Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schwimmer. Zahnschnäbler. Schwimmenten.
Brust weiß braun gefleckt, auf dem Bauche reinweiß; ein breiter, weißer Ring umgibt das Auge und
setzt sich nach hinten in einen Streifen fort, welcher sich bis in die Ohrgegend zieht.

Von Neuschottland an nach Süden hin lebt die Brautente überall in den Vereinigten Staaten,
an günstigen Stellen in großer Anzahl, und während ihres Zuges besucht sie regelmäßig Mittel-
amerika und Westindien. Jn den mittleren Staaten findet man sie auch im Winter; denn sie
wandert nur aus denjenigen Gegenden weg, deren Winterstrenge sie vertreibt und bleibt da, wo sie
offenes Wasser findet, wohnen. Mehrere Male hat man sie auch in Europa erlegt, in Großbritannien,
wie in Frankreich oder Deutschland; wahrscheinlich aber waren die in Frage kommenden Stücke keine

[Abbildung] Die Brautente (Aix sponsa). 1/4 der nat. Größe.
Jrrlinge, welche von Amerika herüber verschlagen wurden, sondern entstammten den Thiergärten
Englands oder Hollands. Dem ungeachtet will ich ihr europäisches Bürgerrecht nicht bestreiten; denn
wenn irgend ein fremdländisches Mitglied ihrer Familie sich zur Einbürgerung bei uns eignet, so ist
es diese Art.

Mit der schönen Gestalt und dem prachtvollen Kleide der Brautente steht ihr anmuthiges Betragen
im Einklange. Sie vereinigt alle Eigenschaften in sich, welche einem Schwimmvogel unsere wohlwollende
Zuneigung erwerben kann. Jn ihren Bewegungen ähnelt sie der Kriech- oder Knäkente, übertrifft
diese aber noch dadurch, daß sie regelmäßig bäumt. Jhr Gang ist, trotz der weit nach hinten stehenden
Füße, rasch, mindestens ebenso gewandt wie der unserer Wildente, bezeichnend wegen eines beständigen

Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Schwimmenten.
Bruſt weiß braun gefleckt, auf dem Bauche reinweiß; ein breiter, weißer Ring umgibt das Auge und
ſetzt ſich nach hinten in einen Streifen fort, welcher ſich bis in die Ohrgegend zieht.

Von Neuſchottland an nach Süden hin lebt die Brautente überall in den Vereinigten Staaten,
an günſtigen Stellen in großer Anzahl, und während ihres Zuges beſucht ſie regelmäßig Mittel-
amerika und Weſtindien. Jn den mittleren Staaten findet man ſie auch im Winter; denn ſie
wandert nur aus denjenigen Gegenden weg, deren Winterſtrenge ſie vertreibt und bleibt da, wo ſie
offenes Waſſer findet, wohnen. Mehrere Male hat man ſie auch in Europa erlegt, in Großbritannien,
wie in Frankreich oder Deutſchland; wahrſcheinlich aber waren die in Frage kommenden Stücke keine

[Abbildung] Die Brautente (Aix sponsa). ¼ der nat. Größe.
Jrrlinge, welche von Amerika herüber verſchlagen wurden, ſondern entſtammten den Thiergärten
Englands oder Hollands. Dem ungeachtet will ich ihr europäiſches Bürgerrecht nicht beſtreiten; denn
wenn irgend ein fremdländiſches Mitglied ihrer Familie ſich zur Einbürgerung bei uns eignet, ſo iſt
es dieſe Art.

Mit der ſchönen Geſtalt und dem prachtvollen Kleide der Brautente ſteht ihr anmuthiges Betragen
im Einklange. Sie vereinigt alle Eigenſchaften in ſich, welche einem Schwimmvogel unſere wohlwollende
Zuneigung erwerben kann. Jn ihren Bewegungen ähnelt ſie der Kriech- oder Knäkente, übertrifft
dieſe aber noch dadurch, daß ſie regelmäßig bäumt. Jhr Gang iſt, trotz der weit nach hinten ſtehenden
Füße, raſch, mindeſtens ebenſo gewandt wie der unſerer Wildente, bezeichnend wegen eines beſtändigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0876" n="826"/><fw place="top" type="header">Die Schwimmer. Zahn&#x017F;chnäbler. Schwimmenten.</fw><lb/>
Bru&#x017F;t weiß braun gefleckt, auf dem Bauche reinweiß; ein breiter, weißer Ring umgibt das Auge und<lb/>
&#x017F;etzt &#x017F;ich nach hinten in einen Streifen fort, welcher &#x017F;ich bis in die Ohrgegend zieht.</p><lb/>
          <p>Von Neu&#x017F;chottland an nach Süden hin lebt die Brautente überall in den Vereinigten Staaten,<lb/>
an gün&#x017F;tigen Stellen in großer Anzahl, und während ihres Zuges be&#x017F;ucht &#x017F;ie regelmäßig Mittel-<lb/>
amerika und We&#x017F;tindien. Jn den mittleren Staaten findet man &#x017F;ie auch im Winter; denn &#x017F;ie<lb/>
wandert nur aus denjenigen Gegenden weg, deren Winter&#x017F;trenge &#x017F;ie vertreibt und bleibt da, wo &#x017F;ie<lb/>
offenes Wa&#x017F;&#x017F;er findet, wohnen. Mehrere Male hat man &#x017F;ie auch in Europa erlegt, in Großbritannien,<lb/>
wie in Frankreich oder Deut&#x017F;chland; wahr&#x017F;cheinlich aber waren die in Frage kommenden Stücke keine<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Brautente</hi><hi rendition="#aq">(Aix sponsa).</hi> ¼ der nat. Größe.</hi></head></figure><lb/>
Jrrlinge, welche von Amerika herüber ver&#x017F;chlagen wurden, &#x017F;ondern ent&#x017F;tammten den Thiergärten<lb/>
Englands oder Hollands. Dem ungeachtet will ich ihr europäi&#x017F;ches Bürgerrecht nicht be&#x017F;treiten; denn<lb/>
wenn irgend ein fremdländi&#x017F;ches Mitglied ihrer Familie &#x017F;ich zur Einbürgerung bei uns eignet, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
es die&#x017F;e Art.</p><lb/>
          <p>Mit der &#x017F;chönen Ge&#x017F;talt und dem prachtvollen Kleide der Brautente &#x017F;teht ihr anmuthiges Betragen<lb/>
im Einklange. Sie vereinigt alle Eigen&#x017F;chaften in &#x017F;ich, welche einem Schwimmvogel un&#x017F;ere wohlwollende<lb/>
Zuneigung erwerben kann. Jn ihren Bewegungen ähnelt &#x017F;ie der Kriech- oder Knäkente, übertrifft<lb/>
die&#x017F;e aber noch dadurch, daß &#x017F;ie regelmäßig bäumt. Jhr Gang i&#x017F;t, trotz der weit nach hinten &#x017F;tehenden<lb/>
Füße, ra&#x017F;ch, minde&#x017F;tens eben&#x017F;o gewandt wie der un&#x017F;erer Wildente, bezeichnend wegen eines be&#x017F;tändigen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[826/0876] Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Schwimmenten. Bruſt weiß braun gefleckt, auf dem Bauche reinweiß; ein breiter, weißer Ring umgibt das Auge und ſetzt ſich nach hinten in einen Streifen fort, welcher ſich bis in die Ohrgegend zieht. Von Neuſchottland an nach Süden hin lebt die Brautente überall in den Vereinigten Staaten, an günſtigen Stellen in großer Anzahl, und während ihres Zuges beſucht ſie regelmäßig Mittel- amerika und Weſtindien. Jn den mittleren Staaten findet man ſie auch im Winter; denn ſie wandert nur aus denjenigen Gegenden weg, deren Winterſtrenge ſie vertreibt und bleibt da, wo ſie offenes Waſſer findet, wohnen. Mehrere Male hat man ſie auch in Europa erlegt, in Großbritannien, wie in Frankreich oder Deutſchland; wahrſcheinlich aber waren die in Frage kommenden Stücke keine [Abbildung Die Brautente (Aix sponsa). ¼ der nat. Größe.] Jrrlinge, welche von Amerika herüber verſchlagen wurden, ſondern entſtammten den Thiergärten Englands oder Hollands. Dem ungeachtet will ich ihr europäiſches Bürgerrecht nicht beſtreiten; denn wenn irgend ein fremdländiſches Mitglied ihrer Familie ſich zur Einbürgerung bei uns eignet, ſo iſt es dieſe Art. Mit der ſchönen Geſtalt und dem prachtvollen Kleide der Brautente ſteht ihr anmuthiges Betragen im Einklange. Sie vereinigt alle Eigenſchaften in ſich, welche einem Schwimmvogel unſere wohlwollende Zuneigung erwerben kann. Jn ihren Bewegungen ähnelt ſie der Kriech- oder Knäkente, übertrifft dieſe aber noch dadurch, daß ſie regelmäßig bäumt. Jhr Gang iſt, trotz der weit nach hinten ſtehenden Füße, raſch, mindeſtens ebenſo gewandt wie der unſerer Wildente, bezeichnend wegen eines beſtändigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/876
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/876>, abgerufen am 06.06.2024.