Als Kennzeichen dieser anmuthigen Geschöpfe gelten folgende Merkmale: gedrungener Leibes- bau und geringe Größe, kopflanger, seitlich zusammengedrückter, auf der Oberseite seicht gebogener, spitzer, an dem Kieferrande fein gezähnelter Schnabel, mit kaum merklichem Haken, schwache Beine, deren hintere und innere Zehe nur durch eine schmale Haut verbunden werden, lange Flügel und ein aus zwölf oder vierzehn Federn bestehender Schwanz, dessen beide Mittelfedern sich sehr verlängern und durch ihre eigenthümliche Bauart auszeichnen, da sie fast fahnenlos sind, während die übrigen kurzen wohl entwickelte Fahnen tragen, sowie endlich ein dichtes, zartgefärbtes Gefieder.
Man unterscheidet hauptsächlich zwei Arten dieser Sippe, den weißschwänzigen und den rothschwänzigen Tropikvogel. Bei Erstgenanntem (Phaeton aethereus) sind Kopf, Hals und die Untertheile des Leibes weiß, sanft rosenroth überflogen; ein Zügelstreifen ist schwarz; Rücken und Mantel werden auf weißem Grunde durch gekrümmte Querlinien gezeichnet; die Schwingen sind schwarz, weiß gesäumt. Das Auge ist braun, der Schnabel korallenroth, der Fuß düstergelb. Die Länge beträgt nach Bennett's Messungen 2 Fuß 5 Zoll, wovon freilich 1 Fuß 5 Zoll auf die langen und 6 Zoll auf die kurzen Schwanzfedern gerechnet werden muß, die Breite 3 Fuß 4 Zoll.
Das Gefieder des rothschwänzigen Tropikvogels(Phaeton phoenicurus) ist ebenfalls seidenweiß, blaßrosa überlaufen; ein breites schwarzes Querband, welches vor dem Auge beginnt, setzt sich hinter demselben in einer Spitze fort; die Mitte der Oberarmschwingen und die Federn der Seiten sind tiefschwarz, die Schäfte der Vorderschwingen bis gegen die Spitze hin schwarz, beide Mittelschwanz- federn am Grunde weiß, vonhieraus schön hochroth, die Schäfte schwarz. Das Auge ist schwarz- braun, der Schnabel scharlach, ein Streifen an seiner Wurzel blaßblau, der Lauf schwachblau, die Zehen und die Schwimmhäute schwarz. Die Länge beträgt 2 Fuß 4 Zoll, die Breite 3 Fuß, die Länge der längsten Schwanzfedern 15, die der übrigen 5 Zoll.
Alle Meere, welche zwischen den Wendekreisen liegen, beherbergen die Tropikvögel. Auf dem atlantischen scheint der weißschwänzige, auf dem stillen Weltmeere der rothschwänzige häufiger zu sein; doch kommen beide Arten auf diesem wie auf jenem Meere vor. Man sieht sie gewöhnlich in der Nähe der Küsten; es kann jedoch auch das Gegentheil stattfinden. So sah sie Lesson in stillen, mondhellen Nächten ebenso rastlos umherfliegen als am Tage, und so traf sie Bennett im April volle tausend Seemeilen vom Lande. Jm allgemeinen nehmen die Seeleute an, daß ihre Ausflüge sich auf eine Entfernung von dreihundert Seemeilen erstrecken.
Jch habe nur einmal Tropikvögel gesehen, im südlichen Theile des rothen Meeres nämlich, sie jedoch blos kurze Zeit beobachten können. Alle Reisenden aber, welche sie genauer kennen lernten, sind einstimmig in der Bewunderung ihrer Schönheit und Anmuth. Der erste Eindruck des Tropik- vogels, meint Tschudi, ist durchaus nicht der eines Meervogels; man glaubt vielmehr in ihm einen in die unabsehbaren Oeden des mächtigen Weltmeeres verschlagenen Landbewohner zu erkennen. ... "Kein Vogel", sagt Pöppig, "fliegt mit gleicher Anmuth wie dieser; man möchte sagen, er schwimme und ruhe in der Luft; denn ohne in leicht unterscheidbarer Weise die Flügel zu bewegen und ohne den Körper zu wenden, zieht er in gewaltigen Höhen rasch dahin oder liegt in den Luftschichten, wie auf einer festen Fläche. Nur wenn er im Fischen begriffen ist, oder ein Schiff gewahrt, vertauscht er diese Ruhe mit sehr schnellen und kraftlosen Bewegungen, senkt in weiten Bogen schnell hinab und unter- läßt nie, das Fahrzeug einigemal zu umkreisen und gleichsam spähend zu betrachten. Häufig schwebt er so hoch, daß ein ungeübtes Auge ihn nicht bemerkt und rechtfertigt seinen schönen Namen. Sehr selten sieht man ihn schwimmen." Noch begeisterter drückt sich Bennett aus: "Die Tropikvögel gehören unbedingt zu den schönsten Weltmeervögeln und müssen die Bewunderung Aller erregen, wenn sie die Sonne auf ihrem prachtvollen Gefieder spiegeln lassen. Sie sind ebenso liebenswürdig in ihrem Wesen als anmuthig in ihrem Fluge, und es ist eine wahre Freude, ihre Künste zu beobachten. Schiffe scheinen oft ihre Aufmerksamkeit zu erregen; sie kommen herbei, umkreisen das
Tropikvogel.
Als Kennzeichen dieſer anmuthigen Geſchöpfe gelten folgende Merkmale: gedrungener Leibes- bau und geringe Größe, kopflanger, ſeitlich zuſammengedrückter, auf der Oberſeite ſeicht gebogener, ſpitzer, an dem Kieferrande fein gezähnelter Schnabel, mit kaum merklichem Haken, ſchwache Beine, deren hintere und innere Zehe nur durch eine ſchmale Haut verbunden werden, lange Flügel und ein aus zwölf oder vierzehn Federn beſtehender Schwanz, deſſen beide Mittelfedern ſich ſehr verlängern und durch ihre eigenthümliche Bauart auszeichnen, da ſie faſt fahnenlos ſind, während die übrigen kurzen wohl entwickelte Fahnen tragen, ſowie endlich ein dichtes, zartgefärbtes Gefieder.
Man unterſcheidet hauptſächlich zwei Arten dieſer Sippe, den weißſchwänzigen und den rothſchwänzigen Tropikvogel. Bei Erſtgenanntem (Phaeton aethereus) ſind Kopf, Hals und die Untertheile des Leibes weiß, ſanft roſenroth überflogen; ein Zügelſtreifen iſt ſchwarz; Rücken und Mantel werden auf weißem Grundé durch gekrümmte Querlinien gezeichnet; die Schwingen ſind ſchwarz, weiß geſäumt. Das Auge iſt braun, der Schnabel korallenroth, der Fuß düſtergelb. Die Länge beträgt nach Bennett’s Meſſungen 2 Fuß 5 Zoll, wovon freilich 1 Fuß 5 Zoll auf die langen und 6 Zoll auf die kurzen Schwanzfedern gerechnet werden muß, die Breite 3 Fuß 4 Zoll.
Das Gefieder des rothſchwänzigen Tropikvogels(Phaeton phoenicurus) iſt ebenfalls ſeidenweiß, blaßroſa überlaufen; ein breites ſchwarzes Querband, welches vor dem Auge beginnt, ſetzt ſich hinter demſelben in einer Spitze fort; die Mitte der Oberarmſchwingen und die Federn der Seiten ſind tiefſchwarz, die Schäfte der Vorderſchwingen bis gegen die Spitze hin ſchwarz, beide Mittelſchwanz- federn am Grunde weiß, vonhieraus ſchön hochroth, die Schäfte ſchwarz. Das Auge iſt ſchwarz- braun, der Schnabel ſcharlach, ein Streifen an ſeiner Wurzel blaßblau, der Lauf ſchwachblau, die Zehen und die Schwimmhäute ſchwarz. Die Länge beträgt 2 Fuß 4 Zoll, die Breite 3 Fuß, die Länge der längſten Schwanzfedern 15, die der übrigen 5 Zoll.
Alle Meere, welche zwiſchen den Wendekreiſen liegen, beherbergen die Tropikvögel. Auf dem atlantiſchen ſcheint der weißſchwänzige, auf dem ſtillen Weltmeere der rothſchwänzige häufiger zu ſein; doch kommen beide Arten auf dieſem wie auf jenem Meere vor. Man ſieht ſie gewöhnlich in der Nähe der Küſten; es kann jedoch auch das Gegentheil ſtattfinden. So ſah ſie Leſſon in ſtillen, mondhellen Nächten ebenſo raſtlos umherfliegen als am Tage, und ſo traf ſie Bennett im April volle tauſend Seemeilen vom Lande. Jm allgemeinen nehmen die Seeleute an, daß ihre Ausflüge ſich auf eine Entfernung von dreihundert Seemeilen erſtrecken.
Jch habe nur einmal Tropikvögel geſehen, im ſüdlichen Theile des rothen Meeres nämlich, ſie jedoch blos kurze Zeit beobachten können. Alle Reiſenden aber, welche ſie genauer kennen lernten, ſind einſtimmig in der Bewunderung ihrer Schönheit und Anmuth. Der erſte Eindruck des Tropik- vogels, meint Tſchudi, iſt durchaus nicht der eines Meervogels; man glaubt vielmehr in ihm einen in die unabſehbaren Oeden des mächtigen Weltmeeres verſchlagenen Landbewohner zu erkennen. ... „Kein Vogel“, ſagt Pöppig, „fliegt mit gleicher Anmuth wie dieſer; man möchte ſagen, er ſchwimme und ruhe in der Luft; denn ohne in leicht unterſcheidbarer Weiſe die Flügel zu bewegen und ohne den Körper zu wenden, zieht er in gewaltigen Höhen raſch dahin oder liegt in den Luftſchichten, wie auf einer feſten Fläche. Nur wenn er im Fiſchen begriffen iſt, oder ein Schiff gewahrt, vertauſcht er dieſe Ruhe mit ſehr ſchnellen und kraftloſen Bewegungen, ſenkt in weiten Bogen ſchnell hinab und unter- läßt nie, das Fahrzeug einigemal zu umkreiſen und gleichſam ſpähend zu betrachten. Häufig ſchwebt er ſo hoch, daß ein ungeübtes Auge ihn nicht bemerkt und rechtfertigt ſeinen ſchönen Namen. Sehr ſelten ſieht man ihn ſchwimmen.“ Noch begeiſterter drückt ſich Bennett aus: „Die Tropikvögel gehören unbedingt zu den ſchönſten Weltmeervögeln und müſſen die Bewunderung Aller erregen, wenn ſie die Sonne auf ihrem prachtvollen Gefieder ſpiegeln laſſen. Sie ſind ebenſo liebenswürdig in ihrem Weſen als anmuthig in ihrem Fluge, und es iſt eine wahre Freude, ihre Künſte zu beobachten. Schiffe ſcheinen oft ihre Aufmerkſamkeit zu erregen; ſie kommen herbei, umkreiſen das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0961"n="909"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Tropikvogel.</hi></fw><lb/><p>Als Kennzeichen dieſer anmuthigen Geſchöpfe gelten folgende Merkmale: gedrungener Leibes-<lb/>
bau und geringe Größe, kopflanger, ſeitlich zuſammengedrückter, auf der Oberſeite ſeicht gebogener,<lb/>ſpitzer, an dem Kieferrande fein gezähnelter Schnabel, mit kaum merklichem Haken, ſchwache Beine,<lb/>
deren hintere und innere Zehe nur durch eine ſchmale Haut verbunden werden, lange Flügel und ein<lb/>
aus zwölf oder vierzehn Federn beſtehender Schwanz, deſſen beide Mittelfedern ſich ſehr verlängern<lb/>
und durch ihre eigenthümliche Bauart auszeichnen, da ſie faſt fahnenlos ſind, während die übrigen<lb/>
kurzen wohl entwickelte Fahnen tragen, ſowie endlich ein dichtes, zartgefärbtes Gefieder.</p><lb/><p>Man unterſcheidet hauptſächlich zwei Arten dieſer Sippe, den <hirendition="#g">weißſchwänzigen</hi> und den<lb/><hirendition="#g">rothſchwänzigen Tropikvogel.</hi> Bei Erſtgenanntem <hirendition="#aq">(Phaeton aethereus)</hi>ſind Kopf, Hals<lb/>
und die Untertheile des Leibes weiß, ſanft roſenroth überflogen; ein Zügelſtreifen iſt ſchwarz; Rücken<lb/>
und Mantel werden auf weißem Grundé durch gekrümmte Querlinien gezeichnet; die Schwingen ſind<lb/>ſchwarz, weiß geſäumt. Das Auge iſt braun, der Schnabel korallenroth, der Fuß düſtergelb. Die<lb/>
Länge beträgt nach <hirendition="#g">Bennett’s</hi> Meſſungen 2 Fuß 5 Zoll, wovon freilich 1 Fuß 5 Zoll auf die<lb/>
langen und 6 Zoll auf die kurzen Schwanzfedern gerechnet werden muß, die Breite 3 Fuß 4 Zoll.</p><lb/><p>Das Gefieder des <hirendition="#g">rothſchwänzigen Tropikvogels</hi><hirendition="#aq">(Phaeton phoenicurus)</hi> iſt ebenfalls<lb/>ſeidenweiß, blaßroſa überlaufen; ein breites ſchwarzes Querband, welches vor dem Auge beginnt, ſetzt<lb/>ſich hinter demſelben in einer Spitze fort; die Mitte der Oberarmſchwingen und die Federn der Seiten<lb/>ſind tiefſchwarz, die Schäfte der Vorderſchwingen bis gegen die Spitze hin ſchwarz, beide Mittelſchwanz-<lb/>
federn am Grunde weiß, vonhieraus ſchön hochroth, die Schäfte ſchwarz. Das Auge iſt ſchwarz-<lb/>
braun, der Schnabel ſcharlach, ein Streifen an ſeiner Wurzel blaßblau, der Lauf ſchwachblau, die<lb/>
Zehen und die Schwimmhäute ſchwarz. Die Länge beträgt 2 Fuß 4 Zoll, die Breite 3 Fuß, die<lb/>
Länge der längſten Schwanzfedern 15, die der übrigen 5 Zoll.</p><lb/><p>Alle Meere, welche zwiſchen den Wendekreiſen liegen, beherbergen die Tropikvögel. Auf dem<lb/>
atlantiſchen ſcheint der weißſchwänzige, auf dem ſtillen Weltmeere der rothſchwänzige häufiger zu ſein;<lb/>
doch kommen beide Arten auf dieſem wie auf jenem Meere vor. Man ſieht ſie gewöhnlich in der<lb/>
Nähe der Küſten; es kann jedoch auch das Gegentheil ſtattfinden. So ſah ſie <hirendition="#g">Leſſon</hi> in ſtillen,<lb/>
mondhellen Nächten ebenſo raſtlos umherfliegen als am Tage, und ſo traf ſie <hirendition="#g">Bennett</hi> im April<lb/>
volle tauſend Seemeilen vom Lande. Jm allgemeinen nehmen die Seeleute an, daß ihre Ausflüge<lb/>ſich auf eine Entfernung von dreihundert Seemeilen erſtrecken.</p><lb/><p>Jch habe nur einmal Tropikvögel geſehen, im ſüdlichen Theile des rothen Meeres nämlich, ſie<lb/>
jedoch blos kurze Zeit beobachten können. Alle Reiſenden aber, welche ſie genauer kennen lernten,<lb/>ſind einſtimmig in der Bewunderung ihrer Schönheit und Anmuth. Der erſte Eindruck des Tropik-<lb/>
vogels, meint <hirendition="#g">Tſchudi,</hi> iſt durchaus nicht der eines Meervogels; man glaubt vielmehr in ihm einen<lb/>
in die unabſehbaren Oeden des mächtigen Weltmeeres verſchlagenen Landbewohner zu erkennen. ...<lb/>„Kein Vogel“, ſagt <hirendition="#g">Pöppig,</hi>„fliegt mit gleicher Anmuth wie dieſer; man möchte ſagen, er ſchwimme<lb/>
und ruhe in der Luft; denn ohne in leicht unterſcheidbarer Weiſe die Flügel zu bewegen und ohne den<lb/>
Körper zu wenden, zieht er in gewaltigen Höhen raſch dahin oder liegt in den Luftſchichten, wie auf<lb/>
einer feſten Fläche. Nur wenn er im Fiſchen begriffen iſt, oder ein Schiff gewahrt, vertauſcht er dieſe<lb/>
Ruhe mit ſehr ſchnellen und kraftloſen Bewegungen, ſenkt in weiten Bogen ſchnell hinab und unter-<lb/>
läßt nie, das Fahrzeug einigemal zu umkreiſen und gleichſam ſpähend zu betrachten. Häufig ſchwebt<lb/>
er ſo hoch, daß ein ungeübtes Auge ihn nicht bemerkt und rechtfertigt ſeinen ſchönen Namen. Sehr<lb/>ſelten ſieht man ihn ſchwimmen.“ Noch begeiſterter drückt ſich <hirendition="#g">Bennett</hi> aus: „Die Tropikvögel<lb/>
gehören unbedingt zu den ſchönſten Weltmeervögeln und müſſen die Bewunderung Aller erregen,<lb/>
wenn ſie die Sonne auf ihrem prachtvollen Gefieder ſpiegeln laſſen. Sie ſind ebenſo liebenswürdig<lb/>
in ihrem Weſen als anmuthig in ihrem Fluge, und es iſt eine wahre Freude, ihre Künſte zu<lb/>
beobachten. Schiffe ſcheinen oft ihre Aufmerkſamkeit zu erregen; ſie kommen herbei, umkreiſen das<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[909/0961]
Tropikvogel.
Als Kennzeichen dieſer anmuthigen Geſchöpfe gelten folgende Merkmale: gedrungener Leibes-
bau und geringe Größe, kopflanger, ſeitlich zuſammengedrückter, auf der Oberſeite ſeicht gebogener,
ſpitzer, an dem Kieferrande fein gezähnelter Schnabel, mit kaum merklichem Haken, ſchwache Beine,
deren hintere und innere Zehe nur durch eine ſchmale Haut verbunden werden, lange Flügel und ein
aus zwölf oder vierzehn Federn beſtehender Schwanz, deſſen beide Mittelfedern ſich ſehr verlängern
und durch ihre eigenthümliche Bauart auszeichnen, da ſie faſt fahnenlos ſind, während die übrigen
kurzen wohl entwickelte Fahnen tragen, ſowie endlich ein dichtes, zartgefärbtes Gefieder.
Man unterſcheidet hauptſächlich zwei Arten dieſer Sippe, den weißſchwänzigen und den
rothſchwänzigen Tropikvogel. Bei Erſtgenanntem (Phaeton aethereus) ſind Kopf, Hals
und die Untertheile des Leibes weiß, ſanft roſenroth überflogen; ein Zügelſtreifen iſt ſchwarz; Rücken
und Mantel werden auf weißem Grundé durch gekrümmte Querlinien gezeichnet; die Schwingen ſind
ſchwarz, weiß geſäumt. Das Auge iſt braun, der Schnabel korallenroth, der Fuß düſtergelb. Die
Länge beträgt nach Bennett’s Meſſungen 2 Fuß 5 Zoll, wovon freilich 1 Fuß 5 Zoll auf die
langen und 6 Zoll auf die kurzen Schwanzfedern gerechnet werden muß, die Breite 3 Fuß 4 Zoll.
Das Gefieder des rothſchwänzigen Tropikvogels (Phaeton phoenicurus) iſt ebenfalls
ſeidenweiß, blaßroſa überlaufen; ein breites ſchwarzes Querband, welches vor dem Auge beginnt, ſetzt
ſich hinter demſelben in einer Spitze fort; die Mitte der Oberarmſchwingen und die Federn der Seiten
ſind tiefſchwarz, die Schäfte der Vorderſchwingen bis gegen die Spitze hin ſchwarz, beide Mittelſchwanz-
federn am Grunde weiß, vonhieraus ſchön hochroth, die Schäfte ſchwarz. Das Auge iſt ſchwarz-
braun, der Schnabel ſcharlach, ein Streifen an ſeiner Wurzel blaßblau, der Lauf ſchwachblau, die
Zehen und die Schwimmhäute ſchwarz. Die Länge beträgt 2 Fuß 4 Zoll, die Breite 3 Fuß, die
Länge der längſten Schwanzfedern 15, die der übrigen 5 Zoll.
Alle Meere, welche zwiſchen den Wendekreiſen liegen, beherbergen die Tropikvögel. Auf dem
atlantiſchen ſcheint der weißſchwänzige, auf dem ſtillen Weltmeere der rothſchwänzige häufiger zu ſein;
doch kommen beide Arten auf dieſem wie auf jenem Meere vor. Man ſieht ſie gewöhnlich in der
Nähe der Küſten; es kann jedoch auch das Gegentheil ſtattfinden. So ſah ſie Leſſon in ſtillen,
mondhellen Nächten ebenſo raſtlos umherfliegen als am Tage, und ſo traf ſie Bennett im April
volle tauſend Seemeilen vom Lande. Jm allgemeinen nehmen die Seeleute an, daß ihre Ausflüge
ſich auf eine Entfernung von dreihundert Seemeilen erſtrecken.
Jch habe nur einmal Tropikvögel geſehen, im ſüdlichen Theile des rothen Meeres nämlich, ſie
jedoch blos kurze Zeit beobachten können. Alle Reiſenden aber, welche ſie genauer kennen lernten,
ſind einſtimmig in der Bewunderung ihrer Schönheit und Anmuth. Der erſte Eindruck des Tropik-
vogels, meint Tſchudi, iſt durchaus nicht der eines Meervogels; man glaubt vielmehr in ihm einen
in die unabſehbaren Oeden des mächtigen Weltmeeres verſchlagenen Landbewohner zu erkennen. ...
„Kein Vogel“, ſagt Pöppig, „fliegt mit gleicher Anmuth wie dieſer; man möchte ſagen, er ſchwimme
und ruhe in der Luft; denn ohne in leicht unterſcheidbarer Weiſe die Flügel zu bewegen und ohne den
Körper zu wenden, zieht er in gewaltigen Höhen raſch dahin oder liegt in den Luftſchichten, wie auf
einer feſten Fläche. Nur wenn er im Fiſchen begriffen iſt, oder ein Schiff gewahrt, vertauſcht er dieſe
Ruhe mit ſehr ſchnellen und kraftloſen Bewegungen, ſenkt in weiten Bogen ſchnell hinab und unter-
läßt nie, das Fahrzeug einigemal zu umkreiſen und gleichſam ſpähend zu betrachten. Häufig ſchwebt
er ſo hoch, daß ein ungeübtes Auge ihn nicht bemerkt und rechtfertigt ſeinen ſchönen Namen. Sehr
ſelten ſieht man ihn ſchwimmen.“ Noch begeiſterter drückt ſich Bennett aus: „Die Tropikvögel
gehören unbedingt zu den ſchönſten Weltmeervögeln und müſſen die Bewunderung Aller erregen,
wenn ſie die Sonne auf ihrem prachtvollen Gefieder ſpiegeln laſſen. Sie ſind ebenſo liebenswürdig
in ihrem Weſen als anmuthig in ihrem Fluge, und es iſt eine wahre Freude, ihre Künſte zu
beobachten. Schiffe ſcheinen oft ihre Aufmerkſamkeit zu erregen; ſie kommen herbei, umkreiſen das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 909. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/961>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.