sie rauben ebenso gern wie andere Stoßtaucher, wenn sich ihnen Gelegenheit dazu bietet und keines- wegs blos Fische, sondern auch Vögel, deren Eier und kleine Säugethiere, oder andererseits wirbellose Meerthiere; sie wagen sich selbst an junge Lämmer und hacken ihnen die Augen und das Gehirn aus, kurz verschlingen alles für sie Genießbare und gehen lebende wie todte Thiere an. Gewöhnlich freilich lassen sie andere Stoßtaucher für sich arbeiten. Sie beobachten die Möven, See- schwalben, Tölpel und ähnliche Seevögel bei ihrer Jagd, eilen, wenn es jenen gelang, Beute zu machen, herbei und zwicken und plagen den Glücklichen so lange, bis er ihnen angsterfüllt die bereits verschlungene Nahrung wieder vorwürgt und ausspeit, worauf sie mit unfehlbarer Sicherheit den Bissen auffangen, bevor er, fallend, noch den Wasserspiegel erreicht hat. Diese unverschämte Bettelei macht sie allen übrigen Räubern des Meeres äußerst verhaßt, ihre rücksichtslose Raubsucht den See- vögeln insgemein im hohen Grade gefürchtet. Kein Seevogel brütet in ihrer Nähe, keiner verweilt auf dem Binnensee, auf welchem sie sich ausruhen; jeder blickt schen nach ihnen hin, wenn sie ihre Runde machen; die muthigeren greifen sie an, wo sie sich sehen lassen; die furchtsameren flüchten ängstlich vor ihnen, und diejenigen, welche es im Stande sind, suchen sich durch Tauchen zu retten. Nur die kleineren Arten der Familie werden minder gefürchtet und ihr Nistplatz nicht so ängstlich gemieden, obgleich sie an Muth und Frechheit ihren Verwandten kaum nachstehen.
Während der Fortpflanzungszeit scharen sich auch die Raubmöven auf bestimmten Plätzen zu kleinen Gesellschaften, um gemeinschaftlich zu brüten. Zur Anlage ihres Nestes wählen sie sich größere Jnseln und auf ihnen ebene Strecken aus, einige Arten solche unten am Strande, andere solche, welche höher oben im Gebirge liegen. Hier scharren oder bilden sie sich eine rundliche Vertiefung im Sande und bezüglich zwischen den Pflanzen, belegen das einfache Nest mit zwei bis drei Eiern und brüten diese, Männchen und Weibchen abwechselnd, mit größter Hingebung aus, vertheidigen auch die Brut muthig gegen jeden Feind, welcher sich naht. Die Jungen werden anfänglich mit halb verdauten Fleischbissen, später mit derberer Fleischkost geäzt, bleiben, ungestört, mehrere Tage im Neste, verlassen dieses später und laufen nun nach Art junger Strandvögel behend auf dem Boden umher, bei Gefahr zwischen Steinen und Unebenheiten sich verbergend. Nachdem sie flugfähig geworden, schwärmen sie noch einige Zeit lang auf dem Festlande umher, werden währenddem von ihren Eltern in ihrem Gewerbe unterrichtet und fliegen endlich mit diesen auf das hohe Meer hinaus. Jm zweiten Sommer ihres Lebens sind sie fortpflanzungsfähig.
Die Nordländer suchen auch die Eier der Raubmöven auf, um sie zu verspeisen, wissen aber sonst keinen Nutzen von diesen Vögeln zu ziehen, sondern betrachten sie mit Recht als schädliche Thiere und verfolgen sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln. Die Jagd hat keine Schwierigkeit, weil die Raubmöven sich durch jede Falle oder jeden Köder herbeilocken lassen oder vor den Menschen ebensowenig Furcht zeigen als vor anderen Thieren.
Die Skua (Lestris catarractes), wohl die ausgezeichnetste Art der Familie, übertrifft den Kolkraben an Größe: ihre Länge beträgt 22, ihre Breite 54, die Fittiglänge 161/2, die Schwanzlänge 61/2 Zoll. Das Gefieder ist auf graubraunem, unten lichteren Grunde röthlich und blaßgrau längs gestreift, ein Flecken an der Wurzel der dunkleren Schwingen weiß, das Auge rothbraun, der Schnabel an der Wurzel bleigrau, an der Spitze schwarz, der Fuß schwarzgrau. Die jungen Vögel unter- scheiden sich nicht in der Färbung.
Als die Heimat der Skua wird der zwischen dem 60. und 70. Grade nördlicher Breite liegende Gürtel angesehen; doch hat man sie auch in den Meeren des südlichen gemäßigten Gürtels beobachtet. Jn Europa bewohnt sie die Faröer, die Shetlandsinseln, Orkaden, Hebriden und Jsland, vonhier- aus im Winter bis an die englische, deutsche, holländische und französische Küste herabstreichend. Die
Die Schwimmer. Seeflieger. Raubmöven.
ſie rauben ebenſo gern wie andere Stoßtaucher, wenn ſich ihnen Gelegenheit dazu bietet und keines- wegs blos Fiſche, ſondern auch Vögel, deren Eier und kleine Säugethiere, oder andererſeits wirbelloſe Meerthiere; ſie wagen ſich ſelbſt an junge Lämmer und hacken ihnen die Augen und das Gehirn aus, kurz verſchlingen alles für ſie Genießbare und gehen lebende wie todte Thiere an. Gewöhnlich freilich laſſen ſie andere Stoßtaucher für ſich arbeiten. Sie beobachten die Möven, See- ſchwalben, Tölpel und ähnliche Seevögel bei ihrer Jagd, eilen, wenn es jenen gelang, Beute zu machen, herbei und zwicken und plagen den Glücklichen ſo lange, bis er ihnen angſterfüllt die bereits verſchlungene Nahrung wieder vorwürgt und ausſpeit, worauf ſie mit unfehlbarer Sicherheit den Biſſen auffangen, bevor er, fallend, noch den Waſſerſpiegel erreicht hat. Dieſe unverſchämte Bettelei macht ſie allen übrigen Räubern des Meeres äußerſt verhaßt, ihre rückſichtsloſe Raubſucht den See- vögeln insgemein im hohen Grade gefürchtet. Kein Seevogel brütet in ihrer Nähe, keiner verweilt auf dem Binnenſee, auf welchem ſie ſich ausruhen; jeder blickt ſchen nach ihnen hin, wenn ſie ihre Runde machen; die muthigeren greifen ſie an, wo ſie ſich ſehen laſſen; die furchtſameren flüchten ängſtlich vor ihnen, und diejenigen, welche es im Stande ſind, ſuchen ſich durch Tauchen zu retten. Nur die kleineren Arten der Familie werden minder gefürchtet und ihr Niſtplatz nicht ſo ängſtlich gemieden, obgleich ſie an Muth und Frechheit ihren Verwandten kaum nachſtehen.
Während der Fortpflanzungszeit ſcharen ſich auch die Raubmöven auf beſtimmten Plätzen zu kleinen Geſellſchaften, um gemeinſchaftlich zu brüten. Zur Anlage ihres Neſtes wählen ſie ſich größere Jnſeln und auf ihnen ebene Strecken aus, einige Arten ſolche unten am Strande, andere ſolche, welche höher oben im Gebirge liegen. Hier ſcharren oder bilden ſie ſich eine rundliche Vertiefung im Sande und bezüglich zwiſchen den Pflanzen, belegen das einfache Neſt mit zwei bis drei Eiern und brüten dieſe, Männchen und Weibchen abwechſelnd, mit größter Hingebung aus, vertheidigen auch die Brut muthig gegen jeden Feind, welcher ſich naht. Die Jungen werden anfänglich mit halb verdauten Fleiſchbiſſen, ſpäter mit derberer Fleiſchkoſt geäzt, bleiben, ungeſtört, mehrere Tage im Neſte, verlaſſen dieſes ſpäter und laufen nun nach Art junger Strandvögel behend auf dem Boden umher, bei Gefahr zwiſchen Steinen und Unebenheiten ſich verbergend. Nachdem ſie flugfähig geworden, ſchwärmen ſie noch einige Zeit lang auf dem Feſtlande umher, werden währenddem von ihren Eltern in ihrem Gewerbe unterrichtet und fliegen endlich mit dieſen auf das hohe Meer hinaus. Jm zweiten Sommer ihres Lebens ſind ſie fortpflanzungsfähig.
Die Nordländer ſuchen auch die Eier der Raubmöven auf, um ſie zu verſpeiſen, wiſſen aber ſonſt keinen Nutzen von dieſen Vögeln zu ziehen, ſondern betrachten ſie mit Recht als ſchädliche Thiere und verfolgen ſie mit allen ihnen zu Gebote ſtehenden Mitteln. Die Jagd hat keine Schwierigkeit, weil die Raubmöven ſich durch jede Falle oder jeden Köder herbeilocken laſſen oder vor den Menſchen ebenſowenig Furcht zeigen als vor anderen Thieren.
Die Skua (Lestris catarractes), wohl die ausgezeichnetſte Art der Familie, übertrifft den Kolkraben an Größe: ihre Länge beträgt 22, ihre Breite 54, die Fittiglänge 16½, die Schwanzlänge 6½ Zoll. Das Gefieder iſt auf graubraunem, unten lichteren Grunde röthlich und blaßgrau längs geſtreift, ein Flecken an der Wurzel der dunkleren Schwingen weiß, das Auge rothbraun, der Schnabel an der Wurzel bleigrau, an der Spitze ſchwarz, der Fuß ſchwarzgrau. Die jungen Vögel unter- ſcheiden ſich nicht in der Färbung.
Als die Heimat der Skua wird der zwiſchen dem 60. und 70. Grade nördlicher Breite liegende Gürtel angeſehen; doch hat man ſie auch in den Meeren des ſüdlichen gemäßigten Gürtels beobachtet. Jn Europa bewohnt ſie die Faröer, die Shetlandsinſeln, Orkaden, Hebriden und Jsland, vonhier- aus im Winter bis an die engliſche, deutſche, holländiſche und franzöſiſche Küſte herabſtreichend. Die
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Die Schwimmer. Seeflieger. Raubmöven.
ſie rauben ebenſo gern wie andere Stoßtaucher, wenn ſich ihnen Gelegenheit dazu bietet und keines-
wegs blos Fiſche, ſondern auch Vögel, deren Eier und kleine Säugethiere, oder andererſeits
wirbelloſe Meerthiere; ſie wagen ſich ſelbſt an junge Lämmer und hacken ihnen die Augen und das
Gehirn aus, kurz verſchlingen alles für ſie Genießbare und gehen lebende wie todte Thiere an.
Gewöhnlich freilich laſſen ſie andere Stoßtaucher für ſich arbeiten. Sie beobachten die Möven, See-
ſchwalben, Tölpel und ähnliche Seevögel bei ihrer Jagd, eilen, wenn es jenen gelang, Beute zu
machen, herbei und zwicken und plagen den Glücklichen ſo lange, bis er ihnen angſterfüllt die bereits
verſchlungene Nahrung wieder vorwürgt und ausſpeit, worauf ſie mit unfehlbarer Sicherheit den
Biſſen auffangen, bevor er, fallend, noch den Waſſerſpiegel erreicht hat. Dieſe unverſchämte Bettelei
macht ſie allen übrigen Räubern des Meeres äußerſt verhaßt, ihre rückſichtsloſe Raubſucht den See-
vögeln insgemein im hohen Grade gefürchtet. Kein Seevogel brütet in ihrer Nähe, keiner verweilt
auf dem Binnenſee, auf welchem ſie ſich ausruhen; jeder blickt ſchen nach ihnen hin, wenn ſie ihre
Runde machen; die muthigeren greifen ſie an, wo ſie ſich ſehen laſſen; die furchtſameren flüchten
ängſtlich vor ihnen, und diejenigen, welche es im Stande ſind, ſuchen ſich durch Tauchen zu retten.
Nur die kleineren Arten der Familie werden minder gefürchtet und ihr Niſtplatz nicht ſo ängſtlich
gemieden, obgleich ſie an Muth und Frechheit ihren Verwandten kaum nachſtehen.
Während der Fortpflanzungszeit ſcharen ſich auch die Raubmöven auf beſtimmten Plätzen
zu kleinen Geſellſchaften, um gemeinſchaftlich zu brüten. Zur Anlage ihres Neſtes wählen ſie ſich
größere Jnſeln und auf ihnen ebene Strecken aus, einige Arten ſolche unten am Strande, andere
ſolche, welche höher oben im Gebirge liegen. Hier ſcharren oder bilden ſie ſich eine rundliche Vertiefung
im Sande und bezüglich zwiſchen den Pflanzen, belegen das einfache Neſt mit zwei bis drei Eiern und
brüten dieſe, Männchen und Weibchen abwechſelnd, mit größter Hingebung aus, vertheidigen auch
die Brut muthig gegen jeden Feind, welcher ſich naht. Die Jungen werden anfänglich mit halb
verdauten Fleiſchbiſſen, ſpäter mit derberer Fleiſchkoſt geäzt, bleiben, ungeſtört, mehrere Tage im
Neſte, verlaſſen dieſes ſpäter und laufen nun nach Art junger Strandvögel behend auf dem
Boden umher, bei Gefahr zwiſchen Steinen und Unebenheiten ſich verbergend. Nachdem ſie flugfähig
geworden, ſchwärmen ſie noch einige Zeit lang auf dem Feſtlande umher, werden währenddem von
ihren Eltern in ihrem Gewerbe unterrichtet und fliegen endlich mit dieſen auf das hohe Meer hinaus.
Jm zweiten Sommer ihres Lebens ſind ſie fortpflanzungsfähig.
Die Nordländer ſuchen auch die Eier der Raubmöven auf, um ſie zu verſpeiſen, wiſſen aber
ſonſt keinen Nutzen von dieſen Vögeln zu ziehen, ſondern betrachten ſie mit Recht als ſchädliche Thiere
und verfolgen ſie mit allen ihnen zu Gebote ſtehenden Mitteln. Die Jagd hat keine Schwierigkeit,
weil die Raubmöven ſich durch jede Falle oder jeden Köder herbeilocken laſſen oder vor den Menſchen
ebenſowenig Furcht zeigen als vor anderen Thieren.
Die Skua (Lestris catarractes), wohl die ausgezeichnetſte Art der Familie, übertrifft den
Kolkraben an Größe: ihre Länge beträgt 22, ihre Breite 54, die Fittiglänge 16½, die Schwanzlänge
6½ Zoll. Das Gefieder iſt auf graubraunem, unten lichteren Grunde röthlich und blaßgrau längs
geſtreift, ein Flecken an der Wurzel der dunkleren Schwingen weiß, das Auge rothbraun, der Schnabel
an der Wurzel bleigrau, an der Spitze ſchwarz, der Fuß ſchwarzgrau. Die jungen Vögel unter-
ſcheiden ſich nicht in der Färbung.
Als die Heimat der Skua wird der zwiſchen dem 60. und 70. Grade nördlicher Breite liegende
Gürtel angeſehen; doch hat man ſie auch in den Meeren des ſüdlichen gemäßigten Gürtels beobachtet.
Jn Europa bewohnt ſie die Faröer, die Shetlandsinſeln, Orkaden, Hebriden und Jsland, vonhier-
aus im Winter bis an die engliſche, deutſche, holländiſche und franzöſiſche Küſte herabſtreichend. Die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 880. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/932>, abgerufen am 23.11.2024.
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