doch ist der Schädel rundlicher, gewölbter, das Hinterhauptsbein stark entwickelt, der Stirntheil ver- hältnißmäßig breit. Die Wirbelsäule besteht aus dreizehn Hals-, acht Rippen-, zwölf bis dreizehn Kreuz- und acht Schwanzwirbeln; das Brustbein ist unten sehr breit und endet in einem sanftbogigen Rande ohne alle Fortsätze und Buchten. Die Zunge ist länglich und spitz, hinten gerade abgestutzt und mit einer Reihe Wärzchen besetzt; der mittelmäßig breite Schlund geht in einen sehr ansehnlichen Vormagen über, welcher den kleinen, rundlichen, abgesetzten Muskelmagen an Weite übertrifft.
Mit Ausnahme des hohen Nordens und Südens hat man die Sturmschwalben auf allen Meeren gefunden. Da, wo die eine Art anfängt seltener zu werden, tritt eine zweite auf; hier und da kommen auch ihrer zwei und mehrere neben einander vor. An den europäischen Küsten hat man bis jetzt vier oder fünf von ihnen beobachtet, an den amerikanischen etwa die doppelte Anzahl, da das stille Welt- meer besonders reich an ihnen zu sein scheint. Wie viele Arten von ihnen überhaupt vorkommen, weiß man zur Zeit noch nicht; soviel aber hat man erfahren, daß sich alle Arten in ihrer Lebensweise ähneln. Es wird demnach vollständig genügen, wenn ich die beiden bisher in Deutschland beobachteten Sturmschwalben hier aufführe und das mir über die Lebensweise überhaupt Bekannte auf sie beziehe.
Die Sturmschwalbe oder das Weltmeermövchen, der Gewittervogel, Petersläufer (Thalassidroma pelagica) hat gerade abgeschnittenen Schwanz, rußbraunes, auf dem Oberkopfe glänzendschwarzes, gegen die Stirn hin bräunliches, auf dem Mantel schwarzbraunes Gefieder; die Flügeldeckfedern enden in weiße Spitzen, und auch der Bürzel sieht weiß aus. Das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß röthlichbraun. Die Länge beträgt 51/4, die Breite 121/2, die Fittig- länge 41/2, die Schwanzlänge 2 Zoll.
Der Sturmsegler (Oceanodroma Leachii), an seinem tief gegabelten, verhältnißmäßig langen Schwanze kenntlich, ist bedeutend größer, ungefähr 8 Zoll lang und 19 Zoll breit, bei 63/4 Zoll Fittiglänge und 31/2 Zoll Schwanzlänge. Das Gefieder ist rußbraun, auf dem Kopfe ebenfalls dunkler, auf dem Bürzel weiß; die Enden der Flügeldeckfedern sehen fahlbraun aus, ohne jedoch eine deutliche Binde zu bilden.
Beide Sturmvögel bewohnen das atlantische Weltmeer von Südgrönland an bis gegen den Gleicher hin, am häufigsten den gemäßigten Gürtel. Auf der Nordsee bemerkt man sie selten, auf der Ostsee noch weniger und nur einzeln, im Eismeere häufiger, obgleich sie hier nur zu gewissen Zeiten umherzuschweifen scheinen. Für gewöhnlich leben sie auf hoher See, ohne sich dem Lande zu nahen; nach länger anhaltenden Stürmen aber sieht man sie zuweilen-ebenso häufig in der Nähe der- selben, als während der Brutzeit; ja, es geschieht, daß ganze Flüge von ihnen auf das Land ver- schlagen werden und unter Umständen bis ins Jnnere fliegen, unzweifelhaft in der Absicht, das Meer wieder aufzusuchen. So verschlagene Sturmvögel hat man wiederholt im Jnneren Deutschlands und selbst in der Schweiz beobachtet.
Die Sturmschwalben scheinen bei Tage und bei Nacht thätig zu sein. Man sieht sie zu allen Stunden des Tages und hört sie während der ganzen Nacht. Jnmitten des Weltmeeres begegnet man ihnen einzeln, gewöhnlich aber in kleinen und größeren Gesellschaften, bei stürmischem Wetter wie bei schönem. Tagelang sieht man sie über den Wellen schweben, bald höher in der Luft dahin- fliegend, wie die Schwalben, bald unmittelbar über den Wogen, deren schwankende Bewegungen sie genau verfolgen, ohne je vom Wasser berührt zu werden. Sie scheinen sich den Wellen förmlich anzuschmiegen und wie durch Zauberkraft in einem gewissen sich gleichbleibenden Abstande festgehalten zu werden. Jhr Flügelschlag ist spärlich, aber kräftig, auch sehr manchfaltig. Gewöhnlich sieht man sie mit ausgebreiteten Flügeln in der angegebenen Weise sich erhalten und kann dann minutenlang hinsehen, ohne einen einzigen Flügelschlag zu bemerken; dann erheben sie sich plötzlich, bewegen die Schwingen rasch und heftig, nach Art der Segler, erheben sich im Nu über die Oberfläche des Wassers, schwenken sich meisterhaft nach allen Richtungen, stoßen schief auf die Wellen hernieder und
Sturmſchwalbe und Sturmſegler.
doch iſt der Schädel rundlicher, gewölbter, das Hinterhauptsbein ſtark entwickelt, der Stirntheil ver- hältnißmäßig breit. Die Wirbelſäule beſteht aus dreizehn Hals-, acht Rippen-, zwölf bis dreizehn Kreuz- und acht Schwanzwirbeln; das Bruſtbein iſt unten ſehr breit und endet in einem ſanftbogigen Rande ohne alle Fortſätze und Buchten. Die Zunge iſt länglich und ſpitz, hinten gerade abgeſtutzt und mit einer Reihe Wärzchen beſetzt; der mittelmäßig breite Schlund geht in einen ſehr anſehnlichen Vormagen über, welcher den kleinen, rundlichen, abgeſetzten Muskelmagen an Weite übertrifft.
Mit Ausnahme des hohen Nordens und Südens hat man die Sturmſchwalben auf allen Meeren gefunden. Da, wo die eine Art anfängt ſeltener zu werden, tritt eine zweite auf; hier und da kommen auch ihrer zwei und mehrere neben einander vor. An den europäiſchen Küſten hat man bis jetzt vier oder fünf von ihnen beobachtet, an den amerikaniſchen etwa die doppelte Anzahl, da das ſtille Welt- meer beſonders reich an ihnen zu ſein ſcheint. Wie viele Arten von ihnen überhaupt vorkommen, weiß man zur Zeit noch nicht; ſoviel aber hat man erfahren, daß ſich alle Arten in ihrer Lebensweiſe ähneln. Es wird demnach vollſtändig genügen, wenn ich die beiden bisher in Deutſchland beobachteten Sturmſchwalben hier aufführe und das mir über die Lebensweiſe überhaupt Bekannte auf ſie beziehe.
Die Sturmſchwalbe oder das Weltmeermövchen, der Gewittervogel, Petersläufer (Thalassidroma pelagica) hat gerade abgeſchnittenen Schwanz, rußbraunes, auf dem Oberkopfe glänzendſchwarzes, gegen die Stirn hin bräunliches, auf dem Mantel ſchwarzbraunes Gefieder; die Flügeldeckfedern enden in weiße Spitzen, und auch der Bürzel ſieht weiß aus. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß röthlichbraun. Die Länge beträgt 5¼, die Breite 12½, die Fittig- länge 4½, die Schwanzlänge 2 Zoll.
Der Sturmſegler (Oceanodroma Leachii), an ſeinem tief gegabelten, verhältnißmäßig langen Schwanze kenntlich, iſt bedeutend größer, ungefähr 8 Zoll lang und 19 Zoll breit, bei 6¾ Zoll Fittiglänge und 3½ Zoll Schwanzlänge. Das Gefieder iſt rußbraun, auf dem Kopfe ebenfalls dunkler, auf dem Bürzel weiß; die Enden der Flügeldeckfedern ſehen fahlbraun aus, ohne jedoch eine deutliche Binde zu bilden.
Beide Sturmvögel bewohnen das atlantiſche Weltmeer von Südgrönland an bis gegen den Gleicher hin, am häufigſten den gemäßigten Gürtel. Auf der Nordſee bemerkt man ſie ſelten, auf der Oſtſee noch weniger und nur einzeln, im Eismeere häufiger, obgleich ſie hier nur zu gewiſſen Zeiten umherzuſchweifen ſcheinen. Für gewöhnlich leben ſie auf hoher See, ohne ſich dem Lande zu nahen; nach länger anhaltenden Stürmen aber ſieht man ſie zuweilen-ebenſo häufig in der Nähe der- ſelben, als während der Brutzeit; ja, es geſchieht, daß ganze Flüge von ihnen auf das Land ver- ſchlagen werden und unter Umſtänden bis ins Jnnere fliegen, unzweifelhaft in der Abſicht, das Meer wieder aufzuſuchen. So verſchlagene Sturmvögel hat man wiederholt im Jnneren Deutſchlands und ſelbſt in der Schweiz beobachtet.
Die Sturmſchwalben ſcheinen bei Tage und bei Nacht thätig zu ſein. Man ſieht ſie zu allen Stunden des Tages und hört ſie während der ganzen Nacht. Jnmitten des Weltmeeres begegnet man ihnen einzeln, gewöhnlich aber in kleinen und größeren Geſellſchaften, bei ſtürmiſchem Wetter wie bei ſchönem. Tagelang ſieht man ſie über den Wellen ſchweben, bald höher in der Luft dahin- fliegend, wie die Schwalben, bald unmittelbar über den Wogen, deren ſchwankende Bewegungen ſie genau verfolgen, ohne je vom Waſſer berührt zu werden. Sie ſcheinen ſich den Wellen förmlich anzuſchmiegen und wie durch Zauberkraft in einem gewiſſen ſich gleichbleibenden Abſtande feſtgehalten zu werden. Jhr Flügelſchlag iſt ſpärlich, aber kräftig, auch ſehr manchfaltig. Gewöhnlich ſieht man ſie mit ausgebreiteten Flügeln in der angegebenen Weiſe ſich erhalten und kann dann minutenlang hinſehen, ohne einen einzigen Flügelſchlag zu bemerken; dann erheben ſie ſich plötzlich, bewegen die Schwingen raſch und heftig, nach Art der Segler, erheben ſich im Nu über die Oberfläche des Waſſers, ſchwenken ſich meiſterhaft nach allen Richtungen, ſtoßen ſchief auf die Wellen hernieder und
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[901/0953]
Sturmſchwalbe und Sturmſegler.
doch iſt der Schädel rundlicher, gewölbter, das Hinterhauptsbein ſtark entwickelt, der Stirntheil ver-
hältnißmäßig breit. Die Wirbelſäule beſteht aus dreizehn Hals-, acht Rippen-, zwölf bis dreizehn
Kreuz- und acht Schwanzwirbeln; das Bruſtbein iſt unten ſehr breit und endet in einem ſanftbogigen
Rande ohne alle Fortſätze und Buchten. Die Zunge iſt länglich und ſpitz, hinten gerade abgeſtutzt
und mit einer Reihe Wärzchen beſetzt; der mittelmäßig breite Schlund geht in einen ſehr anſehnlichen
Vormagen über, welcher den kleinen, rundlichen, abgeſetzten Muskelmagen an Weite übertrifft.
Mit Ausnahme des hohen Nordens und Südens hat man die Sturmſchwalben auf allen Meeren
gefunden. Da, wo die eine Art anfängt ſeltener zu werden, tritt eine zweite auf; hier und da kommen
auch ihrer zwei und mehrere neben einander vor. An den europäiſchen Küſten hat man bis jetzt vier
oder fünf von ihnen beobachtet, an den amerikaniſchen etwa die doppelte Anzahl, da das ſtille Welt-
meer beſonders reich an ihnen zu ſein ſcheint. Wie viele Arten von ihnen überhaupt vorkommen,
weiß man zur Zeit noch nicht; ſoviel aber hat man erfahren, daß ſich alle Arten in ihrer Lebensweiſe
ähneln. Es wird demnach vollſtändig genügen, wenn ich die beiden bisher in Deutſchland beobachteten
Sturmſchwalben hier aufführe und das mir über die Lebensweiſe überhaupt Bekannte auf ſie beziehe.
Die Sturmſchwalbe oder das Weltmeermövchen, der Gewittervogel, Petersläufer
(Thalassidroma pelagica) hat gerade abgeſchnittenen Schwanz, rußbraunes, auf dem Oberkopfe
glänzendſchwarzes, gegen die Stirn hin bräunliches, auf dem Mantel ſchwarzbraunes Gefieder; die
Flügeldeckfedern enden in weiße Spitzen, und auch der Bürzel ſieht weiß aus. Das Auge iſt braun,
der Schnabel ſchwarz, der Fuß röthlichbraun. Die Länge beträgt 5¼, die Breite 12½, die Fittig-
länge 4½, die Schwanzlänge 2 Zoll.
Der Sturmſegler (Oceanodroma Leachii), an ſeinem tief gegabelten, verhältnißmäßig
langen Schwanze kenntlich, iſt bedeutend größer, ungefähr 8 Zoll lang und 19 Zoll breit, bei
6¾ Zoll Fittiglänge und 3½ Zoll Schwanzlänge. Das Gefieder iſt rußbraun, auf dem Kopfe
ebenfalls dunkler, auf dem Bürzel weiß; die Enden der Flügeldeckfedern ſehen fahlbraun aus, ohne
jedoch eine deutliche Binde zu bilden.
Beide Sturmvögel bewohnen das atlantiſche Weltmeer von Südgrönland an bis gegen den
Gleicher hin, am häufigſten den gemäßigten Gürtel. Auf der Nordſee bemerkt man ſie ſelten, auf
der Oſtſee noch weniger und nur einzeln, im Eismeere häufiger, obgleich ſie hier nur zu gewiſſen
Zeiten umherzuſchweifen ſcheinen. Für gewöhnlich leben ſie auf hoher See, ohne ſich dem Lande zu
nahen; nach länger anhaltenden Stürmen aber ſieht man ſie zuweilen-ebenſo häufig in der Nähe der-
ſelben, als während der Brutzeit; ja, es geſchieht, daß ganze Flüge von ihnen auf das Land ver-
ſchlagen werden und unter Umſtänden bis ins Jnnere fliegen, unzweifelhaft in der Abſicht, das Meer
wieder aufzuſuchen. So verſchlagene Sturmvögel hat man wiederholt im Jnneren Deutſchlands und
ſelbſt in der Schweiz beobachtet.
Die Sturmſchwalben ſcheinen bei Tage und bei Nacht thätig zu ſein. Man ſieht ſie zu allen
Stunden des Tages und hört ſie während der ganzen Nacht. Jnmitten des Weltmeeres begegnet
man ihnen einzeln, gewöhnlich aber in kleinen und größeren Geſellſchaften, bei ſtürmiſchem Wetter
wie bei ſchönem. Tagelang ſieht man ſie über den Wellen ſchweben, bald höher in der Luft dahin-
fliegend, wie die Schwalben, bald unmittelbar über den Wogen, deren ſchwankende Bewegungen ſie
genau verfolgen, ohne je vom Waſſer berührt zu werden. Sie ſcheinen ſich den Wellen förmlich
anzuſchmiegen und wie durch Zauberkraft in einem gewiſſen ſich gleichbleibenden Abſtande feſtgehalten
zu werden. Jhr Flügelſchlag iſt ſpärlich, aber kräftig, auch ſehr manchfaltig. Gewöhnlich ſieht man
ſie mit ausgebreiteten Flügeln in der angegebenen Weiſe ſich erhalten und kann dann minutenlang
hinſehen, ohne einen einzigen Flügelſchlag zu bemerken; dann erheben ſie ſich plötzlich, bewegen die
Schwingen raſch und heftig, nach Art der Segler, erheben ſich im Nu über die Oberfläche des
Waſſers, ſchwenken ſich meiſterhaft nach allen Richtungen, ſtoßen ſchief auf die Wellen hernieder und
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/953>, abgerufen am 23.11.2024.
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