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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Späher. Klettervögel. Grünspechte.
Wangen beim Männchen roth, beim Weibchen schwarz; die Schwingen sind auf mattbraunschwarzem
Grunde durch gelbliche oder bräunlichweiße Querflecken, die Steuerfedern auf grüngrauem Grunde
durch schwärzliche Streifen gebändert. Bei den Jungen ist die Oberseite graugrün und weißlich
gefleckt, die Unterseite weißgrau und schwärzlich gefleckt. Das Auge ist bei den Alten bläulichweiß,
bei den Jungen dunkelgrau; der Schnabel ist schmuzigbleigrau, an der Spitze schwärzlich, der Fuß
grünlich bleigrau. Die Länge beträgt 12, die Breite 20, die Fittiglänge 7, die Schwanzlänge
41/2 Zoll.

Europa und ein großer Theil Nordwestasiens beherbergt den Grünspecht; möglicherweise kommt
er auch in den Atlasländern vor. Jn Egypten fehlt er, obgleich mein Vater, Naumann, Gloger

[Abbildung] Der Grün- oder Grasspecht (Geeinus viridis). 1/2 der nat. Größe.
und Andere das Gegentheil behaupten. Nach Norden hin verbreitet er sich bis Lappland. Er ist in
manchen Gegenden Deutschlands ein allbekannter Vogel, während er in anderen nicht oder höchstens
gelegentlich seiner winterlichen Streifereien angetroffen wird. Diese Streifzüge beginnen, sobald die
Jungen selbständig geworden sind und enden erst im nächsten Frühjahre, wenn die Brutzeit herannaht;
sie werden aber weder mit einer bestimmten Regelmäßigkeit, noch auf gewisse Strecken ausgedehnt: in
manchen Wintern streicht der Vogel gar nicht, in anderen fliegt er ziemlich weit im Lande umher.

Man kann nicht sagen, daß der Grünspecht ein Waldvogel ist. Jm reinen Nadelwald ist er
sehr selten, im Laubwald trifft man ihn häufiger an; am liebsten aber bewohnt er Gegenden, in denen
Baumpflanzungen mit freien Strecken abwechseln. Während der Brutzeit hält er sich in der Nähe
seiner Nesthöhle auf; im Winter durchstreift er, auch wenn er nicht die Gegend verläßt, ein größeres

Die Späher. Klettervögel. Grünſpechte.
Wangen beim Männchen roth, beim Weibchen ſchwarz; die Schwingen ſind auf mattbraunſchwarzem
Grunde durch gelbliche oder bräunlichweiße Querflecken, die Steuerfedern auf grüngrauem Grunde
durch ſchwärzliche Streifen gebändert. Bei den Jungen iſt die Oberſeite graugrün und weißlich
gefleckt, die Unterſeite weißgrau und ſchwärzlich gefleckt. Das Auge iſt bei den Alten bläulichweiß,
bei den Jungen dunkelgrau; der Schnabel iſt ſchmuzigbleigrau, an der Spitze ſchwärzlich, der Fuß
grünlich bleigrau. Die Länge beträgt 12, die Breite 20, die Fittiglänge 7, die Schwanzlänge
4½ Zoll.

Europa und ein großer Theil Nordweſtaſiens beherbergt den Grünſpecht; möglicherweiſe kommt
er auch in den Atlasländern vor. Jn Egypten fehlt er, obgleich mein Vater, Naumann, Gloger

[Abbildung] Der Grün- oder Grasſpecht (Geeinus viridis). ½ der nat. Größe.
und Andere das Gegentheil behaupten. Nach Norden hin verbreitet er ſich bis Lappland. Er iſt in
manchen Gegenden Deutſchlands ein allbekannter Vogel, während er in anderen nicht oder höchſtens
gelegentlich ſeiner winterlichen Streifereien angetroffen wird. Dieſe Streifzüge beginnen, ſobald die
Jungen ſelbſtändig geworden ſind und enden erſt im nächſten Frühjahre, wenn die Brutzeit herannaht;
ſie werden aber weder mit einer beſtimmten Regelmäßigkeit, noch auf gewiſſe Strecken ausgedehnt: in
manchen Wintern ſtreicht der Vogel gar nicht, in anderen fliegt er ziemlich weit im Lande umher.

Man kann nicht ſagen, daß der Grünſpecht ein Waldvogel iſt. Jm reinen Nadelwald iſt er
ſehr ſelten, im Laubwald trifft man ihn häufiger an; am liebſten aber bewohnt er Gegenden, in denen
Baumpflanzungen mit freien Strecken abwechſeln. Während der Brutzeit hält er ſich in der Nähe
ſeiner Neſthöhle auf; im Winter durchſtreift er, auch wenn er nicht die Gegend verläßt, ein größeres

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[78/0092] Die Späher. Klettervögel. Grünſpechte. Wangen beim Männchen roth, beim Weibchen ſchwarz; die Schwingen ſind auf mattbraunſchwarzem Grunde durch gelbliche oder bräunlichweiße Querflecken, die Steuerfedern auf grüngrauem Grunde durch ſchwärzliche Streifen gebändert. Bei den Jungen iſt die Oberſeite graugrün und weißlich gefleckt, die Unterſeite weißgrau und ſchwärzlich gefleckt. Das Auge iſt bei den Alten bläulichweiß, bei den Jungen dunkelgrau; der Schnabel iſt ſchmuzigbleigrau, an der Spitze ſchwärzlich, der Fuß grünlich bleigrau. Die Länge beträgt 12, die Breite 20, die Fittiglänge 7, die Schwanzlänge 4½ Zoll. Europa und ein großer Theil Nordweſtaſiens beherbergt den Grünſpecht; möglicherweiſe kommt er auch in den Atlasländern vor. Jn Egypten fehlt er, obgleich mein Vater, Naumann, Gloger [Abbildung Der Grün- oder Grasſpecht (Geeinus viridis). ½ der nat. Größe.] und Andere das Gegentheil behaupten. Nach Norden hin verbreitet er ſich bis Lappland. Er iſt in manchen Gegenden Deutſchlands ein allbekannter Vogel, während er in anderen nicht oder höchſtens gelegentlich ſeiner winterlichen Streifereien angetroffen wird. Dieſe Streifzüge beginnen, ſobald die Jungen ſelbſtändig geworden ſind und enden erſt im nächſten Frühjahre, wenn die Brutzeit herannaht; ſie werden aber weder mit einer beſtimmten Regelmäßigkeit, noch auf gewiſſe Strecken ausgedehnt: in manchen Wintern ſtreicht der Vogel gar nicht, in anderen fliegt er ziemlich weit im Lande umher. Man kann nicht ſagen, daß der Grünſpecht ein Waldvogel iſt. Jm reinen Nadelwald iſt er ſehr ſelten, im Laubwald trifft man ihn häufiger an; am liebſten aber bewohnt er Gegenden, in denen Baumpflanzungen mit freien Strecken abwechſeln. Während der Brutzeit hält er ſich in der Nähe ſeiner Neſthöhle auf; im Winter durchſtreift er, auch wenn er nicht die Gegend verläßt, ein größeres

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/92>, abgerufen am 24.11.2024.