Mutter ihre Brut ebenso sorgsam vor dem Männchen, wie die Eier, weil dessen übergroße Paarungs- lust die Jungen zuweilen gefährdet.
Jn allen größeren Raubvögeln haben die Enten gefährliche Feinde; denn vom Adler an bis zum Habicht- oder Sperberweibchen herab stellen alle schnellfliegenden Räuber dieser leckeren Beute nach. Die Brut wird bedroht von Füchsen, Mardern, Wieseln, Ratten, Raben, Krähen, Raubmöven und anderem Raubzeuge, oft auch durch unerwartetes Anschwellen der Gewässer oder andere Natur- ereignisse zerstört. Dazu tritt der Mensch allerorten als Feind der Entenvögel auf, schützt wenigstens nur einzelne Arten von ihnen. Jn bebauten Ländern nimmt die Anzahl dieser Vögel von Jahr zu Jahr mehr ab, weniger in Folge der Nachstellungen, als deshalb, weil die geeigneten Nahrungs- und Nistplätze mehr und mehr trocken gelegt werden. Aber auch diejenigen Arten, welche im höheren Norden brüten, da, wo der Mensch sie nicht verfolgt, verringern sich stetig, wie die Ergebnisse auf den sogenannten Entenfängen beweisen.
Die Jndier haben eine Sage, daß zwei Liebende in Enten verwandelt und verdammt worden wären, die Nacht fern von einander auf dem entgegengesetzten Flußufer zu verbringen, und daß sie nun die ganze Nacht durch einander beständig zurufen: "Tschackwa, soll ich kommen?" ""Nein, tschackwi"". "Tschackwi, soll ich nicht kommen?" ""Nein, tschackwa"". Die in Frage kommende Ente hat unzweifelhaft durch ihre schöne Gestalt und Färbung und die laute, wohlklingende Stimme Veranlassung gegeben zu dieser und anderen Sagen; denn sie gilt auch den Mongolen als heilig. Jn Jndien nennt man sie Braminenente, in Rußland Kassarka; wir bezeichnen sie mit den Namen Fuchs-, Rost-, Zimmt- oder Citronenente.
Nach den neueren Anschauungen vertritt die Fuchsente(Casarca rutila) eine besondere Sippe, als deren Merkmale die schlanke Gestalt, welche einigermaßen an die der Gänse erinnert, der mittel- lange Flügel und die eigenthümliche, bei beiden Geschlechtern fast gleichartige Färbung des Gefieders angesehen werden. Letzteres ist hochrostroth, die Wangengegend gelbweiß, der Hals rostgelb, ein schmales, jedoch nur im Hochzeitskleide bemerkliches Band am Unterhalse grünschwarz; die oberen und unteren Flügeldeckfedern sind weiß, die Spiegelfedern stahlgrün, die Bürzelgegend, die oberen Schwanzdeckfedern, die Schwingen und Steuerfedern glänzendschwarz. Das Weibchen unterscheidet sich durch geringere Größe, minder lebhafte Färbung und weißeres Gesicht von dem Männchen; auch fehlt ihm gewöhnlich das schwarze Halsband. Das Auge ist hellbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 24 bis 25, die Breite 44, die Fittiglänge 16, die Schwanzlänge 7 Zoll.
Mittelasien muß als der Mittelpunkt des Verbreitungskreises der Fuchsente bezeichnet werden. Nach Osten hin dehnt sich ihre Heimat bis zum oberen Amur, nach Westen hin bis Marokko. Gelegent- lich ihres Zuges besucht sie sehr regelmäßig Griechenland und Süditalien, ohne jedoch hier zu ver- weilen; denn sie nimmt erst in südlicheren Gegenden Herberge. Jn ganz Jndien ist sie wohl bekannt, da sie als Wintergast in allen Theilen der Halbinsel vorkommt; in Egypten gehört sie auf den Seen wenigstens nicht zu den Seltenheiten; in Tunis, Algier und Marokko soll sie in manchen Jahren ebenso häufig auftreten als in Jndien. Tiefer ins Jnnere Afrikas verbreitet sie sich jedoch nicht. Nach Norden und Nordwesten hin verfliegt sie sich zuweilen, und so gelangt sie denn auch nach Mittel- deutschland; doch gehört ihr Erscheinen hier immer zu den selteneren Ausnahmen. Sie wandert spät weg und erscheint schon zeitig im Frühjahre wieder in der Nähe der Brutplätze. Von der Mühle beobachtete sie im Monat März paarweise auf den Lagunen; Radde bemerkte, daß sie am Tarai- Nor am 13. März sich eingefunden hatte und am vierundzwanzigsten schon häufig war.
Es gibt viele Enten, deren Gefieder prächtiger und deren Zeichnung manchfaltiger ist als die der Fuchsente, wenige aber, welche sie an Anmuth des Wesens übertreffen. Nach meinem Geschmacke
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Enten.
Mutter ihre Brut ebenſo ſorgſam vor dem Männchen, wie die Eier, weil deſſen übergroße Paarungs- luſt die Jungen zuweilen gefährdet.
Jn allen größeren Raubvögeln haben die Enten gefährliche Feinde; denn vom Adler an bis zum Habicht- oder Sperberweibchen herab ſtellen alle ſchnellfliegenden Räuber dieſer leckeren Beute nach. Die Brut wird bedroht von Füchſen, Mardern, Wieſeln, Ratten, Raben, Krähen, Raubmöven und anderem Raubzeuge, oft auch durch unerwartetes Anſchwellen der Gewäſſer oder andere Natur- ereigniſſe zerſtört. Dazu tritt der Menſch allerorten als Feind der Entenvögel auf, ſchützt wenigſtens nur einzelne Arten von ihnen. Jn bebauten Ländern nimmt die Anzahl dieſer Vögel von Jahr zu Jahr mehr ab, weniger in Folge der Nachſtellungen, als deshalb, weil die geeigneten Nahrungs- und Niſtplätze mehr und mehr trocken gelegt werden. Aber auch diejenigen Arten, welche im höheren Norden brüten, da, wo der Menſch ſie nicht verfolgt, verringern ſich ſtetig, wie die Ergebniſſe auf den ſogenannten Entenfängen beweiſen.
Die Jndier haben eine Sage, daß zwei Liebende in Enten verwandelt und verdammt worden wären, die Nacht fern von einander auf dem entgegengeſetzten Flußufer zu verbringen, und daß ſie nun die ganze Nacht durch einander beſtändig zurufen: „Tſchackwa, ſoll ich kommen?“ „„Nein, tſchackwi““. „Tſchackwi, ſoll ich nicht kommen?“ „„Nein, tſchackwa““. Die in Frage kommende Ente hat unzweifelhaft durch ihre ſchöne Geſtalt und Färbung und die laute, wohlklingende Stimme Veranlaſſung gegeben zu dieſer und anderen Sagen; denn ſie gilt auch den Mongolen als heilig. Jn Jndien nennt man ſie Braminenente, in Rußland Kaſſarka; wir bezeichnen ſie mit den Namen Fuchs-, Roſt-, Zimmt- oder Citronenente.
Nach den neueren Anſchauungen vertritt die Fuchsente(Casarca rutila) eine beſondere Sippe, als deren Merkmale die ſchlanke Geſtalt, welche einigermaßen an die der Gänſe erinnert, der mittel- lange Flügel und die eigenthümliche, bei beiden Geſchlechtern faſt gleichartige Färbung des Gefieders angeſehen werden. Letzteres iſt hochroſtroth, die Wangengegend gelbweiß, der Hals roſtgelb, ein ſchmales, jedoch nur im Hochzeitskleide bemerkliches Band am Unterhalſe grünſchwarz; die oberen und unteren Flügeldeckfedern ſind weiß, die Spiegelfedern ſtahlgrün, die Bürzelgegend, die oberen Schwanzdeckfedern, die Schwingen und Steuerfedern glänzendſchwarz. Das Weibchen unterſcheidet ſich durch geringere Größe, minder lebhafte Färbung und weißeres Geſicht von dem Männchen; auch fehlt ihm gewöhnlich das ſchwarze Halsband. Das Auge iſt hellbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 24 bis 25, die Breite 44, die Fittiglänge 16, die Schwanzlänge 7 Zoll.
Mittelaſien muß als der Mittelpunkt des Verbreitungskreiſes der Fuchsente bezeichnet werden. Nach Oſten hin dehnt ſich ihre Heimat bis zum oberen Amur, nach Weſten hin bis Marokko. Gelegent- lich ihres Zuges beſucht ſie ſehr regelmäßig Griechenland und Süditalien, ohne jedoch hier zu ver- weilen; denn ſie nimmt erſt in ſüdlicheren Gegenden Herberge. Jn ganz Jndien iſt ſie wohl bekannt, da ſie als Wintergaſt in allen Theilen der Halbinſel vorkommt; in Egypten gehört ſie auf den Seen wenigſtens nicht zu den Seltenheiten; in Tunis, Algier und Marokko ſoll ſie in manchen Jahren ebenſo häufig auftreten als in Jndien. Tiefer ins Jnnere Afrikas verbreitet ſie ſich jedoch nicht. Nach Norden und Nordweſten hin verfliegt ſie ſich zuweilen, und ſo gelangt ſie denn auch nach Mittel- deutſchland; doch gehört ihr Erſcheinen hier immer zu den ſelteneren Ausnahmen. Sie wandert ſpät weg und erſcheint ſchon zeitig im Frühjahre wieder in der Nähe der Brutplätze. Von der Mühle beobachtete ſie im Monat März paarweiſe auf den Lagunen; Radde bemerkte, daß ſie am Tarai- Nor am 13. März ſich eingefunden hatte und am vierundzwanzigſten ſchon häufig war.
Es gibt viele Enten, deren Gefieder prächtiger und deren Zeichnung manchfaltiger iſt als die der Fuchsente, wenige aber, welche ſie an Anmuth des Weſens übertreffen. Nach meinem Geſchmacke
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Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Enten.
Mutter ihre Brut ebenſo ſorgſam vor dem Männchen, wie die Eier, weil deſſen übergroße Paarungs-
luſt die Jungen zuweilen gefährdet.
Jn allen größeren Raubvögeln haben die Enten gefährliche Feinde; denn vom Adler an bis zum
Habicht- oder Sperberweibchen herab ſtellen alle ſchnellfliegenden Räuber dieſer leckeren Beute nach.
Die Brut wird bedroht von Füchſen, Mardern, Wieſeln, Ratten, Raben, Krähen, Raubmöven und
anderem Raubzeuge, oft auch durch unerwartetes Anſchwellen der Gewäſſer oder andere Natur-
ereigniſſe zerſtört. Dazu tritt der Menſch allerorten als Feind der Entenvögel auf, ſchützt wenigſtens
nur einzelne Arten von ihnen. Jn bebauten Ländern nimmt die Anzahl dieſer Vögel von Jahr zu
Jahr mehr ab, weniger in Folge der Nachſtellungen, als deshalb, weil die geeigneten Nahrungs- und
Niſtplätze mehr und mehr trocken gelegt werden. Aber auch diejenigen Arten, welche im höheren
Norden brüten, da, wo der Menſch ſie nicht verfolgt, verringern ſich ſtetig, wie die Ergebniſſe auf den
ſogenannten Entenfängen beweiſen.
Die Jndier haben eine Sage, daß zwei Liebende in Enten verwandelt und verdammt worden
wären, die Nacht fern von einander auf dem entgegengeſetzten Flußufer zu verbringen, und daß ſie
nun die ganze Nacht durch einander beſtändig zurufen: „Tſchackwa, ſoll ich kommen?“ „„Nein,
tſchackwi““. „Tſchackwi, ſoll ich nicht kommen?“ „„Nein, tſchackwa““. Die in Frage kommende
Ente hat unzweifelhaft durch ihre ſchöne Geſtalt und Färbung und die laute, wohlklingende Stimme
Veranlaſſung gegeben zu dieſer und anderen Sagen; denn ſie gilt auch den Mongolen als heilig.
Jn Jndien nennt man ſie Braminenente, in Rußland Kaſſarka; wir bezeichnen ſie mit den Namen
Fuchs-, Roſt-, Zimmt- oder Citronenente.
Nach den neueren Anſchauungen vertritt die Fuchsente (Casarca rutila) eine beſondere Sippe,
als deren Merkmale die ſchlanke Geſtalt, welche einigermaßen an die der Gänſe erinnert, der mittel-
lange Flügel und die eigenthümliche, bei beiden Geſchlechtern faſt gleichartige Färbung des Gefieders
angeſehen werden. Letzteres iſt hochroſtroth, die Wangengegend gelbweiß, der Hals roſtgelb, ein
ſchmales, jedoch nur im Hochzeitskleide bemerkliches Band am Unterhalſe grünſchwarz; die oberen
und unteren Flügeldeckfedern ſind weiß, die Spiegelfedern ſtahlgrün, die Bürzelgegend, die oberen
Schwanzdeckfedern, die Schwingen und Steuerfedern glänzendſchwarz. Das Weibchen unterſcheidet
ſich durch geringere Größe, minder lebhafte Färbung und weißeres Geſicht von dem Männchen; auch
fehlt ihm gewöhnlich das ſchwarze Halsband. Das Auge iſt hellbraun, der Schnabel ſchwarz, der
Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 24 bis 25, die Breite 44, die Fittiglänge 16, die Schwanzlänge
7 Zoll.
Mittelaſien muß als der Mittelpunkt des Verbreitungskreiſes der Fuchsente bezeichnet werden.
Nach Oſten hin dehnt ſich ihre Heimat bis zum oberen Amur, nach Weſten hin bis Marokko. Gelegent-
lich ihres Zuges beſucht ſie ſehr regelmäßig Griechenland und Süditalien, ohne jedoch hier zu ver-
weilen; denn ſie nimmt erſt in ſüdlicheren Gegenden Herberge. Jn ganz Jndien iſt ſie wohl bekannt,
da ſie als Wintergaſt in allen Theilen der Halbinſel vorkommt; in Egypten gehört ſie auf den Seen
wenigſtens nicht zu den Seltenheiten; in Tunis, Algier und Marokko ſoll ſie in manchen Jahren
ebenſo häufig auftreten als in Jndien. Tiefer ins Jnnere Afrikas verbreitet ſie ſich jedoch nicht. Nach
Norden und Nordweſten hin verfliegt ſie ſich zuweilen, und ſo gelangt ſie denn auch nach Mittel-
deutſchland; doch gehört ihr Erſcheinen hier immer zu den ſelteneren Ausnahmen. Sie wandert ſpät
weg und erſcheint ſchon zeitig im Frühjahre wieder in der Nähe der Brutplätze. Von der Mühle
beobachtete ſie im Monat März paarweiſe auf den Lagunen; Radde bemerkte, daß ſie am Tarai-
Nor am 13. März ſich eingefunden hatte und am vierundzwanzigſten ſchon häufig war.
Es gibt viele Enten, deren Gefieder prächtiger und deren Zeichnung manchfaltiger iſt als die
der Fuchsente, wenige aber, welche ſie an Anmuth des Weſens übertreffen. Nach meinem Geſchmacke
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/862>, abgerufen am 23.11.2024.
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