiedeln ſich ſogar in unmittelbarer Nähe von Ortſchaften an und laſſen ſich kaum oder doch mit größter Mühe vertreiben. Man kennt ein Beiſpiel, daß ſie inmitten einer Stadt erſchienen und ſich den Kirchthurm zum Ruheſitz erwählten. Jn noch größerer Anzahl treten ſie im Meere auf, jedoch nur an gewiſſen Stellen, da nämlich, wo die Küſte felſig und ſchwer zugänglich iſt, oder aber da, wo ein Kranz von Schären ſie umlagert. Längs der Küſte von Skandinavien, auf Jsland, den Faröerinſeln, Hebriden, Orkaden ꝛc. ſind die Kormorane und andere Scharben ſehr häufig, weil der Menſch gar nicht im Stande iſt, ihnen hier entgegen zu
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[923/0975]
Kormoran.
ſtürzen ſich die Ueberlebenden ſämmtlich wie todt in das Waſſer herab, tauchen unter und erſcheinen
nun hier und da mit dem Halſe wieder über der Oberfläche, wählen ſich dann jedoch gewöhnlich
Stellen, wo Schilf oder Gezweig ſie möglichſt verbirgt. Die Anhinga jagte der Prinz von Wied
in Braſilien vom Boote aus. Sein Jäger legte ſich in dieſem nieder und ließ es ſtill den Fluß
hinabtreiben, bis es in genügende Nähe eines über dem Waſſer ſitzenden Vogels gekommen war,
dann wurde ſo ſchnell als möglich abgefeuert. Auf ſchwimmende Schlangenhalsvögel zu ſchießen, iſt
ein mißlich Ding; man verſchwendet dabei ſehr viel Pulver und Blei und hat doch nur ſelten Erfolg,
weil der Leib gegen den Hagel eines Gewehres vollſtändig geborgen iſt und nur der dünne Hals als
Zielgegenſtand ſich bietet. Jn Jnnerafrika kann dieſe Jagd auch noch in anderer Hinſicht ihr
Unangenehmes haben, wie wir zu unſerem Entſetzen erfahren mußten; doch ich habe ja dieſe Geſchichte
(Band II, Seite 773) bereits mitgetheilt.
Die Scharben (Phalacrocorax) unterſcheiden ſich von den Schlangenhalsvögeln hauptſächlich
durch plumperen Bau und verſchieden gebildeten Schnabel. Letzterer iſt mittellang, zuſammengedrückt,
auf dem Rücken rundlich, an der Seite der Oberkinnlade gefurcht, an den Spitzen beider Kinnladen
abwärts gebogen und ſtarkhakig, der Fuß iſt kräftig, der Fittig kurz, in ihm die dritte Schwinge die
längſte, der aus zwölf bis vierzehn Steuerfedern beſtehende Schwanz kürzer als bei den Schlangen-
halsvögeln, das Gefieder ähnlich gebildet, auf dem Rücken jedoch nicht ſo entwickelt wie bei dieſer.
Die Lebensweiſe der verſchiedenen Arten dieſer Sippe ſtimmt nicht in jeder Hinſicht überein;
gleichwohl dürfte es genügen, wenn wir uns mit der gemeinſten und uns zunächſt angehenden
Scharbenart beſchäftigen. Dieſe, der Kormoran, die Eis- oder Baumſcharbe, der Waſſer-
oder Seerabe, die Haldenente, Scholver, Schalucher ꝛc. (Phalacrocorax Carbo) iſt 35 bis
37 Zoll lang und 60 bis 64 Zoll breit; die Fittiglänge beträgt 14 bis 15, die Schwanzlänge 6½
bis 7 Zoll. Das Gefieder iſt auf Oberkopf, Hals, Bruſt, Bauch und Unterrücken glänzendſchwarz-
grün, ſanft metalliſchſchimmernd, auf dem Vorderrücken und den Flügeln bräunlich, bronzeglänzend
und wegen der dunkleren Säume der Federn wie geſchuppt; die Schwingen und Steuerfedern ſind
ſchwarz; ein weißer, hinter dem Auge beginnender Flecken umgibt die Kehle, ein anderer rundlicher
ſteht auf den Weichen. Das Auge iſt meergrün, der Schnabel ſchwarz, an der Wurzel gelblich, die
nackte Haut des Geſichts und der Kehle gelb, der Fuß ſchwarz. Während der Fortpflanzungszeit
trägt die Scharbe, namentlich die männliche, zarte haarartige weiße Federn am Kopfe, welche die
dunklen überwuchern, aber ſehr bald ausfallen. Der junge Vogel iſt mehr oder weniger grau, auf
der Oberſeite dunkelaſchgrau, in ähnlicher Weiſe wie der alte geſchuppt, auf der unteren gilblich oder
lichtgrau.
Vom mittleren Norwegen an trifft man den Kormoran in ganz Europa und während des
Winters in erſtaunlicher Anzahl in Afrika an; außerdem lebt er ſehr häufig in Mittelaſien und ebenſo
in Nordamerika, vonhieraus bis Weſtindien, vondortaus bis Südaſien wandernd. Er bewohnt
das Meer und ſüße Gewäſſer, je nach des Ortes Gelegenheit. Größere Flüſſe oder Ströme, welche
von Waldungen eingeſchloſſen werden, beherbergen ſtets Kormorane, da hier der Menſch ihrer nicht
Herr werden kann; ja die zudringlichen, frechen Vögel ſiedeln ſich ſogar in unmittelbarer Nähe von
Ortſchaften an und laſſen ſich kaum oder doch mit größter Mühe vertreiben. Man kennt ein Beiſpiel,
daß ſie inmitten einer Stadt erſchienen und ſich den Kirchthurm zum Ruheſitz erwählten. Jn noch
größerer Anzahl treten ſie im Meere auf, jedoch nur an gewiſſen Stellen, da nämlich, wo die Küſte
felſig und ſchwer zugänglich iſt, oder aber da, wo ein Kranz von Schären ſie umlagert. Längs der
Küſte von Skandinavien, auf Jsland, den Faröerinſeln, Hebriden, Orkaden ꝛc. ſind die Kormorane
und andere Scharben ſehr häufig, weil der Menſch gar nicht im Stande iſt, ihnen hier entgegen zu
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 923. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/975>, abgerufen am 23.11.2024.
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