an Gefangenen gemacht haben, vollständig überein. Blos die Pfeifente noch weidet soviel wie die Rostente, welche verkümmert, wenn man ihr Pflanzenstoffe gänzlich entzieht und ihr nur Körner- und Fischfutter reicht. Letzteres verschmäht sie allerdings nicht, stürzt sich aber nie mit der an Enten sonst bemerklichen Hast auf dasselbe.
Bis gegen die Brutzeit hin lebt die Fuchsente mit anderen ihrer Art oder mit Schwimmvögeln, welche zufällig in ihre Nähe kommen, in Frieden; der Fortpflanzungstrieb aber erregt die Männchen in hohem Grade und weckt insbesondere ihre Rauf- und Kampflust. Eiligen Schrittes stürzen sie sich auf jedes andere Entenmännchen, welches sich naht, nicht selten auch auf fremdartige Enten- weibchen, beugen den Kopf tief zur Erde herab, öffnen die Flügel ein wenig und versuchen, den Störenfried am Halse zu packen und wegzudrängen. Dann kehren sie unter lautem Geschrei zum Weibchen zurück, umgehen dasselbe mit vielfachem Kopfnicken und werden von ihm lebhaft begrüßt und beglückwünscht. Die Ehe wird bereits in den ersten Tagen des Frühlings, während des Frei- lebens also gewiß in der Winterherberge geschlossen und scheint treuer als von anderen Entenvögeln gehalten zu werden, da man, wenigstens in der Gefangenschaft, die beiden Gatten eines Paares, welche sich finden, fortwährend zusammen sieht und beobachtet, daß sie sich gegenseitig mit Zärtlich- keiten überhäufen. Ende Aprils, gewöhnlich erst im Mai, beginnt das Paar, sich um geeignete Nist- plätze zu bemühen. Die Fuchsente brütet nur in Höhlen und muß deshalb oft lange suchen, bevor sie einen passenden Nistplatz findet, sich auch bequemen, mit sehr fremdartigen Vögeln Gemeinschaft zu halten. Salvin fand in Nordwestafrika ein Nest in der Kluft einer senkrechten Felsenwand, welche außerdem von Milanen, Geiern und Raben zum Brutplatze benutzt wurde. Jn Sibirien soll sie verlassene Baue des Bobaks oder Steppenmurmelthieres bevorzugen, hier und da auch wohl in Baumhöhlungen brüten. Unter Umständen muß sie von dem eigentlichen Wohnorte aus, einer passenden Höhlung halber, meilenweit fliegen und sich selbst in die Wüste oder pflanzenlose Einöde begeben. Zärtlich und eifersüchtig soll das Männchen sein Weibchen stets begleiten und sich auch während des Brütens in dessen Nähe aufhalten. Das Nest selbst wird mit dürren Grasblättern hergerichtet und oben mit einem Kranze von Dunen ausgelegt. Ein Gelege zählt vier bis sechs rundliche, feinschalige, glänzende, reinweiße oder gelblichweiße Eier. Nachdem die Jungen ausgeschlüpft und trocken geworden sind, verlassen sie das Nest, indem sie einfach in die Tiefe hinabspringen, gleichviel, ob auf festen Boden oder auf die Wasserfläche. Jm ersteren Falle müssen sie oft einen meilenweiten Weg zurücklegen, bevor sie ans Wasser gelangen. Hier verleben sie ihre Jugendzeit in entsprechender Weise, geleitet und geführt von der sie zärtlich liebenden Mutter, möglicherweise von beiden Eltern. Anfänglich tragen sie ein von dem der meisten übrigen Entenküchlein sehr abweichendes, dem junger Brandenten aber ähnliches Dunenkleid, welches auf der Oberseite, mit Ausnahme eines weißen Stirn- fleckens, bräunlichgrau, auf der unteren aber schmuzigweiß aussieht und erst nach und nach in die dem Kleide der Mutter ähnliche erste Jugendtracht übergeht.
Als Naumann seine "Naturgeschichte der Vögel Deutschlands" schrieb, hatte man noch wenig Fuchsenten in Gefangenschaft gehalten und vielleicht bei diesen gefunden, daß sie sich schwer an den Verlust ihrer Freiheit gewöhnen konnten. Gegenwärtig urtheilen wir anders. Seit Begründung des Thiergartens zu Moskau gelangen alljährlich viele dieser prächtigen Geschöpfe lebend nach Deutsch- land und gegenwärtig sind sie wenigstens in unseren Thiergärten häufig. Sie gehören zu denjenigen Enten, welche in kürzester Zeit in ihrem Wärter den Pfleger erkennen, und gewinnen bald eine gewisse Zuneigung zu ihm, zeigen wenigstens keineswegs "eine natürliche Wildheit oder ein ungestümes Betragen", wie Naumann angibt. Jn den Thiergärten zu London, Antwerpen und Köln pflanzen sie sich regelmäßig fort und die daselbst gezüchteten Jungen sind ebenso zahm als alle übrigen wilden Enten auch. Vorsichtshalber lähmt man jetzt noch den einen Flügel; wahrscheinlich aber wird man sie nach und nach, oder doch ihre zu erwartenden Nachkommen zu wirklichen Hausthieren machen können, ihnen wenigstens freiere Beweglichkeit gestatten dürfen, als sie solche gegenwärtig genießen.
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Enten.
an Gefangenen gemacht haben, vollſtändig überein. Blos die Pfeifente noch weidet ſoviel wie die Roſtente, welche verkümmert, wenn man ihr Pflanzenſtoffe gänzlich entzieht und ihr nur Körner- und Fiſchfutter reicht. Letzteres verſchmäht ſie allerdings nicht, ſtürzt ſich aber nie mit der an Enten ſonſt bemerklichen Haſt auf daſſelbe.
Bis gegen die Brutzeit hin lebt die Fuchsente mit anderen ihrer Art oder mit Schwimmvögeln, welche zufällig in ihre Nähe kommen, in Frieden; der Fortpflanzungstrieb aber erregt die Männchen in hohem Grade und weckt insbeſondere ihre Rauf- und Kampfluſt. Eiligen Schrittes ſtürzen ſie ſich auf jedes andere Entenmännchen, welches ſich naht, nicht ſelten auch auf fremdartige Enten- weibchen, beugen den Kopf tief zur Erde herab, öffnen die Flügel ein wenig und verſuchen, den Störenfried am Halſe zu packen und wegzudrängen. Dann kehren ſie unter lautem Geſchrei zum Weibchen zurück, umgehen daſſelbe mit vielfachem Kopfnicken und werden von ihm lebhaft begrüßt und beglückwünſcht. Die Ehe wird bereits in den erſten Tagen des Frühlings, während des Frei- lebens alſo gewiß in der Winterherberge geſchloſſen und ſcheint treuer als von anderen Entenvögeln gehalten zu werden, da man, wenigſtens in der Gefangenſchaft, die beiden Gatten eines Paares, welche ſich finden, fortwährend zuſammen ſieht und beobachtet, daß ſie ſich gegenſeitig mit Zärtlich- keiten überhäufen. Ende Aprils, gewöhnlich erſt im Mai, beginnt das Paar, ſich um geeignete Niſt- plätze zu bemühen. Die Fuchsente brütet nur in Höhlen und muß deshalb oft lange ſuchen, bevor ſie einen paſſenden Niſtplatz findet, ſich auch bequemen, mit ſehr fremdartigen Vögeln Gemeinſchaft zu halten. Salvin fand in Nordweſtafrika ein Neſt in der Kluft einer ſenkrechten Felſenwand, welche außerdem von Milanen, Geiern und Raben zum Brutplatze benutzt wurde. Jn Sibirien ſoll ſie verlaſſene Baue des Bobaks oder Steppenmurmelthieres bevorzugen, hier und da auch wohl in Baumhöhlungen brüten. Unter Umſtänden muß ſie von dem eigentlichen Wohnorte aus, einer paſſenden Höhlung halber, meilenweit fliegen und ſich ſelbſt in die Wüſte oder pflanzenloſe Einöde begeben. Zärtlich und eiferſüchtig ſoll das Männchen ſein Weibchen ſtets begleiten und ſich auch während des Brütens in deſſen Nähe aufhalten. Das Neſt ſelbſt wird mit dürren Grasblättern hergerichtet und oben mit einem Kranze von Dunen ausgelegt. Ein Gelege zählt vier bis ſechs rundliche, feinſchalige, glänzende, reinweiße oder gelblichweiße Eier. Nachdem die Jungen ausgeſchlüpft und trocken geworden ſind, verlaſſen ſie das Neſt, indem ſie einfach in die Tiefe hinabſpringen, gleichviel, ob auf feſten Boden oder auf die Waſſerfläche. Jm erſteren Falle müſſen ſie oft einen meilenweiten Weg zurücklegen, bevor ſie ans Waſſer gelangen. Hier verleben ſie ihre Jugendzeit in entſprechender Weiſe, geleitet und geführt von der ſie zärtlich liebenden Mutter, möglicherweiſe von beiden Eltern. Anfänglich tragen ſie ein von dem der meiſten übrigen Entenküchlein ſehr abweichendes, dem junger Brandenten aber ähnliches Dunenkleid, welches auf der Oberſeite, mit Ausnahme eines weißen Stirn- fleckens, bräunlichgrau, auf der unteren aber ſchmuzigweiß ausſieht und erſt nach und nach in die dem Kleide der Mutter ähnliche erſte Jugendtracht übergeht.
Als Naumann ſeine „Naturgeſchichte der Vögel Deutſchlands“ ſchrieb, hatte man noch wenig Fuchsenten in Gefangenſchaft gehalten und vielleicht bei dieſen gefunden, daß ſie ſich ſchwer an den Verluſt ihrer Freiheit gewöhnen konnten. Gegenwärtig urtheilen wir anders. Seit Begründung des Thiergartens zu Moskau gelangen alljährlich viele dieſer prächtigen Geſchöpfe lebend nach Deutſch- land und gegenwärtig ſind ſie wenigſtens in unſeren Thiergärten häufig. Sie gehören zu denjenigen Enten, welche in kürzeſter Zeit in ihrem Wärter den Pfleger erkennen, und gewinnen bald eine gewiſſe Zuneigung zu ihm, zeigen wenigſtens keineswegs „eine natürliche Wildheit oder ein ungeſtümes Betragen“, wie Naumann angibt. Jn den Thiergärten zu London, Antwerpen und Köln pflanzen ſie ſich regelmäßig fort und die daſelbſt gezüchteten Jungen ſind ebenſo zahm als alle übrigen wilden Enten auch. Vorſichtshalber lähmt man jetzt noch den einen Flügel; wahrſcheinlich aber wird man ſie nach und nach, oder doch ihre zu erwartenden Nachkommen zu wirklichen Hausthieren machen können, ihnen wenigſtens freiere Beweglichkeit geſtatten dürfen, als ſie ſolche gegenwärtig genießen.
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[814/0864]
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Enten.
an Gefangenen gemacht haben, vollſtändig überein. Blos die Pfeifente noch weidet ſoviel wie die
Roſtente, welche verkümmert, wenn man ihr Pflanzenſtoffe gänzlich entzieht und ihr nur Körner-
und Fiſchfutter reicht. Letzteres verſchmäht ſie allerdings nicht, ſtürzt ſich aber nie mit der an Enten
ſonſt bemerklichen Haſt auf daſſelbe.
Bis gegen die Brutzeit hin lebt die Fuchsente mit anderen ihrer Art oder mit Schwimmvögeln,
welche zufällig in ihre Nähe kommen, in Frieden; der Fortpflanzungstrieb aber erregt die Männchen
in hohem Grade und weckt insbeſondere ihre Rauf- und Kampfluſt. Eiligen Schrittes ſtürzen ſie
ſich auf jedes andere Entenmännchen, welches ſich naht, nicht ſelten auch auf fremdartige Enten-
weibchen, beugen den Kopf tief zur Erde herab, öffnen die Flügel ein wenig und verſuchen, den
Störenfried am Halſe zu packen und wegzudrängen. Dann kehren ſie unter lautem Geſchrei zum
Weibchen zurück, umgehen daſſelbe mit vielfachem Kopfnicken und werden von ihm lebhaft begrüßt
und beglückwünſcht. Die Ehe wird bereits in den erſten Tagen des Frühlings, während des Frei-
lebens alſo gewiß in der Winterherberge geſchloſſen und ſcheint treuer als von anderen Entenvögeln
gehalten zu werden, da man, wenigſtens in der Gefangenſchaft, die beiden Gatten eines Paares,
welche ſich finden, fortwährend zuſammen ſieht und beobachtet, daß ſie ſich gegenſeitig mit Zärtlich-
keiten überhäufen. Ende Aprils, gewöhnlich erſt im Mai, beginnt das Paar, ſich um geeignete Niſt-
plätze zu bemühen. Die Fuchsente brütet nur in Höhlen und muß deshalb oft lange ſuchen, bevor
ſie einen paſſenden Niſtplatz findet, ſich auch bequemen, mit ſehr fremdartigen Vögeln Gemeinſchaft
zu halten. Salvin fand in Nordweſtafrika ein Neſt in der Kluft einer ſenkrechten Felſenwand,
welche außerdem von Milanen, Geiern und Raben zum Brutplatze benutzt wurde. Jn Sibirien
ſoll ſie verlaſſene Baue des Bobaks oder Steppenmurmelthieres bevorzugen, hier und da auch wohl
in Baumhöhlungen brüten. Unter Umſtänden muß ſie von dem eigentlichen Wohnorte aus, einer
paſſenden Höhlung halber, meilenweit fliegen und ſich ſelbſt in die Wüſte oder pflanzenloſe Einöde
begeben. Zärtlich und eiferſüchtig ſoll das Männchen ſein Weibchen ſtets begleiten und ſich auch
während des Brütens in deſſen Nähe aufhalten. Das Neſt ſelbſt wird mit dürren Grasblättern
hergerichtet und oben mit einem Kranze von Dunen ausgelegt. Ein Gelege zählt vier bis ſechs rundliche,
feinſchalige, glänzende, reinweiße oder gelblichweiße Eier. Nachdem die Jungen ausgeſchlüpft und
trocken geworden ſind, verlaſſen ſie das Neſt, indem ſie einfach in die Tiefe hinabſpringen, gleichviel,
ob auf feſten Boden oder auf die Waſſerfläche. Jm erſteren Falle müſſen ſie oft einen meilenweiten
Weg zurücklegen, bevor ſie ans Waſſer gelangen. Hier verleben ſie ihre Jugendzeit in entſprechender
Weiſe, geleitet und geführt von der ſie zärtlich liebenden Mutter, möglicherweiſe von beiden Eltern.
Anfänglich tragen ſie ein von dem der meiſten übrigen Entenküchlein ſehr abweichendes, dem junger
Brandenten aber ähnliches Dunenkleid, welches auf der Oberſeite, mit Ausnahme eines weißen Stirn-
fleckens, bräunlichgrau, auf der unteren aber ſchmuzigweiß ausſieht und erſt nach und nach in die dem
Kleide der Mutter ähnliche erſte Jugendtracht übergeht.
Als Naumann ſeine „Naturgeſchichte der Vögel Deutſchlands“ ſchrieb, hatte man noch wenig
Fuchsenten in Gefangenſchaft gehalten und vielleicht bei dieſen gefunden, daß ſie ſich ſchwer an den
Verluſt ihrer Freiheit gewöhnen konnten. Gegenwärtig urtheilen wir anders. Seit Begründung
des Thiergartens zu Moskau gelangen alljährlich viele dieſer prächtigen Geſchöpfe lebend nach Deutſch-
land und gegenwärtig ſind ſie wenigſtens in unſeren Thiergärten häufig. Sie gehören zu denjenigen
Enten, welche in kürzeſter Zeit in ihrem Wärter den Pfleger erkennen, und gewinnen bald eine gewiſſe
Zuneigung zu ihm, zeigen wenigſtens keineswegs „eine natürliche Wildheit oder ein ungeſtümes
Betragen“, wie Naumann angibt. Jn den Thiergärten zu London, Antwerpen und Köln pflanzen
ſie ſich regelmäßig fort und die daſelbſt gezüchteten Jungen ſind ebenſo zahm als alle übrigen wilden
Enten auch. Vorſichtshalber lähmt man jetzt noch den einen Flügel; wahrſcheinlich aber wird man
ſie nach und nach, oder doch ihre zu erwartenden Nachkommen zu wirklichen Hausthieren machen
können, ihnen wenigſtens freiere Beweglichkeit geſtatten dürfen, als ſie ſolche gegenwärtig genießen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/864>, abgerufen am 23.11.2024.
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